Wenn wir über einige der zahllosen Vorteile Dharma zu hören nachdenken, werden wir die Unterweisungen ganz natürlich mit Freude hören und lesen, und wir werden es mit eifrigem Interesse tun. Wenn wir mit einer solch positiven Geisteshaltung Dharma hören und lesen, werden wir als Ergebnis die Vorteile, über die wir nachgedacht haben, auch tatsächlich erleben. In Buddha Shakyamunis Sammlung vieler besonderer Verse, auf Tibetisch Tshom, heißt es:
Durch Zuhören wirst du alle Dharmas kennen.
Durch Zuhören wirst du alle nichttugendhaften Handlungen beenden.
Durch Zuhören wirst du alles Sinnlose aufgeben.
Durch Zuhören wirst du Befreiung erlangen.
Der Begriff «Dharma» bezieht sich hier speziell auf die Bedeutung der Dharma Unterweisungen. Die Bedeutung des Dharma enthüllt, welche Objekte aufzugeben sind, welche Objekte zu erlangen sind und so weiter. Indem wir die Dharma Unterweisungen anhören, werden wir die Bedeutung des Dharma klar verstehen und wir werden schrittweise Dharma Verwirklichungen erlangen. Jede reine Dharma Verwirklichung entsteht in Abhängigkeit von Meditation und erfolgreiche Meditation hängt davon ab, dass wir richtige Unterweisungen erhalten. Wie bereits erläutert, sind alle Unterweisungen von Sutra und Tantra in den drei Gruppen der Lehren Buddhas enthalten. Durch das Empfangen und Praktizieren der Unterweisungen der Gruppe der moralischen Disziplin werden wir keine nichttugendhaften Handlungen mehr ausführen. Durch das Empfangen und Praktizieren der Unterweisungen der Gruppe der Vorträge, in denen Buddha erklärt, wie Konzentration erreicht wird, werden wir alle sinnlosen Handlungen und Ablenkungen aufgeben, die Hindernisse für die Konzentration sind. Durch das Empfangen und Praktizieren der Unterweisungen der Gruppe der Weisheit werden wir Befreiung erlangen.
In den Geschichten der Wiedergeburt erwähnt Aryasura die folgenden Vorteile des Zuhörens:
Zuhören ist ein Licht, das die Dunkelheit der Unwissenheit vertreibt.
Zuhören ist der beste Reichtum, der nicht von Dieben gestohlen werden kann.
Zuhören ist eine Waffe, die unseren Feind der Verwirrung zerstört.
Zuhören ist unser bester Freund, von dem wir unseren besten Rat erhalten.
Zuhören ist ein Verwandter und Freund, der uns selbst in der Armut treu bleibt.
Zuhören ist eine unschädliche Arznei, die die Krankheit der Verblendungen heilt.
Zuhören ist das erhabene Gegenmittel, das große Fehler zerstört.
Zuhören ist der größte Schatz, weil es die Grundlage für allen Ruhm und alle Ressourcen ist.
Zuhören ist das beste Geschenk, das wir unseren Freunden geben können.
Zuhören ist das beste Mittel, viele Menschen zu erfreuen.
Zuhören ist ein Licht, das die Dunkelheit der Unwissenheit vertreibt. Nichts ist wichtiger, als die Unwissenheit zu beseitigen, die die Hauptursache all unseres Leidens und die Wurzel ist, aus der alle anderen Verblendungen entstehen. Unwissenheit ist eine innere Dunkelheit, die durch das erhellende Licht Dharma zu hören beseitigt wird.
Zuhören ist der beste Reichtum, der nicht von Dieben gestohlen werden kann. Wenn wir gewöhnlichen Reichtum und gewöhnliche Güter anhäufen, wird unser Leben mit praktischen Problemen und Sorgen angefüllt. Wir leben in Angst, unseren Reichtum zu verlieren, und um ihn zu behalten, müssen wir hart arbeiten und manchmal sogar andere betrügen. Wir müssen Steuern zahlen und viel Zeit und Energie darauf verwenden herauszufinden, wie wir unseren Reichtum nutzen und wo wir ihn investieren können. Der Reichtum, Dharma zu hören, verursacht hingegen niemals Probleme. Er kann nie verloren gehen, selbst wenn wir ihn anderen großzügig anbieten. Je mehr wir fortgeben, desto reicher werden wir. Nach dem Tod ist er der einzige Reichtum, den wir mit uns nehmen können. Im Gegensatz zu weltlichem Reichtum nützt er uns sowohl in allen zukünftigen Leben als auch in diesem.
Die tibetischen Lehrer sind lebendige Beispiele für den großen Wert, den das Hören von Dharma hat. Als sie gezwungen waren, aus Tibet zu fliehen, mussten sie alles zurücklassen, selbst ihre Bettelschalen; aber nichts konnte sie dazu bringen, sich von ihrem Reichtum, Dharma zu hören, zu trennen. Dieser wird ihnen immer bleiben. Es ist genau dieser Reichtum, den sie jetzt ihren westlichen Schülern geben, der einzige Reichtum, der Tod und äußere Zerstörung überdauern kann.
Zuhören ist ein Verwandter und Freund, der uns selbst in der Armut treu bleibt. Wenn uns schweres Unglück und großes Leiden widerfährt, gibt es sehr wenig, was unsere Freunde und Verwandten dagegen tun können. In solchen Zeiten wird uns nur der spirituelle Ratschlag helfen, den wir erhalten haben. Wir sollten uns an das Beispiel Yeshe Ös erinnern, der dem Tod mit Gleichmut entgegensehen konnte, weil er sich auf den guten Rat und die Ermutigungen verließ, die er von seinen spirituellen Meistern erhalten hatte. Wenn wir viele Dharma Unterweisungen hören oder lesen, können auch wir die Schwierigkeiten, denen wir begegnen, in den spirituellen Pfad umwandeln und sie benutzen, um unsere Weisheit zu vergrößern. Unsere Probleme sind Gelegenheiten, das Gesetz der Handlungen und ihrer Wirkungen, das Gesetz des Karmas, zu betrachten und darüber nachzudenken. Sie sind Gelegenheiten, um über Leiden und seine Ursachen nachzudenken und um Geduld und freudige Beharrlichkeit zu praktizieren. Wenn wir zu solchen Zeiten Dharma anwenden, den wir gehört und gelesen haben, werden wir feststellen, dass er ein wahrer Freund ist, durch den wir unsere Praxis ununterbrochen und mit Freude aufrechterhalten können.
Unsere gewöhnlichen Freunde und Verwandten sind keine Hilfe für uns, wenn wir großes Leid erleben. Manchmal verlassen sie uns sogar in unserer größten Not. Als Lama Kachen Yeshe Gyaltsän in seiner Höhle meditierte, war er so arm wie Milarepa. Eines Tages reiste er zum Kloster Tashi Lhunpo und auf dem Weg dorthin sah er einen seiner Onkel. Sein Onkel bemerkte, wie verarmt sein Neffe zu sein schien, und täuschte vor ihn nicht zu kennen. Später wurde Lama Kachen Yeshe Gyaltsän in den Rang des Tutors des achten Dalai Lama befördert. In der Annahme, dass sein Neffe jetzt sehr reich sei, besuchte ihn dieser Onkel und erklärte: «Hallo Neffe, ich bin dein Onkel.»
Einst wurde ein Mann, der sehr arm war und weder Freunde noch Verwandte hatte, dank seiner Geschäftstätigkeit sehr reich. Da begannen die Leute ihn zu besuchen und gaben vor, seine Freunde zu sein, oder behaupteten, sie seien seine Verwandten. Eines Tages lud dieser Mann alle seine neuen Freunde und Verwandten zum Essen ein. Er legte einen riesigen Sack mit seinem gesamten angesparten Geld in die Mitte des Tisches. Als seine Gäste eingetroffen waren, machte er feierliche Verbeugungen vor dem Sack und sprach folgende Worte des Lobes: «O Herr des Geldes, durch deine große Güte habe ich jetzt viele Freunde und Verwandte, die ich vorher nicht hatte, deshalb verbeuge ich mich vor dir.»
Gewöhnliche Freunde und Verwandte können ihre Gefühle und Einstellungen uns gegenüber ändern, hauptsächlich in Abhängigkeit davon, ob wir reich sind und Erfolg haben; aber unser Freund, das Hören von Dharma, wird uns nie im Stich lassen. Er kommt uns zu Hilfe, wenn wir erfolgreich sind und hilft uns, wenn wir arm sind. Er ist der einzige Freund, der den Tod mit uns erträgt und uns in allen unseren zukünftigen Leben unterstützt, bis wir Erleuchtung erlangen.
In einem Sutra sagt Buddha:
Durch Zuhören wirst du starkes Vertrauen in Dharma entwickeln.
Durch Zuhören wird dein Geist von Dharma angezogen und du wirst kraftvolle Ergebnisse erzielen.
Durch Zuhören wird deine Weisheit wachsen und deine Verwirrung wird beseitigt.
Nur um diese drei Zeilen zu hören, brachte Prinz Chandra eintausend Goldstücke dar. In der Vergangenheit betrachteten diejenigen, die sich für den spirituellen Pfad entschieden hatten, das Empfangen von Unterweisungen als derart kostbar, dass selbst ein Geschenk des eigenen Fleisches kein zu hoher Preis dafür war.
Der erste Panchen Lama hörte einmal in einem Traum Je Tsongkhapa sagen:
Wenn du dir selbst und anderen von Nutzen sein willst, solltest du dich nicht mit dem, was du gelernt hast, zufriedengeben. Du solltest dir diejenigen Bodhisattvas auf der dritten spirituellen Ebene als Beispiel nehmen,