Maria Stuart. Friedrich Schiller Schiller. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Friedrich Schiller Schiller
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753197159
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In seinem Namen, große Königin,

       Empfang ich knieend dies Geschenk und drücke

       Den Kuß der Huldigung auf meiner Fürstin Hand!

      Elisabeth. (zum Grafen Leicester, den sie während der letzten Rede unverwandt betrachtet hat).

       Erlaubt, Mylord!

      (Sie nimmt ihm das blaue Band ab und hängt es dem Bellievre um.)

       Bekleidet seine Hoheit

       Mit diesem Schmuck, wie ich Euch hier damit

       Bekleide und in meines Ordens Pflichten nehme.

       Honny soit qui mal y pense! – Es schwinde

       Der Argwohn zwischen beiden Nationen,

       Und ein vertraulich Band umschlinge fortan

       Die Kronen Frankreich und Britannien!

      Aubespine. Erhabne Königin, dies ist ein Tag

       Der Freude! Möcht' er's allen sein, und möchte

       Kein Leidender auf dieser Insel trauern!

       Die Gnade glänzt auf deinem Angesicht,

       Oh! daß ein Schimmer ihres heitern Lichts

       Auf ein unglücksvolle Fürstin fiele,

       Die Frankreich und Britannien gleich nahe

       Angeht –

      Elisabeth. Nicht weiter, Graf! Vermengen wir

       Nicht zwei ganz unvereinbare Geschäfte.

       Wenn Frankreich ernstlich meinen Bund verlangt,

       Muß es auch meine Sorgen mit mir teilen

       Und meiner Feinde Freund nicht sein –

      Aubespine. Unwürdig

       In deinen eignen Augen würd'es handeln,

       Wenn es die Unglückselige, die Glaubens-

       Verwandte und die Witwe seines Königs

       In diesem Bund vergäße – Schon die Ehre,

       Die Menschlichkeit verlangt –

      Elisabeth. In diesem Sinn

       Weiß ich sein Fürwort nach Gebühr zu schätzen.

       Frankreich erfüllt die Freundespflicht; mir wird

       Verstattet sein, als Königin zu handeln.

      (Sie neigt sich gegen die französischen Herren,welche sich mit den übrigen Lords ehrfurchtsvoll entfernen.)

      Dritter Auftritt

      Elisabeth. Leicester. Burleigh. Talbot.

      (Die Königin setzt sich.)

      Burleigh. Ruhmvolle Königin! Du krönest heut

       Die heißen Wünsche deines Volks. Nun erst

       Erfreun wir uns der segenvollen Tage,

       Die du uns schenkst, da wir nicht zitternd mehr

       In ein stürmevolle Zukunft schauen.

       Nur eine Sorge kümmert noch dies Land, Ein Opfer ist's, das alle Stimmen fordern. Gewähr auch dieses, und der heut'ge Tag Hat Englands Wohl auf immerdar gegründet.

      Elisabeth. Was wünscht mein Volk noch? Sprecht, Mylord.

      Burleigh. Es fordert

       Das Haupt der Stuart – Wenn du deinem Volk

       Der Freiheit köstliches Geschenk, das teuer

       Erworbne Licht der Wahrheit willst versichern,

       So muß sie nicht mehr sein – Wenn wir nicht ewig Für dein kostbares Leben zittern sollen, So muß die Feindin untergehen! – Du weißt es, Nicht alle deine Briten denken gleich, Noch viele heimliche Verehrer zählt Der röm'sche Götzendienst auf dieser Insel. Die alle nähren feindliche Gedanken, Nach dieser Stuart steht ihr Herz, sie sind Im Bunde mit den lothtringischen Brüdern, Den unversöhnten Feinden deines Namens. Die ist von dieser wütenden Partei Der grimmige Vertilgungskrieg geschworen, Den man mit falschen Höllenwaffen führt. Zu Reims, dem Bischofssitz des Kardinals, Dort ist das Rüsthaus, wo sie Blitze schmieden, Dort wird der Königsmord gelehrt – Vor dort Geschäftig senden sie nach deiner Insel Die Missionen aus, entschloßne Schwärmer, In allerlei Gewand vermummt – Von dort Ist schon der dritte Mörder ausgegangen, Und unerschöpflich, ewig neu erzeugen Verborgne Feinde sich aus diesem Schlunde. – Und in dem Schloß zu Fotheringhay sitzt Die Ate dieses ew'gen Kriegs, die mit Der Liebesfackel dieses Reich entzündet. Für sie, die schmeichelnd jedem Hoffnung gibt, Weiht sich die Jugend dem gewissen Tod – Sie zu befreien, ist die Losung; sie Auf deinen Thron zu setzen, ist der Zweck. Denn dies Geschlecht der Lothringer erkennt Dein heilig Recht nicht an, du heißest ihnen Nur eine Räuberin desThrons, gekrönt Vom Glück! Sie waren's, die die Törichte Verführt, sich Englands Königin zu schreiben. Kein Friede ist mit ihr und ihrem Stamm! Du mußt den Streich erleiden oder führen. Ihr Leben ist dein Tod! Ihr Tod dein Leben!

      Elisabeth. Mylord! Ein traurig Amt verwaltet Ihr.

       Ich kenne Eures Eifers reinen Trieb,

       Weiß, daß gediegne Weisheit aus Euch redet;

       Doch diese Weisheit, welche Blut befiehlt,

       Ich hasse sie in meiner tiefsten Seele.

       Sinnt einen mildern Rat aus – Edler Lord

       Von Shrewsbury! Sagt Ihr uns Eure Meinung.

      Talbot. Du gabst dem Eifer ein gebührend Lob,

       Der Burleighs treue Brust beseelt – Auch mir,

       Strömt es mir gleich nicht so beredt vom Munde,

       Schlägt in der Brust kein minder treues Herz.

       Mögst du noch lange leben, Königin,

       Die Freude deines Volks zu sein, das Glück

       Des Friedens diesem Reiche zu verlängern.

       So schöne Tage hat dies Eiland nie

       Gesehn, seit eigne Fürsten es regieren.

       Mög' es sein Glück mit seinem Ruhme nicht

       Erkaufen! Möge Talbots Auge wenigstens

       Geschlossen sein, wenn dies geschieht!

      Elisabeth. Verhüte Gott, daß wir den Ruhm befleckten!

      Talbot. Nun dann, so wirst du auf ein ander Mittel sinnen,

       Dies Reich zu retten – denn die Hinrichtung

       Der Stuart ist ein ungerechtes Mittel.

       Du kannst das Urteil über die nicht sprechen, Die dir nicht untertänig ist.

      Elisabeth. So irrt

       Mein Staatsrat und mein Parlament, im Irrtum

       Sind alle Richterhöfe dieses Landes,

       Die mir dies Recht einstimmig zuerkannt –

      Talbot. Nicht Stimmenmehrheit ist des Rechtes Probe,

       England ist nicht die Welt, dein Parlament

       Nicht der Verein der menschlichen Geschlechter.

       Dies heut'ge England ist das künft'ge nicht,

       Wie's das vergangne nicht mehr ist – Wie sich

       Die Neigung anders wendet, also steigt

       Und fällt des Urteils wandelbare Woge. Sag nicht, du müssest der Notwendigkeit Gehorchen und dem Dringen deines Volks. Sobald du willst, in jedem Augenblick Kannst du erproben, daß dein Wille frei ist. Versuch's! Erkläre, daß du Blut verabscheust, Der Schwester Leben willst gerettet sehn, Zeig denen, die dir anders raten wollen, Die Wahrheit deines königlichen Zorns – Schnell wirst du die Notwendigkeit verschwinden Und Recht in Unrecht sich verwandeln sehn.