Maria Stuart. Friedrich Schiller Schiller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Friedrich Schiller Schiller
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753197159
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Käm' es dazu, das Wort nun auszusprechen,

       An dem ihr Leben hängt – er würde zaghaft

       Zurückziehn, sein Geständnis widerrufen –

      Paulet. So werden Englands Feinde alle Welt

       Erfüllen mit gehässigen Gerüchten,

       Und des Prozesses festliches Gepräng'

       Wird als ein kühner Frevel nur erscheinen.

      Burleigh. Dies ist der Kummer unsrer Königin –

       Daß diese Stifterin des Unheils doch

       Gestorben wäre, ehe sie den Fuß

       Auf Englands Boden setzte!

      Paulet. Dazu sag ich Amen.

      Burleigh. Daß Krankheit sie im Kerker aufgerieben!

      Paulet. Viel Unglück hätt' es diesem Land erspart.

      Burleigh. Doch, hätt' auch gleich ein Zufall der Natur

       Sie hingerafft – wir hießen doch die Mörder.

      Paulet. Wohl wahr. Man kann den Menschen nicht verwehren,

       Zu denken, was sie wollen.

      Burleigh. Zu beweisen wär's

       Doch nicht und würde weniger Geräusch erregen –

      Paulet. Mag es Geräusch erregen! Nicht der laute,

       Nur der gerechte Tadel kann verletzen.

      Burleigh. Oh! auch die heilige Gerechtigkeit

       Entflieht dem Tadel nicht. Die Meinung hält es

       Mit dem Unglücklichen, es wird der Neid

       Stets den obsiegend Glücklichen verfolgen.

       Das Richterschwert, womit der Mann sich ziert,

       Verhaßt ist's in der Frauen Hand. Die Welt

       Glaubt nicht an die Gerechtigkeit des Weibes,

       Sobald ein Weib das Opfer wird. Umsonst,

       Daß wir, die Richter, nach Gewissen sprachen!

       Sie hat der Gnade königliches Recht.

       Sie muß es brauchen; unerträglich ist's,

       Wenn sie den strengen Lauf läßt dem Gesetze!

      Paulet. Und also –

      Burleigh. (rasch einfallend).

       Also soll sie leben? Nein!

       Sie darf nicht leben! Nimmermehr! Dies, eben

       Dies ist's, was unsre Königin beängstigt –

       Warum der Schlaf ihr Lager flieht – Ich lese

       In ihren Augen ihrer Seele Kampf;

       Ihr Mund wagt ihre Wünsche nicht zu sprechen,

       Doch vielbedeutend fragt ihr stummer Blick:

       Ist unter allen meinen Diener keiner,

       Der die verhaßte Wahl mir spart, in ew'ger Furcht

       Auf meinem Thron zu zittern, oder grausam

       Die Königin, die eigne Blutsverwandte

       Dem Beil zu unterwerfen?

      Paulet. Das ist nun die Notwendigkeit, steht nicht zu ändern.

      Burleigh. Wohl stünd's zu ändern, meint die Königin,

       Wenn sie nur aufmerksamre Diener hätte.

      Paulet. Aufmerksamre?

      Burleigh. Die einen stummen Auftrag

       Zu deuten wissen.

      Paulet. Einen stummen Auftrag!

      Burleigh. Die, wenn man ihnen eine gift'ge Schlange

       Zu hüten gab, den anvertrauten Feind

       Nicht wie ein heilig teures Kleinod hüten.

      Paulet (bedeutungsvoll).

       Ein hohes Kleinod ist der gute Name,

       Der unbescholtne Ruf der Königin,

       Den kann man nicht zu wohl bewachen, Sir!

      Burleigh. Als man die Lady von dem Shrewsbury

       Wegnahm und Ritter Paulets Hut vertraute,

       Da war die Meinung –

      Paulet. Ich will hoffen, Sir,

       Die Meinung war, daß man den schwersten Auftrag

       Den reinsten Händen übergeben wollte.

       Bei Gott! Ich hätte dieses Schergenamt

       Nicht übernommen, dächt' ich nicht, daß es

       Den besten Mann in England forderte.

       Laßt mich nicht denken, daß ich's etwas anderm

       Als meinem reinen Rufe schuldig bin.

      Burleigh. Man breitet aus, sie schwinde, läßt sie kränker

       Und kränker werden, endlich still verscheiden,

       So stirbt sie in der Menschen Angedenken –

       Und Euer Ruf bleibt rein.

      Paulet. Nicht mein Gewissen.

      Burleigh. Wenn Ihr die eigne Hand nicht leihen wollt,

       So werdet Ihr der fremden doch nicht wehren –

      Paulet (unterbricht ihn).

       Kein Mörder soll sich ihrer Schwelle nahn,

       Solang die Götter meines Dachs sie schützen.

       Ihr Leben ist mir heilig, heil'ger nicht

       Ist mir das Haupt der Königin von England.

       Ihr seid die Richter! Richtet! Brecht den Stab!

       Und wenn es Zeit ist, laßt den Zimmerer

       Mit Axt und Säge kommen, das Gerüst

       Aufschlagen – für den Sheriff und den Henker

       Soll meines Schlosses Pforte offen sein.

       Jetzt ist sie zur Bewahrung mit vertraut,

       Und seid gewiß, ich werde sie bewahren,

       Daß sie nichts böses tun soll, noch erfahren!

      (Gehen ab).

      Zweiter Aufzug

      Der Palast zu Westminster.

      Erster Auftritt

      Der Graf von Kent und Sir William Davison begegnen einander.

      Davison. Seid Ihr's, Mylord von Kent? Schon vom Turnierplatz

       Zurück, und ist die Festlichkeit zu Ende?

      Kent. Wie? Wohntet Ihr dem Ritterspiel nicht bei?

      Davison. Mich hielt mein Amt.

      Kent. Ihr habt das schönste Schauspiel

       Verloren, Sir, das der Geschmack ersonnen

       Und edler Anstand ausgeführt – denn wißt!

       Es wurde vorgestellt die keusche Festung

       Der Schönheit, wie sie vom Verlangen

       Berennt wird – Der Lord Marschall, Oberrichter,

       Der Seneschall nebst zehen andern Rittern

       Der Königin verteidigten die Festung,

       Und Frankreichs Kavaliere griffen an.

       Voraus erschien ein Herold, der das Schloß

       Aufforderte in einem Madrigale,

       Und von dem Wall antwortete der Kanzler.