Feinde der Ashari. Lina-Marie Lang. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lina-Marie Lang
Издательство: Bookwire
Серия: Die Ashara-Chroniken
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738075151
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ist Tradition. Jeder Dynari braucht einen Hüter. Er gehört dazu. Er ist Teil des Standes."

      Nadira seufzte. „Ich weiß nicht, wie ich wählen soll."

      „Du solltest als Erstes mit dem Hauptmann sprechen. Er kann dir sicher einige geeignete Männer vorstellen. Und dann … lass dich von deinem Gefühl leiten. Immerhin bist du eine Dynari. Du wirst noch viele Entscheidungen treffen müssen. Es ist besser, wenn du es lernst."

      Nadira schwieg. Ihr gefiel der Gedanke immer noch nicht. Aber es war besser, eine Person an ihrer Seite zu haben, die sie sich selbst ausgesucht hatte. Dann ließen sich hoffentlich Ereignisse wie gestern vermeiden.

      „Hast du mich verstanden?"

      „Ja. Habe ich."

      „Dann sprich mit Hauptmann Selius." Dyn Arthos stand wieder auf. „Wo war der leichtere Durchgang?"

      Nadira musste wieder daran denken, wie Dyn Arthos sich durch das Gebüsch gequält und sich in den Ästen verfangen hatte, und fing wieder an zu lachen. "Hier drüben." Sie stand auf, und zeigte Dyn Arthos den „geheimen" Eingang.

      EIN HÜTER FÜR NADIRA

      

      

      Nadira verbrachte die nächsten Tage damit der Entscheidung auszuweichen, wer ihr Hüter werden sollte. Sie war, wie Dyn Arthos gesagt hatte, zu Hauptmann Selius gegangen. Dieser war sehr respektvoll gewesen und hatte sich mit Nadira unterhalten. Der Hauptmann wusste natürlich von Nadiras Freundschaft mit Darec, er hatte beide zusammen aufwachsen sehen.

      Als Nadira in das Haus von Dyn Arthos gekommen war, war Selius noch nicht Hauptmann gewesen, er hatte allerdings schon das Kommando über seine eigene Einheit gehabt. In der Zeit von Nadiras Ausbildung war er weiter aufgestiegen. Jetzt da Nadiras Ausbildung vorbei war, hatte sie ihn aber überholt. Sie war jetzt eine Dynari, und stand damit im Rang über ihm. Er war zwar der höchste Mann in der Wache, und eine Respektsperson, aber die Dynari standen trotzdem über ihm. Über den Dynari stand nur noch der Rat, dieser bestand wiederum aus Dynari. Nadira fragte sich, ob es nicht komisch für ihn war, dass das kleine Mädchen jetzt im Rang über ihm stand.

      Hauptmann Selius stelle Nadira einige Wachen vor, die seiner Meinung nach zu ihr passen würden. Aber Nadira war nur geringfügig interessiert. Sie wollte diese Entscheidung einfach noch nicht treffen.

      Da Dyn Arthos aber darauf bestand, dass sie bald einen Hüter erwählte, traf sie sich mit den jungen Männern, um sie etwas besser kennenzulernen. Aber wirkliches Interesse entwickelte sie an keinem davon. Der Hüter würde die meiste Zeit in ihrer Nähe sein. Nadira war der Meinung, dass es sich deshalb um eine Person handeln sollte, die sie ansprach, mit der sie sich unterhalten konnte. Aber niemand den sie kennenlernte sprach sie an. Eigentlich langweilte sie sich in deren Gegenwart nur.

      „Hast du dich endlich für einen Hüter entschieden?" Dyn Arthos lies einfach nicht locker.

      „Nein."

      „Was ist das Problem?"

      Nadira überlegte einen Moment. Sie war sich selbst nicht ganz sicher, was das Problem war. Sie wusste nur, dass sich etwas in ihr dagegen sträubte, einen der Wächter auszuwählen, die ihr bis jetzt vorgestellt worden waren. Ob das ihre eigene Sturheit war, oder mehr als das … Nadira wusste es nicht. „Ich habe einfach niemand gefunden, der mich anspricht", sagte sie, nachdem einige Zeit verstrichen war.

      „Inwiefern anspricht?"

      „Anspricht eben. Jemand mit dem ich mich auf einer Ebene befinde."

      „Du sollst ihn ja nicht heiraten. Er soll dich nur beschützen und repräsentieren."

      „Und wie soll er mich repräsentieren, wenn ich keine Verbindung fühle?"

      „Er soll dich, als Dynari, repräsentieren."

      Nadira seufzte. „Vielleicht bin ich keine gute Dynari."

      „Du bist eine Dynari. Du bist nur stur."

      „Das ist eine meiner herausragenden Eigenschaften", bestätigte Nadira.

      „Aber du musst endlich deine Sturheit überwinden und jemanden wählen. Das gehört zu deinen Pflichten als Dynari."

      „Ich versuche es doch. Aber mein Hüter ist doch immer bei mir. Deshalb sollte es jemand sein, mit dem ich mich verbunden fühlte. Jemand mit dem ich reden kann, und so jemanden habe ich noch nicht gefunden."

      „Dann such weiter und streng dich mehr an."

      Und Nadira suchte weiter. Und die Tage kamen ihr endlos vor. Und sie schien der Lösung ihres Problems keinen Schritt näherzukommen.

      ***

      Nadira brauchte dringend eine Pause. Eine Pause von ihren Studien und vor allem eine Pause von der Grübelei, wen sie als Hüter erwählen sollte. Also ging sie hinaus auf den großen Platz und setzte sich an den Springbrunnen.

      Es war ein warmer, sonniger Tag. Obwohl Nadira das Gefühl hatte, dass die Sonne ihre Energie wieder auflud, war es auch gleichzeitig unangenehm heiß. Hier, direkt am Springbrunnen war es am angenehmsten. Das Wasser kühlt die Luft etwas ab, und der leichte Nebel aus Wassertropfen kühlte noch zusätzlich. Nadira hatte es fast geschafft sich zu entspannen und ihre Sorgen für einen Moment zu vergessen, aber nur fast.

      Noch immer machte sie sich Sorgen um Darec und noch immer war sie der Lösung ihres Problems mit dem Hüter keinen Schritt nähergekommen. Wie sollte sie sich für einen der Männer entscheiden, wenn diese sie alle langweilten? Sollte sie wirklich einen Hüter wählen, mit dem sie sich nicht unterhalten konnte? Der Hüter war immerhin fast immer in ihrer Nähe.

      Das andere Problem war, dass sie ihrem Hüter wirklich vertrauen musste. Aber keiner der Männer, die man ihr vorgestellt hatte, war ihr sympathisch und vertrauenswürdig genug vorgekommen.

      Auch Hauptmann Selius und Dyn Arthos waren ihr keine wirkliche Hilfe bei der Entscheidung. Beide gaben ihr zwar Empfehlungen, aber beide urteilten nach ganz anderen Maßstäben und widersprachen sich gegenseitig. Nadira konnte also nur nach ihren eigenen Maßstäben entscheiden, und sie fand niemand, der dazu passte.

      „So grüblerisch?"

      Das mit dem Entspannen und dem Sorgen vergessen hatte nicht geklappt. Nadira war wieder so in Gedanken versunken gewesen, dass sie nicht bemerkt hatte, dass Larana sich zu ihr gesellt hatte.

      Als Nadira sie endlich bemerkte, machte Larana einen Knicks vor ihr, wie es die Etikette verlangte. Aber, wie schon mehrmals zuvor, strafte ihr verschmitztes Lächeln die höfische Geste lügen.

      „Lass den Quatsch", sagte Nadira. Sie war genervt davon, dass sie einfach nicht in der Lage war, eine Entscheidung zu treffen. Sie war genervt davon, dass sie sich immer noch Sorgen um Darec machen musste. Und sie mochte es nicht, wenn ihr Freunde sich so verhielten. Trotzdem bereute sie ihre schlechte Laune im selben Moment, Larana konnte ja nichts für ihre Sorgen.

      Das Lächeln war aus Laranas Gesicht gewichen. „Entschuldige."

      Nadira seufzte. „Tut mir leid. Es ist nicht deine Schuld."

      Larana setzte sich zu Nadira und kurz Zeit schwiegen beide. „Was bedrückt dich?"

      „Dynari-Kram", sagte Nadira.

      „Verstehe. Geht mich nichts an."

      „Das wollte ich damit nicht sagen." Jetzt verletzte sie auch noch ihre Freunde, weil sie nicht in der Lage war, ihre Pflichten als Dynari zu erledigen. „Ich denke nur, dass es nicht interessant ist und du mir nicht helfen kannst."

      „Versuch es."

      Nadira zögerte einen Moment. Sie wollte Larana nicht damit belasten. Aber es würde gut tun, darüber zu sprechen. Und so fing sie an ihr alles zu erzählen. Sie redete sich alles von der Seele. Als sie fertig war, war Laranas Gesicht nachdenklich.

      „So


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