Das ganze Dorf wartete etwas ängstlich und besorgt auf die Rückkehr des Boten. Als in den folgenden Sonnen kein Bote erschien, beruhigte sich das Dorf wieder.
In den folgenden Sonnen schickte die Kaserne weitere Reitertrupps los, die die Patrouille ablösen sollten. Nach und nach kehrten die Reiter zurück und konnten den Weisen berichten, dass es an ihren Grenzen absolut ruhig war. Einer der Reitertrupps konnte von einem weiteren Erzvorkommen berichten, das sie auf ihrem Kontrollritt entdeckt hatten. Hocherfreut nahmen die Schmiede davon Kenntnis, denn das jetzige Erzvorkommen war fast abgebaut, ein neues Erzlager war daher hoch willkommen.
Die Fuhrwerke waren jetzt im vollen Einsatz, unermüdlich fuhren sie das Erz heran.
Die vier Fremden hatten sich erholt und in ihren neuen Kleidern sahen sie ordentlich aus, auch das Essen hatte ihnen gut getan, die ausgemergelten Gesichter und Körper waren verschwunden.
Sie baten den Dreierrat bleiben zu dürfen, die Männer wollten bei der Jagd helfen und die Frauen boten sich an, die Heilerinnen zu unterstützen.
Die jungen Menschen aus dem Muldendorf hatten ihren Platz erreicht, auf dem ihr neues Dorf entstehen sollte. Sie bauten ihr Lager auf und markierten die einzelnen Bauplätze.
Auch sie setzten in den Dorfmittelpunkt das Dorfzentrum, wie sie es aus dem Muldendorf kannten, auch die Bautechnik und Planung übernahmen sie so, wie der alte Dorfälteste das Muldendorf geplant hatte.
Die Wege zum Dorfrand wurden enger, die Verriegelung wurde geplant. Intensiv wurde Holz geschlagen und eingelagert, aus dem Muldendorf kamen Fuhrwerke mit Tonziegeln, die Schmiede lieferte Eisenbeschläge, Nägel und Krampen.
Nach einigen Sonnen standen die jungen Leute stolz vor ihrem ersten selbstgebauten Haus, den jungen Frauen liefen zum Teil die Freudentränen übers Gesicht.
Durch die Verwendung der Tonziegeln erhielt das neue Dorf ein ganz anderes Gesicht als das Muldendorf. Die Bewohner des Muldendorfes unterstützten die jungen Leute mit allem, was sie so benötigten, vor allem Nahrung und Baumaterial wurde ununterbrochen herangeschafft.
Viele Männer halfen beim Bauen der Häuser, die jungen Menschen wollten alle Häuser flach bauen, so dass sie immer im Schutz der Bäume blieben. Selbst mitten im Dorf ließen sie die Bäume, wenn irgendwie möglich, stehen und bauten die Häuser lieber an einer anderen Stelle oder bauten das Haus um den Baum herum. Dadurch erhielt manches Haus ein etwas ungewohntes Aussehen. Eines der Häuser erhielt vorne zur Straße den Wohnraum, ein schmaler Flur führte zum Schlafraum, zwischen den beiden Räumen standen zwei Bäume! Als der Herbst die Blätter der Bäume bunt färbte, hatten alle Bewohner des neuen Dorfes ein eigenes Haus, dazu ein geräumiges Lagerhaus und einen Brunnen mitten auf dem Dorfplatz, auf dem eine junge Frau schon das zukünftige Dorfzentrum, das Heilerhaus und die Kaserne abgesteckt hatte. Solange das Wetter es noch zuließ, sammelten die Frauen Früchte und Beeren und lagerten sie in dem Lagerhaus.
Die jungen Leute waren stolz auf das, was sie geschafft hatten, sicher, sie hatten viel Hilfe von den Freunden und Nachbarn aus dem Muldendorf erhalten, aber immerhin!
Da das Wetter sehr milde blieb, rodeten die Männer die benötigten Felder, um im Frühjahr einsäen zu können. Zwei der Frauen spannten die Schafswolle zu Fäden und fertigten daraus anschließend warme Decken für die Schlafstätten, auch Kleidungstücke wurden versucht herzustellen.
Durch die Reitertrupps, die in geringen Abständen voneinander die Grenzen kontrollierten, fühlten sich die Bewohner der weiten Ebene sicher und sorglos.
Die Fuhrwerke, die das Erz von der Erzgrube zur Schmiede im Muldendorf transportierten, fuhren in kurzen Abständen an dem neuen Dorf vorbei und so bürgerte es sich ein, dass die Wagenlenker ihre Wagen zur Mittagszeit in das Dorf lenkten und dort ihre wohl verdiente Mittagspause abhielten. Die jungen Frauen hatten das Essen für alle fertig und so saßen fast alle an jedem Tag zum Mittagsmahl beisammen.
Die jungen Leute erfuhren so von dem Leben aus ihrem alten Dorf und konnten Nachrichten an ihre Eltern, Nachbarn und Freunde mitgeben. So erfuhren sie auch von dem Plan der drei weisen Frauen, eine Schule zu bauen und die Kinder zu unterrichten. Denn wenn sie länger damit warteten, wären die älteren Menschen nicht mehr in der Lage, die Kinder zu unterrichten, ihnen Lesen und Schreiben beizubringen, die Geschichte ihres Volkes, die alten Schriften sollten sie kennen lernen. Es wäre ihrem Volk gegenüber nicht in Ordnung, wenn dieses Wissen in Vergessenheit geriete.
Ein Pärchen, die Frau war hochschwanger, war von dem Plan der drei Weisen begeistert. Auch die anderen Einwohner waren überzeugt, dass eine Schule für ihre Kinder wichtig sei.
Zwei Männer standen auf und gingen zum Dorfplatz, wo schon die verschiedenen geplanten Gebäude markiert waren und zogen mit einem Stock ein großes Viereck in den Sand.
„Hier wird unsere Schule gebaut“, verkündeten sie lachend.
Die Welt wurde wieder grün, die Blumen blühten und die Menschen machten sich mit Feuereifer an die Arbeit. Die im Winter gerodeten Felder wurden bestellt, weitere Häuser wurden gebaut und einige Männer wagten sich an das Dorfzentrum, sie alle hatten beschlossen, etwas ganz besonderes zu bauen, und dadurch tauchte manche Schwierigkeit beim Bauen auf, mit der sie nicht gerechnet hatten.
Die Decke des riesigen Versammlungssaales zum Beispiel, so lange Bäume gab es einfach nicht, um diese große Distanz von Wand zu Wand zu überbrücken. In der Mittagspause standen sie ziemlich ratlos in dem großen Saal und schauten in den blauen Himmel über sich.
Alle schauten erstaunt und überrascht auf das Stück Papier, was unerklärlicherweise über die hohen Wände in den Saal geflattert kam. Etwas vorsichtig nahm dann der Mutigste von ihnen das Papier in die Hand und schaute ziemlich verdutzt darauf und lachte schallend. Dadurch neugierig geworden, drängten sich alle um den Mann, um einen Blick auf das Papier werfen zu können. Darauf war eine einfache Zeichnung zu erkennen, wie sie das Problem mit der Decke über ihrem Saal lösen konnten.
Jetzt schauten sich plötzlich alle erschreckt und etwas ängstlich um. Wo kam das Papier so plötzlich her, von wem, wer war das gewesen? Eine junge Frau machte sich bemerkbar und zeigte durch die noch offenen Fensterhöhlen auf drei Reiter auf schneeweißen Pferden. Einer der drei Reiter drehte sich zu ihnen um, erstaunt erkannten sie in ihm eine Frau, eine wunderschöne Frau, die ihnen freundlich zum Abschied zuwinkte und wieder verschwanden sie in einem lichten Nebel. Erleichtert riefen die Leute ihre Abschiedsgrüße den Reitern nach. Eigentlich war es eine ganz einfache Lösung. In der Mitte ihres Saales waren in Längsachse in gleichen Abständen dicke Balken als Stützen für die Deckenbalken eingezeichnet, die Männer schüttelten ihre Köpfe, auf diese Idee hätten sie ja auch kommen können.
Sie alle wussten von der alten Heilerin von den Waldfeen, aber niemand hatte sie je gesehen, alle freuten sich über die Hilfe von diesen Wesen und über das Wohlwollen, das sie ihnen entgegen brachten.
Nachdem sich alle wieder beruhigt hatten, gingen sie an ihre Arbeit zurück, das junge Pärchen, die Frau war hochschwanger, ging aneinander geschmiegt zu ihrem Haus. Die junge Frau wollte sich etwas ausruhen.
„Geht es dir gut?“, fragte ihr Mann.
„Ja“, lachte sie ihren Mann an, „uns“, sie klopfte leicht auf ihren dicken Bauch, „geht es gut.“
Ihr Mann schaute auf den Bauch und ihre volle Brust.
„He“, sie stupste ihren Mann an, „den Blick kenn ich doch!“ Grinsend legte Alkaan seinen starken Arm um seine Frau und betrat zusammen mit ihr das Haus.
Alkaan staunte immer wieder, was Seilathe mit einfachen Mitteln aus ihrem Haus gemacht hatte, da hingen an den Wänden hübsche bunte Teppiche, auf dem Boden lagen dicke warme Teppiche, auf dem großen Tisch stand immer ein Krug mit frischen Blumen.
Leicht ächzend setzte sich Seilathe auf die Bettkante und zog ihre Schuhe aus, Alkaan half seiner Frau, sich bequem auf die Lagerstatt zu legen.
Es war nahe an der Zeit zum Mittagsmahl, als plötzlich großer Lärm zu hören war, Pferde schnaubten laut, Waffen klirrten schrill