Peter Simpel. Frederick Marryat Marryat. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frederick Marryat Marryat
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754175859
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      Wiederum antworten sie verneinend.

      »Dann, Gentlemen, werden Sie mich verpflichten, wenn Sie sagen, wer von Ihnen es für geeignet fand, in einem öffentlichen Kaffeehause dergleichen falsche Aussagen zu behaupten, und ferner, wer von Ihnen diesen jungen Mann genötigt hat, sein Leben in einem Duelle zu wagen?«

      Alle schwiegen.

      »Wollen Sie antworten, Gentlemen?«

      »Was das Duell betrifft, Sir«, erwiderte der Seekadett, welcher sich mit mir geschlagen hatte, »so hörte ich sagen, die Pistolen seien nur mit Pulver geladen gewesen. Es war ein Scherz.«

      »Gut, Sir, wir wollen zugeben, daß das Duell nur ein Spaß war (und ich hoffe zuverlässig, daß Ihre Angabe richtig ist); aber erlauben Sie nur zu fragen, ist der gute Ruf Ihres Kapitäns auch nur ein Scherz? Ich verlange zu wissen, wer es wagte, solche schimpfliche Verleumdung zu verbreiten. (Hier trat eine Totenstille ein.) Wohlan denn, Gentlemen! Da Sie selbst nicht gestehen wollen, so muß ich mich an meinen Gewährsmann halten. Herr Simpel, haben Sie die Güte, mir den oder diejenigen zu nennen, welche Ihnen die Mitteilung machten.«

      Allein ich dachte, dies sei nicht schön, und da sie mich alle nach dem Duelle sehr freundlich behandelt hatten, so beschloß ich, nichts zu sagen. Ich antwortete daher: »Wenn es Ihnen beliebt, Sir, so will ich die Sache so betrachten, als hätte ich sie Ihnen im Vertrauen gesagt.«

      »Im Vertrauen, Sir?« versetzte der Kapitän, »wer hat je von Vertrauen zwischen einem Postkapitän und einem Seekadetten gehört?«

      »Nein, Sir!« erwiderte ich, »nicht zwischen einem Postkapitän und einem Seekadetten, sondern zwischen zwei Gentlemen.«

      Der erste Leutnant, welcher bei dem Kapitän stand, hielt seine Hand vor das Gesicht, um sein Lachen zu verbergen.

      »Er mag ein Dummkopf sein, Sir!« bemerkte er dem Kapitän beiseite, »aber ich kann Ihnen versichern, er ist offen und geradezu.«

      Der Kapitän biß sich in die Lippe, wandte sich dann an die Seekadetten und sagte: »Danken Sie es Herrn Simpel, Gentlemen, daß ich diese Geschichte nicht weiter verfolge. Ich glaube, es war Ihnen nicht ernst, als Sie mich verleumdeten, aber vergessen Sie nicht, daß, was man im Spaß sagt, nur zu oft im Ernst wiederholt wird. Ich hoffe, Herrn Simpels Benehmen wird nicht ohne Wirkung sein und Sie werden aufhören, an Demjenigen Ihre Witze zu üben, welcher Sie vor einer strengen Strafe bewahrt hat.«

      Als die Kadetten hinunter gingen, schüttelten Sie mir alle die Hand und sagten: ich sei ein braver Kerl, weil ich nicht geklatscht habe; in betreff der Mahnung des Kapitäns, sie sollten mich nicht mehr zum besten haben, waren sie jedoch sehr vergeßlich, denn sie fingen sogleich wieder an, und ließen nicht eher nach, als bis sie fanden, daß ich nicht länger zu düpieren sei. Ich war noch keine zehn Minuten in der Kajütte, so begannen sie ihre Bemerkungen über mich zu machen. Einer sagte, ich sehe einem tüchtigen Burschen gleich und fragte mich, ob ich auch ein gut Teil Schlaf ertragen könne. Ich erwiderte: »O ja, wenn es zum besten des Dienstes nötig ist.« Sie lachten darüber, und ich meinte, etwas Gutes gesagt zu haben.

      »Nun, hier ist Tomkins,« sagte jener Kadett, »er kann Ihnen zeigen, wie Sie diesem Teil ihres Dienstes vorstehen können. Er hat es von seinem Vater geerbt, der ein Marineoffizier war. Er kann vierzehn Stunden lang in einem fort schnarchen, ohne sich einmal in seiner Hängematte umzudrehen, und vollendet seinen Schlaf auf der Kiste den ganzen Tag hindurch, die Mahlzeiten ausgenommen.«

      Allein Tomkins verteidigte sich und sagte: »Einige Leute seien sehr schnell in allen Dingen, und andere sehr langsam; er gehöre zu den langsamen und bekomme von seinem langen Schlafen nicht mehr Erfrischung, als andere Leute durch kurzen Schlaf, denn er schlafe viel langsamer als jene.«

      Dieses sinnreiche Argument wurde jedoch ohne allen Widerspruch über den Haufen geworfen, weil es sich ergab, daß er am Tische schneller als irgend einer Pudding aß.

      Der Postbote kam mit Briefen an Bord und steckte seinen Kopf in die Seekadettenback. Ich war sehr gespannt, einen von Haus zu bekommen, allein ich wurde getäuscht. Einige erhielten Briefe, andere nicht. Diese letzteren erklärten, ihre Verwandten seien sehr pflichtvergessen, und sie würden dieselben mit keinem Schilling bedenken; diejenigen, welche Briefe bekamen, boten sie, nachdem sie dieselben gelesen hatten, den anderen gewöhnlich um das halbe Porto zum Kaufe an. Ich konnte nicht begreifen, weshalb die einen kauften, und die anderen verkauften; allein es war so. War ein Brief mit guten Ermahnungen angefüllt, so wurde er dreimal nach einander verkauft, und dieser Umstand trug dazu bei, daß ich eine bessere Meinung von der Sittlichkeit meiner Kameraden bekam. Die Briefe, welche am niedrigsten verkauft wurden, waren von Schwestern. Man bot mir einen für einen Penny an, allein ich lehnte den Kauf ab, weil ich selbst genug eigene Schwestern habe. Kaum hatte ich diese Bemerkung gemacht, als sie alle nach dem Namen und Alter derselben fragten und ob sie hübsch seien oder nicht.

      Sobald ich ihnen Auskunft darüber gegeben hatte, stritten sie, wem sie gehören sollten. Der eine wollte Lucien haben, der andere Marie nehmen, aber ein großer Streit erhob sich um Ellen, da ich gesagt hatte, sie sei die hübscheste von allen. Zuletzt kamen sie überein, dieselbe zu versteigern, und sie wurde dem Gehilfen eines Schiffmeisters, Namens O'Brien, zugeschlagen, welcher siebzehn Schillinge und eine Flasche Rum dafür bot. Sie verlangten, ich solle nach Hause schreiben, um meinen Schwestern ihre Grüße zu vermelden, und ihnen sagen, wie man über sie verfügt habe, was mir sehr sonderbar vorkam; doch muß ich gestehen, ich fühlte mich durch den Preis, welchen man für Ellen bot, sehr geschmeichelt, weil ich zu wiederholten Malen Zeuge war, daß eine sehr hübsche Schwester für ein Glas Grog verkauft wurde.

      Ich erwähnte der Ursache, warum ich so ängstlich auf einen Brief warte: ich müsse mir nämlich einen Degen und aufgestülpten Hut kaufen, worauf sie mir sagten, ich brauche hierfür mein Geld nicht auszugeben, weil nach dem Dienstreglement des Zahlmeisters Verwalter allen Offizieren diese Stücke verabfolge, wenn man sie verlangte. Da ich wußte, wo das Zimmer von dem Verwalter des Zahlmeisters sich befand, so ging ich sogleich hinab.

      »Herr Verwalter«, sagte ich, »lassen Sie mir gleich einen aufgestülpten Hut und einen Degen verabfolgen.«

      »Sehr wohl, Sir«, versetzte er, und schrieb auf ein Stückchen Papier eine Anweisung, welche er mir einhändigte. »Hier ist eine Anweisung, Sir, allein die aufgestülpten Hüte werden in der Kiste auf dem großen Mars aufbewahrt, und was den Degen betrifft, so müssen Sie sich an den Schlächter wenden, welcher diese Waffen in Verwahrung hat.«

      Ich ging mit der Anweisung hinauf und dachte, ich wolle mir zuerst den Degen verschaffen; ich fragte daher nach dem Schlächter, welchen ich im Schafstalle unter den Schafen sitzend fand, wo er seine Hosen ausbesserte. Auf meine Anfrage antwortete er mir, er habe den Schlüssel zu der Reservekammer nicht, da derselbe einem der Marinekorporale anvertraut sei. Als ich fragte, wie er heiße, versetzte er, Cheeks Diese berühmte Person bedeutet am Bord eines Kriegsschiffes den ›Herrn Niemand.‹, der Seesoldat. Ich ging nun überall auf dem Schiffe umher, und suchte nach Cheeks. dem Seesoldaten, konnte ihn aber nicht finden. Einige sagten, sie glaubten, er sei auf der Fockstenge, er stehe Schildwache vor dem Winde, daß er sich nicht drehe, andere, er werde in der Küche sein, und den Seekadetten aufpassen, daß sie ihren Zwieback nicht in des Kapitäns Bratpfanne tunken. Endlich fragte ich einige Weiber, welche zwischen den Kanonen auf dem Hauptverdecke standen, und eine davon antwortete, es sei nicht gebräuchlich bei ihnen, nach demselben zu schauen, da sie alle Ehemänner hätten, Cheeks aber sei einer Witwe Ehemann Witwen-Ehemänner sind fingierte Matrosen, welche in die Schiffsbücher eingetragen sind und Löschung und Prisengeld empfangen, das aber dem Greenwich-Hospital zufällt..

      Da ich den Seesoldaten nicht finden konnte, so dachte ich, ich wolle mich nun nach dem Hute umsehen, und den Degen mir nachher verschaffen. Es war mir nicht lieb, auf das Takelwerk zu klettern, weil ich besorgte, schwindelig zu werden, und wenn ich über Bord ginge, konnte ich nicht schwimmen. Ein Seekadett bot sich jedoch an, mich zu begleiten, und sagte, wenn ich über Bord falle, brauche ich mich nicht zu fürchten, unterzusinken, denn wenn ich schwindelig sei, werde mein Kopf auf alle Fälle schwimmen. Daher beschloß ich, es zu wagen. Ich klomm nun