IHP Last Hope: Epicinium. Andreas Bernrieder. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andreas Bernrieder
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753132228
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sagen sollte, ihr Plan stand und fiel mit dem Zusammenhalt der gesamten Gruppe und sie hatte schon zu oft erlebt, wie andere ihr das Vertrauen entzogen, als sie ihren Namen hörten. Also sagte sie „Naomi, einfach Naomi.“

      Sie bemerkte, dass er etwas fragen wollte, aber in diesem Moment erreichte Kirginja die Null und die Gruppe der Demonstranten, die rote Trikots trugen kam auf sie zu. Naomi streckte ihre Arme nach links und rechts und hackte sich bei Kurt und dem Mädchen zu ihrer Linken unter genau wie der Rest der Verteidiger. So bildeten sie eine menschliche Mauer, die den Demonstranten gegenüberstand. Die ersten erreichten ihre Linie und drückten und schoben gegen sie an, aber mit vereinter Kraft konnten sie dagegenhalten und die Rot-Trikots sogar einige Schritte weit zurücktreiben. Nach einigen Minuten des Hin und Herdrückens versuchten die Angreifer die Linie zu durchbrechen, indem sie an einzelnen Verteidigern zogen und zerrten, aber wieder konnten diese Versuche gemeinsam abgewehrt werden. Naomi sah befriedigt, dass ihre Taktik aufging, aber sie wusste, dass die Kette nur solange halten würde wie ihr schwächstes Glied. Die Frage wer war das?

      Die Demonstranten hatten jetzt eine große Gruppe gebildet und sich von den Verteidigern weit genug entfernt, dass sie ihre gedämpften Stimmen nicht mehr hören konnten. Soweit Naomi jedoch erkennen konnte standen Goron, Misa und ein Mädchen aus Naomis Kurs, dessen Namen sie nicht kannte, in der Mitte. Goron schien einen Plan zu haben, den auf seine Züge legte sich Siegesgewissheit als er aus dem Kreis der anderen heraustrat. Ihm folgten auf dem Fuße Misa, das Mädchen und Marco, der der sich Misa bei der Strategie-Vorlesung angeschlossen hatte. Das waren wohl die stämmigsten 4 der Angreifer Truppe, angeführt von Goron, der jetzt einige Meter vor den Verteidigern auf und ab ging, wie Kirginja dies vorher vor allen Studenten getan hatte. Sein kräftiger Bariton hallte durch die ganze Halle.

      „Da habt ihr ja einen hübschen kleinen Plan ausgeheckt, um uns aufzuhalten was?“ Er lachte, ganz als ob er sich freuen würde, dass sie Widerstand leisteten. „Ihr haltet zusammen, so wie es sein sollte. Aber ich will euch ein Geheimnis erzählen. Vor allem euch aus dem B-Kurs. Ihr habt einen Verräter unter euch. Einen der uns jetzt gleich freiwillig durchlässt, denn ein Verräter bleibt ein Verräter, ob hier oder draußen in der echten Welt.“ Naomi bemerkte, wie einige der Verteidiger, diejenigen aus dem A-Kurs, leise „Orinama“ und „das Orinama Mädchen“ flüsterten.

      Goron griff das auf. „Ja, ihr habt richtig gehört. Orinama. Kaum ein Name verheißt so viel Unheil. Und sie befindet sich genau zwischen euch. Seht nur hin.“ Er deutete erst auf das Mädchen zu Naomis linker, dann auf Kurt zu ihrer rechten. „Helen, Kurt. Schaut nur wer da zwischen euch steht. Ich sage es euch. Das ist Naomi Orinama, die Tochter von Sarah Orinama.“

      Ein Raunen lief durch die Studenten des B-Kurses, ob sie nun Verteidiger oder Angreifer waren. Naomi merkte, wie der Griff von Kurt und Helen sich lockerte. „Hört nicht auf ihn, ich bin nicht wie meine Mutter!“, doch dann übernahm Goron wieder das Wort und übertönte Naomi mühelos.

      „Ja. Die Tochter von Sarah Orinama und erst heute Morgen konnten wir sehen, wo ihre Prioritäten liegen. Sie liegen nicht bei uns, das kann ich versichern. Also denkt immer daran was sie ist. Eine Orinama, eine Verräterin, eine Kolonialistin.“

      Und mit einem Schrei stürmten Marco und das Mädchen, das neben Misa gestanden hatte, los und kamen direkt auf Naomi zu. Während Gorons Ansprache hatte niemand auf die beiden geachtet. Naomi versuchte wieder fester zuzugreifen, aber Kurt und Helen entzogen ihr die Arme, um sich mit den Schultern zu den anstürmenden zu drehen.

      Aber Marco und das Mädchen waren nur eine Finte, denn kurz nach Ihnen waren Goron und Misa ebenfalls losgestürmt und während die ersten beiden noch rechtzeitig vor dem Aufprall abbremsen, offensichtlich eine Finte, kamen Goron und Misa unaufhaltsam näher und näher. Jetzt wusste Naomi wer das schwächste Glied war.

      Sie war es.

      Als ihr das klar wurde rammten Goron und Misa sie mit den Schultern, sodass sie rücklinks zu Boden fiel begraben unter den Körpern der beiden. Der Aufprall drängte ihr alle Luft aus den Lungen, während der Aufschlag auf dem Boden eine Schockwelle aus Schmerz durch ihren ganzen Körper sandte. Verzweifelt schnappte sie nach Luft, aber ihre Lungen wollten sich nicht füllen. Misa und Goron richteten sich auf und lächelten sich an.

      „Du hattest wie immer recht, meine Liebe“, sagte Goron und drückte Misa einen schnellen Kuss auf die Lippen. „Die hier ist nun mal die Schwachstelle und wird es immer sein.“, lachte Misa und stand auf. Goron beugte sich noch einmal hinab und flüsterte ihr höhnisch ins Ohr. „Wir werden noch viel Spaß mit dir haben.“ Dann richtete auch er sich auf, wobei er sich nicht zu schade sie als Stütze zu verwenden.

      Sekunden, die Naomi wie Stunden vorkamen vergingen, während sie verzweifelt nach Luft schnappte und versucht den Schmerz in ihrem Rücken zu ignorieren. Endlich füllte wieder Luft Naomis Lungen und sie schnappte gierig danach. Goron und Misa gingen durch die durchbrochene Verteidigungslinie zurück zu den Angreifern und ließen sich feiern. Naomi sah, dass viele der Verteidiger sie musterten. Wieder waren es Blicke voller Wut, voller Misstrauen und voller Angst. Auch Kurt blickte auf sie hinab, seinen linken Arm von sich gestreckt, als hätte ihn etwas Giftiges berührt. Mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, sagte Naomi gepresst „Kurt. Ich bin nicht so.“

      Und sie streckte ihm die Hand entgegen. Er runzelte die Stirn, bevor er sich demonstrativ abwandte und sie auf dem Boden liegen ließ.

      Mühsam stemmte Naomi sich erst auf die Knie und rappelte sich schließlich komplett auf.

      Keiner der Verteidiger blickte mehr zu ihr, nur Misa von der Seite der Angreifer. Und wieder meinte Naomi einen Anflug von Mitleid zu erkennen, das aber in Sekundenbruchteilen verschwand, sodass Naomi es eher für Ekel hielt. „Aufstellen, wenn ich bitten darf.“, klang die rauchige Stimme von F-Lieutanant Sargei durch die Halle. Die Studenten trampelten herum, bis sie wieder gleichförmige Reihen vor dem F-Lieutanant bildeten. „Was hier angewendet wurde nennen wir die menschliche Blockade. Üblicherweise tragen die Sicherheitsbeamten dabei einen Ganzkörperschild, der mit den anderen in der Reihe verhakt wird. In Ermangelung eines Schildes haben unsere Sicherheitsbeamten auf Probe ihren Körper benutzt und sich an den Armen untergehackt. Ich erwarte bis zu unserer nächsten Stunde einen detaillierten Bericht von jedem über die Vor- und natürlich auch die Nachteile dieser Taktik. Aber fürs erste würde ich gerne hören, woran diese Verteidigung gerade gebrochen ist.“ „An der verräterischen Kolonialistin“, kam es aus einer der hinteren Reihen leise. Alle lachten, alle bis auf Naomi und Sargei, die wohl bessere Ohren besaß als angenommen, denn sie deutete auf das Mädchen, das mit Marco losgelaufen war und forderte mit aalglatter Stimme „Vortreten und Wiederholen, Rekrut.“.

      Das Mädchen trat nach ganz vorne, nahm vor Sargei Aufstellung und sagte etwas kleinlaut „Lisa Losis, Sir. Ich habe Naomi Orinama gemeint, Sir.“ „Nein, das haben Sie nicht und das wissen wir beide, nicht wahr?“, fragte Sargei zuckersüß. „Sir, ja, Sir.“ „Dann ist ja gut, ich denke ein weiterer 20 Kilometerlauf sollte Ihnen Zeit geben nachzudenken, meinen Sie nicht?“ „Sir, ja Sir. Danke, Sir.“, sagte Lisa und lief auf ein Zeichen des F-Lieutanants los.

      Diese trat jetzt vor Kurt und Helen und musterte die beiden eingehend. „Ich werde Ihnen sagen, wo heute das Problem war. Es lag genau hier.“, sie beugte sich etwas vor, „Das Problem heute lag daran, dass der Angreifer erkannt hat, wie er den Zusammenhalt zwischen den Verteidigern brechen kann. Eine gewagte Taktik, die jedoch trotzdem Früchte getragen hat. Ich kann und werde Ihnen keine Vorschriften machen, wie Sie sich außer Dienst verhalten sollen. Aber während sie in Dienst sind, und das schließt meine Unterrichtseinheiten ein, erwarte ich von Ihnen jederzeit tadelloses Verhalten. Ich erwarte, dass Sie Ihren Kameraden zur Seite stehen und wie eine Einheit agieren.“ Sargei beugte sich noch etwas weiter vor und flüsterte in einem Ton, der Naomi die Haare zu Berge stehen ließ: „Wenden Sie sich nie wieder von einem Kameraden ab, oder ich sorge höchstpersönlich dafür, dass sie in den Sozialvierteln als Wachmann landen.“ Kurt und Helen erbleichten und nickten eindringlich. F-Lieutanant Sargei trat wieder vor den gesamten Kurs.

      „Trikot-Wechsel. Jetzt sind alle Zweier die Sicherheitsbeamten. Aufstellen, ich zähle von 30. 30, 29, 28.“

      Naomi tauschte