Laurel hatte eine unruhige Nacht. Ständig musste sie sich übergeben. Sie fühlte sich schlapp, aber sie wollte diese Reise unbedingt zu Ende bringen.
„Wie fühlst du dich, Liebling?“, schaute Barry sie mitfühlend an.
„Es geht mir besser. Wahrscheinlich war es wirklich nur eine Magenverstimmung.“
„Kannst du was essen?“
„Ich versuche es.“
„Laurel, ich habe mir überlegt, wenn es dir nicht besser geht, werden wir zurückfliegen. Du kannst dann zu Hause zu einem Arzt gehen.“
„Kommt überhaupt nicht in Frage. Es sind nur noch ein paar Tage, dann haben wir unser Ziel erreicht. Das schaffe ich. Ich möchte auf keinen Fall hier abbrechen“, sah sie ihn erschrocken an.
„Bist du dir sicher? Es geht dir nicht gut, dass sehe ich doch.“
„Aber schon besser als gestern. Also, wo fahren wir heute hin.“
Barry schüttelte den Kopf über ihre Unvernunft. Aber, wenn sich Laurel etwas in den Kopf gesetzt hatte, war es schwer, ihr etwas auszureden. Also brachen sie zu ihrem nächsten Ziel auf. Und wirklich, Laurel zog es durch. Sie klagte zwar ab und zu noch über Übelkeit, dann machten sie eine kurze Pause und nach ein paar Minuten konnte es weiter gehen.
„Wenn wir zu Hause sind, lässt du dich von einem Arzt durchchecken, Laurel. Versprich es mir. Ich sehe doch, dass es dir immer noch nicht gut geht. Irgendetwas muss es doch sein?“
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„Ok. Ich verspreche es“, umarmte sie ihn.
Barry hatte wunderbare Fotos geschossen, die sie sich jeden Abend anschauten und Laurel arbeitete an ihrem ausführlichen Bericht über diese Reise, dieses Land und ihre Menschen. Sie konnten ihre Reise beenden, obwohl Laurel immer noch mit Übelkeit zu kämpfen hatte. Der Zeitpunkt war gekommen. Sie flogen nach Hause zurück.
Die Freunde erwarteten sie schon mit ihren Kindern am Flughafen. Sie wurden, wie immer mit einer herzlichen Umarmung freudestrahlend begrüßt. Laurel und Barry staunten nicht schlecht, als sie Rebecca mit ihrem Baby auf dem Arm sahen.
„Es ist ja schon da. Lass mich es anschauen. Ich gratuliere euch. Ihr seid bestimmt richtig glücklich. Barry schau nur, wie süß dieses Baby ist“, liefen Laurel Tränen der Freude über die Wangen.
„Ich gratuliere euch. Das habt ihr gut gemacht“, schaute Barry sich das Baby an.
„Darf ich es mal auf den Arm nehmen? Ist es ein Junge? Wie heißt er denn?“, wollte Laurel wissen.
„Woher weißt du, dass es ein Junge ist? Bist du Hellseherin?“, lachte Tommy.
„Ich hatte so ein Gefühl“, sah sie den kleinen Jungen liebevoll an.
„Er heißt Jamie. Seht nur, er lächelt Laurel an. Du hast ihn schon um den Finger gewickelt. Jamie mag dich“, nickte Rebecca.
„Sieht so aus. Er ist wirklich niedlich“, nickte Laurel.
In diesem Moment kamen diese Gefühle und Gedanken, die sie die ganze Zeit verdrängt hatte, wieder hoch.
„Dann entdeckte sie auch Katie und David mit einem Kinderwagen.
„Meine Güte. Eure Tochter ist ja schon groß“, umarmte Laurel ihre Freundin.
„Auch euch gratuliere ich von Herzen. Wie heißt dieses hübsche Mädchen denn?“
„Groß ist etwas übertrieben. Ihr Name ist Lilien.“
„Ein wunderschöner Name. Es ist viel passiert in der Zeit als wir weg waren. Ich freue mich, euch alle wiederzusehen. Endlich bin ich wieder zu Hause“, umarmte Laurel wieder Katie.
„Lass dich anschauen. Ihr ward wirklich lange Zeit weg. Was ist mit dir? Du siehst blass aus? Geht es dir nicht gut?“, fragte Katie nach.
„Alles gut. Es war etwas anstrengend, aber jetzt kann ich mich ausruhen.“
Barry umarmte seine Freunde David, Tommy, Matt, Adrian, Gordon und Nolan und berichtete ihnen kurz über die Reise. Man verabredete sich für den nächsten Tag bei Tommy und Rebecca, denn alle wollten mehr über die Reise erfahren. Dann fuhren sie nach Hause zurück. Bevor sich Katie, Rebecca, Jannett, Sara, Jessi und Kristen voneinander verabschiedeten, redeten sie noch kurz über Laurel. Sie machten sich Sorgen, denn sie sahen, dass es ihr nicht gut ging. Die Jungs waren schon sehr gespannt auf den Reisebericht. Vor allem wollten sie die Fotos sehen, die Barry geschossen hatte.
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Tommy und David kannten ja bereits das Land und es interessierte sie, was sich inzwischen verändert hatte.
Als Barry und Laurel in ihrer Wohnung ankamen redete er sofort über den Nachwuchs seiner Freunde.
„Jetzt sind es schon insgesamt sieben Kinder. Ich wäre nicht überrascht, wenn in Kürze wieder jemand schwanger wäre. Vor allem von Tommy hätte ich es nie erwartet.“
„Dass er sich für Kinder entschieden hat?“, schaute Laurel ihn fragend an.
„Ja. Ich habe mich schon schwer damit getan, als Matt, Nolan, Adrian, Gordon und David Vater wurden. Jetzt auch noch Tommy“, schüttelte er verständnislos den Kopf.
„Was hast du eigentlich dagegen Vater zu werden? Deine Freunde blühen in ihrer Rolle regelrecht auf. Sie lieben ihre Kinder. Auch wenn sie früher viel unterwegs waren und man es nicht für möglich gehalten hätte, dass sie Familienväter werden. Sie haben sich verändert. Die Zeit des Herumreisen ist vorbei. Die Jungs sind erwachsen und sesshaft geworden“, stellte Laurel fest.
„Du kennst sie nicht so gut wie ich.“
„Was willst du damit sagen?“, schaute sie ihn erstaunt an.
„Ich hoffe, die Mädchen werden nicht enttäuscht. Wir hatten früher schon ein wildes Leben und nichts ausgelassen“, nickte Barry.
„Du meinst damit Frauen?“
„Ja. Wir waren alle keine Heilige, damals.“
„Aber die Zeit ist vorbei. Du hast selbst gesagt, dass deine früheren Bekanntschaften keine Bedeutung hatten.“
„Das ist richtig. Natürlich waren es nur flüchtige Bekanntschaften. Nie etwas ernstes. Aber vielleicht vermissen die Jungs dieses Leben doch irgendwann.“
„Wie du? Meinst du dass?“
„Unsinn. Ich habe das alles hinter mir gelassen, deinetwegen. Ich vermisse nichts. Du bist ja bei mir. Mehr brauche ich nicht.“
„Du vertraust deinen Freunden nicht? Sie sind alle schon lange mit den Mädels zusammen und immer noch verliebt, wie am ersten Tag.“
„Schon. Aber vielleicht vermissen sie später das alte Leben. Ich hoffe es natürlich nicht.“
„Du hast mir immer noch nicht meine Frage beantwortet“, sah sie ihn interessiert an.
„Was meinst du?“
„Warum hast du was dagegen selbst Vater zu werden?“
„Diese Frage habe ich dir schon lange beantwortet. Ich möchte dieses Leben, dass wir führen, nicht aufgeben. Niemals.“
Laurel war enttäuscht. Insgeheim hatte sie gehofft, dass Barry seine Meinung inzwischen geändert hätte, zumal jetzt alle ihre Freunde Kinder hatten und sie glücklich und zufrieden mit ihrem Leben waren. Aber sie hatte sich geirrt. Sie hatte verstanden. Er würde sich nie ändern.
Nach dem Besuch ihrer Freunde hatte Laurel sich entschieden, einen Arzt aufzusuchen. Ihr war immer noch übel. Barry und sie hatten
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inzwischen das neue Buch fertiggestellt. Nun hatte sie Zeit, sich um sich zu kümmern.