Unheimliche Tage II. Martin J. Ost. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Martin J. Ost
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847698319
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angebahnten Kontaktversuche bis zu diesem Zeitpunkt erfolglos geblieben waren, befahl er das Objekt anzugreifen. Es war der erste Kampfeinsatz eines Raumschiffes in unserer Geschichte. Nach weniger als einer Minute hatten die Waffen unseres Raumschiffes das Objekt vollständig zerstört. In dem Moment, als es explodierte, hörte auch die unbekannte Strahlung auf. Unsere Aufzeichnungen dieser Strahlung konnten übrigens von unseren Wissenschaftlern bis jetzt noch nicht interpretiert werden. Bisher hat jedoch noch kein Besatzungsmitglied weder einen gesundheitlichen Schaden erlitten noch sonstige Auffälligkeiten gezeigt. Auch wissen wir nicht, ob dieses Objekt eine Art Raumschiff mit lebender Besatzung war und ob es irgendwelche Absichten, welcher Art auch immer, gegenüber unserem Raumschiff hatte. Die Entscheidung zum Angriff durch unseren Raumschiffskommandanten ist aus der Situation, in der er sich befand, nachvollziehbar. Unter den jetzigen Umständen könnte es sich jedoch um eine der gravierendsten und folgenreichsten Fehlentscheidungen unserer Geschichte handeln. In den letzten zwanzig Tagen, gemessen nach ihrer Zeit, wurden nämlich drei große, gut bewaffnete Raumschiffe von plötzlich erschienenen Objekten der Art, wie das von uns Zerstörte, angegriffen und vernichtet. Den Besatzungen blieb in jedem Fall gerade noch Zeit für einen Notruf. Offenbar hat jedoch niemand einen dieser Angriffe überlebt. Dann erschien vor gut einer Woche eines dieser Objekte gut tausend Kilometer vor der Raumstation über Zwielicht und griff sie sofort an. Trotz ihres wirkungsvollen Defensivsystems wäre sie vollständig zerstört worden, wenn nicht zwei unserer Raumschiffe, die sich in der Nähe befanden, eingegriffen hätten. Als diese nun ihrerseits angriffen, verschwand das Objekt so plötzlich, wie es gekommen war. So wurde die Raumstation gerettet. Sie wurde allerdings erheblich beschädigt. Immerhin konnten wir bei diesem Angriff einige Erkenntnisse gewinnen und da kommen Sie jetzt ins Spiel.“ Kando sah Angelika und mich an. „Als wir sie beide auf der Raumstation wegen Ihrer bei der Bergung des Bakariums erlittenen Strahlenschäden behandelten, zeichneten unsere Geräte auch ihre Erlebnisse auf, die sie auf dem Planeten hatten. Wir taten dies hauptsächlich, um neue Erkenntnisse über Zwielicht zu gewinnen. Dabei machten unsere Wissenschaftler eine für sie sehr aufregende Entdeckung. Es handelte sich um ihren Besuch in diesem künstlich angelegten Gebäude, das von einer raumfahrenden Spezies, den „Heszen“, wie sie sich offenbar selbst nennen, angelegt wurde. Die Heszen waren uns bisher nicht bekannt. Wir halten es durchaus für möglich, dass es diese Heszen sind, mit denen wir jetzt zu tun haben. Zumindest sind es die einzigen uns bekannten Wesen, die interstellare Raumfahrt betreiben. Um mehr über diese Rasse in Erfahrung zu bringen, möchten wir, dass Sie beide, “ dabei deutete Kando auf Angelika und mich, „mit einem Aufzeichnungsgerät von uns in diese Gebäude zurückkehren und es dort in Betrieb setzten. Wir hoffen, dass wir so weitere Erkenntnisse gewinnen können, die uns in die Lage versetzen, diesen unglücklichen Konflikt zu beenden.“ – „Sie haben also in unseren Gedanken herumgeschnüffelt“, ich war sauer, „ich kann nicht sagen, dass mir so etwas gefällt.“ – „Aber wundern werden Sie sich ja wohl nicht“, Kando blickte mich ungerührt an, „vermutlich würden Sie es eher merkwürdig finden, wenn wir es nicht getan hätten, obwohl wir es gekonnt hätten. Im Übrigen haben wir ihre Gedanken nur gelesen und uns auf für uns interessante Dinge beschränkt. Keinesfalls haben wir sie manipuliert. Dass Frau Angermann sie nach ihrer schroffen Zurückweisung durch sie doch geheiratet hat, war eine freie Entscheidung. Von ihnen Beiden.“ Christine schoss einen mörderischen Blick auf Angelika ab, die wiederum mit Kando haderte. „Müssen Sie die Situation eigentlich noch weiter aufheizen, indem Sie hier unser Privatleben breittreten? Wie soll das jetzt weiter gehen und warum haben Sie uns ausgerechnet diese Person auf den Hals gehetzt?“ „Diese Person“ war natürlich Christine und diese schien die sonst so selbstsichere und beherrschte Angelika aus dem seelischen Gleichgewicht zu bringen. Kando hob – in einer wiederum sehr menschlichen Geste – die Hände. „Entschuldigen Sie, ich vergaß die Überempfindlichkeit der Erdbewohner in diesen Angelegenheiten. Eifersucht auf Andere kommt bei uns nicht und auf Zwielicht nur äußerst selten vor.“ – „Aber hier auf der Erde kommt sie durchaus vor. Und ich sage Ihnen, ich mag diese Frau nicht, weil sie etwas mit meinem Mann hat“, wies Christine ihn zurecht, während von Angelika ein verächtliches Schnauben zu hören war. „Sie haben mein Leben mehr als durcheinander gebracht“, fuhr Christine an Kando gewandt fort, „vielleicht erklären Sie mir jetzt einmal, was für einen Sinn das alles haben soll?“ – „Das werde ich. Aber erst einmal möchte ich feststellen, dass es für den Erfolg der Mission wichtig ist, dass alle vier Personen hier gut zusammen arbeiten, so schwer es für den Einzelnen auch sein mag. Denken Sie daran, es ist auch in Ihrem eigenen Interesse. – Über Sie haben wir aus nahe liegenden Gründen sehr ausführliche Erkenntnisse,“ fuhr er hauptsächlich an Christine gewandt fort, „dabei fiel uns auf, das Ihr Gehirn sehr empfänglich für Impulse einer Art ist, die denen ähneln, die wir beim Angriff auf die Raumstation aufgezeichnet haben. Fähigkeiten dieser Art scheinen viele Menschen ansatzweise zu haben, bei Ihnen sind sie jedoch relativ stark ausgeprägt. Vermutlich gibt es auf der Erde auch noch Menschen, die diese Fähigkeit in noch ausgeprägterem Maß besitzen, aber für eine aufwendige Suche haben wir im Moment keine Zeit und daher sind wir auf Sie zurückgekommen. Wir haben im Moment noch nicht einmal eine konkrete Aufgabe für Sie, aber wir hätten Sie gerne auf der Raumstation dabei.“ – „Wie komme ich denn dahin? Haben Sie etwa hier gleich um die Ecke Ihr Raumschiff geparkt?“ Ärger und Sarkasmus schwangen in ihrer Stimme mit. „Nicht direkt um die Ecke, aber nicht allzu weit von hier“, antwortete Kando mit sachlicher Stimme. „Ein paar Fragen habe ich auch noch,“ Angelikas Stimme hatte einen ähnlichen Tonfall wie die von Christine, „wann sollen wir zum Beispiel aufbrechen, wie viel Zeit wird das alles in Anspruch nehmen, was sagen wir unseren Arbeitgebern und Bekannten? Und noch etwas: Was ist mit unserer Tochter? Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass wir sie hier zurück lassen?“ - „Ihre Tochter können Sie mitnehmen, der Aufenthalt in dem Gebiet, in dem die Cherusker leben, stellt für sie keine Gefahr dar, sie hat ein wenig von Ihrer Immunität gegen Bakariumstrahlung geerbt. Wenn Sie auf Zwielicht unterwegs sind, werden sich Freya und ihre Leute sicherlich auf sie aufpassen, oder?“ Er blickte Freya an. „Selbstverständlich“, sagte diese, „ich werde mich persönlich darum kümmern.“ – „Vielen Dank, “ Kando konnte durchaus höflich sein, „was die Dauer Ihres Aufenthaltes betrifft, hoffe ich, dass ein Rahmen von zehn bis vierzehn Tagen nicht überschritten wird. Es kann allerdings auch erheblich länger dauern. Ich schlage vor, dass Sie morgen bei ihren Arbeitgebern um mindestens vierzehn Tage Urlaub bitten, Ihnen wird sicherlich eine halbwegs plausible Begründung einfallen.“ Er wandte sich an Christine. „Sie sind übrigens wie Ihr Mann spurlos verschwunden. So etwas kommt ja auch immer mal wieder vor. Für aufwendige Aktionen mit falschen Leichen fehlte dieses Mal die Zeit.“ Christine sah ihn mit offenem Mund an als er ungerührt fort fuhr: „Morgen Nacht werden wir dann mit der Wotan die Erde verlassen. Ich werde Sie jetzt auch verlassen und mich noch ein wenig dem Studium der dörflichen Kultur widmen.“ Damit erhob er sich und im Bruchteil einer Sekunde war aus Kando wenigstens vom Anblick her wieder unsere Nachbarin Frau Amann geworden. „Hübscher Trick“, sagte ich und versuchte möglichst ungerührt zu wirken, „können Sie eigentlich jede menschliche Gestalt annehmen? – „Im Prinzip ja“, antwortete er mit der Stimme von Frau Amann, „aber wenn es echt aussehen soll, ist es eine zeitaufwendige Prozedur. Darüber hinaus wird nur ihr Auge getäuscht, meine Proportionen bleiben die gleichen und die sind größer als die von Frau Amann. Das würde auf die Dauer zu Problemen bei der Aufrechterhaltung der Täuschung führen. Bis Morgen.“ – „Sie sollten den Flieder mitnehmen“, sagte Angelika und reichte ihm den Topf, „wenn Sie sich schon in irdischer Kultur üben wollen, pflanzen sie ihn doch gleich rechts neben der Zauntür an.“ – „Ich glaube, dazu fehlen mir die einschlägigen Kenntnisse.“ – „Dann gießen Sie die Pflanze morgen wenigstens, damit sollten Sie normalerweise nicht überfordert sein.“ – „Wie Sie meinen. Also gute Nacht.“ Damit verließ er das Haus und begab sich zum Nachbargebäude. Ich beobachtete ihn noch, wie er die Tür aufschloss und dann verschwand, bevor ich in das Wohnzimmer zurückkehrte. „Kann mir vielleicht mal jemand erzählen, was das alles mit diesem merkwürdigen Planeten und diesem noch merkwürdigeren Außerirdischen zu bedeuten hat?“ – „Ich werde noch einmal die Kleine stillen. Werner, Du könntest noch eine Couch in das Gästezimmer schieben, da steht nämlich nur ein Bett drin und die Beiden wollen bestimmt nicht zusammen darin schlafen. Freya, würdest Du inzwischen Christines Frage beantworten?“ Zu meiner Verwunderung protestierte Christine