„Das ist doch alles Quatsch, Gabi. In meinem Herzen ist sehr wohl Platz für dich, und nur für dich. Und was war, ist für mich schon lange vorbei, ich bereue es bitterlich. Bitte, Gabi, bitte, halte du nicht immer daran fest. Lass diese blöde Geschichte endlich ruhen.“
Sie sah ihm gerade in die Augen. Schrecklich ruhig. Kaum merklich schüttelte sie den Kopf. „Nein, Hannes, das lasse ich nicht ruhen. Du hast mich zerstört. Und du wirst es büßen bis ans Ende deiner Tage.“
Das war zu viel. Ohne wirklich zu merken, was geschah, drehte er auf dem Absatz um, verließ das Zimmer, steckte automatisch den Schlüssel ein, zog die Daunenjacke über und stürzte aus der Wohnung. Ging, rannte die Wege, die er sonst mit Lukas im Buggy ging, in seinem Kopf und in seinem Herzen nichts als Chaos. Und aus dem Chaos stieg der Gedanke auf, den er so lange niedergehalten hatte, der Gedanke: Wäre ich doch damals nicht eingeschlafen. Hätte ich Jeannie überredet, zu bleiben, hätte ich mich von Gabi getrennt, solange es noch möglich war, wenn sie es mir doch nicht vergeben will, wenn sie doch nicht bereit ist, sich auf mich einzulassen.
Wäre er damals doch nicht umgefallen! Hätte er zu dem gestanden, was sein Herz sagte. Hätte er alles verkauft und wäre nach Poona gefahren, Jeannie wäre ja wohl zu finden gewesen in diesem indischen Kaff, bei diesem Guru, wäre er seinem Herzen gefolgt und nicht der elenden Scheißmoral, die ihn jetzt in diese Lage gebracht hatte, seine moralische Frau, die sich moralisch so im Recht fühlte, dabei war sie es, die sich unmoralisch verhielt, ach verdammte Scheiße, elendige!
Und dann? Wenn er in Poona gewesen wäre? Wenn er sie getroffen hätte? Womöglich in den Armen irgendeines orange gekleideten Swamis, der freien Liebe hingegeben, die ihr komischer Guru propagierte? Hätte nicht all das Elend, das sie miteinander erlebt, das sie einander bereitet hatten, wieder von vorn begonnen? Hätten sie denn jemals die Chance gehabt, miteinander glücklich zu werden? Nein, das mit Jeannie war ja doch auch immer nur schrecklich gewesen, von einzelnen sonnigen Augenblicken abgesehen, es war doch eine Katastrophe nach der anderen. Und während er die vertrauten Wege ging, während es Mitternacht wurde und später, während er schneller lief, um sich zu wärmen in der kalten Märznacht, erlebte er sie noch einmal, die Katastrophe mit Jeannie, im Gedächtnis, und wusste, das wäre keine Lösung gewesen. Aber was wäre denn eine Lösung? War er verdammt, bis ans Ende seiner Tage an dieser unglücklichen Begegnung zu leiden, damals, vor mehr als zehn Jahren, die ihm für einen Moment den Himmel auf Erden beschert hatte, bevor es kippte und zur Tragödie wurde?
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