Der Männerclub. Eike Horn. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Eike Horn
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738069907
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das etwas anders aus. So als ob ihr übereinander herfallt und euch hemmungslos abknutscht“, piesackte mich Charly.

      „Erzähl bitte keinen Blödsinn“, versuchte ich von meinen Gefühlen abzulenken.

      „Du wirst es ja besser wissen. Danke für deinen Einsatz, aber sie hat doch Recht. Ein wenig Fitness kann mir wirklich nicht schaden.“ Demonstrativ kniff er sich in die Seite.

      „Dann lass uns jeden Morgen die Treppe hoch joggen“, schlug ich vor und dachte dabei an Frau Meyer.

      Obwohl Charly von der Idee begeistert war, meinte er den restlichen Arbeitstag immer wieder, dass er es sich noch überlege. Das war mir allerdings ziemlich egal, denn am nächste Tag begannen wir damit nicht mehr den Fahrstuhl zu nehmen, wenn wir nach oben zur Arbeit mussten.

      Mit der Umstellung des Systems kamen wir schnell voran. Entweder waren wir besser, als es uns bewusst war oder die MultiWebNet Company benutzte sehr einfache Programme.

      „Die Leute müssen ja hypnotisiert worden sein, wenn sie so einen Schrott benutzen“, war Charlys Kommentar dazu. Ich enthielt mich einfach halber seiner Meinung.

      Durch die Verzögerung von heute Morgen, machten wir etwas später Feierabend. Frau Meyer kam nicht ein einziges Mal aus dem Büro, um uns zusammen zu falten und ich hegte die Hoffnung, dass sie mit unserer Arbeit zufrieden war.

      Auf den Parkplatz verabschiedete ich mich von Charly und machte mich auf den Heimweg.

      Der April hatte nun mit aller Macht zugeschlagen und zeigte seine wechselhafte Stimmung. Es hatte wieder zu regnen begonnen.

      Zu Hause schmiss ich meine Jacke einfach auf die Flurkommode und ließ mich dann auf mein schwarz-graues Sofa fallen. Klamm heimlich und ohne es zu bemerken hatten sich Kopfschmerzen herangeschlichen, die mich quälten wie die damaligen Inquisitoren. Leider half da auch keine Massage der Schläfen und so griff ich zu einer Schmerztablette. Recht schnell waren meine Kopfschmerzen verschwunden. Ich hatte mich für zwei Minuten hin gesetzt, da meldete sich der große Hunger. Frustriert ging ich in die Küche und warf einen Blick in den Kühlschrank. Vom Wochenende war nichts über geblieben. Sollte ich was bestellen oder doch noch etwas einkaufen? Ich entschied mich für das Erstere, also wählte ich die Nummer des örtlichen All-in-One-Lieferdienst. Am anderen Ende klingelte es dreimal, bis eine schwer zu verstehende, männliche Stimme ran ging.

      „Scheumasia Lifferserwisch (Eurasia Lieferservice). Was kann ich für sie tun“

      „Ja guten Abend. Hussmann mein Name und ich hätte gerne die 98.“ Gut das ich mir die Flyer vom Eurasia Lieferservice aufhob.

      „Ah ja die Pekingente. Wohin geht das?“

      „In den Fasanenweg 18. Bei Hussmann.“

      „Ah ja. Fasanenweg 18 zu Stussmann.“

      „Ah nein. Mein Name ist Hussmann.“

      „Ah ja. Habe verstanden. Dauerte so halbe Stunde.“ Ich wollte mich noch bedanken, leider legte der nette, scheinbar nicht ganz helle Mitarbeiter auf.

      Während ich überlegte, ob der gute Mann mich wirklich verstanden hatte, klingelte mein Telefon. Es war meine Mutter. Sie rief mich immer mittwochs an. Das hatten wir vereinbart, nachdem meine Eltern nach Ibiza ausgewandert waren. Dort hatten sie eine sehr gut laufende Boutique eröffneten. Vorher besaßen sie ein Modegeschäft auf der Düsseldorfer Königsallee. Dreißig Jahre führten sie dieses erfolgreich, dann hatten sie von den Launen der Menschen genug und verkauften alles, um mit dem Geld auf Ibiza neu durchzustarten. Scheinbar waren die Leute auf Ibiza besser gelaunt, denn ich hörte meine Mutter nie klagen und auch mein Vater war stets gut gelaunt.

      „Hallo Mama“, begrüßte ich sie knapp.

      „Hallo mein Lieblingssohn. Wie geht es dir?“ Sie sagte immer mein Lieblingssohn, dabei war ich ihr einziger Sohn. Ich hatte noch zwei Schwestern, die sich entschieden hatten nach Berlin zu ziehen. Sie meinten, es wäre da einfach hipper, als in Düsseldorf. Ich kann das jetzt nicht so bestätigen, denn jedes Mal wenn ich zu Besuch war, waren irgendwelche Sicherheitsmaßnahmen wegen hochrangigen Politikern zu Gange. Mal abgesehen von der miefigen Luft, die dort herrschte. Jedoch waren meine Schwestern glücklich mit Berlinern verheiratet und das wird wohl der wahre Grund sein, warum sie nun in der Hauptstadt wohnten.

      „Mir geht es gut“, sagte ich, nur um dann mit der Tür ins Haus zu fallen. „Allerdings läuft es auf Arbeit derzeit nicht so. Wir haben einen neuen Chef bekommen und seine Assistentin ist zum Abgewöhnen“, erklärte ich ihr weiter.

      „Oh das höre ich aber nicht gerne. Wieso habt ihr denn einen neuen Chef?“

      „Axel hat die Firma verkauft, weil es, wie er sagte, zu viel für ihn geworden war.“ Zwar schrieb Axel es mir nur, aber das musste meine Mutter nicht wissen.

      Sie seufzte kurz bevor sie weiter sprach. „Das tut mir leid Dennis. Lass dich einfach nicht unter kriegen, okay? Wie geht es denn meiner Enkelin?“

      „Zoé geht es sehr gut. In der Schule kommt sie weiterhin sehr gut mit. Einzig die Abschiede scheinen ihr immer schwerer zu fallen“, erzählte ich.

      „Also an der Front gibt es auch nichts Neues.“ Meine Mutter betrachtete die Sache mit Zoé und Elisabeth auch nach so langer Zeit immer noch als eine Art Krieg. Gut das sie keinen Waffenschein hatte. Sie war nämlich sehr wütend, als Elisabeth sich von mir trennte.

      „Und hast du schon eine neue Freundin? Dein Vater macht sich Sorgen. Du würdest noch einrosten, sagt er und hängt mir damit ständig in den Ohren.“ Immer wieder die gleiche Leier, dachte ich mir, sagte es ihr aber nicht.

      „Nein habe ich nicht“, sagte ich gedehnt, weil mich die Fragerei nervte. „Warum sollte ich auch. So wie es jetzt ist, habe ich am wenigsten Probleme und kann mich ganz um meine Tochter kümmern.“

      „Das hast du vor Elisabeth auch gesagt und schau, wie lange es gedauert hat, bis ihr euch getrennt habt.“

      „Klar habe ich es gesagt.“ Auch wenn ich da andere Gründe genannt hatte. „Wie du aber gemerkt hast, ist die Ehe gescheitert.“

      „Nicht immer scheidet einen der Tod.“ Meine Mutter war immer so direkt. Mir wurde das Thema allerdings zu viel. „Wie läuft es denn bei euch?“, fragte ich, um vom Thema abzulenken.

      „Bei uns ist alles wunderbar. Die Boutique ist eine Goldgrube und dein Vater will nächstes Jahr ein Ferienhaus kaufe und es vermieten.“

      „Hat er sich immer noch nicht von dieser Idee verabschiedet? Ich dachte du wolltest es ihm ausreden.“

      „Wollte ich ja auch. Jetzt haben wir aber so viel Geld auf Seite legen können, da konnte ich nicht mehr nein sagen.“

      „Ihr werdet schon wissen, was ihr macht. Bis jetzt sind eure Pläne alle aufgegangen. Ich wünsche euch viel Glück dabei.“

      „Das solltest du uns auch wünschen. Immerhin kannst du dann mit deiner neuen Freundin und deiner Tochter günstig Urlaub machen.“ Es war zum Mäuse melken. Da versuche ich vom Thema abzulenken und sie schafft es doch, wieder darauf zurückzukommen. Immer das Gleiche.

      „Mama ich habe keine Freundin.“

      „Das weiß ich doch mein Junge, aber was nicht ist kann ja noch werden.“ Ich konnte förmlich spüren wie sie mir zu zwinkerte. Im Hintergrund konnte ich meinen Vater etwas rufen hören. „Dennis ich muss auflegen. Dein Vater braucht meine speziellen Fähigkeiten.“ Die Zwei waren für Alter einfach unersättlich.

      „Ich hab dich lieb Mama und sag Papa, dass ich ihn auch lieb habe“, verabschiedete ich mich.

      „Das werde ich machen mein Sohn. Ich habe dich auch lieb. Bis nächste Woche.“

      „Bis nächste Woche Mama.“ Dann legte sie auf.

      Die halbe Stunde, in der mein Essen geliefert werden sollte, entpuppte sich leider als eine ganze und ich fragte mich, was so schwer ist dem Kunden am Telefon zu sagen, wie lange es wirklich dauert. Immerhin bekam ich meine Essen