RoadMovie. Hans-Joachim Mundschau. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hans-Joachim Mundschau
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844253122
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praktiziert hatte. Ich schüttete einen Teil der Pommes in die Suppe, wartete, bis sie durchtränkt waren, und aß sie dann mit dem Löffel. Dazu die Sportseite der Zeitung – und nur die Sportseite. Das war eine coole Sache.

      Nach dem Essen fiel mir ein, dass ich nur die Schuhe dabei hatte, die ich an den Füßen trug. Ich würde mir welche kaufen müssen. Ich schlenderte zurück zum Auto. Bevor ich einstieg, zündete ich mir eine Zigarette an, lehnte mich gegen die Kühlerhaube und betrachtete das Treiben auf dem Parkplatz. Irgendwo musste am Abend ein Fußballspiel sein, es waren eine ganze Menge Autos mit Schals und Fahnen von Fußballclubs unterwegs. Sie hatten hier Rast gemacht und die meisten kamen mit Bierdosen zu ihren Fahrzeugen zurück. Sie grölten bereits ihre Schlachtgesänge und einige würden wohl am Abend nicht mehr viel von dem Spiel mitbekommen. Ich drückte meine Kippe aus und warf sie in einen Müllbehälter.

      Die Sonne war hinter dunklen Regenwolken verschwunden. Regen hatte eingesetzt. Ich musste mir langsam Gedanken machen, wo ich an diesem Abend übernachten würde, mittlerweile war es später Nachmittag geworden. Ich nahm mir vor, die Autobahn bei der nächsten Abfahrt zu verlassen, tat es dann doch nicht. Das ging eine ganze Zeit so. Dann beschloss ich, so lange zu fahren, wie ich konnte, und irgendwo am Straßenrand zu schlafen.

      Es war dunkel geworden, ich wusste nicht mehr genau, wo ich war. Also nahm ich die nächste Abfahrt, fuhr einfach drauflos und kam in ein kleines Straßendorf, wo eine Kneipe war. Ich fuhr erst daran vorbei, bremste dann aber, fuhr rückwärts und parkte genau vor der Tür. Ich überlegte noch, ob ich das Standlicht anlassen sollte, weil die Durchgangsstraße nicht sehr gut beleuchtet war, ließ es dann aber. Ich betrat den Gastraum, das übliche Gelsenkirchener Barock, ein kleiner hufeisenförmiger Tresen, ein paar Tische und wenige Gäste, die sich gedämpft unterhielten. Oder es kam mir so vor, weil ich das Brummen von Motoren im Ohr hatte. Hinter dem Tresen stand eine dralle Blondine, Ende fünfzig, und wünschte mir einen guten Abend.

      „Kann ich noch etwas zu essen bekommen?“ fragte ich.

      „Aber sicher, für Reisende tun wir doch alles“, sagte sie mit ziemlich verrauchter Stimme.

      Die Uhr mit dem schmiedeeisernen Zifferblatt an der Wand hinter dem Tresen zeigte immerhin schon halb zwölf.

      „Wie wär’s mit einem Schnitzel mit Brot?“ fragte sie.

      „Gute Idee, vermieten Sie auch Zimmer?“

      „Auch das.“

      „Na gut, dann hätte ich gerne ein großes Pils und das Schnitzel.“

      „Pils dauert einen Moment.“

      Sie zapfte es an und verschwand in der Küche, wo ich sie hantieren und klappern hörte. Ich wollte eine Zigarette anzünden, aber mein Zippo war leer. Ich sah mich um. An einem runden Tisch in einer Nische neben dem Tresen saßen drei Männer in mittleren Jahren, alle in Anzug mit Krawatte. Da sie rauchten, ging ich hinüber und bat um Feuer.

      „Auf der Durchreise?“ fragte einer.

      „Ja, nach Münster“, antwortete ich.

      „Da haben Sie’s ja nicht mehr weit morgen, möchten Sie sich nicht zu uns setzen?“

      Ich nahm die Einladung an, holte meine Zigaretten vom Tresen und setzte mich auf einen freien Stuhl. Ich stellte mich vor, was sie der Reihe nach auch taten. Ich kam mir vor wie im Film. Es waren tatsächlich der Lehrer, der Doktor und der Apotheker, fehlte eigentlich nur der Pfarrer. Sie erzählten, dass sie hier nach der Gemeinderatssitzung noch hängen geblieben seien. Sie wollten natürlich wissen, was ich denn beruflich machte. Vage erzählte ich etwas von einer Tätigkeit im Bereich der beruflichen Qualifikation und erfand eine Fortbildungsveranstaltung in der Nähe von Münster, an der ich teilnehmen wollte. Inzwischen hatte die Wirtin ein großes Pils vor mich hingestellt.

      „Schnitzel kommt gleich.“

      „Gehören Sie denn alle der gleichen Partei an?“ wollte ich wissen.

      „Nein, nein“, sagte der Apotheker, „wir gehören alle verschiedenen Parteien an, das heißt ich bin in einer freien Wählergruppe. Wir sind aber alte Schulfreunde und treffen uns sozusagen überparteilich.“

      Sie lachten alle drei, als er das sagte, und ich lachte mit, weil es so ehrlich klang. Gar nicht wie ich es von diesen unsäglichen Kommunalpolitikern kannte, die mir bei meiner Arbeit immer wieder begegnet waren.

      Sie wünschten mir einen guten Appetit, als das Schnitzel kam, und der Lehrer bestellte noch eine Runde Pils. Ich merkte erst jetzt, wie hungrig ich war. Das Schnitzel schmeckte. Das Bauernbrot war frisch trotz der vorgerückten Stunde.

      „Trinken Sie einen Grappa mit mir?“ fragte ich, als ich fertig war.

      „Natürlich“, kam es einstimmig zurück.

      Da wir inzwischen die letzten Gäste waren, lud ich die Wirtin auch ein. Sie brachte fünf Gläser und die Grappaflasche. Als sie die Gläser auffüllte, lächelte sie mir zu, und dieses Lächeln war hart an der Grenze zur Anmache. Ich lächelte zurück und wir stießen alle an. Schon wieder war ich nicht mehr ganz nüchtern. Worüber wir redeten weiß ich nicht mehr. Wir erzählten Witze, die immer frivoler wurden. Bei allen wurde langsam die Zunge schwer.

      Die Wirtin, die Sieglinde hieß, sagte irgendwann: „So jetzt ist Feierabend! Ich muss Ihnen noch Ihr Zimmer zeigen.“

      Die anderen drei verabschiedeten sich, wir umarmten uns alle. Ich trank mein letztes Bier aus, holte meinen Koffer aus dem Auto und sie schloss die Tür ab.

      Sie schaltete die meisten Lampen aus, kam dann an den Tisch, an dem ich wieder Platz genommen hatte, setzte sich neben mich und küsste mich unvermittelt. Das heißt sie steckte mir ihre Zunge in den Hals und begann, meinen Schritt abzugreifen. Obwohl ich ziemlich betrunken war, reagierte ich sofort. Wir umklammerten uns und begaben uns auf den Boden, wo sie meine Hose öffnete und meinen Penis heraus holte. Sie knetete ihn so heftig, dass ich vor Schmerz aufschrie.

      „Warte“, sagte sie und riss sich die Kleider vom Leib. Sie hatte große, schwere Brüste mit großen Warzenhöfen, ein gewaltiges Gesäß und dichte dunkelblonde Schamhaare. Ich vergrub meine Zunge in ihrer Vagina. Sie schmeckte herb, ein wenig ungewaschen und sie war sehr nass. Sie machte sich frei und setzte sich auf mich. Mein Penis verlor sich in ihrer Höhle. Sie versuchte, auf mir zu reiten, aber mein Penis wurde schlaff. Sie stieg ab und versuchte ihn mit dem Mund zu stimulieren. Ohne Erfolg.

      Sie küsste mich auf den Mund und sagte: „Wir gehen jetzt wohl besser schlafen.“

      Ich erhob mich, sie ging nackt vor mir her, die Treppe hoch, zeigte mir mein Zimmer, drückte noch einmal meinen Penis, der immer noch schlaff aus meinem Hosenschlitz hing, und sagte: „Frühstück zwischen sieben und neun!“

      Ich war der einzige Übernachtungsgast. Am nächsten Morgen setzte sich Sieglinde zu mir und wir frühstückten gemeinsam im Gastzimmer.

      „Du hast mich ziemlich überrumpelt gestern“, sagte ich. „Tut mir leid, dass es nicht so gelaufen ist, wie du es dir vorgestellt hast.“

      „Dich beschäftigt eine Frau“, sagte sie. „Es muss dich heftig erwischt haben.“

      Sie war nicht angezogen, saß in einem dunkelblauen Morgenmantel aus Satin am Tisch. Ihre schweren Brüste zeichneten sich ab. Bei manchen Bewegungen klaffte der Morgenmantel so auseinander, dass ich sehen konnte, dass sie nichts darunter trug.

      „Und du?“ fragte ich, „hast du einen Mann?“

      „Ach, die Männer und ich, das ist eine lange, traurige Geschichte“, sagte sie und grinste dabei. „Mein Mann ist vor drei Jahren gestorben. Darmkrebs. Innerhalb von drei Monaten war alles vorbei. Wir waren auf der Heimfahrt vom Urlaub in Italien. Er bekam eine Schmerzattacke. Als wir ins Krankenhaus gingen, war alles schon viel zu spät.“