ihrigen vergleichen! Die Heiligen und Freunde Christi dienten dem Herrn in Hunger
und Durst, in Kälte und Blöße, in Mühe und Erschöpfung, in Wachen und Fasten, in
Gebet und heiliger Betrachtung, in vielerlei Verfolgung und Schmach. Wie viele und
schwere Trübsale haben sie erduldet: die Apostel, die Märtyrer, die Bekenner und
Jungfrauen und die übrigen alle, die entschlossen waren, Christi Fußstapfen zu
folgen. Sie haben "ihre Seele in dieser Welt gehasst, um sie für das ewige Leben zu
besitzen" (vgl. Joh 12, 25). Wie streng und entsagungsvoll war das Leben, das die
heiligen Väter in der Wüste führten! Wie anhaltend und schwer waren die
Versuchungen, die sie zu ertragen hatten, wie häufig die Quälereien, mit denen der
Feind ihnen zusetzte! Wie viele glühende Gebete opferten sie dem Herrn auf, wie
streng waren die Fasten, die sie hielten, wie groß der Eifer und das feurige Verlangen,
im geistlichen Leben Fortschritte zu machen! Wie tapfer kämpften sie, um die Laster
zu unterdrücken, und wie lauter und gerade zielte ihre Meinung auf Gott! Am Tage
arbeiteten sie, und nachts lagen sie lange dem Gebete ob, obwohl sie nicht aufhörten,
auch bei der Arbeit ununterbrochen das innerliche Gebet zu pflegen. Alles, was sie an
Zeit erübrigten, wandten sie nützlich an. Jede Stunde schien ihnen zu kurz für den
Umgang mit Gott, und über der großen Süßigkeit der Beschauung vergaßen sie sogar,
dem Leibe die notwendige Erholung zu gewähren.
2. Allen Reichtümern, Würden, Ehren, Freunden und Verwandten entsagend,
begehrten sie von der Welt nichts zu besitzen; kaum nahmen sie das
Lebensnotwendige zu sich. Dem Leibe zu dienen empfanden sie selbst im Notfalle
als schmerzlich. Sie waren also arm an irdischen Dingen, aber überaus reich an
Gnade und Tugenden. Äußerlich darbten sie, innerlich kosteten sie die von Gott
kommende Erquickung der tröstenden Gnade. Der Welt waren sie fremd, Gott aber
standen sie nahe wie vertraute Freunde. Sich selbst kamen sie wie nichts vor, und der
Welt erschienen sie verächtlich, in den Augen Gottes aber waren sie wertvolle, liebe
Menschen. Gegründet in wahrer Demut, lebten sie in schlichtem Gehorsam. Ihr
Wandel trug das Gepräge der Liebe und Geduld; darum erstarkten sie täglich im
Geiste und empfingen große Gnaden von Gott. Allen Ordensleuten als Beispiel
gegeben, sollen sie uns mehr zum Fortschritt im Guten anspornen als jene, die zu den
Lauen zählen, uns verleiten, im Eifer zu erlahmen.
3. Wie stark war die Glut aller Ordensleute in den ersten Zeiten, als ihre heiligen
Gründungen ins Leben traten! Welche Hingabe im Gebete, welcher Wetteifer im
Ringen um die Tugend! Wie hoch stand die Zucht! Wie blühten bei allen die
Ehrfurcht und der Gehorsam gegen die Regel des Meisters! Zeugen dessen, daß sie
wirklich heilige, vollkommene Menschen waren, die in wackerem Streit die Welt
unter ihre Füße brachten, sind die noch vorhandenen Spuren. Heute aber gilt schon
als groß, wer die Gebote nicht übertritt und sein Los geduldig zu ertragen versteht. O
der Lauheit und Nachlässigkeit in unserem Stande, dass unsere erste Glut so schnell
erkaltet und wir vor Trägheit und Saumseligkeit des Lebens müde werden! Möchte
doch in dir das Verlangen nach Fortschritt in der Tugend niemals einschlafen,
nachdem du wiederholt so viele Beispiele gottinniger Menschen gesehen hast.
Was gute Ordensleute tun
1. Sie verbinden innere Tugend mit ernstem Wollen.
2. Sie sind weiten und wachen Geistes, zieltreu und gesammelt.
3. In der Aszese klug, schonen sie sich nicht und stellen die gemeinsamen Übungen
über die privaten.
4. Mit den Übungen je nach den liturgischen Zeiten wechseln.
1. Das Leben eines guten Ordensmannes muß alle Tugenden aufweisen, damit er
innerlich das sei, was er im Äußeren vor den Menschen zu sein scheint. Ja, eigentlich
sollte in seinem Inneren mehr sein, als nach außen sichtbar wird; denn Gott sieht ins
Herz: Gott, dem wir die höchste Ehrfurcht schulden, mögen wir sein, wo wir wollen,
Gott, vor dessen Augen wir wie Engel wandeln sollen. Jeden Tag müssen wir unseren
Vorsatz erneuern und unseren Eifer entfachen, als hätten wir uns heute erst bekehrt,
und beten: "Herr, Gott, hilf mir in meinem guten Vorhaben und in deinem heiligen
Dienste. Gib, dass ich heute vollkommen beginne; denn alles, was ich bisher getan
habe, ist nichts."!! Wie unser Vorsatz, so unser Fortschritt. Wer gut vorankommen
will, bedarf größten Eifers. Wenn schon der starke Wille oft versagt, was wird
geschehen, wenn sich einer nur selten und mit halbem Willen etwas vornimmt! Auf
mannigfache Weise werden wir unserem Vorsatz untreu, und schon eine leichte
Lässigkeit in den Übungen geht kaum ohne schädliche Wirkung vorüber. Was sich
die Gerechten vornehmen, gründet mehr in der Gnade Gottes als in eigener Weisheit.
Auf Gott vertrauen sie auch stets, mögen sie unternehmen, was sie wollen. Denn "der
Mensch denkt, Gott aber lenkt" (Spr 16,9), und des Menschen Weg liegt nicht in
seiner Hand.
2. Wenn man zuweilen in frommer Absicht oder um dem Bruder zu helfen, eine
gewohnte Übung unterlässt, so kann man sie leicht nachholen. Unterlässt man sie aber aus Überdruss oder Saumseligkeit, so ist das sehr gefehlt; die nachteiligen Wirkungen wird man zu spüren bekommen. Versuchen wir, was wir können; wir werden noch leicht in vielen Dingen fehlen. Doch immer sollten wir uns etwas Bestimmtes vornehmen, besonders gegen jene Schwächen, die uns am meisten behindern. Unser Inneres wie auch Äußeres werden wir in gleicher Weise prüfen und ordnen, denn beides fördert den Fortschritt. Kannst du dich nicht dauernd sammeln, so versuche es wenigstens bisweilen oder einmal im Tage, etwa morgens oder abends. Morgens setze dir ein Ziel, abends überdenke deinen Wandel: Wie waren deine Worte, deine Werke, deine Gedanken? Vielleicht hast du darin öfter Gott und den Nächsten beleidigt.
3. Umgürte dich wie ein Mann gegen die Hinterlist des Teufels. Zügle die
Gaumenlust, und du wirst jede fleischliche Regung umso leichter überwinden. Sei
nie ganz müßig, sondern lies oder schreib, bete, betrachte oder arbeite etwas zum
Nutzen der Gemeinschaft. Körperliche Aszese ist nur mit Vorsicht anzuwenden; sie
eignet sich nicht in gleichem Maße für alle. Was