Geliebter Wächter 2: Wolfsherz. Billy Remie. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Billy Remie
Издательство: Bookwire
Серия: Chroniken der Bruderschaft 2
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750209534
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      Wenn doch nur endlich Fen und Ragon kommen würden, dann ginge es ihm gleich viel besser.

      Sein Aufpasser seufzte leise, sein weißes, knappes Gewand raschelte leise, als er vom Bett aufstand. »Ihr lasst Euch nicht gern von Euren Sorgen ablenken, richtig?« Er setzte sich leise neben Kacey und betrachtete ihn plötzlich seltsam mitfühlend. »Wegen Eures Vaters, oder?«

      Kacey nickte und nagte dabei an seiner vollen Unterlippe. »Ich glaube, er mag mich nicht sonderlich.«

      Nachdenklich und nun auch eine Spur wehmütig sah der andere Junge ins Leere. »Das hilft Euch vielleicht nicht, aber ich glaube, mein Onkel mag mich auch nicht.«

      Neugierig runzelte Kacey seine Stirn. »Wer ist Euer Onkel?«

      »Der große Dunkelhaarige«, grinste der andere.

      Kacey hob ratlos die schmalen Schultern. »Ich habe heute viele, große Dunkelhaarige gesehen…«

      Leise lachend erklärte er Kacey: »Der König von Nohva, Desiderius M´Shier. Er ist … mehr oder weniger mein Onkel. Sein Bruder, Bellzazar – mit den schwarzen Augen – das ist der Mann, der mich erschuf. Mein Vater.«

      »Und Ihr seid …?«

      »Korah.«

      Kacey lächelte. »Es freut mich, Euch kennen zu lernen, Korah – Bellzazars Sohn.«

      Korahs Blick schimmerte stolz.

      »Aber warum glaubst du, dein Onkel würde dich nicht mögen?«, hakte Kacey verwundert nach.

      Seufzend wandte Korah den Blick ab. »Weil er sich gar nicht für mich interessiert hat, als Bellzazar mich vorstellte.«

      »Oben auf dem Berg hatten sie wohl anderes im Kopf«, warf Kacey beruhigend ein, »es war vielleicht einfach eine Neuigkeit zu viel und hatte nichts mit dir persönlich zu tun.«

      Darüber dachte Korah einen Moment nach, dann seufzte er und nickte zustimmend. »Ja, mag sein«, lächelte er entspannt. Er sah Kacey an. »So geht es sicher auch Eurem Vater. Er muss das erst einmal verdauen. Morgen wird die Welt vielleicht schon anders aussehen.«

      Kacey glaubte nicht daran, doch er nickte nachdenklich und legte wieder das Kinn auf die Knie. »Ja, vielleicht.«

      »He«, Korah stieß ihm einen spitzen Ellenbogen in die Rippen, »wollen wir uns die Zeit vertreiben?« Er zog ein Kartenspiel unter der Toga hervor, von dem Kacey nicht wusste, wo genau er es die ganze Zeit versteckt gehalten hatte. »Luzianisches Risiko?«

      Kacey sah ihn ratlos an.

      »Kommt«, grinste Korah und setzte sich vor ihn auf den Boden, auffordernd klopfte er mit der Hand vor sich, damit Kacey zu ihm kam, »ich zeige Euch, wie es geht.«

      *~*~*~*

      »Sie wollten lauschen«, sagte Wexmell mit einem amüsierten Grinsen, als er zurückkam und sich neben Desiderius an den Tisch lehnte.

      Das war klar gewesen, dachte Desiderius bei sich und schüttelte über seine Kinder den Kopf.

      Bellzazar stand mit verschränkten Armen vor ihm. »Viel können sie nicht gehört haben, ich habe einen Zauber über den Saal gelegt, sie haben jetzt sicher Ohrenrauschen.«

      Wexmell nickte. »Haben sie.« Dann wandte er das hübsche Gesicht zu Desiderius um. »Ich habe den Orden gebeten, sie auf unserem Zimmer zusammenzupferchen. Sie weigerten sich, zu gehen, da musste ich ihnen versprechen, dass sie dich auf jeden Fall noch sehen dürfen.«

      Wärme durchflutete Desiderius` Herz und ließ es vor Liebe anschwellen. Er nahm Wexmells Hand, drückte sie und lächelte ihn an.

      Dann herrschte wieder beklommenes Schweigen, wie es auch geherrscht hatte, als Wexmell für eine Weile den Raum verlassen hatte, um nach den Kindern zu sehen, die nach Desiderius` Geschmack viel zu lange »still« gewesen waren. Wenn er lange kein Gezanke hörte, heckten sie etwas aus oder hatten bereits etwas angestellt. Wurde es zu still um sie, musste man nachsehen gehen.

      Bis auf Desiderius, Wexmell, Bellzazar und Cohen – die ihnen gegenüberstanden – war der Raum leer. Eagle hatte sich zurückgezogen, er würde seine Kaiserin und seine Kinder über seinen Bastard ins Bild setzen, ebenso wie über die drohende Gefahr, dass die Stadt angegriffen werden könnte. Ragon und Fen wurden zu ihren Gemächern gebracht, während Place in eine Zelle gesteckt wurde und Levi ihn persönlich überwachte. Blieben nur noch sie. Sie vier. Und obwohl sie einst so vieles geteilt hatten, spürten sie alle deutlich diese tiefe Kluft zwischen ihnen, die es erschwerte, einen Anfang zu finden.

      Desiderius verzehrte sich danach, die Hand nach Cohen auszustrecken und ihn an seine Brust zu ziehen, ihn einfach ganz festzuhalten und so lange zu spüren, bis er wirklich glauben konnte, dass er noch lebte.

      Aber er bekam das Gefühl nicht los, dass Cohen das nicht wollte. Oder es ihm zumindest aus irgendeinem Grund unangenehm sein könnte, selbst wenn er diese Nähe gewollt hätte.

      »Mir schwirrt der Kopf«, murrte Desiderius schließlich, um das Schweigen zu brechen. Er rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Stirn.

      Wexmell seufzte. »Uns allen. Das ist alles nicht leicht zu glauben.« Er sah besonders Cohen an.

      Wenn er wüsste… Desiderius würde ihn bald über Doragon ins Bild setzen müssen. Allerdings wollte er dafür einen freien Kopf und etwas mehr Zeit mit ihm allein. Das ging nur sie etwas an.

      »Warum nennt man sie eigentlich immer noch Stämme?«, fragte Cohen plötzlich nachdenklich und offensichtlich nur, um irgendetwas zu sagen, damit kein neues Schweigen aufkam. »Seit sie eine Königin haben, meine ich.«

      »Es ist einfacher«, erklärte Wexmell schulterzuckend. »Wie würdest du sie denn nennen? Es sind immer noch Stämme geblieben. Die Königin ist mehr ein Symbol gewesen, weniger eine Herrscherin. Sie stand an der Spitze, gewiss, um alle Stämme zu vereinen, aber innerhalb der Stämme gibt es noch einmal eigene Anführerinnen. Im Grunde hat sich durch die Ernennung einer Königin nichts geändert, nur dass sie ein Sprachrohr wählten, das sie alle respektierten und ihre Interessen mit anderen Ländern und in Zeiten des Krieges vertrat.«

      »Wexmell Airynn, meine Lords und Ladys, das sprechende Geschichtsbuch«, spöttelte Zazar.

      Desiderius sah ihn genervt an, aber Wexmell schenkte ihm ein amüsiertes Lächeln.

      Wieder diese unangenehme Stille, selbst der sanfte Wind von draußen klang überlaut in ihrem anhaltenden Schweigen. Cohen trat nervös von einem auf den anderen Fuß und sah immer wieder zu Bellzazar auf.

      Wie sie sich ansahen, so vertraut, so … als verschwiegen sie was vor ihnen. Das gefiel Desiderius ganz und gar nicht. Am liebsten hätte er Cohen grob an sich gerissen und sich gebieterisch vor Bellzazar aufgebaut. Aber ebenso gut hätte er sich die Hörner wetzen und wie ein Tier mit dem Huf schaben können, also hielt er sich mühsam zurück. Er wollte sich immerhin nicht noch dämlicher verhalten.

      »Warum …« Er brach ab, räusperte sich. »Warum …verflucht noch mal, hast du mir nichts gesagt?«

      Verwundert sah Wexmell Desiderius von der Seite an, hielt sich aber raus. Bellzazar wusste ganz genau, wovon Desiderius sprach, und musste nicht erst nachfragen, schuldbewusst senkte er die Augen.

      »Weil er es nicht wusste«, fiel Cohen dazwischen, bevor er sich verteidigen konnte.

      Desiderius sah ihn ärgerlich an. »Er wusste es nicht, ja? Sprichst du jetzt für ihn?«

      Cohen presste ärgerlich die Lippen aufeinander.

      »Tut er nicht«, murrte Bellzazar und sah Cohen an. »Du sprichst nicht für mich!«

      »Also wusstest du es?«, hakte Desiderius nach.

      »Wovon sprecht ihr?«, wollte Wexmell wissen.

      Das war Cohens Stichwort, er sah Desiderius mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Ja, Desiderius, wovon sprechen wir?«

      Verdammt, was