Die Steppe. James Fenimore Cooper. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: James Fenimore Cooper
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754179888
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Brust des jungen Wanderers. Da änderte er seinen Plan, mit einer Bewegung, so schnell, als seine blitzenden Gedanken, warf sich hinter den Stamm des gefallenen Baums, wider den sich der andere lehnte, nieder, und lag, in seinem Schatten, so dunkel, so regungslos, und, wie es schien, so unempfindlich wie das Holz selbst.

      Die schläfrige Schildwache öffnete die schweren Augen, starrte einen Augenblick nach dem trüben Himmel aufwärts, machte dann große Anstrengung und hob ihre kräftige Gestalt, von dem Stamm auf. Dann schaute er um sich, und ließ, was man vielleicht hätte Wachsamkeit nennen mögen, seine stumpfen Blicke über die nebelichten Gegenstände der Lagerung schweifen, bis sie endlich auf dem entfernten, düsteren Felde der offenen Steppe ruhten. Als er nichts gefunden, was seine Aufmerksamkeit hätte auf sich ziehen können, als die immer wiederkehrende Abwechselung von Hügel und Niederung, die sich überall seinen schlaftrunkenen Augen darstellte, änderte er seine Stellung, so daß er seinem gefährlichen Nachbar gänzlich den Rücken bot, und ließ die Glieder schwerfällig wieder hinsinken in ihre frühere niedergestreckte Lage. Eine lange und von Seiten des Tetons angstvolle peinliche Stille folgte, ehe das tiefe Athmen des Wanderers verrieth, daß er von neuem dem Schlummer sich hingegeben. Doch war der Wilde zu vorsichtig, dem ersten Anschein des Schlafes zu trauen. Aber die Ermüdung eines Tages voll ungewohnter Arbeit lag zu schwer auf der Wache, um den Andern lange in Zweifel zu lassen. Noch war die Bewegung, wodurch Mahtoree sich wieder auf die Kniee richtete, so geräuschlos und vorsichtig, daß selbst ein wachender Beobachter gezögert hätte, ehe er geglaubt, er stehe auf. Doch hatte er allmählig diese Veränderung gemacht, und das Dahcotah-Haupt neigte sich wieder über seinen Feind, ohne lauteres Geräusch erregt zu haben, als das Blatt des Wollenbaums, das an seiner Seite in, Wehen des Windes lispelte.

      Nun war Mahtoree Herr über des Schläfers Leben. Zur selben Zeit, wo er die großen Verhältnisse, und athletischen Glieder des Jünglings mit der Bewunderung anstaunte, welche Körpervorzüge selten in der Brust eines Wilden zu erregen verfehlen, machte er kalt alle Vorbereitung, um den Funken des Lebens, der sie allein furchtbar machen konnte, auszulöschen. Nachdem er sich den Sitz aller Lebensthätigkeit ausgesucht, indem er leise die Falten der umhüllenden Kleidung wegräumte, schwang er seine scharfe Waffe, und wollte eben mit Kraft und Kunst den Streich führen, als der Jüngling seinen starken Arm bewußtlos zurückzog, und bei dieser Bewegung die ganze Masse seiner Muskeln zeigte.

      Der, kluge, vorsichtige Teton zögerte. Er bedachte, daß in diesem Augenblick der Schlaf ihn weniger gefährlich, als der Tod selbst werden könnte. Das geringste Geräusch, das Sträuben des Todeskampfs, womit sicher ein solcher Bau das Leben nur lassen würde, stellten sich ihm vor, und waren seinem Verstande gegenwärtig. Er sah zurück in das Lager, wandte sein Haupt gegen das Gehölz, und warf seine funkelnden Augen auf die wilden, schweigenden Steppen. Nochmals über das verschonte Opfer gebeugt, versicherte er sich, daß es tief schlief, und gab dann seinen schnellen Entschluß auf, nur den Eingebungen einer listigeren Klugheit folgend.

      Mahtoree's Rückzug geschah so still und vorsichtig, wie sein Kommen gewesen war. Er schlug nun die Richtung nach dem Lager ein, indem er sich längs des Gehölzes hinstahl, um bei dem geringsten Geräusch sich leicht in sein Dunkel flüchten zu können. Die Decke des einsamen Zeltes zog bei'm Vorübergehen seine Aufmerksamkeit auf sich. Nachdem er sein ganzes Aeußere untersucht, und mit der größten Spannung gelauscht, um durch seine Ohren Nachricht zu erhalten, wagte der Wilde das Tuch am Boden zu lüften und sein schwarzes Gesicht hineinzustecken. Eine Minute mochte verflossen sein, ehe der Teton-Häuptling sich zurückbog, und seine ganze Gestalt wieder außerhalb der linnenen Wohnung sich zeigte. Jetzt saß er nieder, und schien mehrere Augenblicke in gänzlicher Unthätigkeit seinen Gedanken nachzuhängen. Dann seine gebeugte Stellung wieder annehmend, barg er sein Gesicht nochmals hinter der Leinwand des Zeltes. Seine zweite Untersuchung dauerte länger, und war, wo möglich, noch ergreifender für ihn; aber, wie alles, nahm sie ein Ende, und der Wilde wandte die funkelnden Blicke von den Geheimnissen des Orts.

      Er hatte in seinem langsamen Vorschreiten gegen die gedrängtere Masse von Gegenständen, welche den Mittelpunct des Lagers andeuteten, eine ziemliche Strecke zurückgelegt, ehe er wieder stille stand. Er bedachte von neuem, und sah sich um nach der einsamen, kleinen Wohnung, die er verlassen, als sinne er, ob er nicht wieder zurückkehren solle. Aber die aus den Aesten gebildeten spanischen Reiter, die er jetzt mit der Hand erreichen konnte, und die Sorgfalt, die daraus hervorging, welche verrieth, daß dort Sachen von Werth aufbewahrt würden, reizte seine Gier noch mehr, und bewog ihn, vorwärts zu schreiten.

      Der Weg des Wilden durch die zarten, schwachen Zweige der Wollenbäume konnte nur mit den geräuschlosen Windungen der Schlangen verglichen werden, die er eben so sehr in ihrer List als in ihrem Nahen nachahmte. Als er aber durchgedrungen war, und sich, einen Augenblick Zeit genommen hatte, um sich mit den Oertlichkeiten innerhalb der Entschließung bekannt zu machen, gebrauchte der Teton die Vorsicht, sich einen Weg zu bahnen, damit sein Rückzug mit weniger Hindernissen, die seine Schnelligkeit aufhalten könnten, bewerkstelligt werden möge. Nun stand er auf, ging durchs Lager, wie der Fürst des Bösen, suchend, wen und was er zuerst seinen feindseligen Plänen weihen sollte. Schon hatte er den Inhalt des Zeltes, worin das Weib und ihre kleinen Kinder sich befanden, durchforscht, und war an mehreren gigantischen Gestalten vorbeigekommen, die, ihm zum Glück, in dem Gestrüpp ausgestreckt, in unbewußter Hülflosigkeit da lagen, als er endlich die Stelle erreichte, die Ismael in eigener Person einnahm. Mahtoree's Scharfblick konnte es nicht entgehen, daß er jetzt das Haupt der Wanderer in seiner Gewalt habe. Lange stand er über die ausgestreckte, herculische Form des Wanderers hingebeugt da, sorgsam bei sich betrachtend den Ausgang des Unternehmens, die wirksamsten Mittel, welche ihm die reichste Ernte versprächen.

      Er hatte das Messer, welches er bei dem schnellen, wilden Gang seiner Gedanken aus der Scheide genommen, wieder eingesteckt, und wollte weiter gehen, als Ismael sich auf dem Lager herumdrehte, und rauh fragte, wer vor seinen halbgeöffneten Augen herumgehe. Nur die Schnelligkeit und List eines Wilden konnte verhindern, daß jetzt sich alles entschied. Die abgestoßenen, fast unverständlichen Laute, die er gehört, nachahmend, warf sich Mahtoree schwerfällig zu Boden und schien, sich schlafen zu legen. Ismael sah die ganze Bewegung in einer Art von Betäubung mit an, aber die List war zu kühn, und ward zu täuschend ausgeführt, als daß sie ihren Zweck nicht hätte erreichen sollen. Der schlaftrunkene Vater schloß wieder die Augen, und schlief bald wieder tief ein, — der verrätherische Gast mitten in dem Schooß seines Haufens.

      Der Teton mußte lange und angstvolle Minuten in der Lage bleiben, die er angenommen, um sicher sein zu können, daß er nicht länger bewacht würde. Aber lag auch sein Leib bewegungslos da, sein thätiger Geist war nicht müßig. Er benutzte diesen Aufschub, um einen Plan zur Reise zu bringen, welcher, wie er hoffte, das ganze Lager, die Leute und ihre Habe, gänzlich in seine Gewalt bringen sollte. Sobald es mit Sicherheit geschehen konnte, war der unermüdliche Wilde wieder in Bewegung. Er nahm jetzt seinen Weg nach der kleinen Hürde, welche die Hausthiere einschloß, wie früher geschmeidig und vorsichtig sich auf dem Boden fortwindend.

      Das erste Thier, auf das er unter dem Vieh traf, verursachte einen langen und gewagten Aufenthalt. Das müde Geschöpf, vielleicht durch seinen Instinct belehrt, daß in den endlosen Wüsten der Steppen sein sicherster Schützer der Mensch sei, war außerordentlich geduldig, und überließ sich stille der genauen Untersuchung, der es sich unterwerfen mußte. Die Hand des suchenden Teton streifte über sein zartes Fell, über das sanfte Haupt und die zierlichen Glieder des stillen Thieres mit unermüdlicher Neugier, aber endlich verließ er die Beute als unnütz bei seinen Streifzügen, als zu wenig reizend für seinen Hunger. Sobald er aber zu den Lastthieren kam, war seine Zufriedenheit groß, und kaum enthielt er sich der gewöhnlichen Ausdrücke seiner Freude, die mehr als einmal auf dem Punct waren, seine Lippen zu durchbrechen. Hier verlor er die Gefahr, mit der er Zugang zu dieser gefährlichen Stelle erlangt, aus dem Auge, und die Wachsamkeit des vorsichtigen, lang geübten Kriegers ward einen Augenblick im Taumel des Wilden vergessen.

      Fünftes Kapitel.

      „Ei, würd'ger Vater, was doch können wir verlieren?

      Ei schützt uns kein Gesetz, und solch ein stolzer Mann

      Sollt' ferner