Schattenglanz. Ina Maria Teutsch. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ina Maria Teutsch
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847654261
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von Laurin ausging, mich voll und ganz in ihrem Bann gefangen hielt. Ich konnte nichts dagegen tun, wie sehr ich mich auch bemühte und mich langsam selbst dafür zu hassen begann. Es schien fast so, als sei Laurin eine Droge und ich die Süchtige, die seine Nähe um alles in der Welt brauchte. Es war zum verrückt werden! Ich wusste keinen Ausweg mehr aus dieser Situation. Ich konnte nicht das Geringste daran ändern. Was ich tun konnte, war abzuwarten und zu sehen, wie sich das ganze noch alles entwickeln würde. Und vielleicht würde ich ja auch bald eine Erklärung von Laurin selbst bekommen, hoffte ich zumindest. Als ich dann am nächsten Morgen mit Halsschmerzen und geröteten Augen auf einem noch etwas feuchten Kissen aufwachte, hätte ich am liebsten schon wieder zu weinen angefangen. Dabei wusste ich selbst nicht mehr so genau warum überhaupt. Doch dieses seltsam stechende Gefühl in meiner Brust schien mich innerlich zerreißen zu wollen. Schnell sprang ich deshalb auf und versuchte es so gut wie möglich zu ignorieren. Doch das wollte mir beim besten Willen einfach nicht gelingen. Es schmerzte viel zu sehr! Als ich mich fertig angezogen und gerichtet hatte, stolperte ich benommen auf den Hof hinaus, wo ich mit Johanna zusammenstieß, die gerade einen Eimer mit Milch in der Hand trug. Sie war in meinem Mathekurs und schien eigentlich ganz nett zu sein. Ihre haselnussbraunen Augen strahlten immer eine gewisse Fröhlichkeit aus, die furchtbar ansteckend wirkte. Doch heute konnte sie mich damit nicht erreichen. Sie hatte eine kecke Stupsnase und braune, schulterlange Haare, die perfekt zu ihren braunen Augen passten. Nun starrte sie mich überrascht an, als ich ein leises "Entschuldigung" murmelte und dabei rot anlief. "Macht nichts. Kein Ding", erwiderte sie auf ihre freundliche Art und Weise, die mir an ihr so gefiel. Schnell machte ich, dass ich weiter kam und ließ mich jetzt um diese Uhrzeit bereits fix und fertig in der Mensa neben Mona auf einen noch freien Platz fallen. Der Tag konnte eindeutig nur noch besser werden! Da bemerkte ich zu meiner Verwunderung, dass Martin mich ununterbrochen anstarrte. Was war nur los? Hatte ich etwas im Gesicht hängen oder wie? Langsam wurde es mir zu dumm. Musste heute auch wirklich alles schief gehen? "Was ist los?! Warum starrst du mich so an?", wollte ich ein bisschen zu barsch wissen, was ich gleich darauf wieder bereute. Doch Martin antwortete noch immer nicht. Es schien fast so, als wäre er in eine andere Welt abgetaucht und nur noch physisch anwesend. Verwirrt folgte ich seinem Blick, der direkt auf meine Kette fiel. Ich stöhnte auf. Dieses dumme Ding! Es schien schon gestern Laurin irgendwie vertrieben zu haben und nun das! Schnell riss ich sie mir vom Hals und stopfte sie wütend in meine Tasche hinein. Ich hatte genug von diesen ganzen verwirrenden Dingen, von denen ich nicht die leiseste Ahnung hatte. Mir reichte es einfach die Dumme zu sein, die verpeilt durch die Gegend rannte und ihr Leben nicht mehr auch nur annähernd im Griff zu haben schien. Warum sollte ich ein schlechtes Gewissen haben, wenn Laurin derjenige war, der davonlief ohne ein Wort der Erklärung? Wut stieg in mir auf. Wut gegenüber mir selbst, gegenüber Laurin, gegenüber dieser Feder hier und gegenüber der ganze Welt. Am liebsten hätte ich den Teller vor mir genommen und mit aller Kraft gegen die Wand geschmissen. Doch das hätte meine Situation bestimmt nicht auch nur im entferntesten verbessert. So bemühte ich mich einigermaßen normal zu benehmen, was die anderen aber nicht wirklich überzeugte. Mona blickte mitleidig drein und Timo war bemüht mich mit lustigen Kommentaren aufzumuntern. Mit mäßigem Erfolg. So kam es, dass ich nun in einem Klassenzimmer hockte, in dem es nach irgendetwas Vermodertem stank und Timo neben mir dir Fürsorge in Person war. Ich hörte dem Geschwafel des Deutschlehrers, dessen Namen ich nicht einmal kannte, keine Minute lang zu, als er über irgendwelche Stilmittel zu philosophieren begann. Stattdessen sah ich mit wachsendem Erstaunen auf meine Hand hinab, die in Timos ruhte. Wie war es nur so weit gekommen? Ein aufregendes Kribbeln ergriff von mir Besitz und ich vergaß wirklich für eine kurze Zeit die Geschehnisse der letzten Stunden. Timos Finger beschrieben kleine Kreise auf meinem Handrücken und ein winziges Lächeln breitete sich in meinem Gesicht aus, was Timo mit einem Strahlen kommentierte. Mir wurde gleichzeitig heiß und kalt. Es war ein wunderschönes Gefühl, was mich vollkommen verwirrte und gleichzeitig glücklich machte. Timos grüne Augen funkelten wie feuchtes Moos am frühen Morgen im Wald, wenn die ersten Strahlen der Sonne darauf fielen. Sein Lächeln verursachte mir Gänsehaut und seine Zahnlücke wirkte einfach nur super süß. Was wenn ich Laurin vergessen würde? Was wenn ich ihm aus dem Weg ging? Wenn er etwas von mir wollte, sollte er bei mir vorbeikommen. Ich würde ihm nicht hinterherrennen. Ein leichtes Ziehen machte sich in meinem Brustkorb breit, was ich geflissentlich beiseite schob. Nun wollte ich nur noch mit Timo hier sein und aus dem Moment heraus leben. Die letzten Tage hatten mir nämlich schon vollkommen gereicht. Laurin schien überhaupt nicht gut für mich zu sein. Ich wusste, dass ich ihn vergessen musste, aber dazu war ich im Moment leider auch noch nicht in der Lage. So einigte ich mich darauf ihn zu ignorieren und es nun erst einmal mit Timo zu versuchen, der so anders als Laurin war. So nett und immer um mein Wohl bedacht. Eigentlich genau das Gegenteil von diesem Depp. Irgendwie war mir bei diesem Gedanken zwar etwas unwohl, doch im nächsten Moment fuhren Timos Finger meinen Arm weiter hinauf und alles war vergessen. Ich schloss meine Augen und genoss dieses Gefühl in mir, das zu brodeln begann. Ich drückte sachte seine Hand. "Du bist unglaublich", hauchte er leise und seine Stimme war dabei leicht rau. "Das kann ich nur zurückgeben", entgegnete ich flüsternd und meinte es in diesem Moment vollkommen ernst. "Könnten uns die verehrte Dame und der verehrte Herr in der zweiten Reihe bitte berichten, was sie so Interessantes zu bereden haben?", drang da die Stimme des Deutschlehrers zu uns durch. Ich wurde leicht rot und wollte die Hand von Timo schnell wieder loslassen. Doch dieser hinderte mich mit einem leichten Händedruck daran. Beruhigend strich er über meine Hand. "Wir haben uns gerade darüber unterhalten, dass in diesem Text hier unserer Meinung nach viel zu viele Hypotaxen vorkommen", erklärte Timo ernst und seine Miene zeigte nicht die geringste Regung. "Das stimmt durchaus. Gut erkannt! Wirklich hervorragend", meinte der Deutschlehrer erstaunt und wandte sich wieder dem ganzen Kurs zu. Überrascht blickte ich zu Timo hinüber, der mir zuzwinkerte. "Danke", flüsterte ich und unterdrückte ein freudiges Lachen. Timo machte eine wegwerfende Handbewegung und lächelte zurück. Wow! Dieser Typ war einfach so unglaublich hammer! Ein Traum! Richtig perfekt! Warum konnte ich nicht einfach ihn lieben? Warum musste alles so kompliziert sein? Warum Laurin, diesen Macho?! Doch das würde ich mir ganz gewiss nicht weiter gefallen lassen. Wenn Laurin dachte, ich rannte ihm jetzt ständig wie ein Schoßhündchen hinterher, hatte er sich gewaltig geschnitten. Ich würde es nun auf jeden Fall erst einmal mit Timo versuchen. Schließlich konnte man ja hoffen.

       KAPITEL 12 – Erkenntnis

      Am Mittag hatte ich mich mit Timo zusammen entschieden in die Mediengruppe zu gehen. Auf eine Waldwanderung hatten wir nämlich beide keine allzu große Lust gehabt. Mit irgendeinem Betreuer munter durch den Wald zu stapfen, fröhliche Lieder zu singen und Vögel zu beobachten, war nicht gerade so mein Ding. Außerdem wollte ich so viel Abstand wie möglich zwischen mir und dem Sternensee wissen. Jetzt noch einmal dort vorbeizukommen, hätte ich nämlich nicht auch noch ertragen. Von Laurin war zum Glück weit und breit keine Spur zu erkennen und ich versuchte alle Gedanken an ihn zu verdrängen, was mir auch beinahe gelang. Bloß eben nur beinahe. Ab und zu sah ich nämlich zu meiner eigenen Verzweiflung sein ansteckendes, bezauberndes Lächeln vor mir, das mich in eine andere Welt zu entführen schien. Doch nun war Timo an meiner Seite und nicht Laurin. Und ich würde mir diese Zeit auch nicht verderben lassen, indem ich an diesen Idioten dachte, der eh nur mit meinen Gefühlen spielen wollte! Auch Franziska war sichtlich erfreut, als sie mich händchenhaltend mit Timo in den Medienraum kommen sah. Sie hatte mir noch in der Mittagspause völlig aufgedreht berichtet, wie sehr sie sich für uns beide freute und dass Timo so jemanden wie mich echt verdient hatte. Als Timo nun gerade in die andere Richtung blickte, streckte sie augenzwinkernd beide Daumen in die Höhe, worauf ich zustimmend grinste. Doch ich merkte selbst, dass mein Lächeln nicht ganz echt war und beinahe aufgesetzt wirkte. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, dass ich Timo hier eigentlich als Ablenkung für die Probleme mit Laurin benutzte. Aber vielleicht würde es ja wirklich etwas Ernstes werden? Zumindest hatte Timo noch nicht die drei Worte gesagt, die ich ganz bestimmt nicht hätte erwidern können. Denn anlügen konnte ich ihn einfach beim besten Willen nicht. Dafür war er viel zu nett. Wir ließen uns neben Franziska auf die zwei einzigen noch freien Plätze im ganzen Raum nieder. Die Meisten schienen Wandern wohl auch nicht gerade so toll zu finden. Timo legte mir seinen Arm um meine Schulter, wobei ich mich gleich geborgen fühlte und kuschelte mich eng an ihn. Das Licht ging aus und ein alter Film über irgendein Pärchen, das nach zwanzig Jahren