Für Laurel war das Thema Kinder noch lange nicht beendet. Sie wurde bald 32 Jahre und in letzter Zeit dachte sie immer wieder über ihr Leben nach, zumal fast alle ihrer Freunde Kinder hatten.
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Auch ihre beiden älteren Brüder hatten Kinder. Sogar ihre jüngere Schwester Wendy, die gerade 28 Jahre wurde, war schwanger. Natürlich wollte Laurel die Welt sehen und Reisen mit Barry unternehmen, dass war ihr Beruf, aber wenn sie ihre Freunde und Geschwister mit ihren Kindern sah, hatte sie das Gefühl, dass etwas in ihrem Leben fehlte. Sie hatte versucht mit Barry darüber zu reden, aber er wollte es nicht verstehen und auch nicht darüber reden. Laurel kannte seinen Standpunkt. Für ihn war klar, dass zu seinem Leben keine Kinder gehörten und davon war er nicht abzubringen. Damals, als sie darüber geredet hatten, war das auch für sie klar. Zu diesem Zeitpunkt wollte sie auch keine Kinder. Sie hatte sich keine Gedanken über ihre Zukunft gemacht und ob sie jemals anders darüber denken würde. Sie war einfach noch zu jung. Aber jetzt war es anders. Manchmal stellte sie sich vor, wie es wäre, wenn so ein kleiner Junge oder Mädchen um sie herum springen würde. Wäre das nicht schön. Irgendwie würden sie es bestimmt hinbekommen, alles unter einen Hut zu bringen. Bei anderen Paaren ging das auch. Sie wollte ja nicht ihren Beruf aufgegeben und sie würde auch Barry nicht weniger lieben. Was würde Barry tun, wenn sie plötzlich schwanger wäre? Würde er sie verlassen? Er hatte zwar geantwortet, dass das Blödsinn sei, aber er hatte es nicht verneint. So deutlich war er nicht. Es war wahrscheinlich, dass er das tun würde. Wie würde sie ohne ihn leben können? Er war der Mann, den sie über alles liebte. Sie hatte sich auf dieses Leben eingelassen, aber musste sie deshalb wirklich auf Kinder verzichten? Konnte sie wirklich nichts mehr daran ändern? Konnte sie ihn nicht doch umstimmen?
Alle, die Barry und Laurel kannten, sahen in ihnen ein sehr glückliches, verliebtes, perfektes Paar. Nichts würde sie je auseinanderbringen. Barry liebte Laurel über alles und erfüllte ihr jeden Wunsch. Sie hatten inzwischen eine wunderschöne, große Wohnung bezogen, obwohl sie die meiste Zeit im Ausland verbrachten. Er schenkte ihr einen chicen Sportwagen und überschüttete sie mit Geschenken. Laurel konnte sich die teuersten Kleider kaufen, was sie gar nicht wollte. Barry trug sie auf Händen und hatte immer kleine Überraschungen parat, auch wenn sie auf Reisen waren. Sie war ihm dankbar, aber es war für sie nicht das Wichtigste. Wichtig für sie war nur, dass sie und Barry zusammen waren, denn für Laurel war Barry der Mann ihres Lebens. Deshalb willigte sie vor ein paar Jahren auch sofort ein, als Barry sie fragte, ob sie mit ihm zusammen ziehen wollte. Sie war darüber sehr glücklich, denn nach ihrer ersten Reise war ihr klar, dass dieser Mann ihr Leben verändern würde. Ohne Barry hätte alles wenig Sinn.
„Wo bist du gerade wieder mit deinen Gedanken, Süße?“, holte Barry sie aus ihren Gedanken.
„Bei unserer nächsten Reise“, schwindelte sie.
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„Die wird toll, dass weiß ich jetzt schon. Diese Land hat alles zu bieten, was man sich nur wünschen kann. Du wirst begeistert sein. Ich war schon mal dort, mit David, bevor wir mit dem Studium begannen. Auf dieser Reise lernten wir auch Tommy kennen. Wir reisten über ein Jahr durch dieses Land. David kann nun solche Reisen vergessen. Irgendwann wird er es bestimmt bereuen.“
„Warum sagst du dass? David ist zufrieden und liebt sein jetziges Leben, so wie es ist, dass sieht man ihm an. Ich glaube nicht, dass er jemals bereuen wird, mit Katie verheiratet zu sein, einen Sohn und bald noch eine Tochter zu haben. Kannst du dich nicht in seine Lage versetzen? Könntest du dir wirklich nicht vorstellen, Kinder zu haben? Ich glaube, dass es ein unglaublich schönes Gefühl ist, wenn dein Kind dich umarmt und mit seinen großen Augen anlächelt.“
Laurel versuchte wieder ihm klar zu machen, dass ein Leben mit Kinder auch etwas wunderbares sein konnte. Sie dachte dabei an ihre eigene Familie.
„Was ist denn heute mit dir los? Nein, ich könnte es mir nicht vorstellen. Ich habe es dir doch erklärt. Es ist auch unnötig darüber nachzudenken. Wir könnten nicht mehr zusammen verreisen und überhaupt. Du hast es ja selbst mitbekommen. David und Katie müssen auf den Kleinen ständig Rücksicht nehmen und wenn dann erst das zweite Kind da ist. Nein, ich möchte mein Leben so leben, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Wir müssen auf niemanden Rücksicht nehmen. Ist es nicht dass, was wir immer wollten? Wir haben doch ein wunderschönes Leben“, nahm er sie nochmal in den Arm.
„Ja, dieses Leben wollten wir. Wir haben es vor ein paar Jahren so beschlossen“, antwortete sie knapp.
„Warum dann immer wieder der Versuch, mich umzustimmen?“
„Denkst du nicht, dass man eine Entscheidung, die man getroffen hat, weil man noch sehr jung war, revidieren könnte?“, sah sie ihn fragend an.
„Was willst du eigentlich von mir, Laurel? Was willst du mir damit sagen? Warum dieses eigenartige Gespräch. Langsam werde ich ungeduldig und ungehalten. Du kennst meine Meinung. Daran ist nichts zu ändern.“
Barry machte eine kleine Pause.
„Du bist doch nicht etwa schwanger?“, schaute er sie schockiert an.
„Nein, dass bin ich nicht. Du kannst beruhigt sein. Ich weiß ja, wie du darüber denkst und ich weiß auch, dass du mich verlassen würdest, auch wenn du es jetzt nicht zugeben würdest. Ja. Ich bin sicher, dass du das tun würdest“, sah sie ihn enttäuscht und traurig zugleich an.
Barry sagte nichts. Was sollte er ihr antworten? Er wusste ja selbst nicht, wie er sich verhalten würde.
„Du kannst mir keine Antwort darauf geben? Das dachte ich mir schon“, schüttelte sie den Kopf.
„Es ist unnötig darauf zu antworten. Ich verstehe einfach nicht, warum du mich das jetzt fragst? Du bist nicht schwanger. Also ist
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alles gut. Ich glaube auch nicht, dass du das wirklich willst. Also lassen wir jetzt endlich dieses Thema“, bat er sie.
„Ich glaube es einfach nicht. Du würdest es tatsächlich tun, Barry. Ich sehe es in deinen Augen. Liebst du mich denn überhaupt? Bist du dir sicher, dass du dein Leben mit mir verbringen möchtest, Barry?“
„Was redest du denn da? Natürlich liebe ich dich, dass weißt du doch. Du bist die Einzige, mit der ich alt werden möchte. Du bedeutest mir alles.“
„Ich habe plötzlich Zweifel daran.“
„Hör endlich damit auf. Das ist doch alles Unsinn.“
„Du hast auf meine Frage, was du tun würdest wenn ich schwanger wäre, nicht geantwortet, Barry. Ich hatte etwas anderes erwartet“, schüttelte sie enttäuscht den Kopf.
„Hör jetzt endlich damit auf. Ich liebe dich. Über alles. Das muss dir genügen und fang nie wieder mit diesem Thema an. Das hat sich für mich erledigt“, sah er sie eigenartig an.
Er wusste in diesem Moment, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er hatte sie verletzt. Aber er wusste auch, dass er nicht mehr darüber reden wollte. Langsam kam er auf sie zu und nahm sie in den Arm, hob ihren Kopf und sah ihr in die Augen.
„Ich liebe dich, Laurel, dass ist die Wahrheit.“
Doch in ihrem tiefsten Inneren hatte Laurel Zweifel. Sie zweifelte plötzlich an seiner Liebe zu ihr. Wollte sie denn tatsächlich auf Kinder verzichten, nur um unabhängig und frei zu sein und um Barry nicht zu verlieren, weil er dieses Leben führen wollte? Sie dachte an Katie, Jannett,