Ich erwarte so viel mehr von meinem Leben. Carmen Sommer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Carmen Sommer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753193946
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ich?“

      - 3 -

      „Nein. Ich war damals verliebt in ihn, aber ich habe ihn nicht geliebt. Nicht, wie ich dich liebe.“

      „Dann bin ich beruhigt. Er hätte auch schlechte Karten, wenn er mir in die Quere käme“, nickte Barry.

      „Würdest du dich etwa Prügeln mit ihm, wegen mir?“, schaute Laurel ihn grinsend an.

      „Wegen dir würde ich alles tun. Auch dass.“

      „Musst du nicht. Komm her. Du bist der Mann den ich liebe, Barry. Da gibt es sonst niemanden. Hörst du?“, küsste sie ihn liebevoll.

      „Ich weiß. Ich bin glücklich mit dir und das soll immer so bleiben. Ich möchte dich mit niemandem teilen. Hörst du? Mit niemandem.“

      Einen kurzen Augenblick dachte Barry an eine Zeit vor Laurel.

      „Du sagst das so eigenartig. Hast du etwa Angst, dass sich etwas zwischen uns ändern könnte?“, sah sie ihn fragend an.

      „Nein. Wenn alles so bleibt nicht.“

      „Was meinst du damit?“

      „Ich weiß auch nicht, warum ich das gerade gesagt habe.“

      Barry sah verunsichert aus.

      „Gibt es etwas, was ich wissen sollte? Willst du darüber reden? Ich höre zu.“

      „Nein, da gibt es nichts. Ich sagte ja, all meine Frauengeschichten waren nicht von Bedeutung.“

      „Aber du bist plötzlich so ernst gewesen, so verändert. Hat es was mit dem Besuch bei unseren Freunden zu tun?“

      „Nein, wie kommst du darauf?“

      „Nun, unsere Freunde sind fast alle verheiratet und haben Kinder. Denkst du, dass ich jetzt plötzlich auch heiraten und ein Kind möchte?“

      „Möchtest du? Ich bin nur so ernst, weil mir aufgefallen ist, dass du seit unserem Besuch dort, so nachdenklich bist. Über irgendetwas grübelst du“, sah er sie prüfend an.

      „Was willst du damit sagen?“, fragte sie ihn.

      „Du denkst über Kinder nach. Liege ich da richtig?“

      „Das Thema ist für uns doch längst erledigt. Wir haben es doch vor langer Zeit ausführlich besprochen. Hast du etwa Angst, dass ich es mir plötzlich anders überlegt hätte? Denkst du, dass ich ein Kind möchte?“, schaute sie ihn eigenartig an.

      „Ja, dass denke ich. Du bist eine Frau.“

      „Was soll dass denn jetzt heißen?“

      „Nun. Vielleicht hast du Panik, dass es irgendwann zu spät sein könnte“, sah er sie prüfend an.

      „Und wenn es so wäre? Was würdest du dann tun? Dich von mir trennen?“, wollte sie jetzt wissen.

      „Blödsinn. Aber du kennst unsere Abmachung. Wir haben uns so entschieden. Genüge ich dir nicht mehr? Wenn ein Kind da wäre, wie wäre es dann zwischen uns?“

      „Denkst du, dass ich dich dann weniger lieben würde?“

      „Wäre es so? Du warst damals noch sehr jung, als wir darüber gesprochen haben. Zu diesem Zeitpunkt war klar, dass wir noch keine Kinder wollten. Aber vielleicht hat es sich inzwischen

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      geändert? Wenn wir bei unseren Freunden sind kümmerst du dich rührend um die Kleinen. Ich weiß nicht, was dann in dir vorgeht. Was du gerade denkst. Es tut mir leid, aber ich muss dich ja nicht daran erinnern, welches Leben ich führe. Du warst damit voll und ganz einverstanden. Dieses Leben habe ich schon vor dir geführt und für mich war immer klar, dass da nun mal keine Kinder dazu gehören.“

      „Stimmt. Ich war noch sehr jung und es sind ein paar Jahre vergangen. Ich kenne dich inzwischen sehr gut. Mir ist klar, dass du dieses Leben liebst und nicht aufgeben möchtest. Ich kenne deine Einstellung. Du hast in der Vergangenheit auch deshalb nie über Kinder gesprochen, im Gegensatz zu David und Katie. Auch all unsere anderen Freunde redeten oft darüber. Wir nie. Mir ist klar, dass das kein Thema bei uns ist. Aber es stimmt, als wir wieder zurück in unsere Wohnung kamen, habe ich über einiges nachgedacht. Mir ist aufgefallen, wie still es hier ist. Kein Kinderlachen, kein Weinen, kein Kind, dass dich umarmt. Mir ist nicht ganz klar, warum du dich so gegen Kinder wehrst. Ist es wirklich nur deshalb, weil du dein Leben nicht ändern möchtest? Oder gibt es noch einen anderen Grund? Das hat mich, seit dem Besuch bei David und Katie, beschäftigt. Du musst doch zugeben, dass unsere Freund glücklich sind. Sie vermissen nicht ihr altes Leben, auch David nicht. Nun sind David und Katie die ersten, die schon ein zweites Kind erwarten. Ich finde das wirklich toll. Hast du gesehen, wie sie strahlten, als sie es uns erzählten“, schaute Laurel ihn lächelnd an.

      „Also denkst du wirklich darüber nach. Hast du Angst, dass wir später unglücklich sind, wenn wir keine Kinder haben?“, betrachtete Barry sie ganz genau.

      „Das weiß ich nicht. Könnte es denn nicht sein? Vielleicht merken wir, dass etwas in unserer Beziehung fehlt? Dann ist es eventuell zu spät.“

      „Du denkst also, man kann nur glücklich sein, wenn man Kinder hat?“, schaute er sie kopfschüttelnd an.

      „Nein, natürlich nicht. Jeder kann sein Leben so führen, wie er es für richtig empfindet. Man kann auch ohne Kinder glücklich sein, dass ist mir bewusst. Es gibt viele Paare, die alleine sind, ohne Kinder und trotzdem sind sie ein Leben lang glücklich miteinander“, nickte Laurel.

      „Siehst du. Dann verstehe ich nicht, warum du dir Gedanken darüber machst. Unser Leben ist schön, so wie es ist, Laurel. Wir können tun und lassen, was immer wir wollen. Bei diesem Leben, dass wir führen und den Beruf, den wir ausüben, wären Kinder nur hinderlich. Das weißt du doch selbst. Nein, dieses Leben, dass unsere Freunde führen, ist nicht dass, was ich mir vorstelle. Ich liebe meinen Beruf und das Reisen. Darauf möchte ich nicht verzichten. Niemals. Wie sollte das alles mit einem Kind hinhauen?“, schüttelte Barry wieder den Kopf.

      „Andere Paare schaffen das auch, Beruf und Kinder unter einen Hut zu bringen“, bestätigte Laurel.

      „Kann schon sein, aber …..“

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      „Warum sollte das bei uns nicht funktionieren?“, unterbrach sie ihn.

      „Was soll das jetzt eigentlich alles? Was ist mit dir los? Du kanntest von Anfang an meine Einstellung und warst damit einverstanden. Ich habe eine andere Vorstellung von unserem Leben. Dazu gehören nun mal keine Kinder. Weißt du, ich kann David eigentlich gar nicht verstehen. Vorher ist er immer gerne gereist und hat sich die Welt angesehen und jetzt? Das kann es doch nicht gewesen sein?“

      „Aber David ist glücklich und zufrieden mit seinem Leben. Er liebt Katie, seinen kleinen Sohn und freut sich schon sehr auf das Töchterchen, dass bald zur Welt kommt. Außerdem hat er ein gutgehendes Fotostudio“, machte Laurel ihm nochmal bewusst.

      „Wir sind doch auch glücklich. Oder bist du es nicht mehr? Vermisst du irgendetwas? Liebst du mich nicht mehr?“

      „Natürlich liebe ich dich noch. Welche Frage? Ich bin glücklich mit dir. Aber mir ist auch aufgefallen, dass unsere Freunde genauso verliebt und glücklich sind, wie vorher. Ich fand es so süß, wie Katie und David mit ihrem Sohn umgingen und sich dabei ständig so verliebt ansahen.“

      „Beenden wir jetzt endlich dieses Thema. Ich habe keine Lust mehr darüber zu reden. Du kennst meine Meinung dazu. Meine Entscheidung steht fest und nichts und niemand wird mich davon abbringen. Auch du wirst mich nicht umstimmen, Laurel. Ich liebe dich und du bist das Wichtigste für mich. Ich möchte mit dir zusammen sein und die Welt erkunden. Aber ohne Kinder.“

      Damit war das Thema für ihn erledigt.

      Warum konnte Barry, nach dem Besuch bei David und Katie, nicht verstehen, dass sein Freund, sein früheres Leben gerne für die Familie aufgab.