einiges abgucken können, junger Freund. Die Klinge eines Schwertes entsteht
aus einem Stück Eisen. Es wird erhitzt und geschlagen, dann gefaltet und
wieder geschlagen. Je öfter man das glühende Metall faltet und schlägt, desto
haltbarer und zugleich elastischer wird die Klinge später sein. Man muss
hartes und weiches Eisen miteinander verbinden, Ihr versteht? Wir falten
unseren Stahl wohl an die zweihundert Mal, doch die Elfen tun dies ungleich
öfter.« Guntram wies auf den Amboss. »Mit einer Elfenklinge durchtrennt Ihr
jede Rüstung und sogar diesen Amboss. Mit einem einzigen Hieb. Ein
einfaches Schwert würde dabei zerbrechen, wenn es kraftvoll geführt ist.
Aber kein Elfenschwert.«
Guntram wies zu den Rüstungsteilen und Waffen im Hintergrund der
Schmiede. »Ich mache gute Schwerter und falte sie oft. Die zerbrechen nicht,
junger Freund. Aber sie werden trotzdem nie so gut wie eine Elfenklinge
werden, selbst wenn ich sie noch so oft falte und hämmere. Es steckt eben
zusätzlich eine besondere Elfenmagie in ihrem Metall, die wir nicht
besitzen.«
»Könnt Ihr sie nicht von den Elfen bekommen?«
Guntram lachte gutmütig. »Sie teilen ihre Magie nicht mit gewöhnlichen
Menschen. Zudem leben sie weit im Westen und hoch im Norden. Sehr weit
im Westen und sehr weit im Norden.« Er seufzte. »So es überhaupt noch
Elfen gibt.« Der Schmied gab sich einen Ruck. »Und nun genug geschwätzt,
Nedeam, mein junger Freund. Das alte Schurmesser ist wieder wie neu. Ach
was, es ist neu. Aber Ihr wollt ja auch noch ein anderes, neues Schurmesser,
nicht wahr? Nun, lasst uns sehen, was ich da habe.« Guntram schüttelte den
Kopf. »Und das alles für ein Fell mit einem gewaltigen Riss. Junger Freund,
Ihr werdet mein Ruin sein, wirklich.«
Einen Zehnteltag später streifte der Zwölfjährige durch die Straßen und
Gassen Eternas’, und während er erneut staunte, verspürte er seinen
wachsenden Hunger. Zudem musste es hier, das wusste er, auch irgendwo
Süßwurzeln geben. Nedeam lenkte Stirnfleck durch den Bezirk der
Handwerker. So vieles gab es hier für ihn zu bestaunen. Guntram war nicht
der einzige Schmied Eternas’. Es gab noch zwei weitere, die ihre Fertigkeiten
anboten und Waffen und Dinge des täglichen Bedarfes anpriesen. Vieles, was
in den anderen Marken des Pferdekönigs aus Holz gefertigt war, wurde in der
erzreichen Hochmark aus Metallen geschmiedet und oftmals liebevoll
verziert. Löffel, Kessel und Kannen, feine Stechnadeln zum Nähen und
scharfe Klingen für die verschiedensten Verrichtungen. Beschläge für Türen
und Fenster, bis hin zu vollständigen Rahmen. Teile des Sattelzeuges und
Spaltklingen zum Bearbeiten der Felder, Becken und Lampen für Fett und
Brennstein und viele andere Dinge mehr. An einer der Schmieden stand eine
Gruppe von Männern mit ihren Pferden, die neu beschlagen werden mussten.
Jedes halbe Jahr musste ein Pferd frisch beschlagen werden, denn die
Hufeisen nutzten sich rasch ab, oder ihr Sitz lockerte sich, und so waren die
Schmiede stets damit beschäftigt, neue Eisen zu schmieden und sie den Hufen
der Pferde anzupassen. Die Eisen durften dabei nicht zu groß und nicht zu
klein sein, und die Nägel, mit denen sie an den hornigen Hufen befestigt
wurden, durften das Tier nicht verletzen.
Am Ostrand der Stadt, dem Flussufer zugewandt, lag eine kleine Töpferei,
in der der Lehm des Ufers zu Tellern und Kannen geformt und gebrannt
wurde. In ihrer unmittelbaren Nähe fand Nedeam ein kleines Haus, vor dem
einige Fallen und Schlageisen hingen und zudem die Felle einiger toter Nager
an einem Rahmen zum Trocknen ausgespannt waren. Nager konnten zu einer
wahren Plage werden, denn die Felder und Vorratskammern der Stadt boten
reichlich Nahrung, und die kleinen Biester vermehrten sich unglaublich.
Nedeam erkannte einen stämmigen Mann, der soeben aus dem Haus trat und
dabei tief in ein Gespräch mit einem anderen vertieft war. Dem Knaben fiel
die mächtige Keule auf, die der muskulöse Mann in einer Hand hielt. Von
Neugier gepackt, ritt er näher.
»… wirklich, mein guter Herr, diese Biester sind nicht dumm«, hörte er die
Stimme des hünenhaften Mannes. »Nach einer Weile kennen sie die Fallen,
und Ihr mögt den besten Wolltierkäse als Lockmittel nehmen, sie werden den
Köder verweigern. Doch mit mir und meiner braven Keule, damit rechnen sie
nicht, so wahr ich Barus heiße.«
»Ach, Ihr wollt mir doch wohl nicht erzählen, dass Ihr mit Eurer Keule
Nager erschlagen könnt. Diese flinken Biester weichen Euren Hieben doch
aus.«
Der stämmige Mann schlug die Keule in seine flache Hand, und es gab
einen vernehmlich klatschenden Laut. »Hiebe? Ich, Barus, guter Herr, der
beste Nagerjäger der ganzen Stadt …«
»Ihr seid auch der einzige«, warf der Mann skeptisch ein.
Barus musterte ihn kopfschüttelnd. »Habt Ihr ein Problem mit den Nagern
in Eurem Keller, guter Herr, oder habe ich eines? Wie erwähnt, als bester
Nagerjäger der Stadt schlage ich nicht einfach mit meiner Keule zu. Seht
her.«
Der stämmige Mann machte urplötzlich eine Bewegung, die so schnell
war, dass Nedeam sie mit seinen Augen nicht einmal wahrgenommen hatte.
Jedenfalls lag die Keule auf einmal etliche Längen entfernt am Ufer, wo
Barus sie aufhob und in der anderen Hand unvermittelt den Kadaver eines
kleinen Nagers hielt. »Seht Ihr, guter Herr? Ich werfe die Keule wie der
Blitz.«
Nedeam und der andere Mann waren gleichermaßen verblüfft. Der
Nagerjäger wischte die Keule im Gras sauber und brachte sie dann zusammen
mit dem erlegten Nager zu seinem Haus. Dort zückte er einen Dolch und
begann das kleine Pelztier unverzüglich