Die Chroniken von Eskandria. Marcel Kircher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marcel Kircher
Издательство: Bookwire
Серия: Die Chroniken von Eskandria
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752909043
Скачать книгу
schwach, aber regelmäßig. Die Mittagsonne am Himmel wärmte die durchnässten Körper. Mehr konnte und wollte der Fremde nicht für Marcel und seine Freunde tun. Mit einem Wink seines Wanderstabes verschwand er auf der Stelle.

      Langsam aber sicher merkte ich ein wärmendes Gefühl auf der Brust. Die nasse Kleidung fühlte sich warm an. Wie eine Solaranlage nahm mein Körper die Wärme der Sonne an. Die frische Luft füllte meine Lungen mit Sauerstoff und ich begann kräftig zu atmen, drehte mich zu Seite und spie einen Schwall Wasser aus, den ich verschluckt hatte. Ich wandte mich an Tamina, die auch langsam zu sich kam. Vorsichtig begann ich mit der Mund zu Mund Beatmung, um sie zurückzuholen. Rodge war bereits wieder auf den Beinen und begann in der Sonne herumzulaufen, um sich zu trocknen. Eine Ladung Wasser, den Tamina mir entgegenspuckte, bedeutete mir, dass meine Bemühungen erfolgreich waren. Langsam öffnete sie die Augen und blickte mich an.

      „Den Göttern sei’s gedankt“, seufzte sie, „dann hat Rodge uns doch gerettet.“

      „Nein“, erwiderte ich und meine Erinnerungen kamen wieder. Ich erinnerte mich an kräftige Hände, die unsere leblosen Körper aus dem See in dem ruinösen Gang gezogen hatten, während wir den Tod durch Ertrinken erwartet hatten. Wie durch einen Schleier hatte ich die Gestalt wahrgenommen. Sie trug einen schwarzgrünen Umhang. Es war der Gleiche gewesen, wie ich ihn vor ein paar Tagen an unserem Nachtlager wahrgenommen hatte. Zumindest von der Kleidung her. „Wir wurden von einem Wanderer mit schwarzgrünen Umhang gerettet. Andernfalls wären wir ertrunken.“

      Verwirrt blickte Tamina mich an, während Rodge, der unser Gespräch wohl mitbekommen hatte, zu uns kam.

      „Rodge“, meinte ich an den Adjutanten Balons gewandt. „Du hast es doch auch mitbekommen. Deine Kräfte waren am Ende.“

      „Erst als ich euch endlich durch den Gang hier raus auf die Wiese geführt hatte“, ergänzte er entschlossen.

      „Aber …“, begann ich, doch Rodge würgte mich ab.

      „Wenn man so lange unter Wasser ist und der Körper zu wenig Sauerstoff bekommt, ist es völlig normal an Dinge zu glauben, die man gesehen haben will“, erklärte Rodge. Ich habe es geschafft eine Passage durch den eingestürzten Bereich zu finden. Danach habe ich euch ins Gras gelegt, damit ihr euch erholen konntet und trocken werdet.“ Sein Blick fiel auf Koni und Dogo, die langsam zu sich kamen. „Ich hatte schon die Befürchtung, ich würde es nicht mehr rechtzeitig schaffen, uns alle zu retten.“

      Ich wollte etwas erwidern, doch ich ließ es sein. Rodges Erklärung klang plausibel und es war wirklich ein langer Aufenthalt im Wasser.

      „Komm mit, Marcel“, rief Tamina mir plötzlich zu und ich folgte ihrem Ruf.

      Als ich in ihre Nähe kam, verstand ich ihr Ansinnen. Die Nässe hatte die weiße Bluse, die sie trug durchsichtig gemacht und sorgte für mehr Einblick auf den Oberkörper als nötig. Ich nahm meinen Umhang ab und sorgte für eine zusätzliche Abdeckung. Koni hatte mit ihrem Begleiter weniger Glück. Dogo starrte wie gebannt auf die durchscheinenden Brüste seiner Gefährtin, bis Rodge ihr seinen mittlerweile trocken gewordenen Umhang reichte, in den sie sich hüllte.

      „Du bist ein echter Kavalier, Rodge“, flüsterte sie und warf dem Adjutanten einen dankenden Blick zu.

      „Nichts zu danken. Ich dachte dein Begleiter wäre bereit seinen Umhang zu geben, doch dem ist ja mit dem Sabber fast die Zunge aus dem Mund gefallen“, entgegnete Rodge in seiner rauen Art und strafte Dogo mit strengem Blick.

      „Ich … ich … ich … ähm … wollte ja …“, stammelte Dogo, doch Koni würgte ihn ab.

      „Du wolltest einfach glotzen, wie alle Kerle“, beendete Koni den Satz. „Da merkt man, dass du nur in einem Ziegenstall großgeworden bist. Ein ausgebildeter Ritter achtet, was eine Dame benötigt, wie du an Marcel und Rodge siehst.“

      Schmollend verkroch sich Dogo in die andere Ecke des Ufers. Er hegte seit Beginn der Ausbildung an Rackturans Magierakademie Gefühle für seine Begleiterin, doch war er zu schüchtern diese offenzulegen. Als wir die Kleidungen einigermaßen trocken hatten, zogen wir weiter. Wir wollten zurück nach Galluria, um nach weiteren Hinweisen über den Zorn des Drachen zu suchen. Der Hinweg war durch diverse Umstände unpassierbar gewesen und so suchten wir uns einen neuen Weg.

      „Es muss etwas vorgefallen sein“, meinte ich während des Marsches zu Tamina, „das den Drachen zornig macht und erst ruhen lässt, sobald diese Schuld beglichen ist.“

      „Aber was?“, entgegnete sie.

      „Es muss etwas mit der Schatzkammer zu tun haben.“ Ich dachte angestrengt nach. „Und ich will ab heute Idiotix heißen, wenn das nicht so ist.“

      „Dazu müssten wir erst einmal zurück in die Stadt“, schnaufte Dogo. Der kleine dickliche Zauberschüler war lange Fußmärsche nicht gewohnt. „Dort könnten wir im Archiv und in der Bibliothek nach Hinweisen suchen.“

      „Und ich werde mir erst einmal eine Schutzausrüstung besorgen“, meinte ich und griff auf den leicht brennenden Nacken. Die Nackenhaare und die Haare des Hinterkopfes waren durch den Feuerangriff angesengt.

      „Eine Salbe würde auch nichts schaden“, fügte Tamina besorgt hinzu. „Du hast großes Glück gehabt. Hättest du dich einen Wimpernschlag später geduckt…“

      „Könntet ihr in den Gasthäusern „Marcel à la Flambée“ anbieten“, ergänzte ich sarkastisch. „Aber du hast Recht. Etwas später und ich wäre als Niki Lauda in Eskandria unterwegs.“

      „Dickie wer?“, fragte Rodge.

      „N I K I L A U D A“, versuchte ich zu erklären. „Das ist ein berühmter Rennfahrer in meiner Welt gewesen.“

      „Was ist denn ein Rennfahrer?“, unterbrach mich Tamina.

      „Die kannst du mit den Rittern und Kriegern hier vergleichen. Und ihre Schlachtrösser sind vierrädrige Blechkutschen, die irrsinnig schnell sind. Und dieser Niki Lauda hatte 1976 einen schweren Unfall, bei dem seine Kutsche brannte und er dabei schwere Verbrennungen erlitt, die ihn zeichneten“, erklärte ich weiter.

      „Augenblick mal“, wandte Tamina ein. „Du bist doch erst Jahre später geboren. Wie kannst du das miterlebt haben?“

      Warum brachte ich immer wieder Elemente aus meiner Welt in diese Zeit? Bemüht vom Ärger durch den amoklaufenden Drachen ruhig zu bleiben, schilderte ich die Erklärung weiter. „Das ist richtig Tam. Jedoch gibt es Aufnahmen in Bildern, sowohl statisch, als auch beweglich, wo man das Ganze sehen kann. Außerdem war er danach immer wieder im Zauberkasten mit den bewegten Bildern zu sehen und hat die moderne Zeit der Blechkutschen als Experte begleitet.“

      „Bei uns wäre so jemand zum Hauptmann auf Lebenszeit und in die Ehrengarde berufen worden“, tönte Rodge höhnisch. „Der bräuchte nicht mehr zu arbeiten. Wer einen Drachenfeuerangriff überlebt ist eine Gottheit.“

      „Na dann werde ich meinen Dienst als Sekretär beim Kanzler des Königs kündigen und auf diese Brandnarben verweisen“, entgegnete ich grinsend.

      „Ein bisschen mehr, als die paar Kratzer wirst du schon vorweisen müssen.“ Rodge lachte auf.

      „Wenn Fuchur weiterhin so auf Krawall gebürstet ist wird man uns als Aschehäufchen nach Smorland zurückschicken“, antwortete ich. „Irgendwie habe ich mir diese Aufgabe leichter vorgestellt.“

      „Ich habe dich ja vorgewarnt.“ Rodge blickte mich vorwurfsvoll an. „Aber nein, es wollte ja keiner auf mich hören.“

      Ehe ich etwas erwidern konnte, vernahm ich aus der Nähe laute Schreie und panische Rufe. Ohne weiteres Wort und weitere Zeit zu verlieren, eilten wir los. Am Himmel sah ich eine große graue Schlange verschwinden. Der Drache des alten Schlosses hatte wieder zugeschlagen, dachte ich bei mir. Wenige Meter später erreichten wir eine kleine Siedlung. Sämtliche Häuser standen lichterloh in Flammen. Eine Frau mit einer weißen Haube auf dem Kopf kam mir entgegen. Ihr Gesicht war von Verzweiflung und Trauer gezeichnet.

      „Helft