Das Elbmonster. Gerner, Károly. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gerner, Károly
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847643777
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Kreisen an der Tagesordnung. Es handelt es sich eindeutig um abscheuliche Vergehen! Ich plädiere jedenfalls dafür, Kinderschänder mit äußerst drakonischen Maßnahmen abzuschrecken, um den ekelhaften Sumpf vielleicht allmählich etwas einzudämmen. Freilich befallen mich hierauf sofort ernsthafte Zweifel, ob man ihn überhaupt jemals ganz trockenlegen kann.

      Unser Bundespräsident, Joachim Gauck, äußerte sich dazu auf dem Evangelischen Kirchentag am dritten Mai 2013 in Hamburg. Doch wird es nützen?

      Nachtrag:

      Selbstredend ist auch mir bekannt, dass pädophil geartete Menschen ihr verwerfliches Handeln nur bedingt im Griff haben, denn sie wurden von Natur aus überwiegend so geprägt.

      Gleichwohl steht die Frage: Was ist schlimmer, die Tat, ein Kind zu missbrauchen, dessen Lebensweg ja zum Großteil noch bevorsteht oder die Tragik des Erwachsenen, der seine anomale Veranlagung nicht zähmen kann? Ein jeder urteile nach eigenem Gutdünken!

      Der Sachverhalt dürfte mitunter für die entsprechende Gesetzgebung ohnehin arg problematisch sein. Nicht anders sind die teils enormen Unterschiede zwischen den einzelnen Staaten und Völkern zu erklären.

      Übrigens gehört auch die Homosexualität zu den überaus merkwürdigen Launen der Götter.

      Käme es nämlich fortan ausschließlich zu solchen Schöpfungen, wäre es für die Gesellschaft das Todesurteil. Sie würde schnell aussterben.

      Doch hierauf nochmals zu den Scheinheiligen!

      Oh, ihr sakral Erlauchten, nichts ist mit eurem Glorienschein der Unfehlbarkeit, ein vermeintlicher Nimbus, den ihr fasst zwei Jahrtausende lang allzu gerne nährtet, um den Untertanen einzugeben, ihr wäret vollkommen!

      Gleichwohl bleibt zu resümieren, dass insgesamt das Positive eindeutig überwiegt. Da ist wirklich Großartiges geleistet worden. Speziell das gilt es sorgsam zu bewahren respektive fortzusetzen! Ergo wäre auch hier jedwedes Pauschalurteil fehl am Platze, zumal sämtliche Persönlichkeiten stets historisch konkret handeln.

      Indessen sollte man auch nicht unterschätzen, dass sich die Gegenseite keineswegs humaner verhielt. So wurden zum Beispiel im antiken Rom christliche Märtyrerinnen den Löwen lebendigen Leibes zum Fraß vorgeworfen, und nicht wenige Schaulustige ergötzten sich daran. Welch eine perverse Grausamkeit!

      Auffällig ist dennoch, wie hierzulande nach wie vor nicht wenige Kirchenleute, Politiker sowie schlichtweg Laien unsere Vorväter verteufeln, darunter besonders harsch Karl Marx. Manch andere Völker wären regelrecht stolz auf solch grandiose Persönlichkeiten ihrer Geschichte.

      Trotz aller Schmähungen durch Religionsfanatiker und Kapitalanbeter war jener Mann aus Trier ein Riese an Denkkraft und Leistungsvermögen, einer der brillantesten deutschen Köpfe von internationalem Rang, obgleich selbstverständlich auch nicht ohne Fehl und Tadel. Aber wer will das heute noch hören, gar angesichts der totalen Verehrung des schnöden Mammons (Geld, Reichtum). Das ist unser neuer Gott, dem wir unterwürfig zu Füßen liegen, indem wir ihm wie Sklaven dienen, als gäbe es nichts anderes mehr, wofür es sich lohnte zu leben.

      Bei oberflächlicher Betrachtung der junggermanischen Verhaltensweisen gewinnt man als ehemaliger DDR-Bürger fast schon den Eindruck, dass wir früher vorrangig für den „Sozialismus“ arbeiteten und nun unstet durch die Gegend hasten, um ausschließlich den Penunzen nachzujagen. Wir rackern uns dafür schonungslos ab, weil wir aufgrund unserer nicht zu erschütternden Naivität glauben, mit Geld ließe sich alles Glück dieser Erde erkaufen. Welch eine trügerische Illusion!

      Freilich, auch Abel, vorerst noch mit allerlei Glanz und Gloria behaftet, strebt entschlossen nach finanziellem Vermögen, um seine gönnerhaften Vorhaben tunlichst rasch zu verwirklichen. Und wie es die dunkle Seite seines Naturells will, die er unversehens heraufbeschwört, ihm bleibt tatsächlich nicht mehr viel Zeit dafür.

      Das Leitmotiv seines Handelns heißt „Wohlbehagen“ als persönlich empfundene Eintracht mit allem, was man hat oder zu erreichen beabsichtigt. Doch wehe dem, der ihn vorsätzlich und ernsthaft daran hindert, seinen Wünschen gemäß zu leben: Auch im Edlen wohnt die Bestie!

      Dabei vertritt er seit Langem die Auffassung, dass Zufriedenheit mehr in den Hütten als in den Palästen wohne, weil einfache, bescheidene Leute sich meistens schon mit wenigem begnügten, reiche hingegen oftmals missmutiger seien.

      Ich teile seine Meinung, zumal ich genau weiß, sein überaus fleißiges Streben mündet niemals bevorzugt in Selbstzufriedenheit. Eher schätzt er es als eine hohe Tugend, nach Kräften dafür zu sorgen, dass möglichst viele Menschen glücklich sind, und zwar hier und jetzt und nicht irgendwann im vermeintlichen Himmelreich.

      Aber woraus resultiert das bezaubernde Gefühl höchster innerer Befriedigung, der Zustand völligen psychischen Wohlbefindens, das wir Glück nennen, auch wenn es bei Weitem nicht immer mit betörender Entzückung einhergeht und sich ebenso wenig auf Sexualität beschränken lässt?

      Die Quellen dafür sind zweifellos mannigfach. In dem Zusammenhang erinnere ich mich, einst vom begnadeten indischen Dichter und Philosophen Tagore sinngemäß folgende Zeilen gelesen zu haben:

       Ich schlief und träumte, das Leben sei Freude.

       Ich erwachte und sah, das Leben ist Pflicht.

       Ich arbeitete und spürte, die Pflicht wurde zur Freude.

      Dieses Grundmotiv menschlichen Handelns, das jene überragende Lichtgestalt mit so wenigen, jedoch sehr einfühlsamen Worten ausdrückte, wird durch unsere Alltagserfahrung fortwährend bestätigt. Es ist nicht der Müßiggang, der uns glücklich macht, von Ausnahmezeiten abgesehen, sondern das schöpferische Tätigsein, sich bewusst einbringen können, seine Persönlichkeit entfalten, indem man Nützliches bewirkt und damit auch dem Gemeinwohl dient.

      Umso mehr bin ich erstaunt und vor allem geradezu besorgt darüber, wie leichtfertig verantwortliche Politiker heutzutage mit dem heiklen Problem der enormen Arbeitslosigkeit und Halbtagsbeschäftigung umgehen, etwa nach dem Prinzip: Der Markt wird es schon richten. Das ist regelrecht erschreckend. Falls sie so weitermachen, sollte es uns nicht wundern, wenn sie eines Tages selbst „gerichtet“ werden. Ihre bedingungslose Anbetung des „freien Marktes“ hindert sie offensichtlich daran, gründlicher nach trächtigen Lösungsmöglichkeiten zu suchen, damit alle Landeskinder würdevoll leben können. Solcherart Staatsführung kann uns allen zum Verhängnis gereichen, denn schon zeigen sich dunkle Schatten am Horizont, die allerdings kaum jemand sehen will. Dabei gibt es doch auf internationaler Ebene mehrere gute Beispiele einer besseren Einbindung von Leistungswilligen in den Wirtschaftsprozess. Demgegenüber wissen wir natürlich auch, dass ein bestimmtes Heer von Arbeitslosen die ausgesprochen ideale Verwertungsbedingung für das einheimische und teilweise auch ausländische Kapital darstellt. Schließlich sind es im Hintergrund stets die Reichen und Mächtigen, die über willfährige Statthalter dafür sorgen, dass ihre speziellen, meist raffgierigen Interessen konsequent durchgesetzt werden.

      Doch blicken wir jetzt gedanklich nochmals auf das Jahr 1951 zurück, um zu erfahren, wohin die Schicksalsgöttin Fortuna oder ganz einfach die konkreten Umstände Abel und mich damals kurzerhand geleiteten! Hatten wir gegebenenfalls den bewährten Pfad christlicher Tugend schon verlassen? Ginge das überhaupt, sich aller Eigenschaften, die einem während der Kindheit anerzogen werden, irgendwann völlig zu entledigen? Wohl eher nicht! Und das ist sicherlich meistens auch gut so, denn welche Eltern beabsichtigen nicht stets das Beste für ihren Nachwuchs?

      Immerhin machten wir uns mit vierzehn Lenzen gemeinsam auf die Suche nach geeigneten Lehrstellen in Meißen und fanden auch bald welche. Dabei hatte Abel insofern etwas Glück, als ihn das Elektrohaus Weder sofort aufnahm, um ihn als Monteur auszubilden. Ich erhielt die Chance, mich im hiesigen Eltwerk zum Betriebsschlosser zu qualifizieren, was durchaus meinen Neigungen entsprach. Gleichwohl war es damit nach gut drei Monaten schon wieder vorbei, weil die russische Kommandantur in die gegenüberliegende Villa auf der Brauhausstraße einzog und vermutlich kaum daran interessiert sein konnte, dass vis-à-vis täglich ein buntes Sammelsurium von jungen Leuten zu verzeichnen war.