Die Waldwesen nahmen die Heilschule mit Wohlgefallen zur Kenntnis, sie wussten, wie wichtig eine gute Heilkunst für jedes Volk war und ist. Als sie die älteste der Heilerinnen alleine im Wald bei der Kräutersuche antrafen, zeigten sie sich zum ersten Mal und waren erstaunt, dass die alte Heilerin nicht besonders beeindruckt oder erstaunt war.
Die Waldwesen fragten die Heilerin etwas irritiert, wieso sie nicht erschreckt oder wenigstens erstaunt sei bei ihrem Erscheinen. Die Alte lächelte die drei Lichtgestalten, die in einem hellblauen Nebel schwebten, freundlich an. „Ich habe euch schon vor vielen Monden bemerkt, wie ihr unser Leben beobachtet.“
Die Waldfeen boten sich an, ihr bei der Heilkunst mit ihren Kenntnissen zu helfen, was die alte Heilerin natürlich nur zu gerne annahm. Sie bot den drei Feen ihre Kenntnisse an, wollte ihnen gerne verschiedene Kräuter zeigen und deren Verwendung. Dankend neigten die drei Waldwesen ihre Köpfe. Es wurde noch beschlossen, Stillschweigen über ihre Vereinbarung zu halten, dann verschwanden die Waldwesen in einem lichten Nebel. Dank der Hilfe, den die alte Heilerin von den Waldwesen erhielt, machte die Schule gute Fortschritte in der Weiterbildung der jungen Heilerinnen.
Als nächstes schlugen die drei Weisen vor, dass sich jemand um die Kampfkunst der jungen Männer kümmern müsste, sie hätten bis jetzt mit viel Glück Frieden gehabt und waren unbehelligt geblieben, aber zum einen sollte die Kampfkunst und Technik nicht ganz verloren gehen, zum anderen war es nicht schlecht, ein gewisses Kontingent an erfahrenen Kämpfern zu haben, falls tatsächlich mal ein Angriff erfolgen sollte. Die Kaserne wurde rechtwinklig um das Dorfzentrum gebaut, mit einem großen Saal für die auszubildenden jungen Männer, unterm Dach wurden Kammern hergerichtet für die Ausbilder und Rekruten. Nach der Fertigstellung der Kaserne meldeten sich so viele junge Männer, dass gar nicht alle aufgenommen werden konnten und auf die zweite Ausbildung vertröstet werden mussten.
Das Muldendorf hatte sich langsam und unmerklich zu einer kleinen Stadt entwickelt, in der ständig neue Häuser gebaut wurden, die dann von jungen Paaren bewohnt wurden, die das Elternhaus verlassen hatten und ihre eigene Familie gründeten.
So passierte es eines Tages, dass mehrere junge Paare vor die drei weisen Frauen traten und um Erlaubnis baten, ein neues Dorf gründen zu dürfen.„Was wird aus euren Eltern, wenn ihr das Muldendorf verlasst?“, fragten die weisen Frauen die jungen Leute.
„Der älteste Bruder oder die älteste Schwester wird das Elternhaus übernehmen und sich um die Eltern kümmern, wir natürlich auch.“ Die drei weisen Frauen stimmten dem Wunsch der jungen Leute zu. Diese gaben den Weisen ihren vorgesehenen Platz für das neue Dorf bekannt, er lag zwei Sonnenreisen nördlich vom Muldendorf auf einer kleinen Anhöhe, rings herum dichter Wald. Sie würden beim Bau ihres Dorfes alles beachten, was sie hier gesehen und gelernt hatten.
Bevor jedoch die reisewilligen Leute das Muldendorf verlassen konnten, wurde der Tod ihres alten Dorfältesten bekannt. Die Heilerin fand ihn schlafend in seinem Lieblingssessel vor seinem Haus sitzend, mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht.
Erst als ein mehrmaliges Rufen von ihr, er möchte bitte zum Essen kommen, erfolglos blieb, ging sie zu dem Alten und sah, dass er endgültig von ihnen gegangen war.
In einer würdigen Feier wurde der Dorfälteste mit Anteilnahme aller Einwohner zu Grabe getragen, der Dreierrat machte den Vorschlag, das Grab des Ältesten zu einer Gedenkstätte herzurichten.
Der Vorschlag wurde von allen gerne angenommen und die drei Männer, die sich mit Steinarbeiten besonders hervor getan hatten, erhielten den Auftrag.
Die jungen Leute machten sich auf den Weg, einen neuen Anfang zu wagen. Viele gute Wünsche begleiteten sie und alle Hilfe und Unterstützung wurde ihnen angeboten.
Die ausgebildeten Soldaten verstärkten den Schutzring im Süden der weiten Ebene mit weiteren Wachtürmen, die sie geschickt in den Wald zwischen Bäumen bauten, dass sie fast nicht zu erkennen waren.
Die Wachtürme wurden immer in Sichtweite des nächsten Turmes gebaut, so dass notwendige Signale leicht und einfach weitergegeben werden konnten.
Wenn ein Wachturm nicht in den Wald gebaut werden konnte, wurde er von den Soldaten rings herum bepflanzt.
Helle Aufregung und tiefe Besorgnis lösten im Muldendorf vier Fremde aus, die erst im letzten Moment entdeckt wurden, da hatten die Fremden schon fast den Dorfrand erreicht.
Die Fremden waren genauso verwirrt wie die Dorfbewohner und offensichtlich hatten sie entsetzliche Angst. Ihre Kleider waren zerfetzt und zerlumpt, sie sahen aus, als hätten sie lange nichts mehr gegessen. Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte und es feststand, dass keine weiteren Fremden kamen, wurde Essen herbeigeschafft und Krüge mit Wasser. Während die Fremden aßen und tranken, konnten die Dorfbewohner erkennen, dass es sich um zwei Frauen und zwei Männer handelte, sie sahen sich immer noch sehr ängstlich um und begannen nur langsam zu sprechen. So erfuhren die Dorfbewohner, dass sie aus einer Siedlung, hier stockte der Mann und schaute zur Sonne, nordwestlich von hier stammten.
Nahe der Schnee und Eisgrenze. Das Leben dort war hart, ständig hatten sie Hunger. „Wir vier“, er zeigte dabei auf sich und die drei anderen, „machten uns auf, um Wild zu jagen.“ Die Sprache der Fremden war bei vielen Wörtern unverständlich, so dass häufig nachgefragt werden musste. Die eine Frau der Fremden bemerkte es und übernahm das Erzählen. „Wir liefen viele Sonnen und Mondzyklen vergeblich und dann verliefen wir uns in einem riesigen Gebirge, wir kamen und kamen einfach nicht mehr aus dieser Bergwelt heraus.“ Sie richtete sich auf und zeigte auf die fernen Berge im Norden der weiten Ebene.
Nur mit Mühe und unsäglichen Strapazen überstanden sie den harten und langen Winter in den Bergen. Als es mit ihnen schon fast zu Ende ging, entschlossen sie sich, nur noch in Richtung Süden zu laufen und nicht mehr zu versuchen, den Heimweg zu finden.
„Und so sind wir hier bei euch angekommen.“ Ängstlich und ein bisschen hoffnungsvoll schaute die Frau die Dorfbewohner an, der Dreierrat trat vor. „Ihr könnt, wenn ihr wollt, bei uns bleiben, achtet unsere Regeln und achtet die Gemeinschaft.“
Die vier Fremden nickten dankbar, sie zogen ihre armseligen Lumpen um ihre mageren Körper und rollten sich zum schlafen zusammen.
Zwei Männer deuteten ihnen an, ihnen zu folgen, mühsam richteten sie sich auf und gingen hinter den Männern her. Die zwei Männer betraten ein leer stehendes Haus und zeigten den Fremden an, dass sie vorerst hier bleiben konnten.
Erschöpft legten sich die vier Menschen auf die Lagerstätten, leise verließen die Männer das Haus. Sie kamen zum Dorfzentrum zurück und fanden eine große Menschenmenge vor, die sehr aufgeregt und sehr laut miteinander sprach.
„Wir müssen auch die Bergseiten der weiten Ebene kontrollieren“, forderten sie sichtlich besorgt, „wenn die vier armseligen Menschen es schaffen, durch das Gebirge unbemerkt zu uns zu kommen, können das auch Bewaffnete schaffen.“
Die drei Weisen beschwichtigten die aufgeregten und besorgten Dorfbewohner.„Es war purer Zufall, dass die vier Fremden den Weg zu uns in die weite Ebene gefunden haben. Aber ihr habt Recht, wir müssen auch an den Bergseiten der weiten Ebene patrouillieren lassen. Der Auftrag geht sofort an die Kaserne.“
Die Menschen waren dadurch beruhigt und gingen wieder an ihre Arbeit.
Die Waldfeen hatten den Vorgang mit großer Sorge verfolgt, inständig hofften sie, dass die Menschen die militärische Präsenz nicht eskalieren ließen.
Die Kaserne stellte Reitertrupps zusammen, die gegenläufig am Rande der weiten Ebene die westlichen, nördlichen und östlichen Ausläufer der Gebirge kontrollieren sollten.
So zogen zwei Reitertrupps in Richtung Westen und zwei Reitertrupps in Richtung Osten, im Norden der weiten Ebene sollten sie sich treffen und, falls notwendig, einen Reiter zurück ins Muldendorf schicken, damit dieser dem Dreierrat berichten konnte.
Mit der neuen Sonne