Zauberhaft - Victoria. Larissa Schwarz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Larissa Schwarz
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750254817
Скачать книгу
kniete vor Victoria nieder.

      »Hobbi, dann soll es so sein.« Er küsste ihre Hand und sah ihr tief in die Augen.

      Gerührt stand sie auf, zog ihn am Arm zu sich hoch und lehnte sich an ihn.

      Sie vermochte nicht zu sagen, wie lange sie dort so gestanden hatten, als sie sich jedoch voneinander lösten, war es gut. Hakim küsste sie auf die Stirn und strich über ihre Arme. »Hobbi, ich will jetzt nicht unromantisch werden ...«

      »Aber?«

      »Zwei Sachen: Die eine ist, dass ich möchte, dass du weiterhin meine Geschäfte betreust. Die andere ist der Grund, warum ich dich so dringend herbestellt habe.«

      »Ad eins: Wenn das für dich in Ordnung ist, gern. Auch wenn ich mir bis heute nicht erklären kann, warum du, mit einem MBA aus Oxford und extrem fähigen Beratern an deiner Seite das nicht selber machst. Ad zwei: Ich habe mir Sorgen gemacht, als du was von dringend sagtest. Was ist passiert?«

      »Ad eins: Ich will keine fähigen Berater, ich will die Beste. Und vor allem will ich das Risiko nicht selber tragen.« Das saß. Und Hakim lachte. Victoria verstand. Und grinste.

      Hakim fuhr fort. »Ad zwei: Die Behörden haben nachträglich versucht, mir eine Kartellstrafe aufzubürden; sie meinen, ich hätte bei der Firmenübernahme falsche Zahlen vorgelegt. Entweder ich zahle oder die Sache geht vor Gericht.«

      »Wie viel?«

      »In Euro? Dreihundert Millionen.«

      »Hm.« Sie überlegte kurz. In Hakims Welt eine überschaubare Summe. Für sie ein guter Teil ihres Vermögens. »Du willst aus Prinzip nicht zahlen. Oder?«

      »Exakt. Vor allem, weil ich weiß, woher der Wind weht.«

      Hakim begann bei einer Tasse Apfeltee zu erzählen. In den Emiraten lief vieles über »Gebühren«, kleinere Deals, Handschlaggeschäfte und Beziehungen. Nichts, was Victoria dort fremd war, aber wie er andeutete, steckten in diesem Fall eine kleinere Verschwörung, gekränkte Eitelkeit eines anderen Scheichs und eine verzwickte Interessenlage dahinter. Auf einen Wink hin brachte einer der Diener ein Tablet an den Tisch, via Bluetooth übertrug Hakim eine Menge Dokumente auf Victorias und gemeinsam verschafften sie sich einen groben Überblick.

      »Ich werde dir Hasan zur Seite stellen, er wird dir die Sachen übersetzen, wenn ich gerade nicht greifbar sein sollte.«

      »Ja, bitte.« Victoria kannte Hasan von den früheren Besuchen, er war einer der jüngeren Brüder von Hakim, hatte ebenfalls in Deutschland studiert und war Head of Accounting and Controlling in dessen Konglomerat. Auch er hatte eine heimliche Liebe zu Currywurst entwickelt, als er damals in Bochum studierte. Wenn Hasan Hakim nach Deutschland begleitete, führte ihr erster Weg nach dem Passieren des Zolls direkt zum Würstchenstand. Beide sprachen akzentfrei Deutsch, Verdienst ihres deutschen Kindermädchens Maria, die ihnen die westliche Kultur nahegebracht hatte und einer der Gründe für die Auslandssemester der beiden jungen Männer gewesen war. Maria war schon lange im Ruhestand, nachdem sie auch einige Nichten und Neffen der Familie großgezogen hatte, aber Hakim und Hasan pflegten einen engen Kontakt zu ihr, sorgten dafür, dass es ihr an nichts mangelte und sie ihren Lebensabend im Orient genießen konnte.

      Als die Sonne in den Zenit schritt, legten beide eine Pause ein. Vom Golf her wehte ein leichter Wind, aber das Thermometer war auf knapp 40 Grad geklettert. Victoria bezog ein Zimmer im Westflügel des Palastes, wie jedes Mal, wenn sie Hakim besuchte. Nur, dass er sie dort nicht mehr besuchen würde.

      In Deutschland war es gerade neun Uhr, also telefonierte sie kurz mit David, nur um zu hören, ob alles in Ordnung sei. Ihrem Vater hatte sie auf der Fahrt vom Flughafen eine kurze Nachricht geschickt, er würde sich aber ohnehin erst dann Sorgen um sie machen, wenn sie sich länger als zwei Tage nicht meldete. Sie öffnete den Nachrichteneingang.

      🎓 Guten Morgen ... Ich hoffe, du hast dich inzwischen ein bisschen erholt. Arbeite nicht zu viel – ich denk an dich. 😚

      💎 Hey, mache gerade eine Pause. Hier sind 40 Grad und mir steckt der Flug noch in den Knochen ... Würde dich jetzt zu gern sehen ...

      Magnus war online. Ihr Herz tat einen Sprung.

      🎓 Hast du Skype?

      💎 Ja ... Warum bin ich da nicht selber drauf gekommen?

      Und schon kündigte sich der Videoanruf an. Auf dem kleinen Display lugte ein verschlafener Magnus, offenbar in seinem Amtszimmer, in schwarzer Robe und mit kleinen Augen in die Kamera.

      »Hi ...«, quiekte sie vergnügt und strich über das Display.

      »Hi ... Sag mal, streichelst du gerade dein Handy???«

      »Ich gestehe. Ja.«

      »O je, das fängt ja gut an.«

      »Ich vermisse dich halt ... Schlimm?«

      »Nein, ich vermisse dich doch auch ... Muss ich mir eigentlich Sorgen machen oder kommst du wieder auf die Beine?«

      »Du meinst wegen der Reise? Das wird schon wieder. Heute Abend bin ich wahrscheinlich wieder fit. Der Flug war nur sehr turbulent und ich konnte kaum schlafen. Hakim und ich haben schon ein bisschen gearbeitet und ich werde mich gleich ein Stündchen hinlegen ...«

      »Hakim? Der geheimnisvolle Scheich?«

      »Scheich ja, geheimnisvoll nein.« Sie zog einen Schmollmund. »Werd mir bloß nicht eifersüchtig, mein Herz!«

      »Gibt es einen Grund?«

      »Nicht mehr.«

      Magnus zwinkerte und warf ihr einen Kuss zu. Victoria schloss die Augen und küsste Richtung Kamera zurück. »Du fehlst mir ...«

      »Und du mir erst ... Ich werde mich mit Arbeit ablenken und mit Sport. Gestern Abend hab ich beim Joggen übrigens Moritz getroffen.«

      »Oh, und?«

      »Wir haben noch einen Absacker getrunken und er hat mich dann nach Hause gefahren. Haben uns nett unterhalten.«

      »Grüß die beiden bitte ganz lieb, wenn du sie siehst. Elisabeth hat uns übrigens, erst mal ohne Termin, zum Essen eingeladen, ich hab gestern noch mit ihr telefoniert.«

      »Ah, klingt fein. Apropos Essen ...« Magnus druckste herum.

      »Ja?«

      »Dein Vater hat mich für heute Abend eingeladen.«

      »Bitte wie?«

      »Mhm.«

      »Interessant. Wie kam das denn zustande?«

      »Keine Ahnung. Ich kam gestern aus dem Gericht und er hat mich angerufen. Heute Abend um 18 Uhr holt mich jemand ab.«

      »Kaum ist die Katze aus dem Haus, tanzt das Mäusevolk auf dem Tisch. Wenn ich den in die Finger kriege ...«

      »Soll ich ihm absagen?«

      »Nein. Nicht, wenn du nicht willst. Den Hals werde ich ihm so oder so umdrehen.«

      »Ich würde ihn gern kennenlernen.«

      »Dann mach das ruhig. Es gibt eigentlich auch keinen Grund, warum du das nicht solltest. Ich wäre nur gern dabei gewesen. Aber mein alter Herr denkt sich sicherlich was dabei. Wenn ich nur wüsste was ...«

      Der Abschied kam abrupt. Irene Scharnweber erinnerte Magnus an seinen nächsten Termin. Essen. Sie hatte Käsekuchen gebacken und verteilte ihn nun in der »kleinen Donnerstagsrunde«. Das hatte sich so eingebürgert und Magnus wollte gern daran festhalten. Die Richter, die auf dem Flur ihre Amtszimmer hatten, kamen auf einen Kaffee um die Mittagszeit vorbei und man aß in munterer Runde ein Stück Kuchen, plauderte ungezwungen. Für Magnus eine gute Gelegenheit, die allesamt älteren Kolleginnen und Kollegen besser kennenzulernen und ein Gespür für die heimliche Hierarchie zu bekommen. Man war hier weit entfernt von einem Duktus wie bei ECG, sich mal eben so zu duzen war undenkbar. Der Gedanke an Victoria wiederum zauberte ihm das Schmunzeln ins Gesicht, das Irene