Die Pferdelords 06 - Die Paladine der toten Stadt. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750222038
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geht.«

      Parnuk und der andere Axtschläger waren erleichtert und beeilten sich, die

      Tiere zu versorgen. Sie erhoben keinen Widerspruch, als Elmoruk entschied,

      in die hereinbrechende Nacht zu marschieren. »Je eher wir den Schutz unserer

      Berge erreichen, desto besser«, seufzte Parnuk. »In dieser Öde fühle ich mich

      nicht wohl.«

      Elmoruk sah nachdenklich in die Richtung, in der die Elfen verschwunden

      waren. »Es heißt, sie werden das Land bald verlassen.«

      Maratuk lachte und schulterte den gefesselten Felsbock. »Wer? Die Elfen?

      Das kümmert mich wenig. Kommt, lasst uns lieber zusehen, dass wir das

      Fleisch nach Hause schaffen. Ich möchte hier nicht länger bleiben. Das ist ein

      Land des Todes.«

      Elmoruk nickte. Er glaubte nicht, dass einer der Elfen aus der Öde

      zurückkehren würde. Egal, was ihr Ziel war, sie würden nur den Tod finden.

      Kapitel 2

      Sie marschierten im Kampfschritt des elfischen Volkes. Zehn Schritte gehen,

      zehn Schritte laufen, immer im steten Wechsel; eine rasche Schrittart, welche

      die Männer nicht zu schnell ermüdete. Die Hundertschaft hatte nun fast

      dreihundert Tausendlängen in der nördlichen Öde zurückgelegt. Fünf

      Tageswenden, in denen sie dem Verlauf des Gebirges Noren-Brak gefolgt

      waren, wobei sie vermieden hatten, die Öde von Rushaan zu betreten. Nun

      waren sie fast am Ziel, und der Führer der Bogen war erleichtert, als er die

      gewaltige Felsklippe von Niyashaar vor sich sah. Sie ähnelte einem

      zerklüfteten Kegel und ragte mehrere Hundertlängen in den Himmel auf.

      Dabei schien sie sich auf gefährliche Weise dem Vorposten zuzuneigen, der

      sich an ihrem Fuß erhob. Elgeros beschlich jedes Mal ein unangenehmes

      Gefühl, wenn er diese Klippe sah und sich vorstellte, sie könnte in sich

      zusammenstürzen. Zweifellos würde sie Niyashaar dabei zerstören. Aber die

      Klippe hatte all die Äonen ohne merklichen Schaden überstanden, und es gab

      keinen Grund, warum dies nicht auch in Zukunft so sein sollte. Klobig und

      aus massivem Fels würde sie noch stehen, wenn die Elfen das Land längst

      verlassen hatten.

      »Noch drei Zehnteltage, ihr Elfen des Hauses Tenadan«, sagte er an die

      Männer gewandt, »dann haben wir Niyashaar erreicht.«

      »Die Wachen dort werden erfreut sein, uns zu sehen«, erwiderte

      Unterführer Neolaras. »Wir kommen früher als erwartet.«

      Die Anspannung der Männer ließ nun, da sie in der Nähe des Vorpostens

      waren, ein wenig nach. Keiner von ihnen fühlte sich in dem toten Land der

      Öde wohl, und der befestigte Posten versprach Schutz, die Nähe anderer Elfen

      und die Ruhe, die man nach einem anstrengenden Marsch benötigte.

      Die Kleidung und das Schuhwerk der Männer waren ebenso von Staub

      bedeckt wie ihre Gesichter. Nur der Schmutz abweisende Stoff der hellblauen

      Umhänge wirkte fremdartig in seiner Sauberkeit und hellen Farbe. Elgeros

      verzog das Gesicht zu einem Lächeln voller Vorfreude, als er an den

      erfrischenden Wein dachte, der im Stützpunkt auf sie wartete. Gut gekühlt,

      leicht sauer und auf der Zunge prickelnd. So, wie ein elfischer Wein sein

      sollte, der einem Krieger zu entspannen half.

      »Sie werden neugierig auf das sein, was sich ereignet hat.« Neolaras

      schloss zu seinem Freund auf und deutete auf den Vorposten, der mit jedem

      Schritt näher kam. »Sechs Monde halten sie hier schon die Stellung. Eine

      einsame und lange Wache.«

      »Eigentlich müssten sie bis zur Ablösung eine volle Jahreswende wachen.

      Sie können sich also denken, dass wir wichtige Kunde bringen.«

      »Ja, wir werden die letzte Wache am Pass von Rushaan sein.« Neolaras

      nickte zufrieden zu seinen Worten. »Die letzte Wache, bevor der Posten

      Niyashaar aufgegeben wird und wir endlich das Land verlassen. Auf zu den

      Neuen Ufern.« Er schob seinen Bogen weiter auf die Schulter zurück.

      »Wahrlich, Elgeros, mein Freund, ich habe viele Jahrtausendwenden auf

      diesen Tag gewartet.«

      »Das haben wir alle, Neolaras.«

      »Ich frage mich, warum die Besatzung überhaupt noch abgelöst wird. Man

      sollte Niyashaar schon jetzt aufgeben.«

      Elgeros lachte. »Du weißt, dass das nicht geht. Bevor nicht die letzten

      Häuser die Schiffe bestiegen haben, muss die Grenze noch gesichert werden.

      Eine Jahreswende mag das noch dauern, aber dann werden wir endlich in die

      neue Heimat reisen.«

      Schon seit vielen Jahrtausenden planten die elfischen Häuser, das alte Land

      zu verlassen und die künftige Heimat an den Neuen Ufern aufzusuchen. Zur

      Zeit des Ersten Bundes, als die Häuser der Elfen mit den Reichen der

      Menschen gegen den Schwarzen Lord und seine Orks standen, war eine

      Expedition zu den Neuen Ufern aufgebrochen. Auf ihrer Rückreise erlitt sie

      Schiffbruch, und nur Jalan-olud-Deshay, der Erste und Älteste des Hauses

      Deshay, erreichte die alte Heimat. Aber dann ereilte ein verhängnisvolles

      Schicksal die Elfen, und gelähmt durch den Fluch eines Grauen Wesens

      konnte Jalan sein Wissen über die Neuen Ufer nicht mehr weitergeben. Erst

      vor wenigen Jahreswenden war er von dem Fluch befreit worden, und nun

      bereiteten sich die Elfen darauf vor, endgültig abzureisen.

      Die Häuser der See bauten die notwendigen Schiffe, und Vorräte wurden

      angelegt und an Bord gebracht, denn die Reise würde lange dauern, und viele

      Tausend Elfen würden versorgt werden müssen. Zwei der Häuser des Waldes

      waren bereits aufgebrochen, andere sammelten sich an den Weißen Sänden,

      wo die Schiffe bereitlagen. Das Haus Tenadan würde zum nächsten Transport

      gehören.

      »Niyashaar hätte auch von der jetzigen Besatzung gehalten werden

      können«,