Sonnenkaiser. Dirk Meinhard. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dirk Meinhard
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754172469
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Passagiere steigen normalerweise auf diesem Boot in den Torpedo und werden von anderen Booten wieder aufgenommen. Ich habe mich immer gefragt, wie die sich fühlen, wenn die in dem dunklen Ding dahin treiben. Scheint nicht so toll zu sein!<<

      Voltage griff nach der Flasche und goss sich Tee nach.

      >>Man fühlt sich nach wenigen Minuten wie begraben. Das Geschaukel beruhigt auch nicht. Und immer wieder zieht man durch die Schnorchel Wasser ein!<<

      Er nahm einen Schluck Tee.

      >>Wie viele Leute habt Ihr damit schon befördert?<<

      >>Du bist der Zwanzigste! Aber erst der Zweite, der nach Marokko will! Die anderen wollten alle nach Europa!<<

      Voltage fragte sich, ob Will wusste, mit welchen Leuten er zusammenarbeitete.

      >>Ihr seid Schleuser!<<

      Black zuckte mit den Schultern. Er beförderte ein Päckchen Zigaretten aus einer Tasche seines Overalls.

      >>Mit Fischfang ist es schwer, seinen Lebensunterhalt zu verdienen! Für Deinen Transport bekommen wir so viel Geld wie für zehn gute Fänge.<<

      Er zündete eine krumme Zigarette an und steckte sie sich in einen Mundwinkel. Mit fragendem Blick zeigte er auf das recht zerdrückte Päckchen auf dem Tisch. Voltage schüttelte ablehnend den Kopf.

      >>Wie bekommt Ihr denn den Torpedo wieder zurück, wenn Ihr einen Passagier Richtung Europa schickt?<<

      Das Transportkonzept leuchtete ihm nicht ein.

      >>Hast Du doch mitbekommen. Wir tauschen über einen Briefkasten im Internet Datum und Koordinaten aus. Und dann wird das Ding ins Wasser geworfen und wieder rausgefischt!<<

      Voltage wurde plötzlich wieder leicht übel.

      >>Wie viele Male ist das schon schiefgegangen?<<

      Black zog an seiner Zigarette und blies den Qualm nach oben.

      >>Die Torpedos werden in Spanien gebaut. Bis jetzt haben wir drei verloren.<<

      Black zeigte seine weißen Zähne und lachte laut.

      >>Es hat erst einen Passagier erwischt! Der treibt jetzt wahrscheinlich irgendwo vor der libyschen Küste, wenn er nicht in eine Schiffsschraube geraten ist. Aber wir haben danach den Peilsender durch ein stärkeres Gerät ausgetauscht. Die anderen beiden Torpedos sind leer gewesen, als sie uns abhandenkamen. Wenn es Dir hilft, wir haben Dich sofort gefunden!<<

      >>Und Ihr habt keine Angst, die Küstenwache nimmt Euch hoch?<<

      >>Na ja, wir kriegen tatsächlich Ärger, wenn wir als Schlepper aufgegriffen werden. Aber vor der Küste treiben sich eine Menge Boote herum. Da fallen wir nicht sehr auf.<<

      Black schlug mit dem Zeigefinger auf die Zigarette und ein Stück Asche fiel auf den Fußboden.

      >>Aber wen kümmert es wirklich, wenn jemand nach Marokko will? Einwanderer sind nicht vorgesehen und nicht willkommen. Keiner kümmert sich um solche Leute. Ohne Job kannst Du nur betteln. Dann erwischt die Polizei Dich sowieso! Oder willst Du zu einer der Gruppen, die gerne die Regierung in Marokko stürzen möchten, oder zu irgendeiner Terrortruppe, die einfach gerne Leute abknallt, die ihnen nicht in den Kram passen? Dann erwischt Dich die Armee oder GlobSecure.<<

      Black zog wieder langsam und lange an der Zigarette, die nach ein paar Zügen schon zu mehr als der Hälfte verbrannt war. Der unangenehme Geruch im Raum wurde intensiver.

      >>Wir sind bald in Jebha. Am Hafen wirst Du von jemand abgeholt!<<

      Wer immer das sein mochte. Voltage hatte noch immer kein wirkliches Vertrauen in seine bezahlten Helfer.

      >>Dann bekommen wir auch unser Geld!<<

      Black drückte seine Zigarette auf der Tischplatte aus. Es roch plötzlich nach verschmortem Kunststoff. Black ließ das zerquetschte Filterstück auf dem Boden fallen.

      >>Wer ist dieser Will?<<

      Er schaute Voltage direkt ins Gesicht. Der hielt dem Blick stand, obwohl ihm plötzlich kalt wurde. Verunsichert blinzelte er mit den Augen.

      >>Hast Du ihn schon mal getroffen?<<

      Black richtete sich auf seinem Stuhl auf. Sein Blick blieb auf Voltages Gesicht gerichtet.

      >>Ich habe ihn noch nie getroffen. Aber wir bekommen unsere Aufträge von ihm. Und die Leute, die wir transportieren, sind keine normalen Flüchtlinge. Der Typ betreibt da ein merkwürdiges Geschäft. Unsere Passagiere aus Marokko sind keine einfachen Bauern oder so.<<

      Voltage war irritiert. Aber Black schien ihm kein Seemannsgarn zu erzählen.

      >> Wie kommen Sie denn darauf?<<

      >>Na ja, ein paar davon sahen sehr gut trainiert aus, wie Soldaten oder so. Andere schienen ganz schön viel Grips zu haben. Die redeten ziemlich abgehoben daher und hatten wohl viel Ahnung von diesem Computerzeug.<<

      Darüber hatte Will nicht mit ihm gesprochen.

      >>Will ist der Anführer einer politisch motivierten Gruppe in Deutschland, die sich FreePeople nennt. Sie engagieren sich gegen Großunternehmen, die der Regierung ihren Willen aufdrücken.<<

      >>Führen die Krieg gegen die Regierung oder wofür holt er diese Leute? Von so was habe ich noch nicht gehört. Ich dachte, in Europa geht es den Leuten ziemlich gut.<<

      >>Wir haben viele Leute, die schlecht bezahlt werden oder keinen Job haben. Seitdem die Regierung ihre Schuld durch Übereignung des halben Landes an große Unternehmen und Investoren getilgt hat, läuft es nicht mehr sehr gut. Es gibt quasi drei Klassen von Menschen. Die mit Geld, die für sie arbeiten und die anderen. Denen mit Geld geht es richtig gut, die in der Mitte leben nicht so schlecht und die anderen beklauen sich gegenseitig oder schlagen sich auch mal die Köpfe ein.<<

      >>Klingt nicht anders als in vielen Ländern Afrikas!<<, warf Black ein. Er gähnte und kratzte sich mit zwei Fingern zwischen seinen wild wuchernden Haaren am Kopf.

      >>Und was machst Du für diesen Will? Du siehst nicht aus, als wenn Du mit einer Waffe umgehen könntest! Deinem Spitznamen nach hast Du wohl andere Sachen drauf. Willst Du etwas einen der Energieparks sabotieren, die Strom nach Europa liefern?<<

      Voltage schüttelte den Kopf.

      >>Nein, ich habe keinen Job als Attentäter oder so was! Ich soll jemand treffen!<<

      >>Der nicht nach Europa kommen kann!<<, grinste Black und griff wieder nach seinen Zigaretten.

      >>Du bist sehr scharfsinnig, Black!<<, erwiderte Voltage.

      >>Ist wohl nicht so schwer zu erraten! Aber die Frage ist, wer darf nach Marokko, aber nicht nach Europa?<<

      Blacks Augen funkelten. Er ließ seine weißen Zähne zu einem breiten Grinsen aufblitzen.

      >>In der Tat. Das ist eine interessante Frage! Leider keine, die ich beantworten kann.<<

      Voltage zuckte mit den Schultern und erwiderte das breite Grinsen. Sein Gegenüber zündete sich eine weitere Zigarette an und zog intensiv an ihr. Als er wieder sprach, wurden seine Worte von einem Schwall weißer Wölkchen aus seinem Mund begleitet.

      >>Ich denke, Du wirst es trotzdem verraten!<<

      Voltage zuckte sichtlich zusammen. Blacks Tonfall war plötzlich scharf. Irgendetwas lief gerade ziemlich schief.

      >>Du wirst sogar Deinen richtigen Namen verraten! Und auch was sich in Deiner Tasche befindet.<<

      Black stand auf. Die Zigarette wackelte zwischen seinen Lippen. Er griff in eine Beintasche seines Overalls und zog eine Pistole heraus, die er auf Voltage richtete.

      >>Sagt