Das Versprechen. Michaela Santowski. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michaela Santowski
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783753183282
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dein Ernst?“, keuchte Anna, als sie wieder Luft bekam. Mel nickte, innerlich kochend bei dem Gedanken an seine Worte. Ob vor Wut oder vor Erregung wollte sie immer noch nicht wissen.

      „Das passt zu ihm“, lachte Anna. „Oh man. Das kann ich mir absolut vorstellen. Damit hat er anscheinend schon mehr erreicht als Alexander, der immerhin das Bett mit dir geteilt hat.“

      „Ich finde das überhaupt nicht witzig“, empörte sich Mel, die Anspielung auf Alexander ignorierend. Schließlich hatte sie ähnliche Gedanken selbst schon gehabt.

      „Doch das ist es“, grinste Anna. „Ich wette, er hat das so gut dargestellt, dass seine Worte dich nicht kalt gelassen haben.“

      Mel fühlte sich ertappt und trank schnell einen Schluck Wein.

      „Ich wusste es!“, schrie Anna triumphierend.

      „Das ist hier aber nicht das Thema. Das Thema ist“, lenkte Mel ab, „dass er in unserer Gruppe ist. Er hat vor, sich in unsere Clique zu drängeln und ständig dabei zu sein.“

      „Ich wusste nicht, dass wir ein `Wegen-Überfüllung-Geschlossen Schild` aufgehängt hätten.“

      „Jetzt nimm mich doch mal ernst!“ Mel sprang auf und funkelte Anna böse an.

      „Wie könnte ich? Du benimmst dich total lächerlich.“

      „Ich will ihn nicht jedes Wochenende sehen müssen“, maulte Mel.

      „Lass ihn doch einfach links liegen. Er wird schon das Interesse verlieren. So jemand wie er hat es doch gar nicht nötig, einer Frau länger hinterher zu rennen.“

      Mel ließ sich wieder aufs Sofa plumpsen. „Da hast du wohl recht“, gab sie schließlich zu. „Aber er hat irgendwas an sich, das mich einfach wahnsinnig macht.“

      „Nicht zu übersehen. Ich habe noch nie erlebt, dass du dich so überfahren lässt.“

      Mel horchte auf. „Was meinst du?“

      „Du hast nur reagiert.“

      Fragend sah Mel Anna an. Diese seufzte. „Ihr seid euch nicht auf Augenhöhe begegnet. Er hat dich total dominiert.“

      „Na hör mal“, empörte sich Mel.

      „Sorry, Schätzchen, aber da gibt es nichts zu hören. Das war nicht nur ein Sieg nach Punkten für ihn, das war ein kompletter Knock Out.“

      Mel war einen kurzen Moment beleidigt. Doch leider musste sie Anna Recht geben. So überfahren hatte sie ein Mann tatsächlich noch nie. Noch ein Grund mehr ihn zu meiden.

      „Und was soll ich deiner fachlichen Meinung nach jetzt tun?“

      „Tief durchatmen und ihm keine Gelegenheit mehr geben, dich zu überfahren. Lass ihn links liegen. Es sei denn, du hast doch Interesse an ihm?“, fügte sie fragend hinzu.

      „Auf gar keinen Fall.“ Mel schüttelte vehement den Kopf.

      „Kam die Ablehnung nicht ein wenig zu schnell?“, grinste Anna.

      „Du kannst mich mal“, lachte Mel. „Ich hasse es, dass meine beste Freundin Psychologie studiert.“

      „Darauf trinken wir!“ Anna füllte die Gläser erneute. Als Mel zurück in ihrer Wohnung war, war es schon nach Mitternacht. Aber sie fühlte sich entspannt und auf die nächste Begegnung mit Mr. Arrogant vorbereitet. Der konnte sich auf was gefasst machen!

      10

      Freitagabend klingelte Anna bei Mel.

      „Fertig?“, fragte sie, als Mel öffnete.

      „Fast.“ Mel griff sich noch ihre Handtasche und folgte dann ihrer Freundin. Sie wollten sich mit den anderen erst einen Film im Astor Kino ansehen und dann ein Mitternachtspicknick im Georgenpark veranstalten.

      Als sich Mel auf den Beifahrersitz fallen ließ und die Tür schloss, sagte Anna: „Ich nehme an, dass du bemerkt hast, dass sich Oliver nicht gemeldet hat.“

      Mel nickte. Die ganze Zeit, in der sich die Clique hin und her geschrieben hatte, was man am Freitag machen könnte, hatte sich Oliver nicht geäußert. Mel wusste nicht, ob ihr das gefiel oder nicht. Einerseits war sie froh, ihn nicht wiedersehen zu müssen. Andererseits hatte sie das Gefühl, sie wäre ihm noch was schuldig, weil sie eindeutig als Verliererin aus ihrem ersten Treffen herausgegangen war.

      „Ich habe dir doch gesagt, dass jemand wie er locker eine andere findet. Viel Lärm um Nichts nennt man das“, grinste Anna und fädelte sich in den Verkehr ein.

      Die anderen warteten schon vor dem Astor. Mel bemerkte schnell, dass Oliver nicht dabei war. Kurz war sie enttäuscht, doch dann überlegte sie, dass das genau das war, was sie gewollt hatte. Und wenn sie ihn nicht wiedersehen musste, würde sie gerne als Verliererin aus ihrer kleinen Fehde herausgehen. Das war den Preis allemal wert.

      „Ihr spinnt doch!“, stellte Janine fest, als sie drei Stunden später das Kino verließen. Draußen wurde es bereits dunkel, da es schon nach zweiundzwanzig Uhr war.

      Torsten schüttelte den Kopf und widersprach seiner Schwester. „Der Cyborg hatte absolut Recht. Diese blöde Kuh hätte den Hebel nicht umlegen sollen.“

      „Und damit alle sterben lassen“, empörte sich Janine erneut. Sie diskutierte noch mit ihrem Bruder, als sie bereits ihre Autos in der Nähe des Parks abstellten.

      Als sie den Georgengarten betraten, breiteten Mel und Anna an ihrem üblichen Platz die Decken aus, während alle ihre mitgebrachten Sachen darauflegten. Dann setzten sie sich im Kreis um die Decken, und Anna schenkte Janine und Mel Wein ein und sich selber eine Cola, während die Männer die Bierflaschen öffneten. PJ griff nach einem Käsebaguette und sagte: „Der Film war klasse. Ende der Diskussion. Ihr nervt!“

      „Besser hätte ich es auch nicht sagen können“, stimmte Mark ihm zu.

      „Das ist mal wieder typisch“, fing Janine an und wurde aber je von PJ unterbrochen. „Ruhe! Ende der Diskussion!“

      Janine warf Mel und Anna einen verzweifelten Blick zu.

      „Sorry“, sagte Mel. „Ich fand den Film auch gut. Keine Hilfe von mir.“

      „Pf“, machte Janine und trank einen Schluck Wein. Mel kreuzte die Beine und entspannte sich. Sie liebte diese Abende und hoffte, dass sie auch noch hier sitzen würden, wenn sie grau und alt waren. Dann vielleicht nicht mehr im Schneidersitz. Vielleicht eher in Campingstühlen. Oder auf den Stangen ihrer Rollatoren. Sie grinste bei der Vorstellung.

      „Ihr seid schwer zu finden im Dunkeln“, vernahm Mel eine ihr nur allzu bekannte dunkle Stimme. Sofort verkrampfte sie sich. Vorbei mit der Entspannung. Kurz darauf spürte sie, wie sich Oliver viel zu dicht neben sie setzte. „Na Schönheit, hast du mich vermisst?“

      „Du kannst mich mal!“

      Er lachte leise auf. „Du möchtest also übergangslos dort weitermachen wo wir aufgehört hatten? Lass mich wenigstens erst ein Bier trinken. Dann erzähle ich dir gerne, wie es sich anfühlt, wenn du einen richtigen Mann auf dir hast.“

      „Ich muss mich gleich übergeben“, stöhnte Mel.

      „Du darfst auch gerne oben liegen, wenn dir unten schlecht wird. Ich habe kein Problem mit dominanten Frauen.“

      Mel merkte, wie ihr wieder die Fälle wegschwammen. Dieser Typ hatte auf alles eine Antwort.

      „Wann genau wirst du begreifen, dass ich dich nicht leiden kann?“, fragte sie mit zuckersüßer Stimme. „Ich würde lieber ins Kloster gehen als dich zu küssen.“

      Oliver brachte sein Gesicht ganz nah an ihres. Mel zwang sich, nicht zurückzuweichen.

      „Dazu zwei Dinge“, flüsterte er. Mel bekam eine Gänsehaut. „Erstens habe ich nicht vom Küssen geredet.“ Mel blickte kurz auf seine sinnlichen Lippen, die die ihren fast