Die Pferdelords 01 - Der Sturm der Orks. Michael Schenk. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Schenk
Издательство: Bookwire
Серия: Die Pferdelords
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750221413
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Haare in seinen Ohren, und sie schienen auch ebenso wenig

      verkümmert zu sein wie seine allseits bekannte scharfe Zunge. Der alte

      Schmied hatte die Arme in die Hüften gestemmt, und der Schweiß rann ihm

      über seinen nackten Oberkörper, während vor ihm eine ältere Frau mit einem

      Schurmesser herumfuchtelte.

      »Scharf nennt Ihr das«, keifte sie wütend. »Soll ich meinen armen Tieren

      damit vielleicht die Haare rupfen?«

      »Mir ist egal, ob Ihr Eure Wolltiere rupfen wollt«, murrte der alte Schmied.

      »Andere Leute nehmen ein Messer, wie Ihr es in der Hand haltet, und scheren

      die Wolltiere damit.«

      »Scheren?« Die Frau beäugte das Schurmesser wie ein seltsames Tier.

      »Vielleicht kann ich damit meinen Garten umgraben. Zu mehr taugt es

      jedenfalls nicht.«

      »Ihr habt keinen Garten, Weib«, knurrte Guntram. »Und wenn Ihr weiter

      so keift, hören Euch Eure Wolltiere und laufen auch noch fort. Dann habt Ihr

      keine Tiere mehr zum Scheren. Zudem fertige ich die besten Schurmesser in

      der Hochmark. Jeder weiß das.« Guntram erblickte Nedeam, der grinsend auf

      Stirnfleck saß und dem lautstarken Disput zuhörte. »Selbst dieser junge Herr

      weiß meine Schurmesser zu schätzen und kommt extra von weit her angereist,

      um meine Ware zu erhalten.« Guntram sah Nedeam grimmig an. »Ist es nicht

      so?«

      »Äh«, machte der Junge unsicher, und Guntram nickte.

      »Da hört Ihr es. Auch er weiß meine Handwerkskunst zu schätzen. Trollt

      Euch also, Weib, denn ich habe ernsthaft zu arbeiten. Quält Eure Wolltiere,

      doch nicht mich.« Guntram nahm der Frau das Messer aus der Hand und hielt

      es Nedeam entgegen. »Nun, junger Mann, ist die Klinge scharf? Natürlich ist

      sie scharf.« Der Schmied drehte sich wieder zu der Frau um. »Förmlich

      hindurchsehen kann man durch die Schneide«, brüllte er, »so scharf ist sie.«

      Er sah Nedeam durchdringend an. »Nicht wahr, das ist sie?«

      »Nun«, begann Nedeam wiederum zögernd, doch Guntram hob die Hand.

      Der Schmied atmete mehrmals tief durch und schien sich zur Ruhe zu

      zwingen. »Da hört Ihr es, Weib.« Er nahm das Messer und führte es flach

      über seinen Arm. Nedeam sah staunend, wie dabei die grauen Haare von der

      Haut abgetrennt wurden. Guntram blickte das Messer zufrieden an und

      wandte sich erneut der Frau zu. »Ich werde es selbst behalten. Die Klinge ist

      zu scharf für Euch, Ihr könntet Euch verletzen.«

      »Das Messer ist gut«, meinte sie rasch. »Ich nehme es.«

      »Unsinn. In Eurem Alter ist es zu gefährlich, eine solche Klinge zu führen.

      Für Euch und andere Leute.«

      »Ich nehme es«, wiederholte die ältere Frau hastig und zog das

      Schurmesser wieder aus Guntrams Hand. Dann warf sie dem Schmied und

      Nedeam einen giftigen Blick zu und hastete davon.

      Guntram lachte leise. »Eine wahre Seele, nicht wahr?«

      Nedeam zuckte die Schultern. »Ihr seid sicher froh, sie nicht zum Weib zu

      haben.«

      Guntram lachte brüllend auf und schlug Nedeam so heftig auf den

      Schenkel, dass dieser fast aus dem Sattel stürzte. »Aber sie ist mein Weib, der

      Dunkle Turm möge sie verschlingen.« Er grinste breit. »Und ich sage Euch,

      junger Herr, es gibt kein besseres Weib in ganz Eternas. Sie hat Feuer wie

      eine Esse.«

      Guntram sah Nedeam nicht unfreundlich an. »Leider ist sie manchmal

      auch ebenso laut. Doch nun zu Euch, junger Herr. Ihr kommt mir bekannt vor.

      Lasst mich nachdenken. Das Pferd kenne ich. Stirnlocke … nein, Stirnfleck.

      Ihr müsst Balwins Sohn sein, nicht wahr?« Als Nedeam nickte, wies der alte

      Schmied zu seiner Werkstatt. »Hier gibt es nur das beste Eisen, und ich

      mache es zu bestem Stahl. Ihr wollt sicher ordentliche Klingen für die

      Wolltierschur haben, richtig? Dann steigt ab, junger Freund.«

      Nedeam schwang sich aus dem Sattel, und der Schmied lachte erneut, als

      der Junge sich in seinem langen braunen Umhang verfing. Errötend schlug

      Nedeam das Kleidungsstück über die Schulter zurück. »Ich habe Felle, Wolle

      und Häute.«

      Guntram schlug leicht gegen eine der Tragetaschen an Stirnflecks

      Hinterhand. »Ja, und offensichtlich hat Euer Vater eine gute Aufzucht und

      eine gute Jagd gehabt. Nun, zwei der Felle werden reichen, um meine Kosten

      abzudecken.«

      »Zwei Felle?« Nedeam dachte an die Worte seines Vaters und schüttelte

      dann den Kopf. »Mein Vater warnte mich schon davor, dass Ihr solches

      fordern würdet. Doch ein Fell ist genug. Es sind gute Felle.«

      »Und ich habe gute Klingen«, wandte Guntram ein. Sein Gesichtsausdruck

      wurde geschäftsmäßig, und er zog nach Nedeams Nicken das obere Fell

      hervor. Kritisch begutachtete er es. »Nun gut, netter Wuchs, dichtes Fell …

      Aber hier, junger Freund, man kann den Einstich des Pfeils sehen. Beim

      Dunklen Turm und seinem Schwarzen Lord, es sieht eher aus, als habe Euer

      Vater eine Schlachterlanze in das arme Tier gerammt. Mit einem solchen

      Riesenriss ist das Fell nahezu ruiniert.« Er schüttelte bedauernd den Kopf.

      »Mindestens zwei Felle, junger Freund. Und nur aus Freundschaft, da Ihr mir

      eben bei meinem Weibe so tapfer beigestanden habt.«

      »Mein Vater sagte mir aber, er habe den Wildläufer einst mit einer Eurer

      Pfeilspitzen erlegt und die seien die schärfsten und schmalsten Klingen.«

      Guntram knurrte, da diese Bemerkung ihn gleichermaßen rügte wie lobte.

      Würde er nun weiterhin auf einem zu großen Riss im Fell des Tieres

      beharren, würde er damit auch die Qualität seiner eigenen Arbeit schmälern.

      Missmutig kratzte er sich im Nacken. »Ihr seid unzweifelhaft Balwins Sohn,

      junger Herr.« Er seufzte entsagungsvoll. »Nun, mein Weib könnte den Riss

      nähen