Passion between us. Sarah Glicker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sarah Glicker
Издательство: Bookwire
Серия: Between us
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753182261
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nicht reichen, zieht sie auch noch die Augenbrauen ein wenig nach oben. Diesen Blick habe ich als kleines Kind schon gehasst und ich hasse ihn noch immer. Früher hat sie mich immer so angesehen, wenn sie genau wusste, dass ich nicht die Wahrheit sage. Doch ich weiß nicht, wieso sie mich jetzt so betrachtet. Schließlich habe ich nicht gelogen.

       „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das funktionieren wird“, wirft sie ein und gibt somit den Grund für ihr merkwürdiges Verhalten preis.

       „Dann werde ich halt abhauen, sobald er mir über den Weg läuft. Es ist ja nur für ein paar Wochen. Da werde ich mir jetzt bestimmt keine Sorgen machen. Wir sehen uns später.“ Mehr sage ich nicht. Ich warte auch nicht darauf, ob sie dem noch etwas hinzufügen will.

       Schnell drehe ich mich um und verlasse das Haus, bevor ich Gefahr laufe, dass diese Unterhaltung über Jax weiter geht. Ehrlich gesagt habe ich keine Lust, mich weiter über ihn zu unterhalten.

       Ich höre ihr leises Lachen, noch bevor die Tür hinter mir ins Schloss gefallen ist. Auf diese Weise zeigt sie mir, dass sie dieses Thema wieder aufnehmen wird. Auch wenn ich nicht genau sagen kann, wann das sein wird. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass es Morgen sein kann oder auch erst in ein paar Wochen.

       Langsam öffne ich meine Augen ein Stück, sodass die Sonne mich nicht so sehr blendet. Erst dann schaue ich nach oben. Es dauert einen Moment bis ich merke, dass jemand einen langen Schatten auf mich wirft. Und dann brauche ich noch etwas um festzustellen, dass es Jax ist, der neben meinem Liegestuhl steht und mich beobachtet. Aufgrund der Sonne kann ich seinen Gesichtsausdruck nicht richtig deuten. Dennoch weiß ich, dass ihn etwas beschäftigt.

       Ich richte mich ein Stück auf, wobei ich aber auch Ausschau nach meinem Bruder halte. Es kommt mir vor, als könnte ich ihn wie eine Art Schutzschild vor mich stellen und Jax so ausweichen. Doch von ihm ist weit und breit leider nichts zu entdecken.

       Die nächsten Sekunden kommen mir wie eine Ewigkeit vor. Ich werde immer nervöser. Vor allem deswegen, weil ich nicht weiß, was er von mir will.

       „Wo ist Mason?“, frage ich ihn also.

       Mich über ihn zu unterhalten scheint mir einfacher zu sein, als mich mit dem eigentlichen Grund dafür zu unterhalten, dass er hier steht. Und wenn er schon nicht hier ist, will ich ihn auf diese Weise zwischen uns stellen.

       „Ich gehe davon aus, dass er noch immer beim Tätowierer ist. Ich hatte keine Lust mehr danebenzusitzen und ihm das Händchen zu halten. Er ist ja schließlich erwachsen und wird es deshalb auch alleine schaffen.“ Jax zuckt mit den Schultern. Dann lässt er sich auf den Stuhl sinken, der sich hinter ihm befindet.

       Ich lasse ihn nicht aus den Augen. Genauso, wie es auch gestern schon der Fall war, sind seine Bewegungen geschmeidig und seine Stimme sanft. Es passt so überhaupt nicht zu seinem Auftreten geschweige denn zu seinem äußerlichen Erscheinungsbild. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mich das nicht irritiert.

       Gelassen sitzt er dort und beobachtet mich. Ich weiß es nicht genau, doch es scheint so, als würde es ihm nichts ausmachen, dass wir hier alleine sind. Und es gibt keinen Grund, wieso es nicht so sein sollte. Denn genauso wie Mason erwachsen ist, so bin ich das auch und ich kann sehr wohl auf mich alleine aufpassen.

       Dennoch kann ich das von mir nicht gerade behaupten. Die Ruhe, die er anscheinend hat, fehlt mir. Ich bin mir mehr als nur etwas darüber bewusst, dass wir alleine sind. Und das reicht aus, um mein Herz wieder schneller schlagen zu lassen. Ich werde nervös und sehe keinen Ausweg.

       Das einzige, was ich machen kann, ist zu hoffen, dass er es nicht merkt. Da Jax mich nicht aus den Augen lässt, stehen meine Chancen nicht so gut. Vor allem deswegen, weil ich nicht gerade die beste Schauspielerin bin. Deswegen versuche ich mich auf etwas anderes zu konzentrieren, doch auch das scheint nicht zu funktionieren.

       Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich in der Vergangenheit die Anwesenheit einer anderen Person so wahrgenommen habe, wie es bei Jax der Fall ist.

       Ich kann nicht sagen, wieso er mich so einnimmt. Und ich will mir darüber auch nicht den Kopf zerbrechen. Ich gebe zu, dass ich Angst davor habe, dass es Licht auf etwas bringt, mit dem ich mich besser nicht so genau beschäftige.

       „Und du willst dir kein neues machen lassen?“, erkundige ich mich. Ich deute auf seine Arme, die von Tattoos übersät sind. Mein Gefühl sagt mir, dass der Rest seines Oberkörpers genauso aussieht.

       Doch es ist nicht nur die Neugierde, die mich dazu bewegt, dass ich diese Frage stelle. Nein, es ist auch so, dass ich hoffe, auf diese Weise die Unterhaltung auf ein neutrales Gebiet lenken zu können.

       „Ich wüsste nicht was“, antwortet er und verzieht ein wenig das Gesicht. „Oder hast du vielleicht eine Idee?“ Jax lehnt sich ein Stück nach vorne. So verhindert er es, dass ich ihm ausweichen kann.

       „Ich habe keine Ahnung, was zu deinen noch passen würde. Bis jetzt habe ich mich aber auch noch nie damit auseinandergesetzt.“

       „Meinst du, dass es darum geht?“

       „Worum?“ Ich verheimliche nicht, dass ich keine Ahnung habe, wovon er spricht. Was aber vor allem daran liegt, dass es mir vorkommt, als wäre meine Entscheidung für dieses Thema nicht die beste gewesen.

       „Das eines zum anderen passt oder passen muss.“ Neugierde hat sich in seine Augen geschlichen.

       „Du hältst mich wahrscheinlich für doof. Ich finde, dass sie schon zueinander passen sollten“, erwidere ich und zucke mit den Schultern.

       Jax lacht leise. Sein Blick ist durchdringend, beinahe beschwörend. Auch wenn die Gläser meiner Sonnenbrille stark getönt sind und er meine Augen deswegen nicht sehen kann, kommt es mir so vor, als wäre genau das der Fall. Er kann in mein Inneres sehen und ich habe keine Möglichkeit, mich davor zu schützen.

       Ich muss mir in Erinnerung rufen, dass er ein Freund meines Bruders ist. Alleine deswegen darf ich mich von ihm schon nicht aus der Ruhe bringen lassen. Da ist aber auch noch der Punkt, dass er nicht unbedingt zu den Männern gehört, mit denen ich sonst etwas anfangen würde. Ich würde um ihn einen riesigen Bogen machen. Doch ich kann es nicht. Da ist etwas, was mich daran hindert.

       „Nein, ich würde dich nicht als doof bezeichnen. Es ist jedem selber überlassen, was er sich stechen lässt.“ Jax zuckt mit den Schultern. „Aber ich komme noch auf deine Feststellung zurück. Ich bin sogar der Meinung, dass du ziemlich schlau bist.“

       „Du meinst, ich wäre schlau? Wenn ich mich richtig erinnere, kennst du mich überhaupt nicht“, werfe ich schnell ein.

       „Dein Bruder hat genug erzählt, damit ich das sagen kann. Ich muss aber zugeben, dass es da noch ein paar andere Begriffe gibt, mit denen ich dich beschreiben würde.“

       Ein schiefes Grinsen erscheint auf seinem Gesicht. Ich bin mir sicher, dass es den meisten Frauen alleine deswegen schon schwerfällt, sich von ihm fernzuhalten. Er braucht es nicht zu sagen, ich weiß auch so, dass er mit seiner Art schon der einen und anderen das Herz gebrochen hat. Mich würde es wundern, wenn es nicht so wäre.

       „Und welche wären das?“ Ich kann nicht einschätzen, ob ich wirklich eine Antwort auf diese Frage haben will. Doch er hat mich neugierig gemacht. Auch wenn ich das Risiko damit eingehe, dass ich ihn zu nah an mich heranlasse.

       „Du bist frech, hast eine gute Bindung zu Mason und müsste ich raten, würde ich sagen, mit deinen Eltern verstehst du dich auch blendend.“

       „Woher willst du das wissen? Ich meine, du hast mich mit meinen Eltern noch nicht erlebt.“

       „Und wieder kann ich dir nur sagen, dass Mason es mir erzählt hat. Aber es gibt auch Eigenschaften an dir, für die ich deinen Bruder nicht brauche, um es festzustellen“, spricht er weiter. Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. „Eigenschaften, die du nicht verheimlichst. Wobei ich glaube, dass du sie selber nicht wirklich wahrnimmst.“

       „Und die wären?“, fordere ich ihn heraus. Sogar ich merke, dass meine Stimme viel zu leise ist.