Das Elbmonster. Gerner, Károly. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gerner, Károly
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847643777
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Lady von adligem Geblüt vermittelt Sachkenntnis, strahlt Innigkeit, Zuversicht und Leidenschaft aus. In diesem Falle sind die entsprechenden Tätigkeitsbereiche anscheinend vortrefflich besetzt worden. Wie oft erleben wir, dass karrieresüchtigen Möchtegernen bestimmte Ämter zugeschanzt werden, denen sie einfach nicht gewachsen sind, weil es ihnen am dafür erforderlichen Fachwissen und Herzblut mangelt.

      Und noch eine Anmerkung:

      Während sich menschliche Güte und Wärme bei Ursula von der Leyen schon von ihren Gesichtszügen unschwer ablesen lassen, vermag ich das bei Angela Merkel selbst mit bestem Willen nicht wahrzunehmen und bei Peer Steinbrück erst recht nicht. Im Gegenteil: Es sind kaltherzige Politiker. Zugestanden: In solchen Höhen bedarf es einer reichlichen Portion fest verinnerlichter Skrupellosigkeit, um erfolgreich zu bleiben. Daher ist kaum zu erwarten, dass die eben aus tiefster Überzeugung gepriesene „Sonnenfrau“ jemals Bundeskanzlerin wird. Eher wäre zu befürchten, sie könne eines Tages von ihren eigenen Parteileuten weggedrückt werden. Eine Persönlichkeit, die eindringlich vor zunehmender Altersarmut warnt, sich entschlossen für eine Zusatzrente an Bedürftige einsetzt und darüber hinaus für eine verbindliche Frauenquote kämpft, findet nicht unbedingt die Zustimmung der CDU-Autoritäten. Schließlich verkündete Frau Merkel voller Inbrunst, es handle sich unter ihrer Regentschaft um die erfolgreichste Regierung seit der Wiedervereinigung (Dezember 2012).

      Beim SPD-Kandidaten für das erlauchte Amt frage ich mich sowieso, wie ein Mann, dessen Nebeneinkünfte (!) zum Beispiel das Gehalt der Regierungschefin übertreffen, jemals die Probleme der einfachen Leute verstehen und obendrein noch deren Interessen glaubhaft vertreten will. Aber darauf kommt es in der elitären Politik offenbar überhaupt nicht an. Die unverkennbare Arroganz des Herrn Steinbrück soll hier gar nicht erst näher ins Blickfeld gerückt werden, obwohl es genau das ist, was mich an ihm wirklich stört, nicht das viele Geld. Dafür muss er ja etwas leisten, und sein Marktwert ist eben pfundig. Ob hingegen die jeweilige Vergütung für seine Reden tatsächlich angemessen oder entschieden zu hoch ist, steht auf einem anderen Blatt, besonders wenn man bedenkt, dass sie ja von den Bankiers und Wirtschaftsbossen nicht aus eigener Tasche bezahlt wird. Aber das vermag ich nicht zu beurteilen.

      Dessen ungeachtet liegt die Vermutung nahe, dass die SPD-Größen mit der Nominierung ihres Kandidaten für den erlesenen Posten den Bock zum Gärtner machten. Der stolpert doch buchstäblich von einem Fettnäppchen ins andere. Es ist ja fraglos ehrenwert, wenn der emsige Peer offen sagt, was er denkt. Doch wie er sich äußert, wirkt oftmals anstößig. So verglich er beispielweise das Kanzlergehalt mit dem Einkommen von einigen Sparkassendirektoren und meinte, Ersteres wäre zu niedrig. Sicher, wenn man dabei Leistung und Verantwortung in die Waagschale legt und von allen Seiten gründlich prüft, findet sich schnell ein himmelweiter Unterschied, der uns zwingend dazu veranlasst, dem Kritiker vorbehaltlos zuzustimmen.

      Aber der Sachverhalt hat selbstredend auch eine Kehrseite, die von den Herrschenden bewusst gedämpfter offenherzig ins Kalkül gezogen wird. Man könnte immerhin entgegenhalten, dass die Gehälter bestimmter Führungskräfte, namentlich im Wirtschaftssektor, viel zu üppig sind.

      Doch unter kapitalistischen Bedingungen wird sich das in absehbarer Zeit wohl kaum nennenswert ändern. Es handelt sich schließlich um ein Gesellschaftssystem, das auf Gewinnstreben beruht und mit Gerechtigkeitsempfinden wenig im Sinn hat. Moral ist da selten gefragt.

      Allein was soll’s? Da helfen weder Klagelieder noch Schimpfkanonaden. Wir müssen mit den Tatsachen leben. Es sei denn, man verfügt über den erforderlichen Mut und die nötige Kraft, ernsthaft aufzubegehren. Dafür braucht es Verbündete.

      Fazit:

      Es hat eben jeder Mensch seine Eigenheiten, so auch Herr Steinbrück. Trotz vorgebrachter Bedenken ist ihm aber zuzutrauen, dass er das Staatsschiff nicht weniger clever durch die gewiss noch bevorstehenden, teils überaus heftigen Stürme lotsen könnte als die bereits mehrfach bewährte Kapitänin Angela. Wir werden ja bald erfahren, wer den deutschen Ozeanriesen künftig manövriert und was dabei herauskommt.

      In diesem Zusammenhang dürfte nicht uninteressant bleiben, welche Rolle der am 14. April 2013 neu gegründeten „Partei für Deutschland“ zukommt. Es ist stark anzunehmen, dass sie noch für heftige Überraschungen sorgen wird, denn sie verfügt fraglos über ein anderes Kaliber als die Piratentruppe. Mal sehen, wohin die Reise geht.

      Jetzt aber ohne Umschweife wieder hin zu den oben angedeuteten religiösen Fragen!

      Wer für seine verbindlich eingesaugten Glaubensbekenntnisse bestimmte Riten und Bräuche will oder benötigt, soll sie auch haben. Solange derartige Gepflogenheiten niemandem schaden, ist ja nichts Ernsthaftes gegen sie einzuwenden. Lasst doch jeden Menschen die Privatsphäre gestalten, wie es seinem individuellen Verlangen entspricht!

      Und ich wiederhole: Ehre all denjenigen, die es aufrichtig meinen mit ihrer Religion und dabei auch noch tolerant bleiben gegenüber Andersdenkenden, indem sie dem verhängnisgeschwängerten Fanatismus edelmütig widerstehen.

      Es ist heute nicht wesentlich anders als früher: Wer die humane Botschaft des Evangeliums, den biblischen Dreiklang von Glaube, Liebe, Hoffnung versteht und bewahrt, wird auch danach handeln und sich nicht durch gelegentlichen Missbrauch kirchlicher Macht fehlleiten lassen.

      Dagegen sollten wir für das scheinheilige Getue opportunistischer Mitläufer jedweden Kalibers keinerlei Verständnis aufbringen! Allerdings ist einzuräumen, dass sich im normalen Alltag die charakteristischen Unterschiede nicht ohne Weiteres offenbaren und es daher den Prinzipienlosen häufig gelingt, sich über einen längeren Zeitraum chamäleonartig zu tarnen, ihre wahren Absichten selbst den Nächsten gegenüber zu verbergen. Es sind Halunken!

      Sonach dürften wir gut beraten sein, einer altbewährten Devise zu folgen. Sie lautet: „Vertrauen ist gut, Kontrolle jedoch besser.“

      Wenn nämlich inzwischen bei uns landesweit zu beobachten ist, wie das gesamte gesellschaftliche Leben unverkennbar von spirituellen Begehren durchdrungen wird, müsste Skepsis sehr wohl angebracht sein. Nicht nur, weil solche Praktiken von tatsächlichen Problemen meist ablenken, sondern im Endeffekt auch die freigeistige Kultur mannigfacher Art gezielt infrage stellen. Sicher, wo der Profit dominiert, werden (Schein-)Bedürfnisse des Volkes von den Herrschenden gern vernommen und mitunter auch bewusst gefördert, speziell nach dem traditionell bewährten Motto: „Nimm hin dein irdisches Schicksal und vertraue auf Gott!“ Umso mehr stehen wir in der Pflicht, fortwährend wachsam und couragiert zu bleiben!

      Warum um Himmels willen befallen mich andauernd derart ketzerische Gedanken? Bin ich etwa schon definitiv zeitlebens davon verseucht? Oder ergeht es mir ebenso wie unzähligen Erdenkindern, die letztlich nur begreifen und akzeptieren, was sie selbst für richtig halten? Hinzu kommt, dass wir allenthalben Staubgeborenen begegnen, die sich prompt angegriffen fühlen, sobald jemand eine Meinung äußert, die nicht ihrer persönlichen Auffassung entspricht. Ob es mir im Laufe dieser Darbietung gelingt, bei mir und anderen wenigstens eine Spur daran zu rütteln?

      Nichtsdestominder bekenne ich hier unverblümt: Schon seit Langem fasziniert mich die einzigartige Lehrgedichtsfolge „Über die Natur der Dinge“ vom altrömischen Poeten und Philosophen Lukrez auf besondere Weise. Als erklärter Jünger Epikurs versuchte der Gelehrte, die Menschen von ihrem törichten Aberglauben zu befreien, indem er anschaulich auf die naturbedingte Existenz aller Dinge und Erscheinungen sowie auf deren Vergänglichkeit verwies. Da blieb kein Platz für himmlisches Wirken. Immer waren es phantasiebegabte Kreaturen aus den Reihen des Homo sapiens, die sich ihre Götter schufen und niemals umgekehrt.

      Sonach stellte Lukrez zwangsläufig sämtliche Fundamente religiöser Ordnungen infrage, was freilich in mancherlei Hinsicht heftigen Widerspruch auslöste (das Christentum gab es damals noch nicht).

      Wenn aber nach seiner Lehre auch unsere Seele sterblich ist, kann es logischerweise kein Leben nach dem Tod geben. Falls das stimmt, müsste all unser Bemühen umso nachhaltiger diesseitig orientiert bleiben, fortwährend nach „Lustgewinn und Schmerzreduktion“ streben, anstatt auf ein vermeintliches Paradies im Himmelreich zu hoffen.

      Das ist jedenfalls auch meine feste Richtlinie, seitdem ich mich intensiv mit philosophischen