Eine gesonderte Opposition von Reichsfürsten kam seitdem nicht mehr zustande; anstatt dessen wurden, nachdem die Kirchenreform ganz von der Reichsreform getrennt worden war, die Beschwerden gegen den Papst, auf lateinisch Gravamina, ein Gegenstand der Beratung auf allen Reichstagen. Den Reichstag zu Nürnberg des Jahres 1501 beschäftigte der vom Papst ausgeschriebene Jubiläumsablass. Trotz der Anwesenheit des päpstlichen Legaten ging der Beschluss durch, dass der Ablass nur dann verkündet werden dürfte, wenn das erzielte Geld im Reich bliebe.
Maximilian war auch in seinem Verhältnis zur Kirche ganz von seinem Vater verschieden. Unterordnung unter den Papst lag ihm fern. Kirchlich war er insofern, als er ein Freund der Tradition war und das Verbindende alter, durch lange gemeinsame Übung geweihter Gebräuche fühlte; so hat er die Ausstellung des Heiligen Rockes von Trier erneuert. Im Papst sah er vor allen Dingen den italienischen Fürsten, der eine erhebliche Rolle in der abendländischen Politik spielte und ihm in seinen Kriegen mit Frankreich und in Italien böse Streiche anzetteln konnte. Das Gewicht, das dem Papst seine Ausnahmestellung immer noch gab, war ihm oft sehr im Weg. Als Fürst und Kaiser hatte er Sinn genug für die staatlichen Rechtsansprüche, um eine Beschränkung der kirchlichen Eingriffe zu wünschen, und als ständiger Reichstagsbettler sah er ungern den Strom des deutschen Geldes nach Rom fließen. Indessen war es eine heikle Sache, in der man behutsam vorgehen musste und über die er sich zunächst einmal mit seinen Vertrauten besprach. Des Wortes mächtig, wie er war, liebte er es, mit seinen Humanisten über die großen Fragen der Zeit zu reden.
Sebastian Brant oder Sebastian Brandt (latinisiert „Titio“; geboren 1457 oder 1458 in Straßburg; gestorben am 10. Mai 1521 ebenda) war ein deutscher Humanist, Jurist, Professor für Rechtswissenschaft an der Universität Basel (1489–1500) und von 1502 bis zu seinem Tod 1521 Stadtsyndikus und Kanzler der Freien Reichsstadt Straßburg.
Einmal berief er Sebastian Brant zu diesem Zweck, ein andermal Geiler von Kaisersberg.
Johann Geiler von Kaysersberg (auch Johannes oder französisch Jean; * 16. März 1445 in Schaffhausen; † 10. März 1510 in Straßburg) gilt als der bedeutendste deutsche Prediger des ausgehenden Mittelalters.
Es war bekannt, wie rückhaltlos sich dieser Geistliche über die Verderbnis der Kirche und des Glaubens zu äußern pflegte; man schrieb ihm den Ausspruch zu, er hoffe zu erleben, dass Gott einen Mann zur Erneuerung der Kirche erwecken werde, und wenn das geschehe, wolle er dessen Schüler werden. Als im Jahr 1509 eine Wendung in den politischen Verhältnissen eintrat, die Maximilian gegen Papst Julius II. aufbrachte, kam ihm der Gedanke, ob es tunlich sei, die pragmatische Sanktion, die die Beziehungen Frankreichs zum Heiligen Stuhl in einer für den Staat vorteilhaften Weise geregelt hatte, in Deutschland einzuführen. Von Wimpheling, dessen Neffe Jakob Spiegel sein Sekretär war, verlangte er ein Gutachten, ob und wie die pragmatische Sanktion auf die deutschen Verhältnisse anzuwenden sei. Wimpheling, der, wie die meisten älteren Humanisten, bei aller Begeisterung für den Kaiser und kaiserliches Ansehen an der Suprematie des Papstes festhielt, riet nicht zur Einführung der pragmatischen Sanktion, dagegen solle vom Papst die genaue Beobachtung der mit dem Reich geschlossenen Konkordate zu erlangen gesucht werden, und zwar auf dem Wege friedlicher Vereinbarung. Er fügte seinem Gutachten die zehn Klagepunkte bei, die Martin Mayr in seinem berühmten Brief vor nun etwa 50 Jahren aufgesetzt hatte.
Ob ein revolutionärer Rat Wimphelings wirkungsvoller gewesen wäre als der vorsichtige? Es ist nicht anzunehmen; denn wie schroff sich auch im Spiel der Gedanken Maximilian oft zu dem Problem stellte, er blieb auf der Ebene des Spiels, wo er sich umso verwegener, weil ganz folgenlos tummeln konnte.
Wie der große Künstler, der ihn gezeichnet hatte, war Maximilian voller Figur: Pläne zu Denkmälern, zu Dichtungen, zu Organisationen, zu heroischen Taten, zu folgenschweren Umwälzungen tauchten wechselnd in seinem tätigen Geist auf. Als er sich mit Wimpheling beriet, dachte er an eine Staatskirche, wie sie in Frankreich begründet worden war; aber schon vorher war ihm ein anderer, höchst merkwürdiger Einfall gekommen, nämlich, ob er nicht selbst Papst werden könne. Schließlich war es noch nicht lange her, dass ein weltlicher Fürst, Felix von Savoyen, Papst geworden war. Als im Jahre 1511 Julius II. erkrankte und dem Ende nahe schien, hielt er den Augenblick für gekommen, das Spiel seiner Gedanken zu verwirklichen. Er überlegte sich, welche Persönlichkeiten mit welchen Mitteln gewonnen werden müssten, und zog den und jenen ins Vertrauen. Dabei schien er bald nur die weltliche Gewalt des Papstes, die sogenannten Temporalien, an sich ziehen, bald selbst den Päpstlichen Stuhl besteigen und dennoch Kaiser bleiben zu wollen.
Amadeus VIII. von Savoyen als Gegenpapst Felix V. (Holzschnitt aus der Schedelschen Weltchronik, 1493) September 1383 in Chambéry ; † 7. Januar 1451 in Genf ), war von 1391 bis 1439 Herzog von Savoyen.
Seiner Tochter Margarete, die an Stelle seines jungen Enkels Karl die Niederlande regierte und die ihn zu einer neuen Heirat ermunterte, schrieb er, er habe nicht im Sinn, eine Frau zu nehmen, wolle vielmehr vom Papst sich zu seinem Koadjutor ernennen lassen, um nach dem Tod desselben Papst zu werden. Er wolle, schrieb er in seinem mit souveräner Willkür behandelten Altfranzösisch, das die Naivität und den Humor seines Einfalls verdoppelt, Papst und dann ein Heiliger werden, damit sie nach seinem Tod gezwungen sei, ihn anzubeten, „dont je me trouveré bien gloryoes“. Ob er im Ernst für möglich hielt, die eifersüchtigen Großmächte würden einer so ungeheuren Vermehrung seiner Macht gleichgültig zusehen? Vielleicht interessierte ihn hauptsächlich, was für ein Gesicht seine kluge Tochter bei der Aussicht machen würde, ihren leichtbeschwingten Vater als Heiligen anbeten zu sollen. Die Genesung des Papstes machte diesen Phantasien um die Tiara ein Ende. Man begreift, dass die Florentiner sagten, über Maximilian reden sei ebenso wie über die Trinität disputieren.
Wie sehr für Maximilian das politische und kriegerische Interesse im Mittelpunkt stand, zeigte sich, als er anfangs das Konzil von Pisa unterstützte, das die Reformation der Kirche durchführen sollte, dann aber, nachdem er mit dem Papst versöhnt war, die Beschlüsse desselben für nichtig erklärte und das Lateran-Konzil beschickte, das Julius II. dem Pisaner entgegenstellte und das gehorsam für die Verstärkung seiner Macht sorgte. Es wurde im Jahr 1517 durch Leo X. geschlossen.
Wenn Maximilian in seiner Haltung schwankte, so hielten die Stände doch grundsätzlich fest an ihren Beschwerden. Seit dem großen Reichstage von 1495, wo die Reichsreform alles andere zurückgedrängt hatte, erschienen die Gravamina auf jeder Reichsversammlung wieder.
Julius II., ursprünglich Giuliano della Rovere (* 5. Dezember 1443 in Albisola Superiore bei Savona (Ligurien); † 21. Februar 1513 in Rom), war vom 1. November 1503 bis zum 21. Februar 1513 römisch-katholischer Papst.
Gesandtschaften an den Papst, um sie zu überbringen, wurden beschlossen, kamen aber nicht zur Ausführung. Es waren allmählich hundert Klagepunkte geworden, von denen ein Teil die römische Verwaltung, ein Teil das Finanzwesen, ein Teil die Prozesse betraf. Es wurde von dieser offiziellen Seite nur die causa reformationis in Betracht gezogen, die das Konstanzer Konzil