Die Chroniken von Eskandria. Marcel Kircher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marcel Kircher
Издательство: Bookwire
Серия: Die Chroniken von Eskandria
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752909043
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Skeptisch blickte ich mich um und erschrak:

      In den Marmorboden vor meinen Füßen war eine verbrannte Person in die Bodenfliese eingeschmolzen worden. Ich schluckte. Ein paar Schritte von mir entfernt, deutete Tamina auf eine weitere verschmolzene Leiche.

      „Das müssen wohl die Schatzräuber gewesen sein“, murmelte Tamina. „Wir sollten uns hüten. Nicht, dass uns ein ähnliches Schicksal blüht.“

      An den Mauern des Schlosses war ein dumpfes Grollen zu hören.

      „Sieht so aus, als ob der Schicksalsbote sich gerade bemerkbar macht.“ In meiner Aussage lag neben Ironie auch ein Hauch Furcht. „Scheint so, als würde der Drache des Rätsels Lösung sein.“

      Einen Moment warteten wir ab. Im Nachhinein betrachtet ein Nachteil für uns. Eine Feuerwalze erreichte die Kammer.

      „LAUFT!“, brüllte Rodge.

      In Windeseile hatten wir die Schatzkammer verlassen. Ich warf einen kurzen Blick über die Schulter. Das Drachenfeuer hatte den Schätzen nichts ausgemacht. Wir orientierten uns in Richtung Haupteingang, als uns eine erneute Feuerwand den Weg versperrte.

      „Und nun?“, fragte Dogo.

      Verzweifelt blickte sich Rodge um. „Lasst uns nach unten gehen. Um das Schloss ist ein Wassergraben. Da traut sich das Biest bestimmt nicht ran.“

      Wir rannten los. Kaum hatten wir die erste Treppe passiert stürzte der Gang hinter uns zusammen. Eine weitere Feuerwalze erreichte uns. Hektisch duckten wir uns. Ich spürte die Hitze am Kopf und roch verbrannte Haarspitzen.

      „Lasst uns weiterlaufen“, befahl Rodge. „Je länger wir hier verweilen, umso einfachere Beute sind wir für dieses Ungeheuer!“

      Kaum hatte Rodge seine Befürchtungen ausgesprochen, ereilte das Gemäuer die nächste Welle an Feuer. Der Drache war wütend. Seine Ruhe war gestört worden, durch die Siegelbrecher und wir sollten für deren Schandtat büßen und brennen. Wir erreichten einen großen Raum, von dem wir aufgrund seines Aufbaus vermuteten, dass sich hier die Gefängniszellen des Schlosses befanden. Erschöpft gingen wir auf die Knie.

      „Wie sollen wir hier rauskommen?“, fragte ich an Rodge gewandt.

      „Alte Schlösser hatten immer mehrere Ein- und Ausgänge“, erklärte er. „Wenn mich nicht alles täuscht, müsste sich hier unten ein solcher Gang befinden, der uns ins Freie bringt.“

      „Und was machen wir dann mit der Feuerbestie?“, wandte Koni ein.

      „Wir suchen uns einen Weg ins Unterholz.“ Rodge wirkte entschlossen. Trotz des Drucks durch den Drachen und des aufkommenden Adrenalins war er ruhig und abgeklärt. „Das Wichtigste für uns, ist erst einmal hier rauszukommen. Und zwar unversehrt. Dann überlegen wir uns, wie wir Marcel dazu bringen können mit dem Biest zu reden.“

      Ich schluckte. Bis jetzt hatte sich der Drache nicht sehr gesprächig gezeigt, sondern war gleich auf Angriff gepolt. Ein Grummeln holte mich aus meinen Gedanken.

      „Was ist das?“ Panisch blickte sich Dogo um.

      „Ich weiß nicht, aber könnte es sein …“ Ein erneutes Donnern unterbrach mich.

      Rodge starrte mich erschrocken an. „Was tut er da?“

      „Fuchur scheint am Grund des Sees zu sein und versucht das Gemäuer zum Einsturz zu bringen“, murmelte ich. „Wenn ihm das gelingt, steht uns das Wasser bis zum Halse.“

      „Diese Mauern sind doch tausende von Jahren alt und dick“, meinte Dogo überheblich. „Die sollten das aushalten.“

      Kaum hatte er diesen Satz ausgesprochen, brach die Wasserhölle über uns herein. Mit einem letzten Stoß hatte der Drache die Wand zum Einsturz gebracht. Jetzt war guter Rat teuer. Wie ein Tsunami schossen die Fluten in den Kerker. In Panik drängten uns Dogo und Koni in eine der Zellen, deren Türen durch den Druck des Wassers nicht sehr lange Stand hielten. Jetzt saßen wir erst recht in der Falle. Verzweifelt versuchten wir uns an der Oberfläche zu halten.

      „Da drüben sind die Schlüssel an einem Haken“, warf Koni hechelnd ein. „Könntest du nicht probieren dich durch die Gitterstäbe zu quetschen und ihn zu holen?“

      „Sehe ich aus, wie ein Magermodel?“, entgegnete ich. „Vergiss es die Stäbe sind zu eng.“

      „Dann müssen wir wohl alle sterben“, jammerte Rodge.

      „Nicht unbedingt.“ Selbstbewusst schwamm Tamina nach vorne und zog ihren Zauberstab. Sie fixierte die Schlüssel:

      „Wingadiffuso Schlüsselbund. Leviatan Anjocha Kabbula Wingadofo Schlüsselbund.“

      Wie schon der Krieger am Burggraben schwebte der Schlüsselbund auf uns zu. Trotz der stetig steigenden Massen bewahrte Tamina einigermaßen die Ruhe und dirigierte wortwörtlich den Schlüssel in Richtung Freiheit in unsere Richtung. Nur noch Zentimeter trennten den Bund von den Gittern. Doch da verkantete der Schlüssel und schmierte ab.

      „VERDAMMT!“, schrie Rodge. „Jetzt werden wir jämmerlich ersaufen.“

      „Moment.“ Geistesgegenwärtig und gegen meine eigenen Instinkte ankämpfend, tauchte ich ab. Durch das klare Wasser erkannte ich den Schlüssel. Ich streckte meine Hand aus, griff durch die Gitterstäbe und zog den Schlüssel vorsichtig auf unsere Seite der Zelle. Dem Hang nach Sauerstoff widerstand ich, steckte den Schlüsselbart ins Schloss und drehte es um. Es klickte und die Tür ließ sich öffnen. Mit den letzten Zügen an Sauerstoff tauchte ich auf und schnappte nach Luft. Rodge stieß die Tür endgültig auf und wir schwammen hinaus, bis wir zu einem Treppenaufgang gelangten.

      „Wenn wir diesem Gang folgen, müssten wir den Ausgang erreichen“, erklärte Rodge nachdenklich.

      Zu Fuß liefen wir die Treppen erst hinauf und folgten dem dahinterliegenden Gang. Hinter uns hörten wir das Tosen aus dem Kerker. Trotz aller Erschöpfung motivierten wir uns selbst zum ständigen Weiterlaufen. Der Angriff des Drachen hatte ein großes Stück Wand aus dem Kerkerbereich herausgerissen. Wir übersprangen den nächsten Treppenabgang und standen nach ein paar Metern vor dem nächsten Problem: Der Geheimgang, der uns aus diesem Schloss führen sollte, stand schon unter Wasser. Dieser Drache schien ein enormes Aggressionsproblem zu haben, dachte ich bei mir. Ich wünschte mir, dass in dieser Zeit das Smartphone und WhatsApp erfunden wäre. Dann hätte ich mühelos Kontakt zu Volante und Danaerya im Smaragdgebirge aufnehmen können. Das Triumvirat hätte diesen Drachen ohne Federlesen in seine Schranken verwiesen.

      „Was tun wir jetzt?“, fragte Koni panisch.

      „Uns bleibt nur die Flucht nach vorne“, entgegnete Rodge entschlossen. „Wir tauchen durch. Nach gut vierzig Metern sollten wir raus sein. Haltet euch an mir fest!“

      Ohne weitere Worte sprangen wir ins Wasser. Ich hielt mich an Rodge fest, Tamina nahm meine Hand, während sich Koni und Dogo an Tam anschlossen. Mit einem kurzen Nicken begann der Tauchgang. Wir füllten unsere Lungen mit so viel Luft, wie wir fassen konnten und ließen uns von Rodge durch den überschwemmten Gang ziehen. Meine Lungen brannten und ich sah an Taminas Gesicht, dass auch ihr langsam die Luft ausging. Ich blickte zu Rodge, der uns wie eine Lokomotive durch das Wasser zog. Dann sah ich das Entsetzen in seinen Augen. Der Gang, der uns in die Freiheit führen sollte, war eingestürzt. Unser Leben war ausgehaucht.

      Kapitel 3 – Der Drachentöter

      Wie fühlt es sich an zu sterben? Die Schwelle vom Leben zum Tod zu überschreiten? Mit jedem Schwimmzug, den Rodge in seiner Verzweiflung tat, um sich an die Oberfläche zu kämpfen, wurde mir schwärzer vor Augen. Ich spürte, wie meine Lungen sich zusammenzogen und keine Kraft mehr hatten für Sauerstoff zu sorgen. Nach der Schwärze wurde es heller. War es der Übergang vom Leben in den Tod? Ich wollte ihm freudig gegenübertreten, denn Tamina war mit an meiner Seite, wenn wir das nicht überlebten.

      Verzweifelt kämpfte Rodge, um irgendwie einen Weg an dem eingestürzten Gang vorbei zu finden. Schließlich ließen auch die Kräfte des Recken