würden zu fliehen versuchen, aber in ihren Eutern war keine Milch, und die
Jungen würden sich ihnen nicht anschließen.
Die Maschen und Gewichte des Netzes glitten durch Elmoruks prüfende
Finger, und er nickte Parnuk zu. Als dieser die Geste erwiderte, richteten sich
die beiden Männer hinter dem Felsen auf und warfen ihre Fangnetze
blitzschnell auf ihre Beute.
Der Bock bemerkte die Bewegung und wandte sich ihr instinktiv zu,
während er den Schädel senkte und die Hörner der möglichen Gefahr
entgegenstellte. Wäre er zur Seite gesprungen, dann hätte ihn das Netz nicht
getroffen, aber Elmoruk hatte damit gerechnet, dass der Bock sein Rudel
verteidigen wollte.
Die Maschen glitten über die Spitzen der drei Hörner hinweg, und das Netz
legte sich über Schädel und Rücken des Bocks, während die Gewichte es
zusammenzogen. Als das Tier die Berührung spürte, richtete es sich auf und
versuchte zu entkommen, aber es war zu spät. Mit einem wütenden Blöken
verlor es den Halt und stürzte zur Seite um. Der von Parnuk ausgewählten
Kuh erging es nicht besser. Während die beiden gefangenen Felsböcke zu
Boden gingen, stürmten die beiden anderen Kühe blindlings los. Zwei
Pfeilbolzen zischten durch die Luft, und die Tiere überschlugen sich und
blieben liegen.
»Packt sie«, schrie Elmoruk und warf sich nach vorne.
Sie brauchten nicht mehr vorsichtig zu sein, nun kam es auf Schnelligkeit
an, damit der Anfangserfolg nicht zunichtegemacht wurde.
Der Bock blökte erneut und versuchte erfolglos, wieder auf die Beine zu
kommen. Dann sah er Elmoruk, wandte ihm den Schädel zu und stieß nach
ihm. Doch der Zwerg wich aus, sprang an den Rücken des Tieres und fesselte
die Beute gekonnt. Parnuk hingegen erhielt einen schmerzhaften Tritt von der
Kuh und schrie wütend auf. Das Tier richtete sich halb auf, aber der
Getroffene drückte es wieder nach unten. »Verdammt, packt mal mit an. Das
Vieh wehrt sich wie verrückt.«
»Sie will ihre Jungen schützen«, erwiderte einer der Axtschläger.
Gemeinsam fesselten sie das Tier. Der vierte Mann stand vor den beiden
verängstigten Jungtieren, die keinen Versuch machten, zu entkommen. Im
Gegenteil drängten sie der gefesselten Mutter entgegen, denn ihre Instinkte
waren noch darauf ausgelegt, Schutz und Nahrung bei ihr zu finden.
»Ein guter Fang«, knurrte Elmoruk und richtete sich ächzend auf.
»Ein verdammt guter Fang«, bestätigte Axtschläger Maratuk auflachend.
»Ein starker Bock, der die Kühe ordentlich bespringen wird, und dazu ein
Muttertier mit zwei Jungen, die rasch heranwachsen werden. Ah, ein wahrhaft
guter Fang.«
»Die Jungen sind groß genug und werden ins Tal laufen können.« Parnuk
rieb sich das getroffene Bein und sah zu den beiden erlegten Kühen hinüber.
»Das ist gut. Dann brauchen wir sie nicht den ganzen Weg zu tragen und
können das Fleisch der beiden Kühe mitnehmen.«
»Ja, nehmen wir sie aus. Es hat wenig Sinn, das ungenießbare Zeug
mitzuschleppen. Schneiden wir also nur die guten Stücke heraus.« Elmoruk
legte seine Bartzöpfe in den Nacken und verknotete sie, damit sie bei der nun
folgenden Arbeit nicht beschmutzt würden, und zückte sein scharfes Messer.
Während die Bauchdecken der erlegten Kühe geöffnet wurden, füllte
Maratuk die Wasserflaschen des Trupps auf. Dann bezog er Posten an einem
der Felsen und hielt Ausschau nach Gefahr. Unterdessen machten sich die
anderen daran, die beiden toten Kühe auszunehmen.
»Reibt das Fleisch gut mit Salz ein«, meinte Elmoruk. »Wir haben einen
weiten Weg vor uns, und es soll nicht verderben.« Er deutete mit der blutigen
Klinge auf Parnuk. »Nimm eines der Felle und schabe es sorgfältig aus, damit
es sauber ist und wir die besten Stücke darin tragen können.«
»Ich bin zwar zum ersten Mal auf der Jagd, aber ich weiß sehr wohl, was
zu tun ist«, erwiderte der Schürfer errötend.
»Dein Netzwurf war gut«, lobte Elmoruk. »Sei also nicht gleich beleidigt.«
Der andere Axtschläger zog soeben Darm und Eingeweide aus dem Bauch
der zweiten Kuh, trennte beides ab und warf es zur Seite. Überall stank es
nach Blut und dem Darminhalt, den die Tiere im Tode von sich gegeben
hatten. »Trotzdem hat er sich einen kräftigen Tritt eingefangen.« Er sah
Parnuk forschend an. »Wirst du bis nach Hause durchhalten?«
»Ich denke, schon.«
»Lass mich mal sehen.« Elmoruk machte eine auffordernde Geste, dann
steckte er das Messer in den Boden und sah zu, wie Parnuk sein Hosenbein
nach oben zog. »Nichts gebrochen. Aber du wirst ein bunt geschecktes Bein
und Schmerzen bekommen.« Er musterte Parnuk ernst. »Wenn es nicht mehr
geht, dann melde dich.«
»Es wird gehen.«
»Wir sollten uns beeilen.« Der Wächter kratzte sich am Bart. »Da hinten
kommt Nebel auf, und das gefällt mir nicht.«
»Nebel? Jetzt schon?« Elmoruk erhob sich ächzend und trat zu dem
Posten. »Es sind noch mehrere Zehnteltage bis zum Einbruch der Dunkelheit.
Vor dem Morgen wird es keinen Nebel geben, denn die Luft ist klar und
trocken.«
»Sieh selbst.« Der Axtschläger wies nach Norden.
Elmoruk beschattete seine Augen. »Du hast recht. Das sieht nach Nebel
aus.«
Nördlich von ihnen erstreckte sich ein ausgedehntes Geröllfeld, dessen
Felsen im Sonnenlicht scharf konturiert wirkten. Doch hin und wieder wurden
die Konturen von einem seltsamen Wallen verdeckt, einem milchig trüben
Nebel, wie er am Morgen den Wechsel vom Tag zur Nacht ankündigte, zu
dieser