Vae Victis. György Kristián Szitás. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: György Kristián Szitás
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783748590743
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Lucius hatten ihnen einen guten Weg gewünscht und Lucius hatte sich bald ins Haus zurückgezogen, während Amdegh und Julia noch eine Weile, Arm in Arm, stehen geblieben waren.

      Am Abend lagerten die Kundschafter auf dem Pass und entzündeten ein kleines Feuer, das ihnen die notwendige Wärme gab, denn der Wind pfiff noch schneidend über die Berge.

      Amdegh und Julia sahen vom Tal aus das Feuer und dachten beide an die Wallung ihrer Gefühle, als Amdegh einerseits die Person im Tal und Julia andererseits das Feuer auf dem Berg gesehen hatte. Sie lachten beiden auf und küssten sich leidenschaftlich.

      Am nächsten Morgen überquerten die Kundschafter die Hochebene und fanden das Grad Gafners unberührt vor, offenbar hatten sich keine größeren Tiere hierher verirrt.

      Am Nachmittag begannen sie mit dem Abstieg.

      Als sie in das Tal vor ihnen blickten sahen sie einen einsamen Wanderer, den ein kleiner, schwarzen Punkt begleitete. War das ein Hund? Plötzlich lief Jotan schneller den Berg hinunter. Er war sich sicher, dass das sein Hund war und „den Wanderer“ glaubte er auch zu erkennen.

      „Ysmay!“ schrie sein Herz.

      Aber weshalb war sie hier? War etwas geschehen?

      Plötzlich stolperte Jotan und fiel auf einer Eisscholle, die auf der Nordseite des Berges noch nicht abgetaut war, hin. Jotan rutschte den restlichen Berg hinab, zerfetzte sich seine Kleidung und kam wenige Meter vor der Wanderin erst zum Stehen. Da auch diese schneller gelaufen war, als sie erkannte, was passiert war.

      Es war Ysmay.

      „Ist Dir etwas passiert?“ fragten Jotan und Ysmay gleichzeitig, lachten und strahlten sich jedoch an und fielen sich in die Arme.

      „Nein, mir ist nichts passiert,“ begann Ysmay, „ich wollte nur zu Dir!“

      „Mir ist auch nichts passiert, nur mein Steiß tut mir weh!“ lachte Jotan und Ysmay fiel ihm wieder in die Arme. Der große Hund, der als Wächter bei Ysmay geblieben war, leckte die Hände seines Herrn und wedelte aufgeregt mit dem Schwanz.

      „Ja, mein Großer, beruhige Dich wieder, ich hoffe Du warst brav.“

      „Er hat gut auf mich Acht gegeben,“ antwortete strahlend Ysmay, anstelle des Hundes.

      „Ich wollte schon eher zu Dir kommen, aber durch das schlechte Wetter konnte ich nicht aufbrechen,“ versuchte Jotan zu erklären, weshalb er erst jetzt zu ihr gekommen war.

      Ysmay winkte ab: „Du wärst nicht durchgekommen, bis vor wenigen Tagen wärst Du noch bis zum Hals im Schnee versunken. Ich will Dich zum Mann und keinen erfrorenen Helden.“

      Jotan und Ysmay blickten sich verliebt in die Augen.

      Inzwischen waren auch die anderen den Berg hinuntergeeilt und begrüßten Ysmay fröhlich gelaunt, die jedoch jemanden vermisste.

      „Was ist denn aus Eurem Schreiner geworden?“ fragte sie nach.

      „Der wird demnächst ein Kinderbett bauen dürfen,“ lästerte Ryen, während die anderen lachten.

      „Auf der anderen Seite des Berges, lebt ein entfernter Verwandter von Dir,“ erklärte Jotan.

      „Ja, mein Oheim Lucius, meine Tante Tosha und deren Tochter Julia. Meine Mutter Aieda und Tosha waren Schwestern.“

      „Genau und Amdegh gehört seit diesem Winter zu der Familie! Er hat Deine Base Julia zur Frau genommen,“ erklärte Jotan festlich.

      Ysmay fing an zu lachen: „Genau der, der immer meinte, dass er sich nie mit einer Frau zusammentun würde.“

      Die Kundschafter lächelten: „Genau, damit haben wir ihn auch aufgezogen!“ stellten sie amüsiert fest.

      „Ich muss Dir allerdings auch mitteilen, dass Deine Tante Tosha im letzten Sommer gestorben ist,“ trübte Jotan die Stimmung etwas.

      Ysmay stockte für einen Moment der Atem: „Und ich wollte sie in der nächsten Zeit noch besuchen gehen, um ihr zu berichten, was mir das Schicksal für einen wunderbaren Mann beschert hat.“

      Für einen Moment vergrub sie ihr Gesicht in den Händen, dann wischte sie die Tränen ab und lächelte Jotan an: „Ja, Du bist ein wunderbarer Mann!“

      Jotan lächelte zurück und nahm seine Frau in die Arme.

      Nachdem es Zeit für eine Mahlzeit war, lagerten sie alle hier und nahmen ein kräftiges Mittagsmahl ein.

      Plötzlich fragte Ysmay: „Ist Euch eigentlich Gafner begegnet? Ich habe ihn seit Eurem Aufbruch nicht mehr gesehen?“

      Jotan schluckte seinen Bissen hinunter und stellte trocken fest:

      „Seine Reste liegen dort oben auf der Höhe. Er machte den Fehler, seine Schwerter gegen mich zu ziehen.“

      Ysmay legte erschrocken ihre Hand auf den Mund und Lugh erzählte die ganze Geschichte des kurzen Kampfes, wobei Ysmay mehrmals tief durchatmete und erleichtert Jotan ansah, der die kleine Heldengeschichte anhörte, als ob es sich dabei um jemand vollkommen Fremden handelte.

      Als sie das Mal beendet hatten, machten sie sich wieder auf den Weg zu dem Dorf in den Alpen. Wo sie einen Tag später ankamen.

      Ysmay wurde, wie sie es vor Samhain versprochen hatte, die Frau Jotans und dieser blieb im Dorf, während Lugh, Vaughn, Finnian und Ryen zurück zum Brennos Rango gingen, um diesen und die Leute, die sich ihm angeschlossen hatten, über die Alpen zu geleiten.

      +++

      Als der letzte Schnee in dem Dorf am Isara geschmolzen war, kamen Rango, Lugh, Ryen, Finnian und Vaughn, begleitet von etwas mehr als fünftausend Menschen im Dorf der Helvetier an.

      Anwell und Jotan hatten alles vorbereitet und so konnten die Siedler hier ausruhen und neue Kräfte sammeln, doch hatten sie nicht mit so vielen Menschen gerechnet und so mussten die Lebensmittel rationiert werden.

      Rango ging freudestrahlend auf Jotan zu: „So hat Dich die Liebe doch noch einmal erwischt!“

      „Ja,“ gab Jotan zurück „und wenn es so weitergeht, werde ich bald anbauen müssen.“

      Rango grinste: „Es freut mich für Dich, alter Freund. Aber noch mehr hat mich gefreut, dass wir wahrscheinlich kaum Ärger mit den Etruskern haben werden, da diese ja ihre Gehöfte aufgegeben haben.“

      „In erster Linie waren es die Tauriner, die fortgezogen sind, was mit den Etruskern ist, kann ich Dir noch nicht sagen!“

      Jotan hob beschwichtigend die Hände, dann streckte er die Hand in Richtung von Ysmays Haus aus: „Lass uns setzen, so etwas bespricht sich leichter in Ruhe.“

      Sie gingen zu Ysmays Haus und ließen sich auf der Bank nieder, die neben der Haustüre stand, wobei Jotan gleich wieder aufstand: „Wo bleiben nur meine Manieren? Möchtest Du etwas Met haben?“

      „Gern!“

      Doch bevor Jotan zur Haustüre hineingehen konnte, kam ihm Ysmay schon mit einem Krug Met entgegen und setzte sich zu den Männern.

      „Darf ich Dir Ysmay, meine Frau, vorstellen?“ war Jotan zu hören und Rango erhob sich.

      „Es ist mir eine Freude!“

      „Seid mir gegrüßt Brennos!“ antwortete Ysmay, voller Respekt und blickte verliebt Jotan an.

      „Könntest Du drinnen ein paar Krüge und mir etwas Wasser holen. Ich habe leider nur zwei Hände.“

      Jotan verschwand nach drinnen und kam mit dem Gewünschten zurück.

      Nach einem weiteren Moment der Komplimente, kam Rango wieder zu seiner Frage zurück:

      „Und die Gehöfte im Tiefland sind alle verlassen?“

      „Ja, verlassen, verfallen und teilweise auch so baufällig, dass man sie am Besten abreist und neu aufbaut,“ antwortete Jotan.

      „Das hört sich ja gut an!