Die Schüler rezitieren:
Bis wir Erleuchtung erlangen, nehmen ich und alle fühlenden Wesen
Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha.
Möge ich aufgrund der Tugenden, die ich durch das Hören des Dharma ansammle,
Ein Buddha werden zum Wohle aller.
Wenn der Lehrer Dharma erklärt, sollte er oder sie einen freundlichen, lächelnden Gesichtsausdruck haben. Um die Bedeutung klarer darzustellen, sollte er oder sie diese näher ausführen, indem er geschickt logische Begründungen anwendet, öfters aus den Schriften zitiert und lebhafte Beispiele benutzt, die einen Bezug zu den Erfahrungen der Zuhörer haben.
ERKENNEN, WER UNTERRICHTET UND WER NICHT UNTERRICHTET WERDEN SOLLTE
In den Vinaya Sutras sagt Buddha, dass Dharma im Allgemeinen nur dann gelehrt werden sollte, wenn darum gebeten wird. Kommt eine Bitte allerdings von jemandem, der kein Vertrauen in Dharma und keinen wirklichen Wunsch hat zu praktizieren, sollten die Unterweisungen nicht gegeben werden. Andererseits kann Dharma gelehrt werden, wenn jemand einen aufrichtigen Wunsch hat zu praktizieren, auch wenn keine Bitte vorgebracht wurde.
DER ABSCHLUSS, DER FÜR LEHRER UND SCHÜLER GEMEINSAM GILT
Wenn eine Unterweisung beendet ist, widmen Lehrer und Schüler die angesammelten Verdienste der Erlangung der Erleuchtung zum Wohle aller fühlenden Wesen. Wenn genügend Zeit ist, kann ein Mandala dargebracht werden um dem Lehrer zu danken, aber es ist kein Fehler, wenn dies weggelassen wird.
Die Vorbereitung auf die Meditation
DIE ERKLÄRUNG DER EIGENTLICHEN ANLEITUNGEN DER STUFEN DES PFADES ZUR ERLEUCHTUNG
Diese Erklärung hat zwei Teile:
1. Wie man sich auf einen spirituellen Meister verlässt: der Ursprung spiritueller Pfade
2. Wie wir die Essenz unseres menschlichen Lebens gewinnen
WIE MAN SICH AUF EINEN SPIRITUELLEN MEISTER VERLÄSST: DER URSPRUNG SPIRITUELLER PFADE
Dies hat zwei Teile:
1. Wie der Geist während der Meditationssitzung geschult wird
2. Wie der Geist während der Meditationspause geschult wird
Die Unterweisungen sind für jede Stufe des Pfades in diese zwei Teile gegliedert. Die Meditationssitzung ist die Zeit, die wir in formeller Meditation über Lamrim verbringen, und die Meditationspause ist der ganze Rest unserer Zeit, in der wir die verschiedensten Aktivitäten ausführen. Die Unterweisungen geben Anleitungen für die gesamte Zeit, sodass wir sie in jedem Moment unseres Lebens in die Praxis umsetzen können. Da wir die meiste Zeit außerhalb der Meditation verbringen, ist es wichtig, uns in der Schulung unseres Geistes zu bemühen, während wir mit Arbeit und anderen Aktivitäten beschäftigt sind, genauso wie wir uns während der Meditationssitzungen in der Schulung unseres Geistes bemühen. Wenn wir beständig praktizieren und alles, was wir tun, in den spirituellen Pfad umwandeln, werden unsere Meditationen erfolgreicher und unser ganzes Leben wird sinnvoll werden.
WIE DER GEIST WÄHREND DER MEDITATIONSSITZUNG GESCHULT WIRD
Alle Lamrim Meditationen haben drei Stufen:
1. Die Vorbereitung auf die Meditation
2. Die eigentliche Meditation
3. Der Abschluss der Meditation
In den folgenden Abschnitten wird erklärt, wie man sich auf eine Meditationssitzung vorbereitet, wie die eigentliche Meditation ausgeführt wird und wie die Meditationssitzung abgeschlossen wird. Diese Erklärungen werden am Beispiel der eigentlichen Meditation «Sich auf einen spirituellen Meister verlassen», der ersten Lamrim Meditation, gegeben. Da die erste Stufe, die Vorbereitung auf die Meditation, und die dritte Stufe, der Abschluss der Meditation, für alle Lamrim Meditationssitzungen gleich sind, werden diese Erklärungen nur einmal angeführt. Bei den nachfolgenden Meditationen wird dann nur noch die zweite Stufe, die eigentliche Meditation, erklärt.
DIE VORBEREITUNG AUF DIE MEDITATION
Der Erfolg unserer Meditation hängt von sechs Vorbereitungen ab. Genauso wie wir eine Prüfung oder ein Fest sorgfältig vorbereiten müssen, wenn wir Erfolg haben wollen, so müssen wir uns sorgfältig auf die Meditation vorbereiten, wenn wir gute Ergebnisse erzielen wollen. Die sechs vorbereitenden Übungen sind:
1. Die Reinigung des Meditationsraumes und das Errichten eines Altars mit Darstellungen von Buddhas Körper, Rede und Geist
2. Das Aufstellen geeigneter Darbringungen
3. Das Sitzen in der richtigen Meditationshaltung, die Zufluchtnahme und das Erzeugen und Verstärken des Bodhichitta
4. Das Feld für die Ansammlung von Verdiensten visualisieren
5. Das Ansammeln von Verdiensten und das Reinigen von Negativität durch das Darbringen der siebengliedrigen Praxis und des Mandalas
6. Das Feld für die Ansammlung von Verdiensten im Allgemeinen und die Gurus der Lamrim Überlieferungslinie im Besonderen um ihre Segnungen bitten
DIE REINIGUNG DES MEDITATIONSRAUMES UND DAS ERRICHTEN EINES ALTARS MIT DARSTELLUNGEN VON BUDDHAS KÖRPER, REDE UND GEIST
DIE REINIGUNG DES MEDITATIONSRAUMES
Wir reinigen normalerweise unser Zimmer oder unser Haus, damit wir uns fröhlicher und tatkräftiger fühlen, oder wir geben uns bei der Reinigung besondere Mühe, weil wir wichtige Gäste erwarten. Wenn wir unser Zimmer vor der Meditation reinigen, sollten wir es jedoch mit einer Motivation tun, die uns die größten Verdienste bringt. Wir reinigen unser Zimmer, um alle heiligen Wesen einzuladen, damit wir Verdienste ansammeln und negatives Karma reinigen können, indem wir die siebengliedrige Praxis und das Mandala darbringen. Es ist weitaus angebrachter und wertvoller, uns bei der Reinigung unseres Zimmers zu bemühen, wenn erleuchtete Wesen unsere Gäste sind!
Wenn wir unseren Meditationsraum mit dieser Motivation reinigen, entstehen fünf gute Ergebnisse:
(1) Unser Geist wird klarer
(2) Der Geist anderer, die unser Zimmer betreten, wird klarer
(3) Die Gottheiten freuen sich, unser Zimmer zu betreten
(4) Wir erschaffen die Ursache, mit einer schönen Form wiedergeboren zu werden
(5) Wir erschaffen die Ursache, in einer reinen Umgebung wiedergeboren zu werden, etwa in einem Reinen Land
Während wir sauber machen, sollten wir den Staub und Schmutz als den Dreck unserer eigenen nichttugendhaften Handlungen und Verblendungen betrachten und denken: «Das ist der Schmutz meiner Unwissenheit – ich beseitige ihn. Dies sind die Flecken meiner zerstörerischen Taten – ich beseitige sie.» Haben wir ein besonders starkes emotionales Problem, beispielsweise starke begehrende Anhaftung, können wir uns darauf konzentrieren und energisch sauber machen, während wir denken: «Das ist der Schmutz meiner Anhaftung. Ich entferne ihn aus meinem Geist.»
Es gab einmal einen Mönch namens Lam Chung, der zur Zeit Buddha Shakyamunis lebte. Schon bevor er ein Mönch wurde, hatte er den Ruf, dumm und nicht lernfähig zu sein. Er wurde zur Schule geschickt, aber schon bald von dort verwiesen, weil die Lehrer sagten, er könne keine seiner Lektionen im Gedächtnis behalten. Später sandten ihn seine Eltern zu einem Brahmanen, damit er die vedischen Schriften lerne. Doch