. . Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор:
Издательство:
Серия:
Жанр произведения:
Год издания:
isbn:
Скачать книгу

      Remsen nickte: „Dafür das Sie angeblich nicht viel von CodeWriter intern wissen, ist diese Angabe aber recht genau. Das überprüfen wir natürlich.“ Er ließ die Worte kurz einwirken und fragte nach: „Gab es zwischen Hausmann und Ihrem Mann Stress? Hatte er mal was davon erzählt? Führte Hausmann mit ihm einen Stellvertreterkrieg?“

      „Kann schon sein … nein, ich glaube nicht. Nur die üblichen Meinungsverschiedenheiten, wie sie nun einmal in Unternehmen zwischen Chef und Mitarbeiter vorkommen. Hausmann fasste Carsten nicht gerade mit Samthandschuhen an, nur weil er der Sohn seines Partners war. Vielleicht gerade deshalb nicht. Wer weiß das schon. Aber darüber hinaus ging der Streit nicht.“

      Jutta Kundoban fiel eine weitere Frage ein: „Sagen Sie: hat Ihr Mann Ihnen alles von CodeWriter erzählt? Hatten Sie das Gefühl, dass er offen mit Ihnen gesprochen hat?“ Sie betonte etwas eigenartig das Wort ‚Gefühl‘.

      „Wissen Sie, ob Ihr Freund oder Ihr Mann Ihnen alles erzählt. Wer will das schon wissen? Ich glaube, dass Carsten ganz ehrlich war. Wie heißt es doch: Wer nichts weiß, muss alles glauben. Ich glaube es für mich.“

      Remsen sah auf die Uhr und deutete seiner Kollegin an, dass er vom Gespräch nichts mehr erwartete. Also verließ er den Vernehmungsraum und überließ es seiner Kollegin, diese Befragung zu Ende zu bringen.

      Über die Hintertür trat er hinaus an die frische Luft. Es war November: Grauhell, nass, arschkalt und der Sonntag versprach, nicht besser zu werden, als der Sonnabend war.

      Hausmann könnte ein Schlüssel in dem Fall sein, muss aber nicht. Was hätte er davon, Carsten Weilham nebst Freundin zu beseitigen? Ob ein Dauerstreit oder gar die drohende Nachfolgeregelung eine mögliche Ursache sein könnte? Hat Georg Weilham vielleicht schon was in diese Richtung unternommen und Hausmann wollte das verhindern? Was sollte er dagegen haben? Dafür gleich zwei Leichen in Kauf nehmen? Unwahrscheinlich. Vielleicht wusste der Mörder nicht, dass neben Weilham noch eine Frau im Auto saß. Trotzdem, wir brauchen Hausmann; der muss doch da unten auffindbar sein.

      Weilham sen. hatte einen Zusammenbruch und ist bislang nur halb wiederhergestellt. So richtig fit sah der Junge gestern nicht aus. Er musste die Nachricht vom Tod seines Sohnes zu verkraften, war aber trotz allem ziemlich anfällig. Welchen Grund sollte der haben, seinen Sohn… Nein, das passt nicht. Gut, die hatten in den Wanderjahren von Carsten etwas Zoff; das ist heutzutage eher normal, denn den Leuten würde sonst was fehlen; die Hörner müssen abgestoßen werden. Nein, als Täter oder Mitwisser scheidet der Senior erst einmal aus.

      Aber warum lügt der?

      Welchen Grund dazu hat er?

      Und was war das gestern Abend im Red Rooster?

      Weilham geht doch nicht am Freitagabend mit Abtowiz essen, um ihn einen Tag später zu verhauen. Bringt Weilham seinen Geschäftspartner Abtowiz mit dem Tod seines Sohnes in Verbindung? Und wenn ja warum? Genug Stoff für eine weitere Fragestunde.

      Der VR3 war im Gegensatz zum VR1 wie immer ungeheizt. Weilham saß auf einem Stuhl vor einem Kaffee. Er sah verdammt schlecht aus; wahrscheinlich schlecht geschlafen? Seine Kollegin Kundoban beschäftige sich gerade mit dem Aufnahmegerät.

      „Guten Morgen.“ Remsen sah Weilham überhaupt nicht an, sondern deutete gleich auf ein Foto. Beim Eintreten hielt er es Weilham vor die Nase.

      Ihm fiel ein, dass er die Formalien zur Befragung und zur Tonaufnahme noch klären musste, bevor er die Vernehmung beginnen konnte.

      Nachdem das erledigt war, legte Remsen los: „Vielleicht kommen wir der Wahrheit heute etwas näher. Was halten Sie davon?“

      Weilham sah sich das Foto ganz genau an, lehnte sich zurück und ließ sich mit der Antwort Zeit; zu viel, wie Remsen fand. „Und? Der Audi VES CW 500 gehört doch Ihrer Firma und der Fahrer ist Ihr Sohn Carsten Weilham? Wer könnte die Dame auf der Beifahrerseite sein?“

      Langsam, ganz langsam und sehr leise begann Weilham.

      „Karl hatte auf einem Anwendertreffen in Moskau Geschäftsleute aus Lemberg kennengelernt, die aus der Sicherheitsbranche waren und in der Ukraine investieren wollten. Unsere Software überzeugte sie scheinbar. Carsten war auch mit und konnte denen alles zeigen. Wir überwachen mit unserer Software nicht nur Türen und Fenster; wir können viel mehr. Die Standards in der Übertragungstechnik, wie die bekannten IP-Protokolle, haben wir adaptiert und weiter ausgebaut. Wir haben eigene Uni- und Multicast-Szenarien entwickelt mit denen wir völlig unterschiedliche Tunneltypen nutzen. Der Vorteil ist: alle IP-fähigen Geräte lassen sich damit absolut sicher, abgeschirmt und anonym nutzen. Wir brauchen nur von der Netzwerkadministration die entsprechenden Löcher, der Rest ist unsere Sache, ganz allein. Dann…“

      „Bahnhof.“

      Remsen setzte Weilham ein Stoppzeichen, da er und augenscheinlich auch seine irritierte Kollegin nichts verstanden haben. „Was heißt das jetzt übersetzt?“

      „Unsere Kunden können von einem Leitstand aus alles überprüfen und steuern. Dieser kann im Unternehmen oder bei uns, abgeschirmt und in sicherer Umgebung, betrieben werden. Wenn zum Beispiel nachts oder an Wochenenden eine Tür oder ein Fenster aufgeht oder die Scheiben eingeschlagen werden, können speziell angebrachte Sensoren das genau registrieren und Alarm schlagen.“

      Remsen dachte kurz nach: „Das ist aber nicht so einzigartig; das können viele andere auch. Ganz bestimmt.“

      „Schon, aber wir konnten Wärmesensoren entwickeln, die Veränderungen außerhalb eines festgelegten Toleranzbereichs feststellen können. Das sind Geräte für die Thermografie, die IP-fähig sind, also mit einem Leitstand verbunden werden können. So etwas Ähnliches wie eine Wärmebild- oder Infrarotkamera; aber nur so ähnlich. Wenn sich ein Mensch in einem Raum aufhält, dann kann die ausgestrahlte Wärme aufgenommen und analysiert werden. Wir können sogar für jeden einzelnen Menschen Wärmeprofile erstellen und beispielsweise Sicherheitsleute aus der Überwachung herausnehmen. Jede andere Bewegung wird registriert und verfolgt. Mit sofortigen Eskalationen und Alarmen…“

      ‚Thanks fort the Information‘, Van Morrison; Mitte der 80er Jahre eine grandiose Platte; irgendwie ‚no guru…’ hieß das Album; phantastisch, sollte ich mir heute Abend gönnen. Merk dir das Mal Jan.

      „Und das ist die hohe Kunst von CodeWriter?“ Remsen blieb skeptisch; einerseits, weil er sich noch immer schwer tat, etwas zu verstehen; andererseits weil das Ganze sicher auch andere können, die Software für Sicherheitsfirmen entwickeln.

      „Sicher. Wir haben das so weit getrieben, dass wir sämtliche Kartenleser, Türöffner und Zahlenschlösser mit in die Überwachung integriert haben; inklusive von Videoaufzeichnungen. Das ist rundum perfekt und erlaubt Sicherheitsfirmen, mit wenig Personal hochgradig effektiv Baustellen, unbewachte Fuhrparks oder Parkhäuser, Gewerbegrundstücke und universelle Gebäude wie Werkhallen oder Bürohäuser zu überwachen.“

      „Dafür interessieren sich Kunden aus Osteuropa? Normalerweise verfügen die dort über genug Anabolika-Muskelprotze und jede Menge eigene Waffen. Technik ist doch für die ein absolutes Fremdwort. Old School, würde ich sagen.“

      „Das denken Sie Herr Kommissar. Die Korruption dort ist weit verbreitet; unvorstellbar und vor allem undurchsichtig. Wenn jemand zum Beispiel einen Einbruch plant, dann besticht er einfach das Personal. Auf einen netten Nebenverdienst verzichtet dort niemand, das können Sie mir glauben. Je mehr ein Sicherheitsunternehmen auf Technik setzt, umso geringer wird das Problem der Bestechung. Klar, man könnte auch die Technik manipulieren; aber glauben Sie mir: Das hat bei uns noch niemand geschafft. Wir haben in der Entwicklung und während der Tests Nerds beauftragt, uns zu knacken. Selbst die Chaos Hacker haben es nicht geschafft. Für unsere Kunden ist das eine runde Sache; da nur ganz wenige die Software und die Technik wirklich verstehen, die Software ausgesprochen sicher ist und selbst die Übertragungswege nicht anzapfbar sind.“

      „Gut. Aber wenn ich das richtig in Erinnerung habe, dann waren Sie doch immer gegen die Ausdehnung Ihrer Geschäfte in Osteuropa. Warum jetzt der Schwenk?“ Weilham rückt nicht mit der ganzen Wahrheit raus; dessen