Jangchub Ö sandte den Übersetzer Nagtso zusammen mit einigen Begleitern und dem Gold nach Indien. Als sie Dipamkara Shrijana trafen, berichteten sie ihm, was in Tibet vor sich ging und dass die Menschen einen spirituellen Meister aus Indien einladen wollten. Sie erzählten ihm, wie viel Gold der König als Darbringung gesandt hatte und wie viele Tibeter gestorben waren, um den reinen Dharma wiederherzustellen. Sie sagten ihm, wie viel Gold der König aufgebracht hatte, um ihn einzuladen und wie viele Tibeter, um dies zu erreichen, schon gestorben waren. Schließlich trugen sie ihm Yeshe Ös Botschaft vor: «Um den reinen Buddhadharma in Tibet wieder herzustellen, möchte ich den qualifizierten Lehrer Dhipamkara Shrijana aufrichtig einladen. Und aus diesem Grund habe ich mein Los angenommen, im Gefängnis zu sterben.» Nachdem sie ihre Bitte vorgebracht hatten, dachte Dipamkara Shrijana über ihre Worte nach und nahm ihre Einladung an. Obwohl er in Indien sehr viele Schüler hatte und dort sehr hart für den Dharma arbeitete, wusste er, dass es in Tibet keinen reinen Dharma gab. Zudem hatte er eine Vorhersage von Arya Tara erhalten, dass er zahllosen fühlenden Wesen helfen würde, wenn er nach Tibet ginge. Mitgefühl entstand in seinem Herzen, als er daran dachte, wie viele Tibeter in Indien gestorben waren, und besonders das Opfer von Yeshe Ö bewegte ihn sehr.
Dipamkara Shrijana musste seine Reise nach Tibet geheim halten, denn hätten seine indischen Schüler davon gewusst, dass er Indien verlassen wollte, hätten sie ihn daran gehindert. Er sagte, dass er eine Pilgerreise nach Nepal unternehmen würde, aber von Nepal ging er weiter nach Tibet. Als seine indischen Schüler schließlich verstanden, dass er nicht zurückkehren würde, protestierten sie und warfen den Tibetern vor, dass sie Diebe seien, die ihren spirituellen Meister gestohlen hätten!
Da es damals genau wie heute üblich war einen Ehrengast gebührend zu begrüßen, sandte Jangchub Ö ein Gefolge von dreihundert Reitern zusammen mit vielen bedeutenden Tibetern an die Grenze, um Atisha willkommen zu heißen und ihm ein Pferd anzubieten, um seine schwierige Reise nach Ngari zu erleichtern. Atisha ritt in der Mitte der dreihundert Reiter und saß mittels seiner Wunderkräfte eine Elle über dem Rücken des Pferdes. Diejenigen, die ihn vorher nicht respektiert hatten, entwickelten bei seinem Anblick sehr starkes Vertrauen und jedermann sagte, dass der zweite Buddha in Tibet angekommen sei.
Als Atisha Ngari erreichte, bat ihn Jangchub Ö: «O mitfühlender Atisha, bitte gib Unterweisungen, um dem tibetischen Volk zu helfen. Bitte erteile Ratschläge, die jedermann befolgen kann. Bitte gib uns besondere Unterweisungen, damit wir alle Pfade von Sutra und Tantra zusammen praktizieren können.» Um diesem Wunsch nachzukommen, verfasste und lehrte Atisha Lampe für den Pfad zur Erleuchtung. Er erteilte diese Unterweisungen zuerst in Ngari und dann in Zentraltibet. Viele Schüler, die diese Unterweisungen hörten, entwickelten große Weisheit.
Als Atisha in Indien war, hatte er eine Vorhersage von Arya Tara erhalten: «Wenn du nach Tibet gehst, wird ein Laie kommen, um Unterweisungen von dir zu erhalten, und dieser Schüler wird den Dharma weit und breit erblühen lassen.» Diese Prophezeiung bezog sich auf Atishas engsten Schüler Dromtönpa. Zuerst unterrichtete Atisha hauptsächlich Dromtönpa im Lamrim und anderen Schülern gab er Unterweisungen über Geheimes Mantra. Als Dromtönpa ihn fragte: «Warum gibst du die Lamrim Unterweisungen hauptsächlich mir und nicht den anderen?», antwortete Atisha, dass er besonders würdig sei, Lamrim Unterweisungen zu erhalten. Nach Atishas Tod wurde Dromtönpa als sein Nachfolger angesehen und wie Atisha respektiert. Dromtönpa lehrte ausführlich Lamrim in Tibet.
Es wurden drei Überlieferungslinien der Lamrim Unterweisungen von Dromtönpa weitergegeben. Kadam Shungpawa wurde von Dromtönpa an Geshe Potowa und weiter an Geshe Sharawa und über weitere Lehrer an Je Tsongkhapa überliefert. Kadam Lamrimpa wurde von Dromtönpa an Geshe Gönbawa, Geshe Neusurpa und über weitere Lehrer an Je Tsongkhapa überliefert. Kadam Männgagpa wurde von Dromtönpa an Geshe Chengawa, Geshe Jayulwa und über weitere Lehrer an Je Tsongkhapa überliefert. Bis zu der Zeit Je Tsongkhapas werden diese drei Überlieferungslinien «Alte Kadam Überlieferungslinien» genannt. Die drei Überlieferungslinien seit der Zeit Je Tsongkhapas bis heute werden «Neue Kadam Überlieferungslinien» genannt. Alle drei werden auch heute noch praktiziert. Die Praktizierenden der drei Schulen unterscheiden sich in Bezug auf den Umfang ihrer philosophischen Studien. Kadam Shungpawas studieren sehr ausführlich, Kadam Lamrimpas studieren weniger ausführlich und Kadam Männgagpas studieren am wenigsten ausführlich. Ihnen allen ist jedoch Kadam Lamrim als Hauptpraxis gemeinsam und sie integrieren ihre gesamten philosophischen Studien in die Praxis des Lamrim.
Der große spirituelle Meister Ngawang Chogden ist ein Beispiel für Kadam Shungpawa. Er studierte in Zentraltibet viele Jahre Philosophie und kehrte, nachdem er die Geshe Prüfung abgelegt hatte, in seine Heimat Kham in Osttibet zurück. Dort empfing er Unterweisungen von Jamyang Shaypa und erlernte den gesamten Lamrim. Er verstand dann, dass alle Lehren Buddhas als verlässliche persönliche Ratschläge angenommen und in die Praxis umgesetzt werden sollten. Er erkannte, dass alle seine philosophischen Studien ein Teil des Lamrim und nicht getrennt davon waren. Er dachte: «Als ich ein Student in Zentraltibet war, habe ich eigentlich Lamrim studiert, aber ich hatte noch keine vollständigen Unterweisungen erhalten und deshalb konnte ich nicht erkennen, wie alle meine Studien in die Praxis umgesetzt werden können. Jetzt kann ich sie jedoch gut verwenden, indem ich sie in meine Praxis des Lamrim integriere.»
Heutzutage studieren die Kadam Lamrimpas Texte wie Je Tsongkhapas Große Darlegung der Stufen des Pfades und Mittlere Darlegung der Stufen des Pfades. Die Kadam Männgagpas von heute studieren einige kurze Texte wie Glückseliger Pfad des ersten Panchen Lama und Schneller Pfad des zweiten Panchen Lama. Obwohl diese Texte kurz sind, enthalten sie alle Übungen des Lamrim.
Alle drei Überlieferungslinien gelangten von Je Tsongkhapa zu unserem gegenwärtigen spirituellen Meister. Nachdem Je Tsongkhapa Die drei Hauptaspekte des Pfades geschrieben hatte, die er zusammen mit dem Titel direkt vom Weisheitsbuddha Manjushri erhalten hatte, ging er für ein intensives Lamrim Retreat ins Kloster Reting. Während dieser Zeit schrieb er einen Lobpreis aller Gurus der Lamrim Überlieferungslinie mit dem Titel Öffnen des Tores zum erhabenen Pfad. In diesem Kloster gab es eine sehr kostbare Statue von Atisha. Je Tsongkhapa richtete vor dieser Statue Bitten an Buddha Shakyamuni und brachte ihm und allen Gurus der Lamrim Überlieferungslinie Lobpreis dar, und er erhielt Visionen von Atisha, Dromtönpa, Geshe Potowa und Geshe Sharawa. Diese blieben einen ganzen Monat lang bei ihm und sprachen mit ihm wie eine Person zu einer anderen. Nach einem Monat lösten sich Dromtönpa, Geshe Potowa und Geshe Sharawa in Atisha auf, der dann den Scheitel Je Tsongkhapas mit seiner rechten Hand berührte und sagte: «Du musst für das Wohl des Buddhadharma arbeiten und ich werde dir helfen.» Dann schrieb Je Tsongkhapa seine Große Darlegung der Stufen des Pfades, den König aller Lamrim Texte. Später schrieb er seine Mittlere Darlegung der Stufen des Pfades und schließlich schrieb er die Zusammengefasste Darlegung der Stufen des Pfades für diejenigen, die die längeren Texte nicht studieren können.
Die Qualitäten der Unterweisung
DIE ERKLÄRUNG DER HERAUSRAGENDEN QUALITÄTEN DES LAMRIM, UM VERTRAUEN UND RESPEKT FÜR DIE LAMRIM UNTERWEISUNGEN ZU WECKEN
Dies hat zwei Teile:
1. Die herausragenden Eigenschaften des Lamrim
2. Die herausragenden Merkmale des Lamrim
DIE HERAUSRAGENDEN EIGENSCHAFTEN DES LAMRIM
Lamrim hat drei herausragende Eigenschaften, die kein anderer Text hat. Diese sind:
1. Die Lamrim Unterweisung ist die Zusammenfassung des gesamten Buddhadharma
2. Die Anleitungen des Lamrim sind leicht in die Praxis umzusetzen
3. Die Darlegung der Anleitungen des Lamrim ist anderen Traditionen überlegen
Diese