„Wie war dein Vormittag?“, fragte Marcus mit amüsiertem Blick auf seine Frau.
„Gut, ich habe gelesen und dann ein Geschenk von Delphine erhalten, eine Meernixe hat es mir gebracht.“
Marcus schüttelte lachend den Kopf, so ganz hatte er sich immer noch nicht an die vielen göttlichen und nicht-menschlichen Wesen und Welten gewöhnt, fand aber langsam Gefallen daran.
1Liebe Mirabella, ich wünsche dir einen glücklichen Geburtstag! Deine Freundin Delphine
„Ich bin am Verhungern. Habt ihr schon gegessen?“, fragte Mirabella nun. Ihre Eltern schüttelten den Kopf und Yasmin schälte sich aus dem Liegestuhl. „Zeit für die Geburtstagstorte, oder?“
„Torte? Gibt es die hier?“ Mirabella guckte erstaunt.
„Wirst schon sehen, geh mal mit Marcus Kaffee und Limo holen, ich decke den Tisch.“
„Okay“, Mirabella sah Marcus fragend an, aber dieser grinste nur und zog mit Mirabella zum Kiosk los.
„Und haben schon alle gratuliert?“
„M-hm.“ Mirabellas Lächeln verschwand, ihr war wieder eingefallen, dass Nikolaos nicht geschrieben hatte. Es war jetzt fast schon drei Uhr nachmittags.
„Stimmt etwas nicht?“, fragte Marcus
„Ach nichts, nur Nikolaos hat nicht gratuliert, dabei hatten wir gestern noch davon gesprochen.“
„Der meldet sich schon noch. Was ist mit Greta?“
„Oh, nein, sie hat sich auch nicht gemeldet. Von den Verwandten nur die jungen.“
„Die älteren haben halt deine Nummer nicht, die Großeltern haben schon bei uns angerufen, melden sich nachher noch mal.“
Das Geburtstagskind nickte und lächelte leicht gequält, sie vermisste außerdem Bert, fiel ihr auf.
„Orangina?“, fragte Marcus schmunzelnd.
Sofort stahl sich ein Lächeln zurück in Mirabellas Gesicht. „Immer!“
Mit drei Kaffees, Yasmin brauchte angeblich zwei, und vier Oranginas, der Nachmittag wäre lang, kehrten sie zurück. Marcus schaute ständig auf sein Handy und lächelte plötzlich. Als sie um die Ecke bogen und Mirabella freien Blick auf die Terrasse vor ihrem Bungalow hatte, ließ sie beinahe die Limonaden fallen.
„Nick?!...Jupiter…Greta…Bert!“ Alle drei genannten humanoid-aussehenden Wesen standen neben Yasmin. Bert, der Beo, saß auf Yasmins Schulter. Nikolaos winkte ihr lächelnd zu, eine Kette schwenkend, Greta hielt einen Kuchen mit Kerzen in der Hand und Jupiter sah aus wie ein Mafiosio aus einem „Der Pate“-Film. Er trug einen hellen Sommeranzug ohne Krawatte, Sonnenbrille und einen weißen Strohhut. Seine schwarzen Locken glänzten gegelt. Mirabella musste ein Grinsen unterdrücken und lief, so schnell es mit den vier Limonaden in der Hand ging, zu der kleinen Gruppe, drückte Yasmin die Flaschen in die Hand und wollte schon Greta umarmen, als ihr auffiel, dass sie Jupiter wahrscheinlich als erstes begrüßen sollte. Sie verbeugte sich vor ihm, und er gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Die besten Wünsche zu deinem Geburtstag, mein Kind!“
Mirabella bedankte sich und umarmte dann Greta und Nikolaos, die ihr beide gratulierten.
„Wie seid ihr denn hergekommen?“
„Mit Bulla-Express natürlich!“ Nikolaos grinste. Jetzt erkannte Mirabella auch, welche Kette er in der Hand hielt.
„Mein Amulett?“
„Ja, hier, bitte!“
„Und deins?“
Nikolaos klopfte auf seine Brust, er trug das Amulett wohl unter seinem T-Shirt. Die Zuhälter-Goldkette, wie er sie bezeichnete, hatte er vor langer Zeit gegen ein einfaches Lederband eingetauscht. „Frisch von Vulcanus und Jupiter repariert.“
„Cool. Und danke, dass ihr gekommen seid, das ist ja so eine tolle Überraschung!“
„Wie geht es Maya und den Kleinen?“, fragte sie nun Bert, der auf ihre Schulter geflogen war.
„Gut, sie wäre gerne mitgekommen, aber die Kleinen sind noch nicht flügge.“
„Danke für die Uhr, Vater!“, erinnerte sich Mirabella nach einem Blick von Yasmin. „Kannst du mir erklären, wie die funktioniert?“
Jupiter lächelte. „Gerne, aber ein anderes Mal, ich muss jetzt wieder aufbrechen, ich wünsche dir noch einen schönen Tag. Mein Geschenk an dich, abgesehen von der Uhr, sind dieses Mal Energieeinheiten, wir sprechen noch darüber. Überlege dir gut, wofür du sie ausgibst.“
Sie nickte, bedankte sich artig und Jupiter schwebte davon. Nikolaos wartete einen Moment, während Yasmin in der Zwischenzeit die Kerzen anzündete. Als er Jupiter weit genug weg wähnte, trat er zu Mirabella. „Ich wollte eigentlich Toni und Luk auch mitnehmen, aber Jupiter hat es nicht erlaubt“, erzählte er bedauernd.
„Wegen Energieverschwendung?“
„Nee, glaube, weil es Menschen sind.“
„Och, wie albern.“
„Ja, ein echter Snob!“
Yasmin lachte. „So, ihr zwei, kommt mal her.“
Alle versammelten sich um den Tisch und Mirabella musste ihre fünfzehn Kerzen auspusten, was sie ohne große Anstrengung schaffte.
„Schoko-Kirsch-Kuchen?“, fragte sie Greta lächelnd.
„Natürlich, Princessa!“
Yasmin verteilte die Kuchenstücke, als Mirabella auf der Terrasse noch zwei Päckchen entdeckte. Ein säuberlich mit Geschenkpapier verpacktes Paket mit rosa Schleife. Rosa und weiße Rosen zierten das Papier. Daneben stand ein Paket, das in Zeitungspapier gewickelt war. Man konnte erkennen, dass der Verpacker mit der Verpackung Kämpfe ausgetragen hatte, die deutliche Spuren hinterlassen hatten, Risse und Falten zeugten von einer gewissen Unbeugsamkeit des Zeitungspapiers, dicke Bahnen von Klebestreifen versuchten den Widersacher im Zaum zu halten. Mirabella musste grinsen, als sie die beiden Pakete sah. Nikolaos folgte ihrem Blick.
„Eines ist von mir.“
„Welches nur?“, fragte Mirabella gespielt ernst, konnte jedoch ein Grinsen nicht unterdrücken.
„Ich nenne das kreativ“, verteidigte sich Nikolaos zwinkernd.
„Du packst wohl nicht oft ein, oder?“
„Sei froh, dass du überhaupt ein Geschenk bekommst!“
Mirabella wurde ernst. „Dass ihr alle da seid, ist eigentlich Geschenk genug!“
„Mach sie schon auf!“, sagte nun Greta zärtlich. Mirabella öffnete vorsichtig, das schöne Geschenkpapier schonend, das Paket von Greta. Es enthielt ein Buch über berühmte Nymphen und eine zierliche blaue Phiole.
„Was ist da drinnen?“
„Isarwasser. Wann immer du durstig bist, kannst du daraus trinken.“
Mirabella sah sie verwundert an.
„Es füllt sich von selbst nach?“, fragte Nikolaos neugierig. Greta nickte lächelnd. Jetzt verstand auch Mirabella die Bedeutung. „Das ist ja phantastisch, danke!“ Sie umarmte ihr Kindermädchen und holte dann das Geschenk ihres Halbbruders an den Tisch. Sie zerriss das Zeitungspapier ungestüm. „Gut, dass ich es nicht sorgsam verpackt habe…“, grinste Nikolaos.
„Dann würde ich es auch sorgsam auspacken“, konterte Mirabella.
Das Zeitungspapier umgab einen Schuhkarton, rosa Turnschuhe mit Blinklicht waren abgebildet und Mirabella stutzte kurz.
„Olympias“, ergänzte