ABSOLUTION 1945. K. Ericson. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: K. Ericson
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754184110
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ich habe ein Jahr keine Frau gesehen, ich war an der Front.«

      Ich haue ihr eine Ohrfeige runter, dass sie auf das Marienbild über unserem Ehebett blickt und ficke sie in den Arsch. Dieses Mal sicher eine halbe Stunde.

      Die Haare hängen ihr wild ins Gesicht und sie keucht:

      » Du Schwein, du Verlierer!«

      Ich ziehe den Gürtel um ihren Hals enger und merke, dass es Spaß macht.

      Ich habe so lange keinen Spaß mehr gehabt.

       3

      Ich wanke zum Küchentisch und saufe mit einem Zug Gerharts abgestandenes Bier aus. Ich bin nervlich am Ende und rauche mir erst einmal eine seiner Chesterfields an.

      Wo er die her hat? Neumodisches Zeugs.

      Ich setze mich mich blanken Arsch auf den kalten Küchenstuhl und versuche nachzudenken.

      Seltsam, ich habe im Krieg so viele Menschen getötet, Menschen, die ich nicht einmal kannte. Und jetzt?

      Was ist anders? Eigentlich müsste ich zufrieden sein.

      Bin ich aber nicht, zumindest wenn ich an den Galgen denke, der mir droht. Habe gar nicht gewusst, dass es so lange dauert, jemanden zu erwürgen.

      Na ja, eigentlich hat Deutschland jetzt andere Sorgen, als mich, kleines Licht.

      Aus dem Nachbarzimmer meldet sich mein Sohn zu Wort. Meine Frau hat ihn Michael getauft, hat sie in ihrem letzten Brief geschrieben, nach ihrem Großvater.

      Augenblicklich sind alle Sorgen vergessen. Ich öffne die Zimmertüre uns kann es gar nicht fassen. Mein Sohn lächelt mich an!

      Zumindest bilde ich es mir ein.

      Auf dem Küchentisch steht sein Fläschchen. Ich nehme ihn in den Arm und gebe ihm sein »Abendessen«.

      Sofort lauter Protest!

      Er akzeptiert mich nicht als seinen Vater.

      Ich bin am Boden zerstört.

      Eigentlich ist die Trinkflasche eiskalt, ich tauche sie einfach in die noch heiße Suppe der Beiden. Aha, er liebt mich doch.

      Dieser kurze Moment wiegt alles auf, was ich in letzter Zeit erlebt habe und meine Gehirnzellen beginnen zu arbeiten.

      Hängen sie mich auf, oder werden sie mich erschießen? Ich muss eine Lösung für meinen Sohn finden.

      Ein Abschiedsbrief des Fabrikantensohns!

      Ich nehme einen kleinen Zettel und schreibe in Blockbuchstaben:

      LIEBE ELTERN,

      ICH KANN SO NICHT LEBEN. BITTE KÜMMERT EUCH UM MEIN UNEHELICHES KIND!

      GERHART

      Kurz und bündig. Wer weiß, welche Fähigkeiten die Wissenschaft in fünfzig Jahren hat?

      Wenn sich die alten Cekits um meinen Sohn kümmern, dann wird es ihm gut gehen.

      Ist das plausibel? Egal, die Leute glauben das, was sie glauben möchten und die Alten brauchen einen Erben. Vielleicht kaufen sie ihm, wenn er erwachsen ist, sogar so einen VW-Käfer.

      Ich drehe mich um und blicke noch einmal auf die Beiden.

      Mir ist aufgefallen die Drückeberger Sau ist Linkshänder.

      Ein Gewehr fällt zu Boden, eine Pistole bleibt meistens in der Hand. Ich habe genug Tote gesehen.

      Ich drücke im seine Ceska in die Hand, er ist mit der Situation nicht mehr fertig geworden, hat Hilde ermordet und anschließend Selbstmord begangen.

      Ja, genau, so war es!

      Ich ziehe Zivilkleidung an, die SS - Uniform, meine Waffe, alles was ich nicht mehr brauche, werfe ich ins Scheiß Haus, drehe das Licht ab und sperre die Haustüre ab. Eine Sekunde später sperre ich wieder auf, bringe meinen Sohn zu Bett, lasse das Licht brennen, sperre von innen ab und klettere aus dem Fenster, das ich vorsichtig wieder zudrücke.

      Wir haben neugierige Nachbarn.

      Ich weiß, man kann nicht an alles denken, aber das Glück war bis jetzt immer auf meiner Seite.

      Es beginnt wieder zu schneien und ich stapfe den Amerikanern entgegen. Nach einigen Kilometern erblicke ich das vollkommen zerstörte Haus eines Bauers. Ich breche die Kellertüre

      auf, der Keller ist randvoll mit geräuchertem Speck, Kartoffeln, eingemachtem Obst, sogar zwei Fässer Wein.

      Das ist die Vorsehung!

      Ich werde zu einer taubstummen Maus mutieren, und das Ende des Krieges abwarten.

       4

      Keine Ahnung, wie lange ich schon hier unten residiere. Ich bin die meiste Zeit besoffen und habe sicher einige Kilos zugelegt.

      So geht es nicht weiter! Ich atme tief durch, mache zwanzig Liegestütze, fülle meinen Rucksack mit Proviant und klettere die alte Holzleiter empor. Es dämmert bereits, ich muss mich über die Kriegslage informieren.

      In der Ferne brennt Licht in unserer Kirche. Seltsam.

      Es ist eiskalt und ich betrete die Kirche, um mich ein wenig aufzuwärmen.

      Ich bin kein gläubiger Mensch aus kirchlicher Sicht. Ich glaube an Gott, doch wer diese allmächtige Macht ist, weiß ich nicht. Besser gesagt, weiß niemand.

      Es sind nur eine einige alte Weiber in der Kirche die um Vergebung bitten.

      In jungen Jahren den eigenen Mann betrügen und jetzt um Vergebung bitten. Scheiß Huren.

      Ich hätte wenigstens einen guten Grund zu beichten.

      Eigentlich zwei Gründe.Aber ich beichte ganz sicher nicht.

      Trotzdem habe ich das Bedürfnis, mit jemanden zu sprechen.

      Verstohlen blicke ich Richtung Beichtstuhl. Das rote Licht brennt! Ein Priester ist anwesend.

      Unauffällig erhebe ich mich und verschwinde blitzschnell hinter dem Beichtstuhlvorhang:

      »Ich habe gesündigt!«

      »Das weiß ich sowieso Rudolph, du warst schon immer kein »Guter«.

      Pfarrer Schönhuber! Der fette Pfaffe hat mir gerade noch gefehlt. Hat mich nach jeder Beichte zu zwanzig »Vaterunser« verurteilt.

      Aber ich muss mit irgend jemand reden.

      »Ich habe die Hilde und den Cekits umgebracht.«

      »Brav, äh, wieso?«

      »Er war der Liebhaber meiner Frau.«

      »Das weiß ich. Wie oft habe ich zu deiner Frau gesagt, tue Busse, ändere dein Leben, komm beichten.

      Ja, das Leben ist ungerecht! Unser Herr wurde von Juden ermordet! Hast du Juden getötet?«

      »Eigentlich nicht. Na vielleicht war ein Jude dabei. Soldaten schauen alle gleich aus! Der Steiner Hans ist übrigens auch gefallen. Ich habe seine Erkennungsmarke.«

      »Um den ist es schade. Er war zwar nicht der Gescheiteste, aber er ging jeden Sonntag zur Kirche, was man von dir nicht behaupten kann! Wieso hast du keinen Juden getötet?

      Sie haben unseren Herrn ans Kreuz genagelt!

      Auge um Auge, Zahn um Zahn!«

      Ich überlege kurz, eigentlich war Jesus auch Jude. Eigentlich waren das Familienstreitigkeiten.

      Doch ich denke, es ist besser die Klappe zu halten.

      Das war die Richtige Entscheidung, unser Pfarrer gibt sich als aufrechter Nationalsozialist zu erkennen:

      »Na gut Rudi, du hast zwei Möglichkeiten. Erstens auswandern nach