Dämon III. Alfred Broi. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Broi
Издательство: Bookwire
Серия: Dämon
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742795526
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brachte sie zurück in die Wirklichkeit. „Natürlich!“ erwiderte sie und machte noch einen Schritt in die Höhe, dann drückte sie gegen den Schachtdeckel. Peter hatte Recht, sie konnte ihn ohne große Mühen beiseiteschieben. Schnell kletterte sie ganz hinauf. Sofort danach ging sie in die Hocke und drehte sich einmal um ihre eigene Achse, während sie die nähere Umgebung mit der Taschenlampe ausleuchtete. Wie Peter gesagt hatte, befanden sie sich innerhalb eines Gebäudes. Sie erkannte schmutzige Wände, einige große Kisten, einen Deckenkran, dessen Haken weniger als zwei Meter neben ihr hing und ein paar Regale an einer der Wände.

      Plötzlich erschrak sie, als sie eine Hand auf ihrem Knöchel spürte, doch als sie sich blitzschnell herumdrehte, erkannte sie Francesca, die einige Mühe hatte, aus dem Schacht herauszuklettern. Talea half ihr und zog sie zu sich.

      Die Alte musste kurz durch schnaufen, bevor sie nickte. „Okay!“

      Talea hatte währenddessen weiter die Umgebung sondiert. Sie nickte der Alten jetzt ebenfalls zu. „Dann hier entlang!“

      *

      Peter spürte, wie sein Puls mit jedem weiteren Schritt immer schneller wurde und wie sein Blut in seinen Ohren rauschte.

      Nachdem er die erste Biegung auf dem Rückweg hinter sich gebracht hatte, wobei ihm in der Sekunde, da er um die Ecke zuckte, vor Nervosität fast das Herz stehen geblieben wäre, hörte er wieder ein Geräusch.

      Es kam jedoch nicht aus der Richtung, aus der es vermutet hätte, sondern aus einem Gang auf der linken Seite. Weniger bedrohlich wirkte es deshalb aber nicht.

      Peter beschloss dem Geräusch nachzugehen. Der Kanal, den er jetzt betrat, war etwas kleiner und daher enger, als der erste. Er musste noch geduckter gehen und fühlte sich sogleich unangenehm eingeengt. Seine Nervosität stieg erneut. Natürlich hatte er in seinem Leben schon so manches Gefecht bestritten und eigentlich galt er als ruhiger, besonnener, nervenstarker und ziemlich eiskalter Mensch, doch einem solchen Gegner, wie diesen furchtbaren Kreaturen aus der Finsternis, hatte er noch nie zuvor gegenübergestanden und die eigentlich weniger als gar nicht vorhandenen Aussichten, diese Bestien zu besiegen, geschweige denn zu töten oder überhaupt auch nur aufzuhalten, hinterließen deutliche Spuren auf seinem Nervenkostüm.

      Doch Peter wusste um seine Verantwortung. Nicht nur um die, die ihm Mister Arisagi vor drei Monaten hatte klarzumachen versucht – damals hatte er eingewilligt, weil er es einfach für einen riskanten, aber dennoch interessanten Job gehalten hatte, für den er letztlich ja auch eingestellt und vor allem hervorragend ausgebildet war – sondern weit mehr noch um die, die er jetzt tief in seinem Herzen und seiner Seele für die Menschen empfand, die mit ihm gegen diese gewaltigen Windmühlen kämpften, weil er erkannt hatte, welch aufrechte, mutige und selbstlose Charaktere sie waren, die jede Hilfe verdient hatten, die er ihnen geben konnte.

      Und deshalb zögerte er jetzt nicht, sondern spürte, wie ihn wieder diese Ruhe befiel, die ihn stets ausfüllte, wenn es wirklich hart auf hart kam und ihm bisher immer den entscheidenden Vorteil gegenüber seinen Gegnern verschafft hatte.

      Wieder vernahm er ein Geräusch. Erst ein Kratzen, als wenn etwas Scharfes über den Betonstein der Tunnelwände schabte, dann ein tiefes Brummen. Und es war nicht mehr weit entfernt. Irgendwo direkt hinter der nächsten Biegung, die keine drei Meter mehr vor ihm lag. Deutlicher Verwesungsgeruch stieg ihm in die Nase, ebenso der von frischem Blut. Peter umfasste seine MP fester, drückte sich gegen die linke Tunnelwand und schob sich langsam und geräuschlos bis zur Ecke vor. Wieder hörte er ein Schaben, dann ein Brummen, gefolgt von einer Art Hecheln. Damit gab es für Peter keinen Zweifel mehr, was ihn erwarten würde. Er befand sich jetzt direkt neben der Tunnelecke. Blitzschnell zuckte sein Kopf für den Bruchteil einer Sekunde herum, bevor er sich wieder fest an die Tunnelwand presste. Er hatte kaum etwas erkennen können. Etwas Dunkles, das offensichtlich am Boden lag, einen größeren Körper, der sich direkt dahinter befand. Vielleicht… Ebenso gut konnte aber auch nichts davon wirklich dort sein. Deshalb hatte er nur eine Wahl. Er schloss die Augen, atmete einmal tief durch, dann öffnete er seine Augen wieder, spannte seine Muskeln an und wirbelte in einer fließenden, kontrollierten Bewegung in den Gang hinein. Sein Finger am Abzug zuckte bereits, als er plötzlich erstarrte. Ja, da war ein Körper am Boden. Auch gab es frisches Blut, das aus einer großen, tiefen und sicherlich tödlichen Wunde zu Boden rann und feucht schimmerte. Offensichtlich hatte das Untier bereits ein weiteres Opfer gefunden, wenngleich Peter im ersten Moment nicht zu sagen vermochte, was es war. Doch die Bestie selbst, die er hinter dem toten Körper zu sehen geglaubt hatte, war nicht mehr da. Für einen Sekundenbruchteil war Peter unschlüssig, da um ihn herum alles totenstill war, dann machte er einen Schritt nach vorn, um zu sehen, was dort am Boden lag. Als er direkt davor hockte, erkannte er, dass der Körper von Fell bedeckt war und er war irgendwie froh, dass es kein Mensch war. Vorsichtig streckte er seine linke Hand aus.

      Im selben Moment war ein tiefes Knurren zu hören und ein Schatten zuckte aus der Finsternis direkt auf ihn zu. Peter erschrak zutiefst und schrie auf, doch wurde sein Schrei bereits von dem lauten Brüllen übertönt, dass den Tunnel komplett einnahm.

      *

      Talea fuhr förmlich zusammen und erstarrte augenblicklich in ihrer Bewegung, als sie die unheimlichen Geräusche hörte, denn sie brauchte wahrlich nicht lange zu überlegen, wo sie herkamen. Es hörte sich an wie das Brüllen, das sie schon so gut kannte, wenngleich sie sich schon so oft gewünscht hatte, es niemals je vernommen zu haben. Außerdem glaubte sie einen menschlichen Schrei zu hören. Alles klang derart gespenstisch, dass ihr eine eiskalte Gänsehaut über den Rücken kroch. Sofort war ihr klar, dass sie Peter niemals hätte allein lassen dürfen. Instinktiv zuckte ihr Körper herum und sie machte einen Schritt in die entgegengesetzte Richtung.

      „Nein!“ Francesca, die direkt neben ihr stand und ebenfalls zusammengezuckt war, ergriff ihren linken Arm und hielt sie fest. Als Talea sich zu ihr umwandte, fügte sie hinzu. „Du darfst nicht zurück!“ Sie wartete, bis die junge Frau sie direkt ansah. „Es hätte jetzt auch keinen Sinn mehr!“

      Im ersten Moment schien es so, als wolle Talea der Alten an die Kehle springen. Francescas Blick war so hart und unerbittlich, dass sie fast hätte kotzen können. Doch als sie in die Augen ihrer Freundin blickte und dort den gleichen Schmerz angesichts der Geräusche und ihrer offensichtlichen Ursache erkennen konnte, wusste sie, dass Francesca jetzt nicht tat, was sie wollte, sondern das, was notwendig war.

      Talea nickte wortlos und Francesca löste ihren Griff. Stumm und traurig machten sie sich wieder auf den Weg.

      „Mann, bin ich voll!“ Horror stöhnte lustvoll auf und klopfte sich demonstrativ auf seinen gefüllten Bauch, den er absichtlich noch herausstreckte.

      „Du hast auch nicht gegessen, Alter…!“ erwiderte sein Bruder, während er sich ein kleines Cevapcici in den Mund stopfte. „...du hast gefressen!“

      „Ja…!“ bestätigte Heaven sofort. „…echt widerlich!“ Sie verzog ihre Mundwinkel.

      Horror grinste sie breit an. „Wer weiß schon, wann wir das nächste Mal sowas Gutes vorgesetzt bekommen?“ Er zuckte in den Schultern. „Dann lieber ein Schwein und satt, als ein Mensch mit einer verpassten Gelegenheit!“

      Darauf hatten die anderen offensichtlich nichts zu erwidern, denn sie lachten nur leise vor sich hin, weil Horror ja nicht einmal Unrecht hatte.

      „Essen macht müde!“ meinte Bim mit einem Gähnen. „Ich könnte jetzt ein Sofa oder sowas gebrauchen!“ Ein leises Zischen ertönte. Bims Blick zuckte nach links und schon im nächsten Moment war er sichtlich erstaunt, weil er dort, quasi aus dem Nichts erschienen, mehrere sehr bequem aussehende Sessel und Couchen aus weichem, dunklem Leder erkennen konnte.

      „Alter!“ rief Horror verblüfft aus. „Wie hast du das gemacht?“ Er schaute Bim mit großen Augen an, doch der konnte nur die Luft in die Wangen blasen und mit den Achseln zucken. Für Horror schien das Antwort genug, denn er grinste nur und machte sich sofort mit einem lustvollen Stöhnen auf dem nächstbesten Sessel