Die Chroniken von Eskandria. Marcel Kircher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marcel Kircher
Издательство: Bookwire
Серия: Die Chroniken von Eskandria
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752909043
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      „Dort drüben.“ Die Frau deutete auf ein Haus mit Scheune, das schon ordentlich brannte.

      Innerlich bereute ich meine Entscheidung und meine Risikobereitschaft, die immer wieder vor dem Verstand sich meldete. „Wie heißt Euer Kind?“

      „Miriam“, antwortete die Frau schluchzend. „Bitte helft uns.“

      Ohne weitere Zeit zu verlieren rannte ich los. Rodge versuchte mich zurückzuhalten, doch ich riss mich los. Im Nacken konnte ich ihn heftig den Kopf schütteln sehen. Ich drang in das brennende Haus ein. Hielt mir den Kragen meines Hemdes vor Mund und Nase, um nicht im beißenden Qualm zu ersticken. Hilfeschreie drangen an mein Ohr. Ich orientierte mich. Unter der steinernen Treppe, wo die Flammen noch nicht vorgedrungen waren, sah ich ein braunhaariges Mädchen, das in ihren Armen umschlungen eine Puppe festhielt. Ich rannte los, nahm kurz meinen improvisierten Atemschutz ab.

      „Keine Sorge, Miriam“, flüsterte ich sanft. „Ich bin gekommen, um dich aus der Feuerhölle zu holen.“

      Behutsam hob ich das kleine Mädchen vom Boden auf und legte es über meine linke Schulter. Mit der rechten Hand legte ich mir wieder den Kragen auf Mund und Nase und eilte zum Rückweg nach draußen. Ein Holzbalken brach entzwei und sauste krachend und brennend auf uns herab. Erschrocken wich ich zurück, während das Kind vor Angst lauthals aufschrie, nahm meinen Mut und meine Kraft zusammen und sprang mit Anlauf über den aufkeimenden Flammenherd auf dem Boden. Schließlich erreichte ich mit Miriam die aufgebrochene Tür, hechtete ins Freie und brachte einige Meter Abstand zum brennenden Grundstück und uns. Erleichternd kam die Mutter mit Rodge, Tamina und den beiden Zauberschülern zu uns gelaufen. Tränen der Freude und Erleichterung standen in ihrem Gesicht. Erschöpft und hustend reichte ich die kleine Miriam an ihre Mutter weiter.

      „Habt tausend Dank“, sagte sie und umarmte mich. „Den Göttern sei es gedankt, dass Ihr aufgetaucht seid und mein Mädchen gerettet habt.“

      „Nichts leichter als das“, flüsterte ich und wischte mir etwas Ruß aus dem Gesicht. „Nur das nächste Mal möchte ich bitte mein Stuntdouble in solche Szenarien schicken.“ Den letzten Satz sprach ich noch leiser. Auf weitere Erklärungen mit Redensarten aus meiner Welt hatte ich keine Lust.

      „Ich wusste, dass du es schaffst.“ Tamina fiel mir um den Hals und küsste mich. „Wenn nicht du, wer dann?“

      „Ein professionell gekleideter Feuerwehrmann“, entgegnete ich und blickte auf meine verrußte Kleidung.

      „Du bist so leichtsinnig. Wie bitteschön hätte ich das Balon erklären sollen?“, stöhnte Rodge.

      Ich zuckte mit den Schultern. „Gibt’s denn irgendwo eine Möglichkeit zu baden?“

      „Der Ort ist komplett niedergebrannt. Ich vermute, dass es auch die Badehäuser erwischt hat“, antwortete Rodge und wandte sich an die Mutter des kleinen Mädchens. „Entschuldigt. Wisst Ihr vielleicht, wie weit es von ihr nach Galluria ist?“

      Die Mutter nickte. „Ja. Ihr geht von hier, etwa drei Meilen nach Süden“, erklärte sie, „und dann seid ihr wieder in Galluria.“

      „Habt ergebensten Dank“, bedankte sich Rodge. „Also, Ihr habt es gehört. In etwa einer Stunde sind wir in unserem Quartier.“

      Wir erreichten Galluria und ich nutzte die Zeit nach dem Einsatz in der Flammenhölle für ein ausgiebiges Bad im Badehaus. Während ich im temperierten Wasser lag und einen Badezusatz mit Lavendel einfüllte, dachte ich über das Erlebte der vergangenen Stunden nach. Erst entkam ich dem Tod durch Ertrinken und kurze Zeit später dem Feuertod. Innerlich musste ich schmunzeln, dass ich mich nach dem vielen Wasser im alten Schloss wieder ins Nass des Badebeckens traute. Mir tat das Runterkommen nach den Strapazen ganz gut und ich genoss jede Minute, denn mit dem feuerwütigen Drachen aus dem Schloss konnte es nur Probleme geben. Ich schloss die Augen und versuchte zu dösen.

      „Marcel?“

      Ich fuhr erschrocken hoch und drehte mich um. Tamina stand hinter mir und ließ sich vom Rand ins Becken gleiten. Sie hauchte mir einen Kuss auf die Lippen.

      „Ich hoffe ich störe dich nicht?“, fragte sie.

      Ich schüttelte den Kopf. „Wenn einen die schönste Frau dieser Welt weckt, ist das keine Störung, sondern ein Grund ihr seine volle Aufmerksamkeit zu schenken.“

      Tamina lächelte und erwiderte meine Antwort mit einem weiteren Kuss. „Rodge schickt mich. Wenn du bereit bist, wollen wir unsere weitere Strategie besprechen.“

      Ich seufzte. „Wollen wir wirklich diesen schönen intimen Moment beenden?“

      Tamina zuckte mit den Schultern. „Für wie lange hast du das Becken reserviert?“

      „Eine Stunde.“ Ich blickte mich um. Wäre schön, wenn man in dieser Welt endlich mal Wanduhren erfinden würde, dachte ich bei mir.

      „Dann lass uns keine weitere Zeit vergeuden“, flüsterte Tamina und schlang ihre Beine um meine Hüften.

      „Du bist so unartig“, erwiderte ich grinsend. „Was wird Rodge nur sagen, wenn er wüsste, dass du mich nicht sofort aus dem Badehaus bekommen hast?“

      Tamina küsste mich. „Ich würde sagen, dass ich erst noch deine Verbrennungen versorgt habe.“

      „Das war aber eine sehr intensive Pflege“, sagte ich und ahmte Rodges Stimme nach. „Das hat man davon, wenn man einem Kindergarten etwas aufträgt.“

      Tamina verzog das Gesicht. „Nein, Adjutanten des Hauptmanns der Königsgarde mag ich nicht. Ich möchte lieber meinen Drachenprinzen.“

      „Stets zu Euren Diensten Mylady.“

      Wir küssten uns langsam in Ekstase und gaben uns den Wogen unserer Lust hin. Nach gefühlten zwei Stunden schlichen wir uns aus dem Becken heraus, hüllten uns in Handtücher und zogen uns nach dem Abtrocknen rasch an.

      „Was wird nur unser großartiger neuer Anführer sagen?“, fragte Tamina grinsend.

      „Ich bin nicht Balon, sondern Rodge“, antwortete ich mit der nachgeahmten Stimme. „Bei mir weht ein anderer Wind.“

      „Marcel, du solltest deinem Weib Zucht und Ordnung beibringen“, ergänzte Tamina und verstellte ebenfalls ihre Stimme.

      „Wie du befiehlst, Rodge.“ Ich hatte meine Stimme wieder auf normal gestellt. „Dreimal täglich und vorm Schlafen gehen, gibt es richtig ordentlich Zucht und Ordnung?“

      Tamina grinste. „Der Arme. Er würde rot anlaufen vor Scham.“

      Als wir das Badehaus verließen, gab ich der Dame am Empfang einen weiteren Aurum und trat dann mit Tamina raus in die frische Luft des Nachmittags. Verschmitzt grinsend blickten wir uns an. Der Himmel war klar und wolkenlos. Auf dem Weg zum Gasthaus, wo wir untergebracht waren, trafen wir auf Rodge, der aufgeregt hin und her lief.

      „Hast du dich verlaufen Tamina oder musste der feine Herr Drachenprinz noch extra lange baden?“, grüßte er genervt.

      „Mit dem verlängerten Bad liegst du gar nicht so falsch, Rodge“, erwiderte ich augenzwinkernd. „War irgendwie anziehend und erregend in diesem Badehaus.“

      Rodge verdrehte die Augen. „Nein, nein, nein. Keine Bettgeschichten, die ich hören will. Dogo und Koni sind schon aufgebrochen zur Bücherei und zum Archiv. Ich hätte da auch noch eine Idee uns betreffend.“

      „Und die wäre?“

      „Galluria ist bekannt für seine Drachentöter“, erklärte Rodge. „Der Herr des Gasthauses gab mir diesen Hinweis. Etwa zehn Minuten von hier ist ein Waffengeschäft mit Schmiede. Dort könnten wir vielleicht Glück haben.“

      Mir war unwohl bei dem Gedanken, den Drachenfrieden durch Töten des grauen Schlossdrachen zu gefährden, doch in dessen derzeitiger Verfassung war er eine Gefahr für das gesamte Reich.

      „Einverstanden“, entgegnete ich. „Lasst uns den Waffenhändler