Die Chroniken von Eskandria. Marcel Kircher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marcel Kircher
Издательство: Bookwire
Серия: Die Chroniken von Eskandria
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752909043
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aus ihrem Vorratssack zog. Ich übernahm die erste Nachtwache, während sich die anderen in ihre Zelte zurückzogen. Es war eine dieser typischen Nachtwachen. Nichts passierte und man konnte schlecht einschätzen, ob schon Minuten oder Stunden vergangen waren. Ich blickte ins Feuer, legte zwei Scheite nach, damit es nicht komplett herunterbrannte, bemerkte ich einen Mann in der Nähe am Rand des Waldes. Im Licht des Mondes schien er fast schon hellgrün zu leuchten. Ich stand auf und näherte mich dem Fremden.

      „Wer bist du?“, fragte ich, doch der Fremde schwieg beharrlich. Er trug einen schwarzen Umhang, der hellgrüne Musterungen aufwies, die im Licht des Mondes leuchteten und einen schwarzen Spitzhut. Ich versuchte noch einmal mein Glück: „Wer bist du?“

      Wieder keine Antwort.

      „Was tust du hier?“

      Ich fuhr herum. Rodge hatte mir die Hand auf die Schultern gelegt.

      „Dieser Fremde da, hält es nicht für nötig mir zu antworten.“

      „Welcher Fremde?“ Rodge blickte an die Stelle, wo ich mit meinem Finger deutete. „Da ist niemand.“

      „Aber gerade noch war da jemand.“ Die Gestalt war verschwunden. „Du musst ihn doch gesehen haben, als du zu mir gelaufen bist“, beharrte ich auf den mysteriösen Fremden.

      „Wahrscheinlich ist dir ein Becher Sakour-Bier zu Kopf gestiegen“, spöttelte Rodge. „Marschiere zurück ins Lager und leg dich schlafen. Sollte dieser Fremde wiederauftauchen, werde ich dich wecken.“

      „Aber …“, wandte ich ein. „Da war jemand. Ich bin mir tausendprozentig sicher.“

      „Ich beobachte dich schon eine Weile und fragte mich, ob du nicht einfach nur Selbstgespräche führst“, beruhigte mich Rodge. „Wenn ich das Spurenlesen nicht gänzlich verlernt habe, dann sehe ich nur deine Fußabdrücke und die Meinen hier im lehmigen Boden.“

      Missmutig glaubte ich Rodges Worten und trottete in Richtung Nachtlager, während er zu seinem Wachposten ging. Tamina schlief bereits tief und fest, als ich unser Zelt betrat und zu Bett ging. Vielleicht hatte ich mich doch geirrt, was den Fremden anging.

      „Der Drachenprinz und seine Gefährten sind arglos.“ Yandir stand mitten im Wald und unterhielt sich mit einer schwarzgekleideten Gestalt mit Spitzhut. „Spätestens Morgen werden wir in Galluria sein.“

      „Das hast du gutgemacht, Yandir. Ich bin sehr zufrieden mit dir“, antwortete der Fremde und ein Lächeln war zu erkennen.

      „Wie geht es meiner Familie?“ Verzweiflung lag in Yandirs Stimme. „Werdet Ihr sie wieder freilassen?“

      „Sobald der Drachenprinz und seine Freunde in der Höhle des Löwen sind.“ Die Antwort des Spitzhutträgers war kalt, wie die Nacht. „Doch sei dir versichert, dass deiner Familie kein Haar gekrümmt wurde.“

      „Danke, Herr.“ Yandir sank auf die Knie.

      „Kehre zurück zu deinen Freunden, ehe sie Morgen in der Früh dich nicht vorfinden werden.“

      Mit diesen Worten verschwand der Fremde im von ihm erzeugten Nebel und ließ Yandir zurück.

      Am nächsten Morgen brachen wir nach einem kurzen Frühstück auf, um die restliche Wegstrecke nach Galluria in einem weiteren Tag zu schaffen. Unterwegs stießen wir auf die verkohlten Überreste einer Siedlung und einer Hinterlassenschaft.

      „Da haben wir schon mal den Kot des Drachen“, bemerkte ich und stieg von Ventus‘ Rücken, um den Haufen zu begutachten.

      „Bist du sicher, dass es …, dass es …?“, stammelte Dogo, als wenn er nach den richtigen Worten suchte.

      „Ja, es ist Drachenscheiße“, beendete ich den Satz für den Zauberlehrling.

      „Wie aufregend.“ Koni war neben mich geritten und saß ab. „Was macht dich so sicher? Es könnte doch eine Kuh oder ein Pferd gewesen sein.“

      „Ich hatte über ein Jahr einen Drachen“, entgegnete ich. „Glaub mir, ich weiß, was aus so einem Magen ausgeschieden werden kann.“

      In dem Drachenhaufen befanden sich unverdaute Knochenstücke, sogar ein halber Schädel eines Tieres war darin zu erkennen. Mit Mühe konnte ich einen Würgereflex verhindern und mein Frühstück bei mir behalten.

      „Hier gibt es nichts weiter für uns zu tun“, meinte ich. „Lasst uns weiterreiten. Ich will mich mit dem Stadtrat von Galluria unterhalten.“

      Die kleine Reisegruppe erreichte das kleine Städtchen Galluria am späten Abend. Freundlicherweise erklärte sich der Ältestenrat bereit die von Yandir organisierte Hilfe zu empfangen.

      „Seid gegrüßt, werte Gäste“, begrüßte uns der Vorsitzende des Rates. Ein alter Mann, das graue Haar neigte zur Glatze, aber seine grünen Augen strahlten trotz der vorgerückten Stunde voller Energie und trug eine Plakette um den Hals, stellte sich uns vor. „Mein Name ist Arminus Ungernbis Bergstern und ich heiße euch herzlich willkommen.“

      Ein anderer Mann, er war hünenhaft, schlaksig und hatte eine komische Armhaltung warf uns skeptische und Yandir zornige Blicke zu. „Yandir! Ich hatte dir ausdrücklich befohlen keine Fremden in unsere Angelegenheiten zu verstricken.“

      „Aber Jodistlis, er ist der Drachenprinz. Er hat die Gabe“, erwiderte der Sonderling.

      „Gabe. Pah. Mit diesem Drachen wären wir auch alleine fertig geworden“, tönte das Ratsmitglied.

      „Jodistlis, ich bitte Euch.“ Arminus warf seinem Ratskollegen einen strengen Blick zu. „Der Drachenprinz ist zu uns gekommen, also soll er es versuchen.“

      „Das stimmt“, wandte ich ein. „Vielleicht liegt da nur ein Versehen vor. Wenn ich mit dem Drachen reden könnte, dann ließ sich alles auf …“

      „EIN VERSEHEN?“ Jodistlis unterbrach mich. Zorn lag in seinen Augen. „Die Zeit des Redens ist vorbei. Was dieser Drache braucht, ist Gewalt. Er muss sterben.“

      „Wenn Marcel mit dem Drachen reden möchte, dann soll er es versuchen“, warf Rodge beschwichtigend ein. „Sollte das nichts nützen, dann müssen wir uns eine andere Lösung überlegen. Auch wenn der Drachen getötet werden muss.“

      Ich warf Rodge einen strafenden Blick zu. Egal, wie schlimm das Vergehen war. Kein Mensch auf dieser Welt durfte sich das Recht herausnehmen einen Drachen zu töten. Die Bestrafung dieser majestätischen Geschöpfe oblag Volante und dem Triumvirat der Drachen. Das konnte Rodge natürlich nicht wissen.

      „Ich vertraue euch“, versuchte Arminus ein. „Versucht mit dem Drachen zu reden und so den Grund für die Angriffe zu erfahren. In dieser Zeit betrachtet euch als hochwohlgeborene Gäste der Stadt Galluria mit all ihren Vorzügen. Unterkunft, Speis und Trank ist euch als Lohn für eure Mühen wert genug?“

      „Vielen Dank, Arminus“, entgegnete Rodge dankbar. „Es ist mehr, als wir beim Antritt unserer Reise erwartet hatten. Wir werden die Gastfreundschaft des Rates nicht länger in Anspruch nehmen, als nötig.“

      Mit einem freundlichen Lächeln geleitete uns der Vorsitzende des Stadtrates aus dem Gebäude. Die Diener des Rates kümmerten sich um unsere Pferde und die Verfrachtung unseres Gepäcks in ein Gasthaus im Zentrum Gallurias.

      Am nächsten Morgen brachen wir auf. Von Arminus hatten wir erfahren, dass es etwa zwei Wegstunden vom Dorf ein altes und verwunschenes Schloss gab, das seit Jahrhunderten von keiner Menschenseele betreten worden sei.

      „Es müsste doch eine Spur zu sehen sein“, brummte Rodge schließlich, als wir den Pfad hinaufliefen. „Wir sind jetzt schon eine Stunde unterwegs und haben nicht einen Hinweis entdecken können.“

      „Was macht Euch so sicher Spuren zu finden?“, fragte Yandir.

      „Wenn der Drache vor ein paar Tagen Amok gelaufen ist, dann müssen Fremde ins Schloss eingedrungen sein. Und die können wohl kaum geflogen oder ohne sonstigen Bodenkontakt