Mirabella und die Neun Welten. Isabelle Pard. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Isabelle Pard
Издательство: Bookwire
Серия: Mirabella
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754172490
Скачать книгу

      „Das ist nicht irgendeine Statue. Diana hat ihr die Kraft verliehen, alle Schritte und Tanzfolgen zu tanzen, die du gerade lernen musst. Du kannst dann mit ihr wiederholen.“ Mirabella tanzte seit ihrem fünften Lebensjahr Ballett.

      „Und hübsch ist sie auch!“, stellte Yasmin fest.

      „Oh, das ist aber cool, danke!“ Spontan umarmte Mirabella ihren Bruder zum Dank, ließ ihn dann aber schnell los, um neugierig nach den Karten zu fingern. Ein Datum im September war aufgedruckt, in Rom. „Terra fottuta?“ Gretas Augenbrauen stiegen leicht indigniert an.

      Nikolaos unterdrückte ein Grinsen. „Das ist die Band von Timo, zwei Konzertkarten.“

      „Oh, wow, danke!“ Erneut umarmte sie ihn, bis ihr auffiel, dass es schon das zweite Mal war. Leicht errötet sah sie ihn an. „Ähm, ja, danke. Lasst uns Kuchen essen!“

      Mirabella erzählte gerade von Delphine und der Meernixe, als Marcus aufstand, zum Strand hinunterlief und aufs Meer starrte. Sie sah sich beim Reden um und blickte zu Yasmin. „Bekommt er wieder seinen Birthday Blues? Mein Papa hat an jedem Geburtstag von mir eine kurze depressive Phase“, erklärte sie Nikolaos. „Weil ich älter werde, wird ihm das Altwerden bewusst.“ Sie sah zu Yasmin. „So hast du das immer interpretiert.“ Yasmin sah leicht betreten zu Greta.

      „Naja“, sie sah zu Mirabella zurück, „früher konnten wir dir den wahren Grund ja nicht sagen. Dein Geburtstag ist nicht nur ein freudiges Datum für Marcus…“

      Der Groschen fiel und Mirabella sah sich bestürzt nach ihrem Onkel um. „Aber natürlich! Es ist auch der Todestag von Helena“, seiner Schwester und Mirabellas Mutter, „und der meines Zwillingsbruders.“

      Ehe Nikolaos reagieren konnte, lief Mirabella spontan zu ihrem Onkel und umarmte ihn wortlos. Sie sah Tränen in seinen Augen glitzern, als er sie kurz erstaunt ansah, dann drückte er sie fest an sich.

      „Ich bin so froh, dass wir dich haben, Mira!“ Das junge Mädchen spürte, wie Tränen über ihre Wangen liefen, dennoch lächelte sie glücklich.

      Als sie wieder zum Tisch zurückkehrten, waren Yasmin und Greta am Abräumen und Nikolaos versuchte, Bert zu unterhalten.

      „Warum hast du die Totgeburt von deinem Zwilling nie erwähnt?“, fragte Nikolaos, der inzwischen wohl Yasmin ausgefragt hatte. Er schien fast etwas beleidigt.

      „Ich habe es selbst erst vor kurzem von Vesta erfahren und dann irgendwie wieder vergessen, er ist schließlich tot.“ Durch Juno hatte sie erfahren, dass die Umstände ihrer Geburt mysteriös waren, sie hatte fremde Mächte vor Ort gespürt, aber darüber wollte Mirabella nicht reden, mit niemandem.

      Nikolaos schien nicht völlig befriedigt, aber rang sich dann zu einem Lächeln durch. „Die Welt hätte wahrscheinlich auch nicht zwei solche wilden Feuerköpfe vertragen!“

      Mirabella boxte ihn in die Seite. „Und das an meinem Geburtstag! Ich verzeihe dir nur, wenn du mit zu den Delphinen kommst!“

      Die Bootstour auf der Suche nach freien Delphinen war ein interessantes Erlebnis, Marcus und Yasmin hatten ein Unternehmen ausgesucht, das mit einer Delphinschutzorganisation zusammenarbeitete, um nachhaltige Delphinbegegnungen zu unterstützen. Sie mussten einige Zeit fahren, da die Delphine durch zu viele und falsch geführte Touren aus ihren ursprünglichen Gewässern vertrieben worden waren. Als sie eine Herde fanden, glitten Nikolaos und Mirabella langsam ins Wasser. Da Mirabella mit den Delphinen sprechen konnte, wurden die Tiere zutraulich und schwammen um sie herum. Mirabella war entzückt von den Jungtieren und auch Nikolaos beobachtete begeistert die edlen Säugetiere. „Nicht anfassen!“, hatte der Tourenleiter Tom gesagt. Wegen möglicher Krankheitsübertragungen. Die Meeresbewohner waren jedoch hocherfreut, dass ein Mensch mit ihnen sprach, sonst konnten das nur Meermenschen und natürlich Neptun. Sie klagten Mirabella ein wenig ihr Leid, sie würden ja die Menschen mögen, die meisten zumindest, aber diese lauten Motorboote würden sie sehr stören. Mirabella versprach, die Informationen weiterzugeben. „Bist du Mirabella, das Geburtstagskind?“, fragte schließlich ein neugieriger halbwüchsiger Delphin.

      „Ja, woher kennst du meinen Namen?“

      „Von den Meernixen.“

      Mirabella lächelte erfreut. „Hier bleibt wohl nichts unbemerkt!“, stellte sie lachend fest.

      „Wenig“, gab der Delphin zu. „Magst du eine Runde an meiner Rückenflosse schwimmen?“

      Mirabella strahlte, dann verschwand das Lächeln wieder. „Aber wir sollen euch nicht anfassen.“

      „Das ist an sich auch sinnvoll, aber ich denke, bei dir können wir eine Ausnahme machen. Wenn du magst.“

      „Und ob!“ Mirabella griff im Wasser nach der Rückenflosse und hielt sich fest, während der Delphin immer schneller zu schwimmen begann. Zweimal umkreiste er in einem großen Bogen das Boot und Mirabella genoss die Geschwindigkeit, spürte die Kraft des jungen Delphins und winkte Nikolaos zu, der sie beobachtete.

      Wenig später fuhr das Boot zurück. Der Tourenleiter hatte Mirabella leicht argwöhnisch und etwas verärgert beäugt, als sie an Bord gekommen war. Mirabella erzählte jedoch unbeirrt, was die Delphine gesprochen hatten, woraufhin Tom die Augenbrauen in die Höhe zog, er verstand etwas Deutsch. Marcus musste versprechen, mit den Veranstaltern über die Möglichkeit von Elektrobooten zu sprechen.

      Nach einem leckeren Dinner am Strand verabschiedeten sich die Besucher. Die Halbgötter konnten noch nicht Blasen aus dem Nichts kreieren und wussten auch noch nicht, sie für später aufzuheben, daher wollte Nikolaos via Amulett in Jupiters Tempel reisen, dort eine Blase kreieren, Greta und Bert auf Sansibar abholen und zurückfliegen.

      „Wie umständlich!“, entfuhr es Greta. Die Isarnymphe öffnete ihre langen schwarzen Haare, die sie immer zu einem strengen Dutt frisiert hatte, wirbelte zweimal im Kreis und verschwand in einer Blase. Eine Sekunde später steckte sie den Kopf hinaus. „Kommst du, Nick?“

      „Äh, klar.“

      Auch Bert flog hinein und die drei Besucher schwebten nach Hause.

      5 - DIE HÜTERIN DES FEUERS

      Am nächsten Tag besichtigten Mirabella und ihre Eltern den Jozani Chwaka Bay Nationalpark auf Sansibar und entdeckten mehrere der berühmten roten Sansibar-Stummelaffen. Marcus und Mirabella genossen die Wanderung, während Yasmin die Hitze etwas zu schaffen machte. Nach dem Mittagessen kehrten sie zu ihrem Bungalow zurück.

      „Ich muss mich jetzt erst mal hinlegen!“ Mit diesen Worten verschwand Yasmin im Schlafzimmer. Marcus trank schmunzelnd einen Schluck Cola. „Wollen wir bisschen Beachball spielen?“, schlug er vor und Mirabella stimmte begeistert zu. Yasmin liebte Spazierengehen, Wandern („nicht bei 35 Grad!“), Radfahren und Schwimmen, für andere Sportarten konnte sie sich jedoch nicht begeistern. Von klein auf war Mirabella mit ihrem Adoptivvater in verschiedensten Sportarten gefördert und gefordert worden. Skifahren, Tennis, Klettern, Bladen, früh schon war sie als Halbgöttin ein ebenbürtiger Partner für Marcus gewesen, der sich insgeheim gewundert, aber bis vor kurzem keine Erklärung für Mirabellas Stärke und Geschicklichkeit gehabt hatte.

      Die beiden gaben keinen Ball verloren, hechteten über den Sand und sprangen wild dem Ball entgegen. So verbissen das Spiel aussehen mochte, sie hatten Spaß daran und lachten immer wieder über misslungene Manöver. Marcus lief der Schweiß in Strömen und auch Mirabella war erhitzt, als er plötzlich in der Bewegung innehielt. „Dein Armband leuchtet.“

      Die junge Halbgöttin sah zum Geschenk von Diana, der Mond leuchtete tatsächlich goldgelb.

      „Oh“, Mirabella überlegte, bis ihr der Traum von gestern einfiel. „Ich muss zu Vesta.“

      „Okay, ich kann eh eine Pause vertragen…“, Marcus lächelte schief und packte die Schläger und den Ball zusammen.

      Mirabella