einem Esel geritten, das sich schon mehrmals als des
Schmiedes Schutzgeist bewiesen hatte. Dieses Männchen
herbergte bei dem Schmied und ließ den Esel beschlagen,
was jener gern tat, ohne Lohn zu heischen.
Darauf sagte das Männlein zu Peter, er solle drei
Wünsche tun, aber dabei das Beste nicht vergessen.
Da wünschte der Schmied, weil die Diebe ihm oft die
Birnen gestohlen, es solle keiner, der auf den Birnbaum
gestiegen, ohne seinen Willen wieder herunter
können – und weil er auch in der Stube öfters bestohlen
worden war, so wünschte er, es solle niemand
ohne seine Erlaubnis in die Stube kommen können, es
wäre denn durch das Schlüsselloch. Bei jedem dieser
törichten Wünsche warnte das Männlein: »Vergiß das
Beste nicht!« und da tat der Schmied den dritten
Wunsch, sagend: »Das Beste ist ein guter Schnaps, so
wünsche ich, daß diese Bulle niemals leer werde!« –
»Deine Wünsche sind gewährt«, sprach das Männchen,
strich noch über einige Stangen Eisen, die in der
Schmiede lagen, mit der Hand, setzte sich auf seinen
Esel und ritt von dannen. Das Eisen war in blankes
Silber verwandelt. Der vorher arm gewordene
Schmied war wieder reich und lebte fort und fort bei
gutem Wohlsein, denn die nie versiegenden Magentropfen
in der Bulle waren, ohne daß er es wußte,
ein Lebenselixier. Endlich klopfte der Tod an, der ihn
so lange vergessen zu haben schien; der Schmied war
scheinbar auch gern bereitwillig, mit ihm zu gehen,
und bat nur, ihm ein kleines Labsal zu vergönnen und
ein paar Birnen von dem Baum zu holen, den er nicht
selbst mehr besteigen könne aus großer Altersschwäche.
Der Tod stieg auf den Baum, und der Schmied
sprach: »Bleib droben!« denn er hatte Lust, noch län-
ger zu leben. Der Tod fraß alle Birnen vom Baum,
dann gingen seine Fasten an, und vor Hunger verzehrte
er sich selbst mit Haut und Haar, daher er jetzt nur
noch so ein scheußlich dürres Gerippe ist. Auf Erden
aber starb niemand mehr, weder Mensch noch Tier,
darüber entstand viel Unheil, und endlich ging der
Schmied hin zu dem klappernden Tod und akkordierte
mit ihm, daß er ihn fürder in Ruhe lasse, dann ließ er
ihn los. Wütend floh der Tod von dannen und begann
nun auf Erden aufzuräumen. Da er sich an dem
Schmied nicht rächen konnte, so hetzte er ihm den
Teufel auf den Hals, daß dieser ihn hole. Dieser
machte sich flugs auf den Weg, aber der pfiffige
Schmied roch den Schwefel voraus, schloß seine Türe
zu, hielt mit den Gesellen einen ledernen Sack an das
Schlüsselloch, und wie Herr Urian hindurch fuhr, da
er nicht anders in die Schmiede konnte, wurde der
Sack zugebunden, zum Amboß getragen, und nun
ganz unbarmherziglich mit den schwersten Hämmern
auf den Teufel losgepocht, daß ihm Hören und Sehen
verging, er ganz mürbe wurde und das Wiederkommen
auf immer verschwur. Nun lebte der Schmied
noch gar lange Zeit in Ruhe, bis er, wie alle Freunde
und Bekannte ihm gestorben waren, des Erdenlebens
satt und müde wurde. Machte sich deshalb auf den
Weg und ging nach dem Himmel, wo er bescheidentlich
am Tore anklopfte. Da schaute der heilige Petrus
herfür, und Peter der Schmied erkannte in ihm seinen
Schutzpatron und Schutzgeist, der ihn oft aus Not und
Gefahr sichtbarlich errettet und ihm zuletzt die drei
Wünsche gewährt hatte. Jetzt aber sprach Petrus:
»Hebe dich weg, der Himmel bleibt dir verschlossen;
du hast das Beste zu erbitten vergessen: die Seligkeit!
« – Auf diesen Bescheid wandte sich Peter, und
gedachte sein Heil in der Hölle zu versuchen, und
wanderte wieder abwärts, fand auch bald den rechten,
breiten und vielbegangenen Weg. Wie aber der Teufel
erfuhr, daß der Schmied von Jüterbogk im Anzuge
sei, schlug er das Höllentor ihm vor der Nase zu und
setzte die Hölle gegen ihn in Verteidigungsstand. Da
nun der Schmied von Jüterbogk weder im Himmel
noch in der Hölle seine Zuflucht fand, und auf Erden
es ihm nimmer gefallen wollte, so ist er hinab in den
Kiffhäuser gegangen zu Kaiser Friedrichen, dem er
einst gedient. Der alte Kaiser, sein Herr, freute sich,
als er seinen Rüstmeister Peter kommen sah und fragte
ihn gleich, ob die Raben noch um den Turm der
Burgruine Kiffhausen flögen? Und als Peter das bejahte,
so seufzte der Rotbart. Der Schmied aber blieb
im Berge, wo er des Kaisers Handpferd und die Pferde
der Prinzessin und die der reitenden Fräulein beschlägt,
bis des Kaisers Erlösungsstunde auch ihm
schlagen wird. – Und das wird geschehen nach dem
Munde der Sage, wenn dereinst die Raben nicht mehr
um den Berg fliegen, und auf dem Rathsfeld nahe dem
Kiffhäuser ein alter dürrer abgestorbener Birnbaum
wieder ausschlägt, grünt und blüht. Dann tritt der
Kaiser hervor mit all seinen Wappnern, schlägt die
große Schlacht der Befreiung und hängt seinen Schild
an den wieder grünen Baum. Hierauf geht er ein mit
seinem Gesinde zu der ewigen Ruhe.
Hänsel und Gretel
Es war einmal ein armer Holzhauer, der lebte mit seiner
Frau und zwei Kindern in einer dürftigen Waldhütte.
Die Kinder hießen Hänsel und Gretel, und wie
sie so heranwuchsen, gebrach es immer mehr den
armen Leuten an Brot. Auch wurde die Zeit immer
schwerer und alle Nahrung teurer, das machte den
beiden Eltern große Sorge. Eines Abends als sie ihr
hartes Lager gesucht hatten, seufzte der Mann: »Ach
Frau, wie wollen wir nur die Kinder durchbringen, da