Unendlich. Katie Sola. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Katie Sola
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754180525
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mir ein paar Schritte entgegen. Seine weißen Zähne blitzten auf.

      „Du bist ja auch da“, sagte er über die laute Musik hinweg in mein Ohr. Er beugte dabei seinen Kopf zu mir herunter. Sein Atem streifte meine Haut. Sofort bekam ich eine Gänsehaut. Es war unbeschreiblich, wie sehr er mich anzog. Mit seinem Aussehen, seinem Geruch und seiner tiefen Stimme. Sie klang so dunkel und dann auch noch dieser Akzent. Allein die wenigen Worte jagten mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Gott, ich wollte nie wieder einen anderen Mann als ihn. „Ich dachte schon, du kommst nicht.“

      „Das lasse ich mir doch nicht entgehen“, erwiderte ich genauso laut und mit einem koketten Lächeln. Er wusste genau, was ich meinte. „Du hast mir doch versprochen, dass wir zusammen tanzen, Konstantin. Oder willst du dein Versprechen nicht halten?“ Ich schob meine Unterlippe vor. Niemand konnte meinem Schmollmund widerstehen.

      Konstantin schnappte sich meine Hand und wirbelte mich herum. So schnell, dass mir fast ein wenig schlecht wurde. Und dann stand ich da, direkt vor ihm. Seine Hand lag an meiner Taille, mit der anderen hielt er noch immer meine Hand fest und presste sich an mich. So nah, dass ich seinen muskulösen Körper an meinem Rücken spürte und noch mehr.

      „Ich halte alle meine Versprechen, Joanna“, raunte er mir ins Ohr.

      „Joanna, jetzt erzähl mir sofort, was passiert ist gestern Abend!“ Aufgebracht stemmte Milena die Hände in die Hüften. „Du kannst nicht erwarten, dass ich damit zufrieden bin. Ich will Einzelheiten. Details. Komm schon, damit sparst du doch sonst auch nie. Du hast so lange nur über ihn geredet, da musst du schon mit mehr rausrücken.“

      „Es ist nichts passiert, wie ich dir schon gesagt habe.“ Mit einem frustrierten Seufzen drehte ich mich auf den Rücken und presste Milenas Kissen fest an meine Brust.

      „Das glaube ich dir nicht. Wann ist es das letzte Mal vorgekommen, dass bei dir nichts passiert ist, nachdem du mit einem Kerl rumgemacht hast? Ist das überhaupt schon einmal passiert?“

      „Wir haben nicht mal rumgemacht.“

      „Was? Willst du mich eigentlich verarschen? Das kannst du mir nicht erzählen. Beim Tanzen habt ihr euch ja schon fast ausgezogen. Timo und ich haben schon überlegt, ob wir euch nicht hoch auf ein leeres Zimmer schicken sollten.“

      „Nein, es ist nichts passiert. Wir haben ewig getanzt und dann, als er mich eigentlich gerade küssen wollte, kam irgendeiner und hat gemeint, er müsse dringend mitkommen. Er hat sich entschuldigt und ist dann gegangen und nicht mehr wiedergekommen.“ Ich unterdrückte einen weiteren frustrierten Seufzer. Es machte mich traurig, dass es einfach so geendet hatte. Der Abend, oder besser gesagt die ganze Nacht, hätte so viel besser laufen können. Und wer wusste, wann ich meine nächste Chance bei ihm bekommen würde? Es hatte ewig gedauert, bis sich diese Gelegenheit ergeben hatte. Und das sollte es jetzt gewesen sein? Ich konnte es selbst noch gar nicht richtig glauben. Es machte mich nervös. Ich wollte ihn wiedersehen und da weitermachen, wo wir aufgehört hatten. Aber ich hatte noch nicht einmal seine Nummer und in der Uni konnte ich ihn nicht einfach so ansprechen. Wie verzweifelt würde das denn aussehen?

      Es machte mich fast verrückt, dass ich nicht wusste, wann ich ihn wiedersehen würde. Ich hatte so viel Hoffnung in den Abend gesetzt und mir schon ausgemalt, wie es danach weitergehen würde. Wir hätten natürlich unglaublichen und fantastischen Sex gehabt, danach die Nummern getauscht und uns versprochen, dass wir das so bald wie möglich wiederholen würden. Viel weiter hätte ich von der Realität nicht entfernt sein können. Vielleicht konnte ich ja Valentina dazu überreden, dass sie bald noch einmal feierte, überlegte ich.

      „Bestimmt meldet er sich in den nächsten Tagen bei dir und erklärt, was los war“, meinte Milena aufmunternd und zog sich ein rotes Kleid über. „Was meinst du, kann ich das anziehen?“

      Träge öffnete ich die Augen und betrachtete meine beste Freundin. „Zu auffällig. Du willst dich doch in einer Modelagentur vorstellen und nicht auf dem Strich.“

      „Hey!“ Lachend warf sie das besagte Kleid nach mir. „Also eher klassisch schick? Schwarz Jeans und weißes Shirt?“

      „Mhm“, murmelte ich und checkte mein Handy, ob er mir schon geschrieben hatte. Es deprimierte mich nur noch mehr und so legte ich es schnell wieder weg.

      „Jetzt hör auf damit, Trübsal zu blasen“, schimpfte Milena und zog weitere Klamotten aus ihrem Schrank hervor.

      Gedankenverloren ließ ich meine Finger über den Stoff des Kleides wandern, mit dem sie mich abgeworfen hatte. Ich würde ja gerne einfach den Schalter umlegen und wieder lachen und glücklich sein, aber die Situation von gestern Abend ließ mir keine Ruhe. Warum war er einfach abgehauen? Man ließ doch nicht einfach ein Mädchen wie mich auf der Tanzfläche zurück ohne wenigstens rumzumachen. Gott, ich hatte das alles doch schon genau geplant, wie es ablaufen würde. Warum hatte er sich nicht daran gehalten?

      „Wahrscheinlich gab es irgendeinen Notfall in der Familie oder sonst was, keine Ahnung. Es wird sich alles aufklären und dann werdet ihr beide darüber lachen, nachdem ihr grandiosen Sex hattet. Oh, und bei eurer Hochzeit bin ich dann Trauzeugin, das ist hoffentlich klar, ja?“

      „Ich weiß noch nicht einmal, ob ich ihn wiedersehen werde und du sprichst schon von Hochzeit“, bemerkte ich.

      „Er ist in unserem Studiengang, natürlich siehst du ihn wieder. Entweder auf dem Campus oder morgen Abend nach der Klausur. Ich glaube, dass er gesagt hat, dass er auch mitkommen wollte. Das ist das einzig Gute an Klausuren, die samstags geschrieben werden. Du kannst dich direkt danach betrinken.“ Kritisch drehte sich Milena vor dem Spiegel hin und her. „Meinst du nicht, dass das zu langweilig ist? Ich sehe so normal darin aus. Wie alle anderen Mädchen auch.“

      „Du sieht super aus und das weißt du eigentlich auch. Die anderen Mädels werden keine Chance gegen dich haben.“ Und das meinte ich ernst. Ich kannte niemanden, der auch nur annährend so hübsch war wie meine beste Freundin, mich selbst natürlich ausgenommen. Sie hatte die hohen Wangenknochen, die sich jeder wünschte, genauso wie die langen, schlanken Beine und einen Körper, den ich nur als perfekt beschreiben konnte.

      „Danke“, seufzte sie. „Ich hoffe nur, dass die von der Agentur das genauso sehen.“

      „Wenn sie Augen im Kopf haben, dann wird ihnen das nicht entgehen“, bemerkte ich trocken. „Nochmal zurück zu Konstantin. Zu wem hat er das gesagt? Bist du dir sicher, dass er mitkommen wird? Nicht, dass das alles am Ende nur ein Missverständnis ist.“ Mein Magen zog sich zusammen. Es wäre der Wahnsinn, wenn er auch da sein würde. Soweit ich wusste, waren wir keine allzu große Gruppe und es wäre dann ein Leichtes, alles so einzufädeln, dass wir, ganz zufällig natürlich, nebeneinander sitzen würden und uns dann im Laufe des Abends ein bisschen besser kennenlernen würden. Vielleicht sogar besser als auf einer Party. Was sprach auch dagegen, nach dem Besuch in der Bar noch weiterzugehen? Zum Beispiel zu mir oder zu ihm nach Hause? Vor meinem inneren Auge sah ich den Abend schon vor mir, wie wir dann irgendwann zusammen kurz rausgehen würden, damit wir uns besser „unterhalten“ konnten. Wobei wir natürlich wenig Zeit damit verbringen würden, zu reden. Nein, da schwebten mir ganz andere Dinge vor, die er mit seinem Mund machen könnte. Es wäre die perfekte Situation. Nur ein paar meiner Freunde, die dabei wären und keine anderen Studenten. Keine laute Musik wie auf der Party. Eine gemütliche Runde einfach.

      Es war wirklich erstaunlich, wie schnell sich meine Stimmung hob, sobald der Name Konstantin fiel.

      „Hm, ich glaube, dass er mit Marco darüber gesprochen hat. Die beiden sind neuerdings recht dicke“, murmelte Milena, während sie dezent Lipgloss auftrug. „Warte, ich schreib ihm kurz. Und…“, sie zog das Wort in die Länge, während sie auf ihrem Handy herumtippte. „…erledigt. So, in ein paar Minuten wissen wir mehr.“

      „Hab ich dir schon einmal gesagt, dass du einfach die Beste bist?“

      „Einige Male, aber du darfst es gerne noch öfter wiederholen.“ Sie zwinkerte mir zu und wandte sich dann wieder ihrem Spiegelbild zu. „Und wie ich sehe, kommt meine alte Jo wieder zurück. Ich mag die Jo nicht, die dauernd traurig ist.