in die Nordmark, dann in die Königsmark und hinunter ins Reich der weißen
Bäume. Man schickt uns ein paar Wagen, aber wir werden auch eigene
benutzen müssen. Das Gold ist sehr schwer.«
Tasmund lachte auf. »Das wird den Händler Helderim freuen. Er hat die
meisten Wagen und wird sich ihre Bereitstellung mit vielen Schüsselchen
vergelten lassen.«
Garodem wurde ernst. »Normalerweise bräuchten wir keinen starken
Begleitschutz für den Transport. Es werden viele Wagen sein und viele
Helfer. Eine Bande Räuber würde sich kaum heranwagen. Zudem ist das Gold
wertlos.«
»Nicht im Reich der weißen Bäume.«
»Da hast du recht.« Garodem trat an eines der Fenster, die nach Süden
zeigten, und beugte sich vor. Als er den Kopf wandte, konnte er einen Teil
des Übungsfeldes einsehen. Dort herrschte mittägliche Ruhe, aber bald
würden die Pferdelords erneut zu üben beginnen, und unter ihnen würde auch
Garwin sein. Abrupt wandte sich der Pferdefürst wieder zu Tasmund.
»Dennoch will ich dem Transport einen starken Schutz geben. Einen vollen
Beritt.«
Erneut runzelte der Erste Schwertmann die Stirn. »Befürchtest du
Schwierigkeiten?«
»Nein. Aber es wäre eine gute Übung für die Männer.«
Tasmund verengte die Augen und musterte Garodem nachdenklich. »Ich
glaube, mein Freund, du denkst an einen ganz bestimmten von ihnen.«
Der Pferdefürst seufzte erneut. »Ja, das tue ich.«
Der Erste Schwertmann gab einen undefinierbaren Laut von sich.
»Vielleicht täte es allen ganz gut, sich nicht aneinander, sondern am Sattel zu
reiben. Ein langer Ritt, auch wenn es nicht zum Kampf kommt, kann Männer
zusammenschweißen und zu einer festen Einheit werden lassen.«
»So ist es.« Garodem lächelte.
»Garwin ist kein Scharführer«, wandte Tasmund ein. »Er hat noch nicht
das Recht, einen Wimpel zu führen.«
»Verdammt, Tasmund, das weiß ich«, fuhr Garodem auf. Entschuldigend
hob er die Hände. »Verzeih, mein Freund.« Der Pferdefürst zwang sich zur
Ruhe. »Es ist sicherlich ein Risiko, aber Garwin muss lernen, Verantwortung
zu übernehmen. Wenn er erst in Krisenzeiten damit beginnt, kann es sein,
dass er versagt, wenn weder du noch ich ihm beistehen können.«
»Du befürchtest also tatsächlich, dass er versagt.«
Garodem sah seinen Freund kummervoll an. »Falls es bei einem harmlosen
Begleitritt nach Gendaneris geschieht, hat es wenigstens nicht den Tod von
guten Pferdelords zur Folge.«
»Dennoch ist er kein Berittführer. Nicht einmal Führer einer Schar. Es
kann böses Blut unter den Männern geben.«
»Nicht unter meinen Schwertmännern.« Garodem zuckte die Schultern.
»Nun, und wenn das geschehen sollte, sind sie diszipliniert genug, ihren
Unmut im Zaum zu halten.«
Tasmund schwieg einen Moment und wiegte dann langsam den Kopf. »Ich
halte es für zu gefährlich. Wenn Garwins Autorität nun Schaden nimmt und er
später dein Banner übernehmen muss, dann kann das üble Folgen haben. Ich
würde vorschlagen, ihm einen fähigen Mann zur Seite zu stellen. Als …
Berater, sozusagen. Offiziell soll Garwin führen, aber du musst ihm deutlich
machen, dass er sich im Zweifel an das zu halten hat, was der Berater ihm
sagt.« Tasmund schnaubte. »Ich würde diese Aufgabe übernehmen, Garodem,
das weißt du, aber …«
Garodem winkte ab. »Wir beide taugen nicht mehr für den Sattel.
Kormund will ich den langen Ritt nicht zumuten, und außerdem brauche ich
ihn hier, für den Fall, dass eine Gefahr droht, der wir begegnen müssen.«
»Die anderen Scharführer werden einen schweren Stand gegen Garwin
haben. Dein Sohn ist … sehr eigensinnig und temperamentvoll.« Tasmund
spitzte die Lippen und lachte leise auf. »Ich glaube, wir haben denselben
Mann im Sinn.«
»Nedeam.«
Kapitel 5
Die drei Elfen blickten über die große Bucht, die sich vor ihnen erstreckte. Sie
war von einem Strand in der Form eines Halbmondes gesäumt, dessen Enden
zum Meer wiesen und einander fast berührten, sodass nur ein schmaler
Wasserweg das offene Meer mit der geschützten Bucht verband. Der Strand
bestand aus feinstem weißem Sand, und so nannte das elfische Volk diesen
Ort die »Weißen Sände«. Hier hatten die Häuser der Elfen der See ihre Stadt
errichtet, und hier bauten sie ihre Schiffe.
Unmittelbar neben dem Strand erhoben sich schroffe Klippen, an deren
Innenseiten sich die Häuser des Elfenvolkes befanden. Diese wirkten grazil
und waren untereinander und mit dem Boden durch eine Vielzahl schmaler
Treppen verbunden.
Unten am Strand gab es nur wenige Gebäude, denn die Elfen wollten die
Schönheit der Weißen Sände nicht unnötig beeinträchtigen. Lange Stege
schoben sich hier in das Wasser der Bucht hinaus, und an ihnen lagen die
Schiffe des Elfenvolkes. Über Äonen hinweg waren es nur wenige gewesen,
aber jetzt wuchs ihre Zahl rasch, und ein großer Teil der Bucht war bereits mit
ihren Rümpfen angefüllt. Das Volk bereitete sich auf die große Reise in die
ferne neue Heimat vor.
Für Lotaras und Leoryn, die Geschwister aus dem Hause Elodarion, war
der Anblick der Weißen Sände nicht neu. Vor einigen Jahreswenden waren
sie von hier aus in See gestochen, als es darum ging, am Hofe des
Pferdekönigs Reyodem Neuigkeiten über das verschollen geglaubte elfische
Haus