Maria Stuart. Friedrich Schiller Schiller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Friedrich Schiller Schiller
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753197159
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Bischof von Roße?

      Mortimer. Alle schottische

       Verbannte lernt' ich kennen, die zu Reims

       Aschläge schmieden gegen diese Insel.

       In Ihr Vertrauen stahl ich mich, ob ich

       Etwa von ihren Ränken was entdeckte.

      Paulet. Geheime Briefe hat man ihm vertraut,

       In Ziffern, für die Königin von Schottland,

       Die er mit treuer Hand uns überliefert.

      Elisabeth. Sagt, was sind ihre neuesten Entwürfe?

      Mortimer. Es traf sie alle wie ein Donnerstreich,

       Daß Frankreich sie verläßt, den festen Bund

       Mit England schließt; jetzt richten sie die Hoffnung

       Auf Spanien.

      Elisabeth. So schreibt mir Walsingham.

      Mortimer. Auch eine Bulle, die Papst Sixtus jüngst

       vom Vatikane gegen dich geschleudert,

       Kam eben an zu Reims, als ich's verließ,

       Das nächste Schiff bringt sie nach dieser Insel.

      Leicester. Vor solchen Waffen zittert England nicht mehr.

      Burleigh. Sie werden furchtbar in des Schwärmers Hand.

      Elisabeth (Mortimer forschend ansehend).

       Man gab Euch schuld, daß Ihr zu Reims die Schulen

       Besucht und Euren Glauben abgeschworen?

      Mortimer. Die Miene gab ich mir, ich leugn' es nicht,

       So weit ging die Begierde, dir zu dienen!

      Elisabeth (zu Paulet, der ihr Papiere überreicht).

       Was zieht Ihr da hervor?

      Paulet. Es ist ein Schreiben,

       Das dir die Königin von Schottland sendet.

      Burleigh (hastig darnach greifend).

       Gebt mir den Brief.

      Paulet (gibt das Papier der Königin).

       Verzeiht, Lord Großschatzmeister!

       In meiner Königin selbsteigne Hand

       Befahl sie mir den Brief zu übergeben.

       Sie sagt mir stets, ich sei ihr Feind. Ich bin

       Nur ihres Lasters Feind; was sich verträgt

       Mit meiner Pflicht, mag ich gern erweisen.

      (Die Königin hat den Brief genommen. Während sie ihn liest, sprechen Mortimer und Leicester einige Worte heimlich miteinander.)

      Burleigh (Zu Paulet).

       Was kann der Brief enthalten? Eitle Klagen,

       Mit denen man das mitleidsvolle Herz

       Der Königin verschonen soll.

      Paulet. Was er

       Enthält, hat sie mir nicht verhehlt. Sie bittet

       Um die Vergünstigung, das Angesicht

       Der Königin zu sehen.

      Burleigh (schnell).

       Nimmermehr!

      Talbot. Warum nicht? Sie erfleht nichts Ungerechtes.

      Burleigh. Die Gunst des königlichen Angesichts

       Hat sie verwirkt, die Mordanstifterin,

       Die nach dem Blut der Königin gedürstet.

       Wer's treu mit seiner Fürstin meint, der kann

       Den falsch verräterischen Rat nicht geben.

      Talbot. Wenn die Monarchin sie beglücken will,

       Wollt Ihr der Gnade sanfte Regung hindern?

      Burleigh. Sie ist verurteilt! Unterm Beile liegt

       Ihr Haupt. Unwürdig ist's der Majestät,

       Das Haupt zu sehen, das dem Tod geweiht ist.

       Das Urteil kann nicht mehr vollzogen werden,

       Wenn sich die Königin ihr genahet hat,

       Denn Gnade bringt die königliche Nähe –

      Elisabeth (nachdem sie den Brief gelesen, ihre Tränen trocknend).

       Was ist der Mensch! Was ist das Glück der Erde!

       Wie weit ist diese Königin gebracht,

       Die mit so stolzen Hoffnungen begann,

       Die auf den ältsten Thron der Christenheit

       Berufen worden, die in ihrem Sinn

       Drei Kronen schon aufs Haupt zu setzen meinte!

       Welch andre Sprache führt sie jetzt als damals,

       Da sie das Wappen Englands angenommen

       Und von den Schmeichlern ihres Hofs sich Königin

       Der zwei britann'schen Inseln nennen ließ!

       – Verzeiht, Mylords, es schneidet mir ins Herz,

       Wehmut ergreift mich, und die Seele blutet,

       Daß Irdisches nicht fester steht, das Schicksal

       Der Menschheit, das entsetzliche, so nahe

       An meinem eignen Haupt vorüberzieht.

      Talbot. O Königin! Dein Herz hat Gott gerührt,

       Gehorche dieser himmlischen Bewegung!

       Schwer büßte sie fürwahr die schwere Schuld,

       Und Zeit ist's, daß die harte Prüfung ende!

       Reich ihr die Hand, der Tiefgefallenen;

       Wie eines Engels Lichterscheinung steige

       In ihres Kerkers Gräbernacht hinab –

      Burleigh. Sei standhaft, große Königin. Laßt nicht

       Ein lobenswürdig menschliches Gefühl

       Dich irreführen. Raube dir nicht selbst

       Die Freiheit, das Notwendige zu tun.

       Du kannst sie nicht begnadigen, nicht retten, So lade nicht auf dich verhaßten Tadel, Daß du mit grausam höhnendem Triump Am Anblick deines Opfers dich geweidet.

      Leicester. Laßt uns in unsern Schranken bleiben, Lords.

       Die Königin ist weise, sie bedarf

       Nicht unsers Rats, das Würdigste zu wählen.

       Die Unterredung beider Königinnen

       Hat nichts gemein mit des Gerichtes Gang.

       Englands Gesetz, nicht der Monarchin Wille

       Verurteilt die Maria. Würdig ist's

       Der großen Seele der Elisabeth,

       Daß sie des Herzens schönem Triebe folge,

       Wenn das Gesetz den strengen Lauf behält.

      Elisabeth. Geht, meine Lords. Wir werden Mittel finden,

       Was Gnade fordert, was Notwendigkeit

       Uns auferlegt, geziemend zu vereinen.

       Jetzt – tretet ab!

      (Die Lords gehen. An der Türe ruft sie den Mortimer zurück.)

       Sir Mortimer! Ein Wort!

      Fünfter Auftritt

      Elisabeth. Mortimer.

      Elisabeth. (nachdem sie ihen einige Augenblicke forschend mit den Augen gemessen).

       Ihr zeigtet einen kecken Mut und seltne

       Beherrschung Eurer