Schattenglanz. Ina Maria Teutsch. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ina Maria Teutsch
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847654261
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Haare wehten wie ein Feuerschweif hinter ihr her und ihre Augen funkelten aufgeregt. "Hey Lari!", benutzte sie zum ersten Mal einen Spitznamen, was ich sofort zurückgeben musste. "Hey Franzi!" Es sah so aus, als sei ich in ihrer Freundschaftsskala einen Rang aufgestiegen, worüber ich mich sehr freute. Warum wusste ich aber selbst nicht. Ich hatte doch nichts getan! "Musst du uns immer so einen Schrecken einjagen?", setzte sie anklagend an, "Echt schlimm mit dir! Man kann dich nicht auch nur eine Minute aus den Augen lassen. Mann oh Mann. Aber wie geht es dir eigentlich? Tut es noch sehr weh?" Ich versuchte sie etwas zu beruhigen und berichtete, dass es mir wieder vollkommen gut ging, was mir aber nicht gelang. Irgendetwas schien sie völlig aus der Fassung gebracht zu haben. "Was hast du denn dort im Wald überhaupt gesucht? Ich verstehe es nicht. Oder vielleicht doch, warte mal ab was ich dir zu berichten habe", sprudelte es geradezu ohne Punkt und Komma aus ihr heraus, "Du bist eigentlich wegen deines nächtlichen Ausflugs vor drei Tagen von der Campleitung vom Sommercamp verwiesen worden. Sie wollten dich heim schicken, auch als wir versucht haben dich zu verteidigen. Sie waren in dieser Hinsicht gnadenlos. Wir dachten schon, dass wir jetzt eine Freundin weniger hier im Camp haben. Doch dann kam vorgestern Laurin ins Spiel. Er erzählte, dass es allein seine Schuld gewesen sei, dass du gestolpert bist und dass er dich zu dem Ausflug überredet hätte. Angeblich hättest du nämlich gar nichts von der Regelung gewusst, dass man das Camp nachts nicht verlassen darf. Und so haben sie nicht dich verwiesen, sondern Laurin, der dich aus dem Wald getragen hat und der nun kurzerhand verschwunden ist. Was hat das zu bedeuten Lari? Ich habe schon vorher bemerkt, wie du ihn angeschaut hast. Aber dass der dich an sich rangelassen hat! Wow! Das hat noch niemand geschafft!" "Niemand außer Marie", schoss es mir durch den Kopf, doch ich sagte es nicht laut. Das waren einfach zu viele Informationen auf einmal. Mir schwirrte der Kopf. Was hatte Franziska da gerade gesagt? Laurin hatte... hatte für mich das Camp verlassen? Ich stutzte. Aber warum! Er kannte mich doch gar nicht und schien auch eine gewisse Abneigung gegen mich zu hegen. Und ich dachte er wäre mit Marie... mein Kopf brummte. Franziska starrte mich erwartungsvoll an, sodass ich irgendwann stotternd erwiderte: "Äh... eigentlich war da nichts großes. Wir haben uns nur einmal getroffen und ja. Das war es auch schon. Und tollpatschig wie ich bin, muss ich wohl gestolpert sein." Mehr wollte ich nicht preisgeben. Doch Franzi schien dadurch zumindest etwas besänftigt. "Und was ist mit Timo?", wollte sie danach vorsichtig wissen. "Ja, also... äh... ich denke, dass das nichts wird. Tut mir echt leid, aber ich fühle nicht so für ihn. Wenn ich ihn das nächste mal sehe, werde ich es ihm wohl sagen müssen", stammelte ich, wobei mir sehr unwohl bei der ganzen Sache war. Wie würde Franziska reagieren? Sie war schließlich seine beste Freundin. Doch diese wirkte nur leicht gequält und erwiderte: "Das kenne ich. Zu Beginn, als ich das erste mal im Camp war, hatte er sich auch in mich verliebt. Ich verstehe dich also nur allzu gut. Doch er wird es verkraften. Glaube mir, das wird schon. Aber ich muss jetzt auch dann wieder weiter. Wollte noch ein bisschen in die Stadt shoppen, wenn man schon einmal den weiten Weg auf sich nimmt. Und hier habe ich noch etwas für dich. Dieser Brief hat mir Laurin in die Hand gedrückt, als ich eben ins Krankenhaus gekommen bin. War echt überrascht, dass der sich herablässt und mit mir spricht. Halte mich auf dem Laufenden und werde schnell wieder gesund. Wir vermissen dich alle!" Mit diesen Worten reichte sie mir einen blauen Umschlag, auf dem in der mir so bekannten, geschwungenen Schrift mein Name stand. Ich verabschiedete mich noch schnell von Franziska und sie versprach Grüße an die anderen auszurichten. Dann war sie verschwunden. Und ich allein. Allein mit einem Brief von demjenigen, den ich eigentlich nicht mehr hatte sehen wollen und den ich kalt fortgeschickt hatte.

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