sagte aber, das sei nicht nöthig; Feder und Papier
habe er bei sich, und vom Finger laufe ihr ja Blut,
damit könne sie auch unterschreiben. Sie betrachtete
ihre Hand und wirklich! sie hatte sich mit dem Grasstumpf
geschnitten, – das war sie aber vorher nicht
weiß geworden.
Sie unterschreibt also, und der Teufel gibt ihr einen
Beutel mit Geld und geht davon, sie aber hebt das
Tuch mit dem Gras auf den Kopf und geht heim. Im
Vorbeigehen an ihrem väterlichen Haus hört sie drinnen
ihre Mutter wimmern, als ob sie krank wäre. Wie
sie nun eilends in die Scheuer tritt und das Gras in's
Tenne geworfen hat, sieht sie ihren Herrn vor sich: er
hatte sich an einen Balken aufgehängt, weil er sich
nicht wollte brennen lassen. Dann geht sie in den
Stall, um nach der Kuh zu sehen und wird gewahr,
daß die Kuh nicht verfüttert, sondern todtgestochen
war mit Fleiß und Absicht. Da fällt's ihr centnerschwer
auf's Herz, daß sie umsonst ihre Seele dem
Teufel verschrieben habe, jammert noch mehr, als
zuvor und läuft zu dem Pfarrer, erzählt ihm Alles und
bittet ihn auf den Knieen, ihr einen Rath zu geben,
wie sie ihre arme Seele retten und von dem Bösen loskommen
könne, denn ihre Verzweiflung sei groß. Der
sagt, sie solle das Geld gleich wegwerfen und in die
Kirche gehen und beten und nicht mehr die Kirche
verlassen, bis er's ihr sage. So wirft sie denn das Geld
in die Scheuer, nimmt das Gebetbuch und will in die
Kirche.
Unter der Zeit war's Abend geworden. Wie sie nun
aus dem Hause tritt, steht der Teufel da, bietet ihr
einen guten Abend und sagt: »Ich hab' mein Geld
klingen hören, wo willst du hin, – doch nicht in die
Kirche?« »Zu meiner Mutter,« sagt das Lisbethchen,
»die am Brunnen wohnt, laß mich gehen, ich fürchte
mich vor dir,« – und will vorbei. »Warum hast du
denn so Eile?« fragte der Teufel, indem er neben ihr
hergeht und sie am Rock hält, »nimm mich nur auch
mit!« Das Lisbethchen sagt: »Ach, mir ist Angst, sie
stirbt und ich seh sie nimmer in alle Ewigkeit.« »Ha!«
antwortet der Teufel, »sie wird nicht gleich sterben!«
und packt sie bei der Hand. »Laß mich gehen!« bittet
das Lisbethchen und hebt an zu weinen und zu
schluchzen, »die Hand thut mir wehe, ich habe mich
ja heute mit dem Grasstumpf hineingeschnitten,« und
ringt mit ihm, aber der Teufel will nicht und hält sie
fest, wie mit eisernen Zangen.
Indem fängt's vom Kirchthurm an Abend zu läuten,
und die Leute, die noch auf der Gasse waren, ziehen
den Hut ab und beten, der Teufel aber muß vor
Jedem, der betet, stehen bleiben und kann nicht vorbei,
als bis er ausgebetet. Wie dieß das Mädchen
merkt, fängt sie an zu laufen, geht aber nicht in ihr
Haus, sondern will nur so schnell wie möglich die
Kirche erreichen und der Teufel bleibt immer weiter
zurück, und wie das Mädchen den Berg hinaufgekommen
ist und auf die Kirchenstaffel tritt, schaut sie sich
um und sieht den Teufel noch wie gebannt unten am
Brunnen stehen, – dort stand ihr Vater und betete
noch, und sie erkannte ihn an seinem weißen Kittel.
Da hört das Läuten auf – und in dem Augenblick
kommt der Teufel, wie ein Sturmwind ihr nachgefahren,
packt sie am Haare, wie sie gerade die Kirchthüre
in die Hand nehmen will, und sagt: »Es hilft dir
nichts, Lisbeth! Hättest du das Geschrei nicht ge-
macht bei dem Pfaffen, so hättest du immer noch eine
Weile gute Tage haben können, – jetzt aber ist's aus.
Vor einer Stunde habe ich den Herrn geholt, jetzt hole
ich die Magd. Aber die Kirche sollst du dir noch einmal
ansehen!« Wie er das sagt, fährt er mit ihr in die
Höhe und schwenkt sie bei den Haaren dreimal um
den Kirchthurm herum. Das Lisbethchen aber fängt
an zu beten: »Herr Jesu, dir leb' ich! Herr Jesu dir
sterb' ich.« Da muß der Teufel sie auf die Erde niedersetzen;
wie er's aber gethan, fällt das Mädchen um
und ist todt.
Den Staudersjörg haben die Henkersknechte abgeschnitten
und auf dem Schinderskarren hinausgeführt
auf den Hexenbrand und dort eingescharrt. Für das
Lisbethchen aber hat der Pfarrer gebeten, und so
haben sie's ehrlich begraben. Seine Mutter ist bald
nach ihm auch gestorben, und sein Vater ist weggezogen.
Man soll an unserm Herrgott nicht irre werden –
am allerwenigsten, wenn Einem ein Bösewicht bange
machen will.
294. Das Glöckchen der Stromfei.
Von L u d w i g K ö h l e r . – Deutsches Museum v. L.
B e c h s t e i n II., 194.
Das war der Graf von Klingenberg,
Der zog zum heil'gen Krieg.
Er sprach zu seiner Frauen:
»Ade, woll' Gott vertrauen
Und unsrer Jungfrau gnadenreich,
Die gibt uns schönen Sieg!«
Ein silbern Glöcklein gab er ihr.
»Nimm's in dein Kämmerlein;
So lang es stumm wird hangen,
Darfst du um mich nicht bangen,
Doch wenn es einstens läuten wird,
Werd' ich gestorben sein.
Und wenn du mir die Treue brichst,
Das Glöcklein sagt dir's an!
Ich starb zur selben Stunde
An tiefer Herzenswunde;
Das Glöcklein hat die Stromesfei
Geschenkt einst meinem Ahn!«
Die Fraue schwur ihm ew'ge Treu
Mit Herz und Hand und Mund
Der Graf zog drauf von dannen
Und Jahr' um Jahre rannen
Und aus dem Morgenlande