Die Chroniken von Eskandria. Marcel Kircher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marcel Kircher
Издательство: Bookwire
Серия: Die Chroniken von Eskandria
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752909043
Скачать книгу
die Stelle, auf die Koni zeigte und nickte zustimmend. Dann wandte ich mich an Rodge. „Schäm dich, Rodge. Größter Spurensucher in ganz Smorland.“

      „Jetzt wo du es sagst, fällt es mir auch auf“, meinte Rodge zustimmend. „Gut gemacht, Koni. Du bist wirklich eine große Hilfe.“

      „Also folgen wir diesen Spuren?“, fragte unsere rothaarige Begleiterin.

      Rodge nickte und schlug uns mit seinem Schwert einen Weg ins Unterholz.

      „Vielleicht solltest du vorangehen“, wandte Tamina an Koni gewandt ein. „Du hast Rodge ganz schön bloßgestellt.“

      „Ich denke er hat an das Gute geglaubt und gehofft, dass die Eindringlinge auf den befestigten Wegen zum Schloss gelaufen sind“, flüsterte Koni bescheiden. Ihr bleiches Gesicht wies Schamesröte auf. Offensichtlich mochte sie es nicht, sich in den Vordergrund zu stellen.

      Wir liefen durch den Tannenwald. Bäume, die schier endlos gen Himmel zu reichen schienen, warfen in Kombination mit dem Sonnenlicht recht eigentümliche Schatten auf den Boden. Eine zarte Brise durchwehte ab und zu die Wipfel. Entschlossen zogen wir Schritt für Schritt voran. Plötzlich nahm das Rauschen in der Luft zu.

      „Ein Sturm?“, fragte Tamina. „Aber dafür ist der Himmel zu blau.“

      „Das ist kein Sturm“, entgegnete ich leise und schaute in die Luft. „Das ist der DRACHE!“

      Das letzte Wort schrie ich. Gemeinsam mit Tamina, Rodge und den beiden Gelehrten tauchte ich ins Unterholz. Wir ein Tornado durchschlug das graue Ungetüm ganze Äste bei seinem Sturzflug. Sein Feueratem verfehlte uns nur knapp. Schließlich war der Drache wieder in den Wolken entschwunden. Erleichtert krochen wir aus unserem Versteck.

      „Wo ist Yandir?“, bemerkte Rodge das Fehlen unseres Begleiters.

      Schon bald fanden wir ihn. Beziehungsweise das, was von ihm übriggeblieben war. Nur noch seine Stiefel standen an der Stelle, wo sich das Ratsmitglied befand. Asche lag ringsherum.

      „Einmal gegrillte Krähe“, bemerkte ich mit schwarzem Humor und erntete Rodges Blick, der nicht tadelnd wirkte, sondern eher lächelnd.

      „Ich hätte ihn gerne bei einer späteren Konfrontation im Schloss als Drachenfutter gehabt“, meinte er mit hochgezogener Augenbraue. „Was könnte den Drachen so verärgert haben, dass er nur Yandir verkohlt und uns verschont?“

      „Wenn ich wüsste, was in Fuchur vorgeht, dann bräuchten wir diese Reise nicht zu machen“, antwortete ich.

      Wir vergruben die Überreste Yandirs unter einer etwas gerupften Fichte und setzten unsere Reise zum Schloss fort. Schließlich erreichten wir eine Hängebrücke, die über einen gähnenden Abgrund führte. Etwa 20 Meter darunter, befand sich ein See. Dieser wirkte jedoch an einigen Stellen so seicht, dass wir einen Sturz kaum unbeschadet überstanden hätten.

      „Ich hoffe nur, dass die Brücke stabil ist“, flüsterte ich und setzte einen Fuß auf die erste hölzerne Planke, die sofort nicht vertrauenswürdig knarrte.

      „Bei den Göttern der Unterwelt“, stöhnte Koni, „die Brücke weist ja mehr Lücken auf, als das Gebiss meiner verstorbenen Großmutter.“

      Rodge sondierte die Lage. „Einen anderen Weg zu finden würde zu viel Zeit kosten. Lasst uns vorsichtig einen Schritt vor den anderen sitzen. Und bleibt am äußersten Rand.“

      Tamina und ich hangelten uns am rechten Rand Stück für Stück voran. Ein paar Schritte hinter uns folgten Rodge, Koni und Dogo auf der linken Seite. Nach jedem Schritt hielten wir kurz inne, ehe wir erleichtert weiterliefen. Wir hatten schon die Hälfte des Weges geschafft, als plötzlich hinter uns Rodge ins Leere trat. Der Balken, den Koni überschritten hatte, brach unter den Füßen des Adjutanten weg. Rodge griff verzweifelt nach dem Halteseil.

      „LAUFT RÜBER!“, schrie er uns zu, während er über dem Abgrund pendelte. Wir rannten los. Mehr und mehr Balken stürzten in die Tiefe. Mit einem finalen Sprung gelang es uns die andere Seite zu erreichen. Ein Knarzen war zu vernehmen. Rodges Lebensretter hing nur noch an wenigen Sehnen.

      „Tam! Gibt es nicht einen Zauber mit dem du Rodge auf die andere Seite bringen kannst?“, fragte ich meine Gefährtin verzweifelt.

      „Es gibt da einen. Aber der ist nur für sehr hochvisierte Magier.“ Verzweiflung und Sorge lag in ihrem Blick.

      „Versuch es“, flüsterte ich zu. „Nimm all deine Kraft und Konzentration zusammen und dann probiere es.“

      Tamina schloss die Augen. Ich beobachtete Dogo und Koni, die angespannt die Magierin betrachteten. Dann zog sie ihren Zauberstab und deutete auf den pendelnden und schreienden Rodge.

      „Wingadiffuso Rodge. Leviatan Anjocha Kabbula Wingadofo Rodge.”

      Ein violetter Strahl erfasste den massigen Körper Rodges. Dann wurde der Adjutant in die Luft gehoben und Tamina wirkte mit ihrem Zauberstab, wie eine Dirigentin, leitete ihn auf unsere Seite des Abgrunds. Einen Augenblick später stürzte die komplette Brücke in die Tiefe. Nur noch die Haltepunkte auf den beiden Seiten des Abgrunds blieben.

      „Auf jeden Fall brauchen wir einen anderen Heimweg“, bemerkte ich. „Das hast du sehr gut gemacht, Tamina. Du bist eine tolle Zauberin. Ich sage es dir ja immer wieder.“

      Sie lächelte beschämt, als Rodge ihr auf die Schulter klopfte. „Ich bin dir zu Dank verpflichtet, Tamina. Sollte ich jemals wieder gemein zu dir sein oder etwas Gemeines sagen, dann …“

      „Dann wissen wir, dass du den Schock deines Beinahe Absturzes überwunden hast und ganz der Alte bist“, vervollständigte ich grinsend.

      „Treib es nicht auf die Spitze mein Freund“, entgegnete Rodge lachend. „Nur, weil du der Drachenprinz bist, heißt es nicht, dass du dir alles herausnehmen kannst.“

      „Heißt es das nicht?“, fragte ich unschuldig dreinblickend. „Ewig schade.“

      „Können wir die Verteilung der Erlaubnisse ein anderes Mal vornehmen?“, wandte Dogo zu Recht ein. „Wir haben es hier mit einem ziemlich miesgelaunten Drachen zu tun.“

      Stumm nickend, wandten wir uns um zum Schloss. Das Gemäuer wirkte alt und zerfallen. Vorsichtig öffneten wir das hölzerne Portal und betraten das Gebäude. Die Räume waren riesig und mit Spinnweben dekoriert.

      „Lasst uns den Gang zum Ostflügel probieren“, schlug Rodge vor. „Dort sind Fußspuren im Staub zu sehen.“

      Wir folgten dem Gang, der mit Fußspuren übersät war. Es machte mich misstrauisch, dass die Spuren in beide Richtungen führten. Tamina teilte meine Sorge.

      „Was ist, wenn wir diesem Untier direkt ins Maul rennen durch unsere Suche?“, fragte sie.

      „Dann haben wir noch zwei Drachenköder, ehe wir dran sind.“ Rodges Antwort konnte Sarkasmus oder bitterer Ernst gewesen sein, doch das verriet er nicht.

      Nach einem kurzen Fußmarsch standen wir vor einem Tor.

      „Endstation“, murmelte Dogo. „Hier kommen wir nicht weiter.“

      „Irrtum“, erwiderte Rodge. „Schaut euch das Siegel zur Kammer an.“

      Rodge trat zur Seite. Tatsächlich. Das eiserne Siegel war beschädigt.

      „Es hat sich tatsächlich jemand in der Kammer aufgehalten?“, entfuhr es mir.

      „Das lässt sich herausfinden. Folgt mir“, befahl Rodge.

      Wir betraten die Kammer und wurden von den darin lagernden Reichtümern geblendet. Fasziniert blickten wir uns um.

      „Bei allen Göttern“, murmelte Tamina. „Der Schatz in der Mullrog-Höhle von Sakour wirkte fast schon fast mickrig dagegen.“

      „Wir sind reich.“ Ein Glänzen lag in Dogos und Konis Augen. „Die reichsten Männer und Frauen Eskandrias.“

      „Nein, seid ihr nicht“, zischte