Nachdem ich die Tür hinter Leonie zugemacht hatte, setzten Zoé und ich uns auf die Couch.
„Kommt jetzt die Standpauke?“, wollte Zoé wissen, doch ich schüttelte den Kopf. Zoé atmete erleichtert aus.
„Aber ich würde schon gerne wissen, warum du so einen schlechten Test geschrieben hast.“
„Ich weiß nicht“, gab sie zu. „Ich habe immer geübt und so, aber als wir den Test geschrieben hatten, fiel mir einfach nichts mehr ein.“
„Klingt schon merkwürdig, finde ich“, grübelte ich.
Zoé kaute auf der Unterlippe und ich konnte sehen wie sie nachdachte.
„Mach dir darüber keine Sorge. Den nächsten Test schreibst du dann wieder super“, sagte ich zur Beruhigung, worauf sich Zoés Gesicht merklich aufhellte.
Für die Planung des Wochenendes nahmen wir uns reichlich Zeit. Bei mir stand der Zoobesuch an erster Stelle. Ich erzählte von Charlys Plan und Zoé war begeistert von der Idee. Sie mochte Charly und auch von Paul war sie ganz angetan. Ich vermied es, ihr von Pauls abermals neuer Freundin zu erzählen. Womöglich hätte sich mich gefragt, warum Paul so oft eine neue Freundin hätte. Zudem wusste ich, dass sie die Letzte gemocht hatte. Meine Sorge wegen Tina erwies sich allerdings als unbegründet, aber ich bin ja kein Hellseher.
Der Wunsch von Zoé war etwas ausgefallener. Sie wollte Go-Kart fahren und ich hatte keinen Plan, wo eine Go-Kart-Bahn war, doch das konnte ich später noch herausfinden.
Da wir die Wochenendplanung abgeschlossen hatten, machten wir es uns auf der Couch gemütlich und guckten uns einen Kinderfilm über eine Königin an, die magische Fähigkeiten besaß. Sie konnte damit sogar einen Schneemann zum Leben erwecken. Am Ende des Films war Zoé so müde und wäre beinahe beim Zähneputzen eingeschlafen. Ich legte sie in mein großes Bett und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Von alledem bemerkte Zoé allerdings nichts mehr. Sie schlief sofort tief und fest ein.
Für mich kam nun der unangenehme Teil des Abends. Ich wählte die Nummer von Elisabeth Festnetzanschluss. Am anderen Ende der Leitung teilte mir eine Computerstimme mit, dass es keinen Anschluss unter dieser Nummer gab. Ich überprüfte die Nummer weitere zweimal, doch es war immer dasselbe Ergebnis, also rief ich auf Elisabeths Handy an.
Es klingelte dreimal, bevor abgenommen wurde.
„Wer ist da?“ Eins war mir sofort klar. Elisabeth war nicht an ihrem Handy, sondern eine Männerstimme und diese war auch noch recht unfreundlich. „Hier ist Dennis, der Ex-Mann von Elisabeth“, sagte ich leicht verwirrt.
Am anderen Ende der Leitung schnaufte es nur verächtlich und dann war die Leitung tot. Obwohl ich es noch ein paar Mal probierte, Elisabeth zu erreichen, hatte ich keinen Erfolg. Das Handy war ausgeschaltet worden. Ich fühlte wie der Ärger über dieses Verhalten in mir aufstieg. Okay ein paar mal tief durchatmen. Das half sehr gut. Kurz entschlossen wählte ich die Nummer von Michael, der sofort ran ging und als ich ihn fragte, ob er Zeit hätte zu mir herauf zu kommen, sagte er sofort ja. Zwei Minuten später war er bei mir.
„Also was gibt es Dennis?“, fragte er, nachdem er sich gesetzt hatte.
„Ich wollte gerade meine Ex-Frau anrufen, weil Zoé meinte Elisabeth würde öfter etwas vergessen“, erklärte ich knapp.
„Was hat sie denn dazu gesagt?“
„Nichts. Ihre Festnetznummer scheint es nicht mehr zu geben und bei ihrem Handy ging nur eine unfreundliche Männerstimme ran. Das wäre ja nicht so schlimm, aber als ich mich vorstellte, legte er auf. Seitdem ist das Handy auch aus.“
„Hm das klingt nicht gut“, meinte Michael besorgt. „Kannst du es morgen noch mal probieren bei ihr anzurufen?“
Ich beantwortet die Frage mit leichtem Nicken.
„Sehr gut. Sollte sie dann immer noch nicht erreichbar sein, werde ich mich mit ihrem Anwalt auseinander setzen. Wir wollen ja nicht, dass Elisabeth etwas verpasst, wenn Zoé hier was Schönes erlebt und sie es ihrer Mama dann nicht am Telefon erzählen kann.“ Das war typisch Michael. Er zeigte Verfehlungen nie offensichtlich an, sondern ging immer den Weg, wie Kinder es sehen würden. Noch ein Grund warum Michael so ein guter Anwalt ist.
„Mach dir keine Gedanken darüber, Dennis“, wollte mich Michael beruhigen. „Vielleicht wollte sie nur nicht mit dir reden, weil sie etwas in ihren Augen Wichtigeres zu tun hatte.“
„Was kann denn so wichtig sein um diese Zeit?“, fragte ich unwissend. Als ich das freche Grinsen von Michael sah, fiel auch bei mir der Groschen.
„Daran habe ich gar nicht gedacht“, gab ich zu.
„Mir scheint, du bräuchtest eine neue Frau“, stellte Michael fest. War das eine Krankheit? Erst meine Mutter, dann meine Tochter und nun auch noch einer meiner Freunde. Alle fanden ich sollte mir eine Neue anlachen. „Leonie hatte erwähnt, dass ihr euch heute beim Essen darüber unterhalten habt“, erklärte Michael, als er meinen missbilligenden Blick bemerkte. „Vielleicht hat deine Tochter ja recht?“ Ich seufzte. Was konnte ich dagegen noch tun. Allem Anschein nach, wollten alle mich verkuppeln. „Das kann sein, doch ich möchte mich mit diesem Thema nicht beschäftigen“, gab ich stur zurück.
„Ach Dennis, irgendwann wirst auch du wieder in den Hafen der Liebe segeln.“ Michael blickte auf seine Uhr und stand auf. „Ich werde dich nun aber verlassen. Wird Zeit das ich ins Bett komme“, sprach er und verabschiedete sich von mir. Wieder kam ich nicht dazu, ihn zu fragen, warum er bei mir klingeln wollte.
Auch für mich war der Tag vorbei und ich machte es mir im Wohnzimmer auf der Couch gemütlich und schlief sehr schnell ein.
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